Wie kann man eine Krise durchstehen und überstehen? Wenn es sprichwörtlich drunter und drüber geht, meint man vielleicht, dass einem gerade alles entgleitet, dass einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Man fragt sich: Wie kann man die Krise durchstehen und überstehen? Gibt es dafür irgendwelche Patentrezepte?
Leider gibt es keine Patentrezepte. Jede Krise hat ihren eigenen Charakter. Und Menschen reagieren in Krisensituationen sehr unterschiedlich. Wie sollte es da Patentrezepte geben können?
Wenn es schon keine Patentrezepte gibt, wer oder was kann einem dann in der Krise helfen, sie durchzustehen und zu überstehen? Dies ist eine entscheidende Frage.
Am ehesten können sicherlich Menschen helfen, die selbst schon eine existenzielle Krise in ihrem Leben durchgemacht und sie überstanden haben. Nicht die Theoretiker sind gefragt, die sich zwar alles Mögliche über existenzielle Krisen angeeignet haben und sehr viel darüber wissen, aber selbst noch keine durchgestanden haben. Es geht nicht um Wissen, sondern um Erfahrung. Aus Erfahrungen kann man sicherlich am meisten lernen.
Im Lauf der Geschichte mussten unzählige Menschen existenzielle Krisen durchleben. Aus der Vielzahl solcher Menschen sind es vor allem drei, deren Krisenerfahrungen in diese 11 Tipps einfließen:
- Viktor Frankl, österreichischer Neurologe und Psychiater: Während des Dritten Reiches musste er mehr als zwei Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern verbringen. Zitate von Viktor Frankl reflektieren Lebenserfahrungen;
- Dietrich Bonhoeffer, deutscher Theologe: Während des Dritten Reiches war er am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Zwei Jahre lang war er bis zu seiner Hinrichtung inhaftiert. Zitate von Dietrich Bonhoeffer reflektieren Lebenserfahrungen;
- Terry Waite, britischer Philanthrop und Autor: Er geriet 1987 im Libanon in Geiselhaft und musste vier Jahre lang in strikter Einzelhaft leben.
Auch wenn man selbst wohl – zumindest aus heutiger Sicht – kaum in Gefahr steht, in einem Konzentrationslager oder gar im Libanon in Einzelhaft zu landen, so lassen sich die Erfahrungen dieser Personen doch auch auf andere Krisensituationen übertragen.
Diese 11 Tipps orientieren sich also sehr stark an Erfahrungen, aber nicht ausschließlich. Es fließen auch wichtige allgemeingültige und bewährte Erkenntnisse aus der Psychologie mit ein.
Tipp 1: Den Tagen Struktur geben
Wenn man in der Krise den Tagen Struktur gibt, verhindert man, sich einfach gehen zu lassen und in den Tag hinein zu leben. Gerade in einer Krise fehlen oft Antriebskraft und Motivation.
Der Freiraum, den man hat, ist natürlich sehr von den Umständen abhängig. Wenn man beispielsweise berufstätig ist, hat man weniger Gestaltungsfreiraum, wenn man vorübergehend arbeitslos ist, umso mehr.
Wenn man den Tagen eine Struktur gibt, arbeitet man aktiv daran, seine Tage mit positiven Inhalten auszufüllen. Man hat sich als ganzen Menschen, mit Körper, Seele und Geist, im Blick. Und man überlegt sich, was einem guttut und wie lange.
Dieser Tipp: Den Tagen Struktur geben befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise dem Leben Struktur geben kann.
Tipp 2: Sich aus der Opferrolle lösen
Manche Krisen treffen einen plötzlich, unvorbereitet und unverschuldet. Man war oder ist selbst machtlos und konnte nichts abwenden. Dann liegt es nahe, sich als Opfer zu sehen, was man ja auch ist. Aber wird es einem guttun, die Opferrolle zu übernehmen?
Manchmal sind jedoch andere nicht oder zumindest nicht alleine schuld. Man hat selbst Fehler gemacht und sich in eine schlimme Situation hineinmanövriert. Doch man schiebt die Schuld anderen zu, schiebt damit Verantwortung auf sie ab und nimmt für sich die Opferrolle an.
Wenn man sich in die Opferrolle fallenlässt, gibt man Macht und Kontrolle über sein Leben ab. Man begibt sich in eine passive Rolle. Gefühle der Ohnmacht der Hilflosigkeit oder der Angst sind eine psychisch belastende Folge davon.
