Was ist der Zeithorizont für meine Lebensplanung?Lesezeit: 4 Min.

Was ist der Zeithorizont für meine Lebensplanung? Wann soll meine Lebensplanung erfüllt sein? Ist es das Pensions- oder Renteneintrittsalter? Oder ist es der Zeitpunkt, an dem ich materiell ausgesorgt habe, oder…? Oder ist es mein Tod?

So einfach, wie es vielleicht zunächst scheinen mag, ist die Frage nicht zu beantworten. Die Antwort hat sehr viel mit meiner Lebenswelt und meinen persönlichen Überzeugungen zu tun. Wenn ich beispielsweise Atheist bin, gehe ich davon aus, dass mit dem leiblichen Tod alles zu Ende ist. Den Bezugspunkt für meine Lebensplanung kann ich selbst nach Belieben wählen. Schließlich bin ich niemandem verantwortlich. Der späteste Bezugszeitpunkt ist mein Tod.

Der Einfluss der Religion

Bin ich hingegen überzeugter Christ, gehe ich davon aus, dass nur mein Körper stirbt. Geist und Seele leben nach dem Tod weiter, und in der – aus heutiger Sicht – jenseitigen Welt wird der verwesliche Körper durch einen neuen, unverweslichen „ersetzt“. Geist und Seele werden nicht transformiert. Dies bedeutet, dass ich meinen Charakter, meine Geschichte, und all das, was meine individuelle Persönlichkeit ausmacht, in die jenseitige Welt „mitnehme“. Ein neuer Körper, wie immer dieser konkret beschaffen sein vermag, wird mit Seele und Geist wieder vereint. Nichts mehr ist dann verweslich, sondern auf unbegrenzte Existenz ausgelegt. Im Judentum und Islam verhält es sich ähnlich.

Der Buddhismus hingegen kennt, wie auch der Hinduismus, die Wiedergeburt (Reinkarnation) der Seele in einem anderen sterblichen Körper. Im Buddhismus wird nicht von der Existenz einer ewigen Seele ausgegangen, die die verschiedenen Inkarnationen überdauert. Vereinfacht ausgedrückt, wird aber eine Folgeinkarnation von der vorhergehenden beeinflusst. Es ist also nicht unerheblich, wie das Leben geführt wird. So kann die Wiedergeburt in Menschenform geschehen, bei schlechtem Karma aber auch im Tierreich oder gar in einer Höllenwelt, und bei gutem Karma in einer Himmelswelt.

Der gemeinsame Nenner der verschiedenen Religionen besteht in einem Bezugspunkt der Lebensplanung, der über meine jetzige Existenz hinausweist. Wenn ich beispielsweise Christ bin, möchte ich nach meinem leiblichen Tod in die Welt Gottes, landläufig als „Himmel“ bezeichnet, gelangen. Wie verschaffe ich mir nun die „Eintrittskarte“ in die Welt Gottes? Gemäß der Bibel ist es die Beziehung zu Jesus Christus. Diese Beziehung wird durch die von Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz bewirkte Versöhnung mit Gott möglich. Ich antworte bewusst auf den Beziehungswunsch Gottes, treffe eine bewusste Lebensentscheidung. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche oder das Befolgen bestimmter religiöser Praktiken spielen in der Bibel keine Rolle. Gute Taten sind keineswegs unwichtig, können aber alleine die „Eintrittskarte“ nicht „erkaufen“.

Die Beziehung zwischen Gott und Mensch kann sehr dynamischen Charakter annehmen. Über den Heiligen Geist ist Kommunikation zwischen Gott und Mensch möglich. Dies hat dann jedoch in der Konsequenz zur Folge, dass meine individuelle Lebensplanung durch den Willen Gottes beeinflusst werden kann. Mit der Bitte des Vater-Unser: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ lasse ich mich darauf ein. Zwar kann ich immer noch mein Leben selbst planen, aber ich räume Gott das Recht ein, in meine Lebensplanung nach seinem Willen einzugreifen.

Im Islam gibt es keine „Eintrittskarte“ in das Paradies. Letztlich ist es Allah, der entscheidet, nicht die guten Taten des Gläubigen. Jeder Mensch trägt im Islam trotzdem die volle persönliche Verantwortung für seine Taten, seien sie nun gut oder schlecht. Als Moslem würde ich folglich mein Leben an dem ausrichten, was Allah besonders gut gefällt. In meine auf das Lebensende bezogene Lebensplanung würde ich also rituelle, auf Allah ausgerichtete Handlungen (Gebet, Wallfahrt, Fasten usw.) sowie soziale Handlungen (z.B. Almosen) einbauen. Dann bliebe mir nur noch die Hoffnung, keineswegs eine Gewissheit, dass Allah mir den Zugang zum Paradies gewährt.

Wäre ich Buddhist, würde ich nach einem guten Karma für meine nächste Reinkarnation streben. Was müsste ich dafür tun? Karma kann als Wirken oder Tat bezeichnet werden. Ich müsste also möglichst viel bewusstes Karma erzeugen, indem ich bewusst gute Taten vollbringe. Die drei Wege zu positivem Karma sind Bescheidenheit, Güte und Einsicht. Am besten ist es natürlich, wenn ich gar kein Karma mehr erzeuge. Dann kann ich den Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten hinter mir lassen und in den Zustand höchsten Glücks, das Nirwana, eintreten.

Lebensplanung im umfassenden Sinn

Unausgesprochen schwingt mit, dass es sich wirklich um Lebensplanung handelt, und nicht nur um einen Teilaspekt, wie etwa die Berufs- und Karriereplanung. Wenn ich eine religiöse Überzeugung habe, dann liegt es nahe, meine Lebensplanung auf das Ende meiner jetzigen körperlichen Existenz zu beziehen. Natürlich kann ich nicht wissen, wann dieser Zeitpunkt gekommen sein wird, es sei denn ich setze meinem Leben selbst ein Ende. Aber ich weiß, wohin ich mich entwickeln möchte und ich habe außerdem eine Richtung für meine Lebensziele. Dann wird das Spektrum meiner Lebensziele nicht nur einen kleinen Bereich, wie beispielsweise materiellen Wohlstand, abdecken, sondern wird sich auf die Gesamtentwicklung meiner Persönlichkeit erstrecken.

 

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.