Wie kann ich in der Krise das Selbstvertrauen stärken?Lesezeit: 9 Min.

In der Krise das Selbstvertrauen stärken? Wirtschaftliche und/oder finanzielle Schwierigkeiten, gesundheitliche Probleme und so vieles mehr können einem schwer zusetzen. Wie kann man verhindern, dass man Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl nicht verliert?

Tipp: Etwas Kreatives Gestalten - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Die Coronavirus-Pandemie, die im Frühjahr 2020 ihren Anfang nahm, traf die gesamte Bevölkerung plötzlich, unvorbereitet und unverschuldet.

Innerhalb weniger Tage veränderte sich die Lage in allen Bereichen der Gesellschaft drastisch. Das Wirtschaftsleben war stark beeinträchtigt und dies hinterließ auch an den Finanzmärkten tiefe Spuren.

Schon nach relativ kurzer Zeit befanden sich viele Länder mitten in einem Krisenmodus und ein Ende schien nicht abzusehen. Es stellte sich die Frage: Wie kann man eine so schwere Krise wie diese bewältigen?

Die Coronavirus-Pandemie ist, so starke Auswirkungen sie auch mit sich brachte, doch nur eine Krise von vielen. In jeder Krise stehen Politik und Wirtschaft in der Verantwortung, auf ihren jeweiligen Gebieten Wege zur Krisenbewältigung zu finden, aufzuzeigen, verständlich zu machen und diese Wege kraftvoll zum Wohl der Gesellschaft umzusetzen.

Und dann ist in einer Krise jeder für sich auf ganz individuelle Weise betroffen. Vielleicht ist der Arbeitsplatz bedroht. Vielleicht fällt das Einkommen aufgrund von Kurzarbeit geringer aus. Vielleicht hat man auch gar keine Einnahmen. Die Ausprägungen der persönlichen Betroffenheit sind ganz unterschiedlich.

Wie geht man mit der Krise auf der persönlichen Ebene um? Wie kann man die Krise bewältigen? Wie kann man gut für sich selbst sorgen?

11 Tipps sollen Antworten auf diese Fragen geben und dabei unterstützen, möglichst gut durch eine tiefgreifende Krise zu kommen.

Dieser Tipp befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärken kann. Eine Möglichkeit besteht darin, etwas Kreatives zu tun.

Tipp: Etwas Kreatives tun

In der Krise kann man dazu neigen, sich gehen zu lassen. Manchmal fällt es schwer, sich zu motivieren, aktiv zu werden und etwas zu unternehmen. Am liebsten möchte man nur auf dem Sofa liegen.

Seelische Belastungssituationen, wie sie in einer Krise auftreten, können zu einer depressiven Verstimmung führen. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Traurigkeit – diese Gefühle und Empfindungen sind in Zeiten eines seelischen Tiefs nicht ungewöhnlich.

Eine leichte seelische Verstimmung geht wieder vorbei und dauert normalerweise nicht länger als ein bis zwei Wochen. Positive Gefühle und Empfindungen setzen sich wieder durch. Man empfindet wieder Lebenskraft und Lebensfreude.

Wenn jedoch diese Phase länger anhält und innere Leere und Freudlosigkeit zu dominieren beginnen, wenn man sich aus dem sozialen Netz zurückzuziehen beginnt, kann dies auf eine Depression hindeuten. Dann wäre es sinnvoll, externe Unterstützung zu suchen, beispielweise das Gespräch mit einem Psychotherapeuten.

Welche Aktivitäten sind zur Stärkung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl geeignet?

Wenn man sich in einer Phase depressiver Verstimmung und (noch) nicht in einer Depression befindet, sollte man gut für sich sorgen. Um die inneren Lebenskräfte in einer Krisensituation zu kräftigen, kann man sich vornehmen, etwas Kreatives zu tun, was selbst in der Krise das Selbstvertrauen und auch das Selbstwertgefühl stärkt. Die folgenden Kriterien können bei der Wahl leiten, welche Aktivitäten für einen am besten geeignet sind. Sie sollen:

  • Spaß machen und Freude bereiten,
  • Leicht und mit wenig Aufwand umsetzbar sein,
  • Kein besonderes Geschick verlangen,
  • Kein oder wenig Geld kosten,
  • Garantiert gelingen,
  • Etwas hervorbringen, was man brauchen kann,
  • In guter Erinnerung bleiben.

Wenn man sich vornimmt, etwas Kreatives zu tun, nimmt man sich gleichzeitig vor, etwas Neues, vorher noch nie Dagewesenes, zu schaffen. Man gestaltet aktiv etwas und schafft ein Unikat. Und wenn man damit fertig ist, kann man zu sich selbst sagen: „Ich habe etwas geschafft!“.

