Haben Tiere einen siebten Sinn? – Wahrnehmungen von TierenLesezeit: 18 Min.

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Haben Tiere einen siebten Sinn? Können sie Ereignisse vorausahnen oder sogar schon in irgendeiner Weise wahrnehmen, die sich erst in der Zukunft ereignen?

Was geschieht mit mir wenn ich sterbe - Gestaltung: privat

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?
Grobes Inhaltsverzeichnis

Berichte über ungewöhnliche und nicht erklärbare Wahrnehmungen von Tieren sind keineswegs selten. Aufmerksamkeit erlangen sie insbesondere dann, wenn eine Mensch-Tier-Beziehung involviert ist.

Manchen Tieren wird die Fähigkeit zugesprochen, frühzeitig drohende Gefahren zu erkennen und dies durch eine ungewöhnliche Unruhe und – sofern sie dazu in der Lage sind – durch Fluchtreaktionen auszudrücken. Eine häufig beobachtete Fluchtrektion ist die Migration in ein sicheres Gebiet. Dies geschah beispielsweise am 26. Dezember 2004, als sich vor der Küste Sumatras das drittstärkste jemals gemessene Erdbeben ereignete (9,1 auf der Richter-Skala) und eine Reihe von verheerenden Tsunamis auslöste. Rund um den Indischen Ozean starben etwa 230 000 Menschen. Von unterschiedlichen Gebieten wurde berichtet, dass Tiere schon deutlich vorher eine Gefahr spürten und unruhig wurden. Beispielsweise wurde in Indonesien berichtetet, dass Elefanten rechtzeitig vor dem Tsunami von der Küste ins Landesinnere flohen und sich so in Sicherheit brachten.

Auch über die Fähigkeit von Tieren, den bevorstehenden oder bereits eingetretenen Tod von Menschen oder anderen Tieren wahrnehmen zu können, wurde schon vielfach berichtet. Die geografische Distanz zwischen wahrnehmendem Tier und betroffenem Wesen scheint keine Rolle zu spielen.

Frühzeitige Wahrnehmung seismischer Ereignisse

Vielfach wurde schon anekdotisch davon berichtet, dass Tiere bevorstehende seismische Ereignisse, wie beispielsweise ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch, wahrnehmen können. Diese Fähigkeit wird sehr unterschiedlichen Tierarten zugeschrieben, wobei Hunde, Katzen, Elefanten, Schafe, Ziegen, Kröten, Kühe und Vögel häufiger genannt werden.

Bekannte Schilderungen einer Vielzahl von Naturereignissen mit seismischen Aktivitäten weisen gemeinsame Merkmale auf: Tiere zeigten vor dem jeweiligen Ereignis ein äußerst auffälliges und merkwürdiges, zuweilen seltsam panisches Verhalten. Auf zwei davon und mögliche Erklärungen wird an dieser Stelle kurz eingegangen.

Das Erdbeben im italienischen Friaul

Am 6. Mai 1976 wurde die an Kärnten grenzende italienischen Region Friaul von mehreren Erdstößen erschüttert, deren höchste Magnitude bei 6,5 auf der Richter-Skala lag. Bei der Katastrophe kamen insgesamt fast 1000 Menschen ums Leben.

Landwirte berichteten, dass an diesem Tag Mäuse auch bei hellem Tageslicht aus ihren Löchern im Boden krochen und Stalltiere panisch wurden. Abends ereignete sich dann das Erdbeben.

Um dem „Frühwarnsystem“ von Tieren auf die Spur zu kommen, wurde von der deutschen Max-Planck-Gesellschaft im Rahmen eines internationalen Kooperationsprojekts eine Untersuchung durchgeführt.

Sechs Kühe, fünf Schafe und zwei Hunde wurden in Erdbebenregion in Norditalien mit Sensoren ausgestattet. Die ausgewählten Tiere hatten sich nach Aussagen ihrer Besitzerinnen und Besitzer bereits früher vor Erdbeben auffällig verhalten.

Die von den Sensoren gemeldeten Bewegungen wurden über mehrere Monate hinweg kontinuierlich aufgezeichnet. Während dieser Zeit meldeten offizielle Stellen rund 18 000 Beben unterschiedlicher Stärke in der Region. Zwölf dieser Beben erreichten eine Stärke von vier oder höher auf der Richter-Skala.

