Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann …Lesezeit: 8 Min.

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„Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.“

Albert Schweitzer
Das schönste Denkmal, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Albert Schweitzer (1875-1965) war ein deutsch-französischer Arzt, Philosoph, evangelischer Theologe, Organist, Musikwissenschaftler und Pazifist. Schweitzer, der „Urwaldarzt“, gründete 1913 ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. Er veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften.

Erinnerung bewahren – mit einem Denkmal

Ein Denkmal bezeichnet im landläufigen Verständnis eine zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete, größere plastische Darstellung. Es soll die Erinnerung an Außergewöhnliches, Einmaliges, aber in jedem Fall Erinnerungswürdiges, bewahren.

Herkömmliche Denkmäler werden in aller Regel aus wetterbeständigen Materialien hergestellt. Materialien, die wechselnden Wetterverhältnissen nicht dauerhaft standhalten können, wie beispielsweise Holz, werden eher nicht verwendet. Niemand würde beispielsweise auf den Gedanken kommen, ein Denkmal aus unbehandeltem Fichtenholz herzustellen. Schließlich soll ein Denkmal Generationen überdauern.

Im Hinblick auf Personen werden Denkmäler im Allgemeinen nur für jene Menschen gestaltet, die im weitesten Sinne etwas Positives hervorgebracht oder bewirkt haben. Sie befinden sich üblicherweise an öffentlich zugänglichen Orten, an denen sie von vielen Menschen wahrgenommen werden können.

Besonders häufig mit einem Denkmal geehrt wurde beispielsweise Otto Fürst von Bismarck, der erste deutsche Reichskanzler. Auch der deutsche Dichter, Politiker und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe ist auf vielen Denkmälern „verewigt“. Menschen, die jedoch großen Schaden angerichtet und viel Leid verursacht haben, wie beispielsweise Adolf Hitler, wurde aus verständlichen Gründen kein einziges Denkmal gewidmet – oder, falls doch, bei erster Gelegenheit wieder entfernt.

In der Gesamtheit betrachtet wird nur für die allerwenigsten Menschen an einem öffentlich zugänglichen Ort ein Denkmal gesetzt. Und wenn es geschieht, dann geschieht es meist posthum. Die mit einem Denkmal geehrte Person hat davon eigentlich nichts mehr. Manche der Vorbeikommenden freuen sich beim Anblick eines Denkmals, manchen ist es gleichgültig und manche ärgern sich vielleicht sogar darüber. Die meisten Menschen machen sich jedenfalls beim Anblick eines Denkmals keine tiefergehenden Gedanken über die dargestellte Person. 

Ganz ähnlich verhält es sich mit Grabsteinen. Auch Grabsteine haben Denkmalcharakter. Gleichzeitig reduzieren sie einen Menschen auf die notwendigsten Daten: Name, Geburts- und Sterbedatum. Während ein Grabstein bei Hinterbliebenen erlebte Beziehung in Erinnerung ruft, bleibt die Geschichte des bzw. der Verstorbenen dem zufällig Vorbeikommenden meist verborgen. Und nach einigen Jahren wird der Grabstein entsorgt und nichts mehr erinnert an die verstorbene Person.

Was ist ein Denkmal im Herzen?

Wie viele Begegnungen mit Mitmenschen hat man während des Lebens schon erlebt? Bei wie vielen Menschen würde man sagen, dass sie sich unvergesslich gemacht haben? Menschen können sich sowohl positiv als auch negativ unvergesslich machen und sich, bildlich ausgedrückt, im Gedächtnis „einbrennen“. Immer wenn man an einen Menschen denkt, der sich in das Gedächtnis „eingebrannt“ hat – gleichgültig ob positiv oder negativ – wird eine Art innerer Film gestartet. Dieser Film ruft Ereignisse und Erlebnisse, erlebte Beziehung, wieder in Erinnerung.