Es mag Überwindung kosten, sich aufzuraffen und etwas Neues zu beginnen. Meistens stellt man aber sehr schnell fest, dass man Spaß und Freude an einer Sache hat. Und vielleicht gerät man sogar in einen „Flow“, in einen Zustand, in dem man gewissermaßen völlig in einer Tätigkeit aufgeht. Man erlebt eine Schaffenslust, das Zeitgefühl geht verloren.

Kein Erfolgs- oder Erwartungsdruck

Wichtig ist, dass man sich selbst nicht unter irgendeine Art von Erfolgs- oder Erwartungsdruck setzt. Wenn man das, was man machen möchte, als Experiment betrachtet, nimmt man sich diesen Druck. Ein Experiment kann schiefgehen. Jeder weiß das. Wenn das Experiment nicht gelingen sollte, ist es auch nicht weiter schlimm. Man hat schließlich keine wertvollen, unersetzlichen Materialien eingesetzt. Und wenn das Experiment gelingt, ist es umso schöner.

Man macht das, was man macht, nur für sich. Deshalb braucht man auch keine Sorge um sein Ansehen zu haben. Was andere dazu sagen oder sagen könnten, ist erst einmal nicht wichtig. In erster Linie muss einem selbst gefallen, was man tut.

Ideen für den Anfang

Jeder hat bestimmte Gaben und Fähigkeiten. Manche Menschen sind handwerklich sehr geschickt, manche weniger. Die Ideen für den Anfang sind hier so gewählt, dass sie keine besondere handwerkliche Begabung erfordern.

Kochen oder Backen

Wenn man kreativ sein und etwas Neues schaffen will, kann ein Koch- und/oder Backbuch nur ein Ausgangspunkt sein. Man kann sich ein Ausgangsrezept heraussuchen und wandelt es nach Belieben ab. Warum nicht eine oder mehrere neue Zutaten verwenden?

Beim Backen kann man sich beispielsweise neue Formen einfallen lassen. Warum sich nicht eine völlig neue, vielleicht bizarre Form ausdenken? Und wie ist es mit der Glasur oder der Verzierung? Hier kann man sich Unkonventionelles einfallen lassen.

Wenn man alleine sein will und vielleicht (noch) nicht soweit ist, andere zum gemeinsamen Verspeisen des fertigen Produkts einzuladen, kann man es auch alleine genießen. In jedem Fall hat man etwas für sich geschaffen, was man ohnehin gut brauchen kann. Nahrung ist schließlich ein Grundbedürfnis.

Skulptur gestalten

Warum nicht eine Skulptur gestalten? Man braucht kein geschickter Künstler zu sein, um so etwas hinzubekommen. Es ist ja nur für einen selbst und die Skulptur wird nirgends ausgestellt, außer vielleicht im eigenen Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon. Und das Urteil anderer, wie gelungen die Skulptur geworden ist, kann einem gleichgültig sein.

Wenn man ohne oder mit nur wenig Geld auskommen will, kann man sich auf Gegenstände beschränken, die man schon hat. Irgendwo gibt es sicher irgendwelche Metall-, Kunststoff- oder Holzstücke, die man nicht benötigt. Diese kann man dann, je nachdem, welche Ausrüstung man hat, zusammenschrauben, ‑schweißen, ‑löten oder ‑kleben. Falls man selbst nichts Geeignetes hat, kann man vielleicht bei Freunden, Bekannten oder bei örtlichen Handwerksbetrieben nach Metallschrott oder dergleichen fragen.

Von Komplexität und Umfang her sind einem keine Grenzen gesetzt. Man kann sich eine kleine Skulptur vornehmen, die man an einem Tag fertigstellen kann. Oder man nimmt sich etwas Größeres vor und arbeitet daran weiter, so wie man eben Zeit hat.

Skulptur, Foto: Jen Theodore, Unsplash, Selbstvertrauen in der Krise stärken
Foto: Jen Theodore, Unsplash

Eine Skulptur ist ein dauerhaftes Erinnerungsstück. Sie erinnert einen immer wieder daran, dass man mitten in einer Krise etwas Kreatives zustande gebracht hat, für sein Selbstvertrauen gesorgt hat, und dass man es geschafft und die Krise überstanden hat.

Mobile, Blumenvase und Weiteres

Wer sich nicht viel Zeit nehmen kann oder möchte, kann sich ein kleines Kreativitätsprojekt vornehmen. Warum nicht ein Mobile gestalten? Der Kreativität sind hinsichtlich der Materialien keine Grenzen gesetzt. Alte Besteckteile, Platinen oder Christbaumkugeln eignen sich beispielsweise dazu, das Mobile zu bestücken.?

