In Kontakt mit der Natur leben, die Bewegung in der Natur bewusst erleben, beeinflusst uns auf verschiedene Weisen sehr positiv. Warum dies so ist, zeigen eine Reihe von Forschungsergebnissen.
Dr. Arnulf Hartl, Leiter des Instituts für Ecomedicine der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg konnte zeigen, dass das Gehen oder Laufen in natürlichen Landschaften erheblich stärkere positive Effekte auf die physische Gesundheit hat als Bewegung in bebauten Umgebungen oder in geschlossenen Räumen (z. B. Fitness-Center).
In Kontakt mit der Natur leben – die Natur schützt

Außerdem schützen Berg, Wald und Wiesen wirkungsvoller vor psychischen Erkrankungen, wirken stimmungsaufhellend und wirken senkend auf mentale Erschöpfung. Statistisch gesehen liegt für einen erwachsenen Mann in einer städtischen Umgebung die Wahrscheinlichkeit schizophren zu werden, um 180 Prozent höher als für einen Landbewohner im gleichen Alter. Sehr erstaunlich, nicht wahr?
Der Österreichische Alpenverein veröffentlichte 2016 eine Studie zur Gesundheitswirkung des Bergsports. Das Forschungsteam um Dr. Arnulf Hartl fand heraus, dass bereits eine einzige Wanderung von etwa drei Stunden positive Veränderungen der psychischen Gesundheit mit sich bringt. Nach der Aktivität wurden ein signifikanter Anstieg der Stimmung und der Gelassenheit verzeichnet. Negative Gefühle wie Energielosigkeit und Angst sanken erheblich. Die positiven Effekte der sportlichen Aktivität auf den Körper wurden durch den reduzierten Cortisolspiegel (Cortisol wird als sogenanntes Stresshormon bezeichnet) und somit signifikante Stressreduktion bestätigt.
Bei den Probanden aus der Kontrollgruppe, die zur gleichen Zeit einer sitzenden Tätigkeit nachgingen, zeigte sich hingegen ein umgekehrtes Bild: Gehobene Stimmung und Gelassenheit verringerten sich, während Angst und Energielosigkeit anstiegen.
In Japan und Südkorea ist das sogenannte „Waldbaden“ relativ populär. In Japan gilt „Waldbaden“ sogar als Medizin. Auch hierzu gibt es Studienergebnisse. Schon ein kurzer Aufenthalt im Wald senkt gemäß einer einfachen Vorher-Nachher-Messung den Cortisol-Spiegel im Blut, sondern auch Blutdruck und Puls, erweitert die Lungenkapazität und verbessert die Elastizität der Arterien.

Außerdem fand das Team um den japanischen Umweltimmunologen Prof. Quing Li von der Nippon Medical School in Tokio heraus, dass sich bei Studienteilnehmern während eines drei Tage langen Aufenthalts in einer Waldgegend die Konzentration von krebshemmenden Proteinen erhöhte. Außerdem stieg die Anzahl der Killerzellen im Blut um 50 Prozent an. Killerzellen sind Zellen des Immunsystems, die von Krankheitserregern befallene Zellen oder Krebszellen erkennen und deren Tod herbeiführen. In Laborversuchen wurde zudem auch erkannt, dass die Killerzellen durch sogenannte Phytonzyden angeregt wurden, d. h. Substanzen, die Bäume bilden, um sich selbst vor Krankheitserregern zu schützen. Diese Wirkungen hielten noch eine ganze Woche nach dem Waldaufenthalt an.
Prof. Quing Li konnte nach einer Analyse von Gesundheitsdaten der gesamten japanischen Bevölkerung außerdem zeigen, dass in Waldgebieten deutlich weniger Menschen an einer Krebserkrankung sterben als in unbewaldeten Gebieten. Dabei wurden viele andere mögliche Einflussfaktoren auf das Sterberisiko bereits berücksichtigt und herausgerechnet.
Auch die Forschungsergebnisse von Daniela Haluza, Umweltmedizinerin an der Medizinischen Universität Wien, weisen positive Effekte für die menschliche Gesundheit nach. Eine grüne Umgebung erhöht die Herzratenvariabilität, die wichtig für die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Belastungen ist. Von den sogenannten Stimmungshormonen Serotonin und Dopamin mehr ausgeschüttet. Nach einem Aufenthalt im Grünen verbessert sich auch die Schlafqualität. Das Immunsystem wird messbar gestärkt.

Die Untersuchungen von Dr. Hartl unterstreichen die positiven Auswirkungen körperlicher Aktivitäten in der Natur noch unter einem anderen Aspekt. Im Vergleich zum Fitness-Center werden körperliche Aktivitäten unter freiem Himmel als weniger anstrengend wahrgenommen. Die Natur hat eine motivierende und aktivierende Wirkung. Auf dem Laufband im Fitness-Center sind Trainierende darauf beschränkt, immer auf der Stelle zu treten. Bei Wanderungen oder Spaziergängen steht hingegen oft ein Ziel vor Augen.
Wirkung kann schnell eintreten
Wie lange dauert es, bis positive physische wie psychische Effekte wahrnehmbar sind? Erstaunlicherweise reichen sogar nur wenige Minuten aus. Schon nach nur etwa fünf Minuten beim Gärtnern, Spazierengehen oder Angeln wird die Stimmung deutlich besser und das Selbstwertgefühl erhöht. Dabei profitieren diejenigen am meisten, die chronisch unter Stress stehen.
Für Mediziner und Psychologen sind Stimmung und Selbstwertgefühl wichtige Indikatoren für die physische und psychische Gesundheit. Beide Faktoren beeinflussen nicht nur das momentane Empfinden von Lebensqualität und Lebensglück, sondern auch die Fähigkeit, mit stressbeladenen und belastenden Ereignissen umzugehen. Es geht um die Widerstandskraft der Seele, die Resilienz.
Dieser kurze Überblick über einige Forschungsergebnisse belegt die positiven Auswirkungen des Lebens in Kontakt mit der Natur. Regelmäßige Auszeiten in der Natur, und seien sie auch nur relativ kurz, zeigen positive Wirkungen bei Körper und Seele.

Die positiven Wirkungen lassen sich noch verstärken, beispielsweise beim Unterwegssein in der Natur mit einer Gruppe. Die Vielfalt von Angeboten im Wanderbereich ist sehr breit, angefangen von Wanderungen für allgemein am Wandern interessierte Menschen, bis hin zu Wanderungen mit spezifischer Ausrichtung (z. B. Wanderungen mit spirituellen Impulsen).
Und auch individuelles Coaching lässt sich sehr gut mit dem Unterwegssein in der Natur verbinden. Alle positiven Effekte der Bewegung in der Natur kommen zur Wirkung. Außerdem bietet die Natur gewissermaßen einen Resonanzraum für das unterwegs Besprochene.
In Kontakt mit der Natur leben – was gibt es schöneres? Worauf also noch warten? Raus in die Natur!