Welcher Zusammenhang besteht zwischen Lebensaufgabe und Resilienz, der seelischen Widerstandskraft? Gibt es überhaupt einen Zusammenhang?
Schutzimpfungen gegen körperliche Krankheiten sind ein erprobtes und bewährtes Mittel zur Vorbeugung. Eine Schutzimpfung, beispielsweise gegen Masern, schützt mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer Erkrankung, bei der in manchen Fällen lebensbedrohliche Komplikationen auftreten können. Eltern werden sich deshalb gut überlegen, ob sie auf einen Impfschutz für ihr Kind verzichten.
Es wäre wundervoll, wenn es auch eine Art Schutzimpfung für die Seele gäbe. Leider gibt es keine derartige Schutzimpfung. Meinen Schutz, meine seelische Widerstandskraft, muss ich mir selbst aufbauen und erhalten. Wie schaffe ich es, meine seelische Widerstandskraft, die Resilienz, auf einem möglichst hohen Niveau zu halten? Vielleicht ist meine Widerstandskraft aber gerade gering, „im roten Bereich“. Dann stellt sich die Frage, wie ich meine Widerstandskraft aufbauen, sie nachhaltig steigern kann.
Meine seelische Widerstandskraft lässt sich nicht mit einem Akku vergleichen, den ich einfach an das Stromnetz anschließe und wieder auflade. Oft wird das Bild des Akku genutzt, und dann wird beispielsweise „Urlaub machen“ mit „Akku aufladen“ gleichgesetzt. Es wird mir aber mit einem Urlaub nicht gelingen, meinen Akku wirklich nachhaltig aufzuladen. Ein kurzfristiger Effekt wird zwar meist wahrnehmbar sein, aber nach wenigen Wochen im Alltag ist der Effekt in der Regel wieder verpufft.
Es sollte etwas in mir selbst geben, das mir hilft, mich immer wieder aufzurichten, wenn ich mich in schwierigen Lebensumständen, „in rauher See“, befinde, wenn sich alles gegen mich zu stellen scheint, wenn ich Niederlagen einstecken muss. Zwar haben Krisen und Fehlschläge auch ihr Gutes, indem sie mich dazu zwingen, in meiner persönlichen Entwicklung zu wachsen und zu reifen, jedoch bedeutet dies nicht, dass ich den „Kelch“ unbedingt bis zur Neige austrinken muss.
Diesen inneren Motivator finde ich in meiner Lebensaufgabe. Natürlich wäre es vermessen, zu behaupten, dass meine Lebensaufgabe alleine mir schon genügend Widerstandskraft im Leben geben würde. Aber sie verleiht mir ein Rückgrat, die Gewissheit, mich mit dem zu beschäftigen, was mich in meinem tiefsten Inneren befriedigt. So kann ich mich immer wieder aufrichten.
Da mich meine Lebensaufgabe selbst fasziniert, fällt es mir viel leichter, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Mir fällt es leichter, die Lage so zu akzeptieren, wie sie nun eben gerade ist, und ich suche nicht nach Ausflüchten. Ich übernehme Verantwortung für mich selbst und suche nach Lösungen und Wegen, um mit den Schwierigkeiten und Problemen fertig zu werden. Dabei muss ich eine Lösung nicht immer alleine finden, sondern ich suche mir, wenn sinnvoll, kompetente professionelle Unterstützung. Damit kann ich auf die drei für Resilienz wichtigen Grundeinstellungen bauen: Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung.
Meine Lebensaufgabe hilft mir, meine Resilienz zu unterstützen. Meine Widerstandskraft bleibt im Leben nicht immer auf demselben Niveau. Immer wieder muss ich dafür sorgen, dass sie gestärkt wird. Meine Lebensaufgabe ist in der Tat ein hervorragend geeignetes „Stärkungsmittel“.