Auftanken – Lebenskraft tanken – regenerierenLesezeit: 4 Min.

Gelegentlich einen Zwischenstopp einlegen und Lebenskraft tanken – Teil eines Fitness-Programms für die Seele.

Seltsam. Ich höre nichts. Ich nehme wahr, wie mein Herz pocht. Ein kurzer Anstieg liegt hinter mir, der meinen Puls nach oben getrieben hat. Ich bleibe stehen. Horche. Um mich herum ist es still. Unnatürlich still. Aber wohltuend still. Stille ist ein seltenes und deshalb kostbares Erlebnis. So empfinde ich es.

Ich habe mich zu einer Wanderung entschlossen und mich auf den Weg gemacht. Ich erlebe ein Auftanken der Seele. Ich nehme wahr, wie es beim Gehen unter meinen Schuhen knirscht. Ich spüre, wie mich der Weg bergauf anstrengt. Oben blicke ich in das weite Land. Es ist ein wunderschönes Erlebnis. Gegen Ende meiner Wanderung spüre ich meine Muskulatur. Aber die letzte, höchste Kuppe lasse ich mir trotzdem nicht entgehen.

Wanderung Rhön - Foto: privatWährend meiner Tour habe ich ein paar Fotos gemacht. Als ich sie später anschaue, wird mir bewusst, dass sie auch nicht annähernd das wiedergeben können, was ich erlebt habe. In meinem Gedächtnis ist weitaus mehr gespeichert. Das kann ich mir immer wieder in Erinnerung rufen. Ich kann noch nachspüren, wie mir der Schweiß auf der Stirn stand. Ich weiß noch, wie sich die Stille „anfühlte“. Und noch vieles mehr ist in meinem Gedächtnis festgehalten. Ich habe versucht, auf meiner Tour achtsam zu sein. Es ist mir nicht durchgängig gelungen, aber streckenweise schon.

Auftankstopp für die Seele – Lebenskraft tanken

Ich habe einen wunderschönen Tag erlebt. In gewisser Hinsicht habe ich einen Tankstopp eingelegt, einen Auftankstopp für meine Seele. Ein solcher Auftankstopp hilft mir, den Kopf wieder frei zu bekommen.

Kein Auto kann endlos fahren. Irgendwann ist der Tank leer. Dann ist ein Tankstopp zwingend notwendig. Wenn ich die Tankanzeige ignoriere, bleibt das Auto irgendwann garantiert stehen. Also tanke ich rechtzeitig „vorbeugend“ auf.

Was für ein Auto selbstverständlich ist, ignorieren Menschen nur zu oft. Sie meinen, ihr Tank an Lebenskraft sei unerschöpflich. Langsamer treten? Eine Pause machen? Wozu? Das Leben ist ja gerade so spannend. Da gibt es gerade beruflich ein neues herausforderndes Projekt. Oder da ist ein Karriereschritt in Sicht. Oder da ist das Haus, das jetzt auszubauen ist. All das kann vollen Zeiteinsatz fordern.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch die vermeintlich weniger spannenden Herausforderungen. Beruf und Kindererziehung sind miteinander zu vereinbaren. Oder da ist jemand dauerhaft zu pflegen. Oder das Einkommen reicht nicht, und deshalb ist noch ein zusätzlicher Job notwendig.

Ohne es so richtig wahrzunehmen, kann der Pegel im Tank der Lebenskraft immer weiter absinken. Am Ende ist der Tank leer. Anders als mein leerer Tank im Auto zwingt mich das Leben nicht zum Zwischenstopp. Ich kann auch mit leerem Tank weitermachen und bewege mich dann im Überlastbereich. Oft ist dann die Hoffnung: wenn ich erst Urlaub habe, dann, ja dann kann ich mich wieder erholen.

Viele Menschen machen aber die Erfahrung, dass der Urlaubseffekt sehr schnell wieder verpufft. Ihr „Überlastleben“ setzt sich wieder fort und die Erschöpfungszustände treten in immer kürzeren Abständen auf. Manche schleppen sich dann verbissen weiter, bei anderen kommt irgendwann der Punkt, an dem „gar nichts mehr geht“.

Wäre es nicht vernünftiger, rechtzeitig vorzubeugen? Um im Bild zu bleiben: sollte nicht immer mal wieder ein Tankstopp für die Seele eingelegt werden? Und wenn ja, wie könnte ein Tankstopp für die Seele aussehen?

Was wirkt wohltuend für die Seele?

Es ist beileibe kein Geheimnis, was für die Seele wohltuend wirkt. Drei der wichtigsten Faktoren sind: soziale Beziehungen, Bewegung und Achtsamkeit. Wie kann ich diese Faktoren am besten miteinander kombinieren? Möglichkeiten gibt es viele. Was für den einen hilfreich ist, bringt dem anderen vielleicht nur wenig oder gar nichts. Jeder hat seine individuellen Vorlieben und Prägungen.

Für mich finde ich die besten Kombinationsmöglichkeiten beim Radfahren und Wandern. In einer Gruppe Gleichgesinnter entstehen relativ schnell soziale Kontakte. Die Bewegung fördert die Ausschüttung von Serotonin und tut darüber hinaus meiner körperlichen Fitness gut. Achtsamkeit bringt mich schließlich zum hier und Jetzt und lässt mich den Moment intensiv und in vollen Zügen erleben.

Wäre ich einfach nur von A nach B gewandert, um ein Pensum zu erfüllen, wäre ich nicht – zumindest streckenweise – achtsam gewesen, wäre mir etwas Wesentliches entgangen: das wohltuende Erlebnis völliger Stille.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.