Negative Erinnerungen möchte man am liebsten verdrängen. Bei manchen Menschen, die in ihrem Leben Schweres erlebt haben, geschieht dies auch. Als Reaktion auf ein traumatisches Ereignis, das nicht kontrolliert werden kann, ist eine Dissoziation („Abtrennung“ bzw. „Abspaltung“) möglich. Dabei handelt es sich um einen Abwehrmechanismus der Seele, um den Stress eines traumatischen Erlebnisses zu verkraften. Bei einem derartigen traumatischen Erlebnis kann es sich um ein einmaliges Geschehen, um ein fortwährendes Trauma (Krieg, Gefangenschaft, Folterung usw.) oder auch um sexuellen Missbrauch handeln. Bei einer Dissoziation kann eine betroffene Person – in der Regel vorübergehend – die Erinnerung an bestimmte Ereignisse, Zeiträume oder auch persönliche Informationen vollständig vergessen.

Als Denkmal in das Herz schaffen es nur Menschen, mit denen man positive Erlebnisse und Erinnerungen verbindet. Aufgrund der positiven emotionalen Beziehung bleiben sie nicht nur im Gedächtnis, sondern auch im Herzen. Damit ist natürlich nicht das Herz als menschliches Organ gemeint, sondern das sprichwörtliche Herz als Sitz der Seele. In der Symbolsprache steht dieses „Herz“ für Gefühle und Leidenschaften, wie beispielsweise Liebe, freundschaftliche Zuneigung und Güte. Dies drückt sich auch in mehr oder weniger bekannten Redewendungen aus, wie beispielsweise „Mein Herz verlangt nach dir“ oder „Das Geschenk kommt von Herzen“.

Zitat des Tages

Die Liebe will nichts, D. Bonhoeffer - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

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Was macht einen Menschen zu einem Denkmal im Herzen?

Kann man die mit positiven Emotionen verknüpfte Erinnerung an Menschen jemals vergessen? Wohl kaum! Vielleicht verblasst die Erinnerung zeitweilig. Sie wird aber sofort wieder lebendig, wenn die Gedanken auf irgendeine Art und Weise wieder auf diese Person gelenkt werden.

Was genau ist es, was einen Menschen zu einem Denkmal im Herzen macht? Ist es die äußere Erscheinung, die körperliche Schönheit? Oder sind es eher Persönlichkeit, Temperament und Charakter? Oder trifft die kollektive Bezeichnung „innere Schönheit“ zu? Jedenfalls sind es die persönlichen Erinnerungen an einen Menschen, die im weitesten Sinn mit Geben und Schenken verknüpft sind.

Zuneigung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Vertrauen sind nur einige Stichworte, die freiwilliges Geben und Schenken ausdrücken. „Sie hatte immer ein Ohr für mich“, „Er hat mir aus der Patsche geholfen und das vergesse ich ihm nie“, „Er ist gnädig mit mir umgegangen, als ich ihn enttäuscht habe“ oder „Sie hat mir ihr Vertrauen geschenkt“, sind einige konkrete Beispiele dafür. Freiwilliges Geben und Schenken sind ohne Liebe nicht denkbar.

Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass Karl Jaspers, Psychiater und Philosoph, eine Beziehung zwischen Liebe und Unsterblichkeit herstellt: „Wir sind sterblich, wo wir lieblos sind, und unsterblich, wo wir lieben.“. Liebe ist ein starkes Gefühl, das in inniger und tiefer Verbundenheit wurzelt, und es wird mit dem Herzen in Verbindung gebracht.

Wenn davon ausgegangen wird, dass die menschliche Existenz mit dem physischen Tod nicht endet – und dafür sprechen starke Indizien – bleibt das immaterielle Denkmal auch in einem Jenseits erhalten (siehe auch „Was geschieht mit mir, wenn ich sterbe?“).

Im Gegensatz dazu wird es ein Mensch, der immer nur nimmt oder nehmen will, nie zu einem Denkmal in den Herzen seiner Mitmenschen schaffen. Was würde einen Menschen attraktiv machen, der gewissermaßen auf Kosten seiner Mitmenschen leben will? Nichts!

Auch das Bestreben, Geben und Nehmen in der Waage zu halten, reicht nicht aus. Das Prinzip „Gibst du mir etwas, gebe ich dir etwas“ spiegelt das Konzept des Tauschgeschäfts wider. Zu einem Denkmal in den Herzen der Mitmenschen wird es keinesfalls reichen.