Die Untersuchung konnte im Ergebnis auffällige Verhaltensmuster bis zu 20 Stunden vor einem Beben entdecken. Erwartungsgemäß änderten die Tiere umso früher ihr Verhalten je näher sie sich am Epizentrum eines bevorstehenden Bebens befanden.

Es war nicht Anspruch der Untersuchung, zu klären, wie Tiere bevorstehende Erdbeben erspüren können. Als Möglichkeit wurde genannt, dass Tiere Gase riechen können, die vor einem Erdbeben freigesetzt werden. Ebenso denkbar ist auch, dass Tiere mit ihrem Fell feinste Veränderungen der Luft wahrnehmen.

Das Erdbeben in den italienischen Abruzzen

Am 6. April 2009 ereignete sich in den italienischen Abruzzen ein Erdbeben mit der Stärke 6,3 auf der Richter-Skala, das mehr als 300 Todesopfer forderte. Etwa 67 000 Menschen wurden obdachlos. Bis zu 15 000 Gebäude wurden von den Erdstößen beschädigt.

Um diese Zeit arbeitete ein britisches Wissenschaftler-Team an einer Studie zum Laichverhalten von Erdkröten. Zwischen Ende März, als das Laichgeschäft gerade begonnen hatte, und Ende April 2009 zählten Wissenschaftler jeden Abend die Kröten in einem genau bestimmten Uferbereich. Fünf Tage vor dem Erdbeben geschah etwas sehr Ungewöhnliches: Etwa 96 Prozent der männlichen Kröten verschwanden plötzlich vom etwa 74 Kilometer vom Epizentrum entfernten Laichgewässer. Bis zum 15. April, zwei Tage nach dem letzten stärkeren Nachbeben, verharrte die Zahl der Tiere im Vergleich zu anderen Jahren auf einem tiefen Niveau. Danach kehrten die Tiere wieder zurück.

Wie die Kröten die Gefahr erkennen konnten, ist noch nicht vollständig geklärt. Wetterveränderungen kommen als Ursache nicht infrage, da es keine Auffälligkeiten in den Messdaten von Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Niederschlag gab. Allerdings wurden Störungen in der Ionosphäre (eine etwa 60 Kilometer über der Erdoberfläche beginnende Luftschicht) aufgezeichnet und hier wurde eine Korrelation mit dem Verschwinden der Tiere erkannt. Möglicherweise konnten die Kröten an der Erdoberfläche freigesetzte Gase wahrgenommen, dies als Warnzeichen interpretiert und damit die Fluchtreaktion ausgelöst haben.

Vorahnung nicht-seismischer Ereignisse

Bei weitem nicht immer sind es frühzeitige Wahrnehmungen seismischer Ereignisse, die Tiere zu seltsam unruhigem oder gar panischem Verhalten veranlassen. Tiere scheinen auch in der Lage zu sein, anders gelagerte Gefahren frühzeitig erahnen zu können. Bei seismischen Ereignissen liegt es nahe, die frühzeitige Wahrnehmung mit der besonderen Empfindlichkeit tierischer Sinnesorgane zu erklären. Diese Erklärungsmöglichkeit entfällt jedoch, wenn der Einfluss von Sinnesorganen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.

Berichte in der Literatur

In der Literatur finden sich eine Reihe von anekdotischen Schilderungen, in denen Tiere von sich aus intitiativ wurden. Nicht selten wird von der Rettung von Menschen durch Tiere aus sehr bedrohlichen oder lebensgefährlichen Situationen berichtet.

