Eine dankbare Haltung kultivieren – das Leben bereichernLesezeit: 3 Min.

Dieser Beitrag ist Teil 3 von 9 der Reihe Vorbeugung für die Seele

Frieder nimmt sich jeden Abend vor dem Einschlafen eine kurze Zeit, um sich bewusst vom Tag zu verabschieden. Er dankt bewusst für diesen Tag, auch dann wenn nicht alles so verlief, wie er sich das erwartet oder erhofft hatte. Er ist bewusst dankbar für alles was er an Gutem erlebte und für alles was er kann (z.B. seine fünf Sinne gebrauchen, sich bewegen usw.) und hat (z.B. ein Dach über dem Kopf, genügend zu essen, Freunde usw.). Darüber hinaus sind es die Ereignisse, die den Tag zu etwas Besonderem gemacht haben: etwa das gute Gespräch am Telefon mit einem Freund, die Einladung zur Geburtstagsfeier, die heute per E-Mail ankam, und das heute besonders wohlschmeckende Abendessen. So findet der Tag seinen Abschluss.

Ich kenne Menschen, denen es leider alles andere als leicht fällt, jeden Tag etwas zu entdecken, wofür sie dankbar sein können. Beispielsweise lösen sich Menschen mit einer Depression oft aus ihrem Beziehungsnetz bzw. Menschen lösen sich von ihnen. Und wofür sollten Menschen, die an einer unheilbaren Erkrankung leiden, schon dankbar sein? Für sehr viele Menschen gibt es sehr viele Gründe, nicht dankbar zu sein.

Dennoch stellt sich die Frage: was wird besser, wenn ich, extrem ausgedrückt, für nichts dankbar bin? Nichts! Die äußeren Verhältnisse ändern sich nicht. Wenn ich jedoch eine dankbare Haltung kultiviere, ändere ich mich selbst. So unmöglich dies zunächst klingen mag: ich werde mein Leben bereichern. Es wird mir nicht nur psychisch besser gehen, auch für meinen Körper kann ich etwas tun.

So legen beispielsweise diverse Untersuchungen an Universitäten (Connecticut, Kalifornien) den Schluss nahe, dass eine dankbare Haltung eine Schutzwirkung vor Herzerkrankungen hat. Bei untersuchten Patienten waren die Werte von Entzündungs-Biomarkern geringer. Die Stimmung war besser, und ebenso auch der Nachtschlaf.

Wie kann ich eine dankbare Haltung kultivieren? Eine der vielen Möglichkeiten besteht darin, eine Art „Dankbarkeits-Tagebuch“ zu führen. Darin notiere ich einige Stichpunkte zu drei positiven Dingen oder Ereignissen, wofür ich dankbar bin. Ob ich jeden Tag etwas eintrage oder größere Abstände wähle, bleibt mir überlassen. Es muss zu meiner Lebensweise passen.

Ich kann auch, so wie Frieder, ein Ritual entwickeln, und mir jeden Tag vor dem Schlafengehen etwa fünf Minuten Zeit nehmen. Und wenn ich gerade in schlechter Stimmung bin, kann ich das Ritual gezielt nutzen, um aus einer Abwärtsspirale ausbrechen und mich wieder zu sammeln. Wahrscheinlich wird mir dann schnell bewusst, dass es mir doch nicht so schlecht geht, wie ich gerade noch gedacht habe. Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich gut schlafen kann, steigt.

Über die Zeit hinweg kultiviere ich eine dankbare Haltung. Ich lerne achtsam, die guten Dinge und Ereignisse in meinem Leben zu registrieren, sie zu benennen, und nicht einfach „unter den Tisch“ fallen zu lassen. Die Erfahrung zeigt: ich finde immer mindestens drei Punkte, für die ich dankbar sein kann.

Mit einer dankbaren Haltung unterstütze ich im weiteren Sinn vorbeugende Maßnahmen der Psychohygiene, betreibe somit aktiv Psychoprophylaxe. Und es kostet mich keinen einzigen Cent!

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.