Dieser Tipp: Sich aus der Opferrolle lösen befasst sich mit der Frage, wie man sich in der Krise aus der Opferrolle lösen kann.
Tipp 3: Distanz zu den eigenen Gedanken suchen
In Krisenzeiten können sich Ereignisse sprichwörtlich überschlagen. Eine Flut an negativen Nachrichten, wie beispielsweise Berichte über bevorstehenden Stellenabbau oder drastische Verluste an den Finanzmärkten, lösen verständlicherweise Sorgen und Ängste aus. Vielleicht sieht man sogar schon die eigene wirtschaftliche Existenz gefährdet. Wie kann man bei alledem in einer Krise einen kühlen Kopf bewahren?
Wenn man aufgewühlt ist und die Gedanken sich überschlagen, besteht die Gefahr, in Panik zu geraten und damit einen übereilten Aktionismus mit potenziell negativen Auswirkungen auszulösen. Dann braucht man Abstand von seinen eigenen Gedankenimpulsen. Und vielleicht ist es sogar notwendig, seinen eigenen Gedanken zu misstrauen.
Dieser Tipp: Distanz zu den eigenen Gedanken suchen befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise einen kühlen Kopf bewahren kann. Ein bewährtes Mittel dabei ist, Distanz zu seinen Gedanken zu suchen.
Tipp 4: Im Beziehungsnetz Kraft tanken
In einer Krise kann man sich schnell furchtbar einsam und alleine fühlen. Man nimmt wahr, dass Menschen auf Distanz zu einem gehen. Vielleicht sind es Menschen, von denen man es nicht erwartet hätte oder erwarten würde.
Gerade in Krisenzeiten ist das soziale Beziehungsnetz äußerst wichtig. Andere Menschen im Beziehungsnetz, mit denen man sich auf einer tieferen Ebene verbunden weiß, geben einem das Gefühl, dass man nicht alleine ist. Man kann sich gegenseitig Mut machen und, wenn „Not am Mann“ ist, sich gegenseitig „unter die Arme greifen“.
Dieser Tipp: Im Beziehungsnetz Kraft tanken befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise dank des sozialen Beziehungsnetzes Kraft und Energie tanken kann, damit man die Krise durchstehen kann.
Tipp 5: Zeit in sich investieren
Wenn man sich in einer Krisensituation befindet, besteht die Gefahr, sich in Aktionismus zu stürzen. Man schaut auf das Bankkonto, auf die Verpflichtungen, die man zu erfüllen hat. Und man schaut auf das, was gerade nicht (mehr) funktioniert. Und Zukunftssorgen können noch hinzukommen. Dies alles ist nur zu verständlich.
Bei alledem lohnt sich jedoch auch ein Blick auf die andere Seite der Medaille. Mit einem Mal hat man Zeit, die man sinnvoll für sich nutzen und sinnvoll investieren kann. Die persönliche Zeit der Stille ist eine solche sehr sinnvolle Investition. Natürlich ist es mit einer einmaligen Zeit der Stille nicht getan. Man muss sich immer wieder Zeit dafür einplanen und sie sich auch gönnen und nehmen.
Dieser Tipp: Zeit in sich investieren befasst sich mit der Frage, wie man in einer Krise Zeit in sich selbst investieren kann.
Tipp 6: Immunsystem durch Dankbarkeit stärken
In einer Krise ist ein starkes Immunsystem sehr wichtig. Welche Möglichkeiten gibt es, das Immunsystem zusätzlich zu den bekannten Maßnahmen, wie beispielsweise Bewegung und Sport, gesunde Ernährung und Lebensweise, wirksam zu stärken? Und wie kann das auch mitten in einer Krise gehen?
Menschen können ihr Immunsystem durch Lebensfreude, Liebe, Optimismus, Dankbarkeit, Fröhlichkeit, Sozialkontakte, Kreativität, eine gelassene Lebenshaltung usw. stärken. Beispielsweise bewirken positive Gefühle im Allgemeinen u. a. eine erhöhte Resistenz gegen Rhinoviren, die Erreger von Schnupfen und Erkältung. Also gibt es Argumente, auch in einer Krise an das eigene Immunsystem zu denken.
Dieser Tipp: Immunsystem durch Dankbarkeit stärken befasst sich mit der Frage, wie man das Immunsystem in der Krise, aber nicht nur in einer Krise, durch Dankbarkeit stärken kann.
Tipp 7: Auf Veränderung zum Positiven hoffen
Es ist verständlich, dass Menschen in einer Krise ihre Hoffnung verlieren können. Und wenn man die Hoffnung verliert, ist es nur noch ein kleiner Schritt, um ganz aufzugeben. Aber wenn man aufgibt, besteht die große Gefahr, in eine tiefe Depression abzugleiten.