Letztlich ist es der deutliche Überschuss an positiven Assoziationen mit einem Menschen, der das immaterielle Denkmal im Herzen Gestalt gewinnen lässt. Je höher das Empfangene bewertet wird, desto stärker gewinnt das Denkmal Konturen.

Wie kann man selbst zu einem Denkmal im Herzen werden?

Jeder kann sich in den Herzen anderer Menschen verankern. Allerdings kann man es nur indirekt bewerkstelligen. Man ist darauf angewiesen, dass andere die Eigenschaften und das Verhalten so einschätzen, dass sie einen freiwillig, ohne irgendwelchen Zwang, im Herzen verankern möchten. Mit anderen Worten: Man kann sich nicht selbst zu einem Denkmal im Herzen machen; man kann nur durch andere aus deren freiem Willen heraus dazu gemacht werden.

Wenn man zu einem Denkmal im Herzen wird, hat man sich nicht nur ins Gedächtnis, sondern auch in das Herz „eingebrannt“. Doch was kann man selbst dazu beitragen, dass es überhaupt dazu kommen kann?

Als erforderliche Eigenschaften fallen spontan Menschenliebe, Zuneigung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Vertrauen ein. Verhalten drückt sich in gemeinsamen Erlebnissen aus, die mit Geben und Schenken in Beziehung stehen.

Niemand kommt als perfekter Mensch auf die Welt, der alle erforderlichen Eigenschaften schon besitzt und sich mit seinem Verhalten in den Herzen der Mitmenschen positiv verankert. Vielmehr ist es ein Entwicklungsprozess, der einen Menschen dahin bringt, dass er schließlich als Denkmal in den Herzen der Mitmenschen steht. Auch Albert Schweitzer durchlief einen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung. Seine Erkenntnis: „Mit dem Herzen zu denken, ist die rechte Art für die Menschen.“ ist wohl eine der Früchte dieser Entwicklung.

Es liegt in der freien Entscheidung eines jeden Menschen, wie er sich in den Herzen der Mitmenschen verankern möchte. Niemand ist zur positiven Entwicklung seiner Persönlichkeit gezwungen.

In jedem Fall spielt Geld keine Rolle. Man kann sich den Status eines Denkmals im Herzen anderer mit keinem Geld der Welt erkaufen. Schließlich kann man auch wahre Liebe nicht kaufen.

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

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Denkmal im Herzen und Dankbarkeit gehören zusammen

Ein Denkmal im Herzen ist, wie schon angeklungen, mit lebendigen Erinnerungen an die Person und an Ereignisse verknüpft. Und es schwingt Dankbarkeit mit, Dankbarkeit über die Beziehung, über das gemeinsam Erlebte, über das, was einem durch diese Person geschenkt worden ist.

Albert Schweitzer war zu seinen Lebzeiten in den Herzen vieler Menschen verankert. In seinem Krankenhaus in Lambaréné in Zentralafrika konnte er vielen Menschen helfen, wieder gesund zu werden. Ohne sein Wirken wären die meisten dieser Kranken von medizinischer Hilfe abgeschnitten gewesen. Und auch noch heute denken viele, denen sein Name etwas sagt, mit großer Dankbarkeit an ihn.

Interessanterweise wurden Albert Schweitzer nur wenige Denkmäler aus witterungsbeständigen Materialien gewidmet. In Deutschland bekannt sind das Albert-Schweitzer-Denkmal auf dem Kegelplatz in Weimar und das Denkmal am Kinderdorf in Gatow (Ortsteil im Süden des Bezirks Spandau in Berlin).

Dafür tragen sehr viel mehr Schulen Albert Schweitzers Namen. Und es gibt einige Albert-Schweitzer-Kinderdörfer. Ein Albert-Schweitzer-Kinderdorf ist eine nichtstaatliche, soziale Einrichtung, die Kinder und Jugendliche betreut, die nicht in ihren eigenen Familien aufwachsen können. So bleibt Albert Schweitzer in dankbarer Erinnerung, zumindest solange die Schulen und Kinderdörfer bestehen.

Gibt es ein schöneres Denkmal als das Denkmal im Herzen? Und gibt es etwas Schöneres als ein Gedenken in Dankbarkeit?

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.