Wurzel, Foto: Sahra Peterson, Unsplash, Selbstvertrauen in der Krise stärken
Foto: Sahra Peterson, Unsplash

Oder wie wäre es damit, einer alten Blumenvase kreativ ein neues Aussehen zu geben? Oder ausgegrabenes Wurzelwerk zu verzieren? Ein Bild malen, etwas stricken oder häkeln, … Die kreativen Gestaltungsmöglichkeiten sind grenzenlos.

Worauf kommt es an?

In einer Krise oder wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt, man Rückschläge erlebt, können Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen leiden. In der subjektiven Sicht meint man, man könne weniger als andere, sei weniger wert als andere. Man neigt dazu, sich mit anderen zu vergleichen und sich selbst abzuwerten.

Wenn man etwas Kreatives schafft, arbeitet man aktiv gegen Selbstabwertung und tut etwas für die Selbstaufwertung. Man sieht ein konkretes Ergebnis seines Schaffens, nicht erst wenn das gewünschte Produkt fertig ist, sondern auch schon während des Gestaltens.

Das, was man dann geschaffen hat, gefällt einem selbst. Wenn es einem jedoch nicht gefallen sollte, kann man ja nochmals neu beginnen und etwas anderes schaffen. Man lernt schließlich aus Erfahrung und beim nächsten Mal macht man es besser oder schöner. Wichtig ist, sich selbst unter keinerlei Druck zu setzen.

Zusammen kreativ sein

In einer Phase depressiver Verstimmung mag es sein, dass man sich, bildlich gesprochen, in seine Höhle verkriechen möchte. Dann setzt man sich aber der Gefahr aus, das seelische Tief noch zu verstärken. Deshalb sollte man sich dazu aufraffen, mit Familie, Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben und das soziale Netz nicht vernachlässigen.

Die Möglichkeiten der modernen Kommunikation helfen dabei, die eigene Hemmschwelle zu überwinden. Wenn man sich mit jemandem treffen möchte, muss man sich nicht mehr ins Auto oder ein anderes Verkehrsmittel setzen. Über Skype, FaceTime und weitere Medien kann man online miteinander kommunizieren, nicht nur zu zweit, sondern auch in einer Gruppe.

Wenn man sich nicht (mehr) persönlich treffen kann, wie in Zeiten eingeschränkter Bewegungsfreiheit (beispielsweise aufgrund der Coronavirus-Pandemie), erweisen sich die modernen Kommunikationsmittel als sehr hilfreich. Das soziale Netzwerk kann bestehen bleiben und man kann sich zu gemeinsamen virtuellen Zusammenkünften verabreden. Warum also nicht gemeinsam etwas Kreatives gestalten? Jede(r) kann, den jeweiligen Gaben und Fähigkeiten entsprechend, etwas beitragen und einbringen. Und zum Schluss kann, wenn man denn möchte, alles zu einem Gesamtkunstwerk vereinigt werden.

Wenn ein starkes Gemeinschaftsgefühl vorhanden ist, ohne Konkurrenzdenken und getragen von gegenseitigem Respekt, stärkt das gemeinsame kreative Projekt alle Beteiligten. Man hat gemeinsam eine schwierige Zeit durchgestanden und dies verbindet.

Im Tagebuch festhalten

Was man während des kreativen Projekts erlebt, kann man in einem Tagebuch festhalten. Es hilft einem in einer schwierigen Zeit seine Gedanken zu sortieren, aber nicht nur. Später, wenn man wieder einmal in ein seelisches Tief geraten sollte, kann man darauf zurückgreifen. Dann kann man sich sehr viel besser daran erinnern, wie es einem ergangen ist und was man gedacht hat. Außerdem wird wieder neu bewusst, was man geschafft hat.

Was bleibt?

Vielleicht bleibt nichts übrig. Das wird dann so sein, wenn man etwas gekocht oder gebacken hat. Dann hat man es hoffentlich mit Genuss verspeist, vielleicht gemeinsam mit anderen.

Vielleicht steht eine Skulptur im Garten, ein Bild hängt an der Wand, eine schön dekorierte Vase steht auf dem Tisch. Oder hat man eine andere bleibende Erinnerung. Das kreative Projekt, ob klein oder groß, hat mit dazu beigetragen, das Selbstwertgefühl zu stärken.

Möglicherweise hat man bei sich etwas Neues entdeckt. Man hat für sich bestätigt, dass man etwas kann und etwas zustande bringt. Man ist gewachsen, ist nicht stehen geblieben. In der späteren Rückschau wird man die gemachten Erfahrungen als wertvoll und bereichernd empfinden. Und wenn man sich etwas überwinden musste, wird man erkennen, dass es sich gelohnt hat.

Eine Krisensituation währt nicht für immer. Sie wird zu einem Ende kommen. man seine Chancen, gut durch die Krise zu kommen, wenn es gelingt, dass man mitten in einer Krisensituation gut für sich sorgen und sein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl durch kreative Aktivitäten stärken kann.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.