In der Krise scheint es manchmal unmöglich, auf eine Veränderung zum Positiven zu hoffen. Dieser Tipp: Auf Veränderung zum Positiven hoffen befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise die Hoffnung auf Veränderung zum Positiven stärken und bewahren kann.
Tipp 8: Persönlichen Nachrichtenstrom steuern
Der Nachrichtenstrom verebbt nie. Zu jeder Tages- und Nachtzeit verbreiten die verschiedensten Medien rund um den Globus aktuelle Nachrichten aus allen Teilen der Welt.
Die schiere Flut an Nachrichten kann einen sprichwörtlich überwältigen. Neben faktenunterlegter Berichterstattung werden in den Medien aber auch jeden Tag neue Schreckensszenarien an die Wand gemalt, die auf purer Spekulation beruhen. Dies kann einen in Angst versetzen.
Wie kann man mit dem Wust an Nachrichten umgehen und das Wesentliche herausfiltern, ohne Zeit zu verplempern und ohne in unbegründete Angst zu geraten? Und wie kann man die Spreu vom Weizen trennen?
Dieser Tipp: Persönlichen Nachrichtenstrom steuern befasst sich mit der Frage, wie man mit dem Nachrichtenwust zurechtkommen und die Nachrichten herausfiltern kann, die für einen nützlich und hilfreich sind. Und wie man dabei gut für sich selbst sorgen kann.
Tipp 9: Etwas Kreatives gestalten
Seelische Belastungssituationen, wie sie in einer Krise auftreten, können zu einer depressiven Verstimmung führen. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Traurigkeit – diese Gefühle und Empfindungen sind in Zeiten eines seelischen Tiefs nicht ungewöhnlich.
Wenn man sich in einer Phase depressiver Verstimmung und (noch) nicht in einer Depression befindet, sollte man gut für sich sorgen. Um die inneren Lebenskräfte in einer Krisensituation zu kräftigen, kann man sich vornehmen, etwas Kreatives zu tun, was selbst in der Krise das Selbstvertrauen und auch das Selbstwertgefühl stärkt.
Dieser Tipp: Etwas Kreatives gestalten befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärken kann. Eine Möglichkeit besteht darin, etwas Kreatives zu gestalten.
Tipp 10: Sich in der Natur bewegen
Den Marathon einer Krise kann man besser überstehen, wenn man sich seine Kräfte klug einteilt. In einer Krise ist es deshalb sinnvoll, kurze Pausen für sich einzuplanen. Später stellt man dann meistens fest, dass man in Wirklichkeit überhaupt keine Zeit verloren hat. Im Gegenteil: man hatte vielleicht sogar während seiner Pause eine Art „Erleuchtung“, einen Gedanken, der einem in der Hektik nicht kam. Derartige „Erleuchtungsmomente“ sind sogar nicht einmal selten.
Kurze Auszeiten mit Bewegung in der Natur haben sich als sehr wirkungsvoll erwiesen. Schon fünf Minuten ohne Ablenkung haben eine positive Wirkung. Mehr Zeit ist natürlich besser.
Dieser Tipp: Sich in der Natur bewegen befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise durchatmen und auftanken kann, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und sinnvoll mit seinen Kräften zu haushalten.
Tipp 11: Genau einen Tag leben
In der Krise durch einen Tag zu kommen bedeutet nicht zu unterschätzende und intensive seelische Arbeit. Dennoch ist man der Situation, was die Seele anbelangt, nicht hilflos ausgeliefert. Im Hinblick auf die eigenen Einstellungen sind es gar nicht so wenige Entscheidungen, die man jeden Tag direkt oder indirekt treffen kann und trifft.
Dieser Tipp: Genau einen Tag leben befasst sich mit der Frage, wie man in der Krise den heutigen Tag durchstehen und überstehen kann.
Mit Mut und Hoffnung die Krise durchstehen und überstehen
Diese Tipps sollen vor allem eines: Mut machen und Hoffnung geben. Eine Krise ist nicht das Ende. Man kann eine Krise durchstehen und überstehen. Sie umfasst einen Höhepunkt oder Wendepunkt im Leben und birgt gleichzeitig auch die Chance zur nachhaltigen Verbesserung. Eine Krise ist sehr schmerzhaft. Aber wenn man sie durchgestanden und überstanden hat, ist man garantiert stärker.