Umzug von Tauben

Im Buch „Botschaft von Drüben?“ wird folgende Begebenheit berichtet (S. 25): „Im Jahre 1927 bemerkten die Gebäudeaufseher des östereichischen Parlamentsgebäudes in Wien, dass Hunderte von Taubenpaaren, die bisher ihre Nester in den steinernen Verzierungen des nahe gelegenen Justizpalastes hatten, zum Parlamentsgebäude übergesiedelt waren, wo sie sich neue Nester bauten. Was konnte die Tauben veranlasst haben, wegzuziehen, wo sie doch seit Jahrzehnten an den Gesimsen des Justizpalastes genistet hatten? Man fand nichts. Schließlich aber beschlossen die Stadtväter, die Tauben von ihren Nistplätzen vertreiben zu lassen., um das Parlamentsgebäude wieder unentstellt von ihren Spuren darzubieten. An einem Freitag sollte damit begonnen werden – demselben Freitag, an dem der Justizpalast in Flammen aufging, vor denen sich die Tauben noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten.“

Es scheint ausgeschlossen, dass Tauben tagelang vorher ein Feuer vorausahnen konnten. Insofern erscheint das Verhalten der Tauben völlig rätselhaft.

Bei Schwalben dauert der Nestbau mehrere Wochen. Normalerweise wird das Nest im April gebaut. Er muss ausgehärtet sein, damit die Brutzeit beginnen kann. Erfolgt der Nestbau im April, können Eierablage und Brüten bereits im Mai und Juni geschehen.

Rettung vor einer Lawine

Ebenfalls im Buch „Botschaft von Drüben?“ findet sich die Schilderung der Rettung eines Pfarrers durch seinen Hund (S. 47): „In einem kath. Pfarrhof in V. (Ö.) lebte Pfarrer J. mit seinem Hund. Plötzlich wurde der Hund an einem Januarabend sehr erregt, ohne ersichtlichen Grund. Er holte dem Pfarrer dessen Schuhe herbei, riss an seinen Kleidern und Füßen, bis der Pfarrer aufbrach, das Haus mit dem Hund verließ und, ihm nach, die andere Dorfseite aufsuchte. In dieser Nacht ging eine Lawine nieder, die den Pfarrhof ganz verschüttete. So retteten beide ihr Leben durch die Vorahnung des treuen Tieres.“

Es wird nicht berichtet, wie viel Zeit zwischen dem Verlassen des Hauses und der Verschüttung durch die Lawine verging. Es darf jedoch vermutet werden, dass es zumindest mehrere Minuten waren. Schließlich erreichte der Pfarrer die andere Dorfseite noch vor dem Lawinenabgang.

Schnee- und Eismassen können beim Abrutschen von einem Gebirgshang in Richtung Tal eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Stunde erreichen. Pro Sekunde legt eine Lawine somit in der Spitze bis zu gut 83 Meter zurück. Wenn eine Strecke von 3000 Metern angenommen wird, braucht eine Lawine dafür nur etwa eine Minute.

Die Wahrnehmung seismischer Aktivitäten durch den Hund dürfte als Erklärung ausscheiden. Allerdings ist sie nicht völlig ausgeschlossen. Schließlich könnte ein für Menschen so gut wie nicht wahrnehmbares Erdbeben stattgefunden haben. In der Schilderung wird jedoch nicht auf ein mögliches Beben hingewiesen.

Rettung vor einem Hauseinsturz

Eine ähnliche Begebenheit, ebenfalls im Buch „Botschaft von Drüben?“ zu finden, bezieht sich auf die Zeit des Bombenkrieges während des Zweiten Weltkriegs. Dort heißt es (S. 36): „Herr W. F. in A. saß eines Abends wie immer im Erdgeschoß zu Hause, als plötzlich sein Hund mit allen Zeichen des Entsetzens seinen Herrn aus dem Zimmer hinauszuzerren versuchte. Nichts deutete auf eine Gefahr; das Haus stand noch fest, obwohl es schon mehrere Bombenangriffe miterlebt hatte und die oberen Stockwerke beschädigt waren. Der Mann ging tatsächlich, dem Hund folgend, ins Freie, wo er ihn erschoss, da er Tollwut vermutete. Fast zur selben Sekunde krachte hinter seinem Rücken das Haus zusammen, das seinen Besitzer um Haaresbreite unter den Trümmern begraben hätte.“

Auch diese Begebenheit ist wahrscheinlich nicht mit seismischen Aktivitäten zu erklären, jedoch scheidet diese Möglichkeit nicht völlig aus. Der Hund kann durchaus feinste Erschütterungen oder Bewegungen im Mauerwerk wahrgenommen haben.

Vermutlich dauerte es mindestens eine Minute, bis der Gewarnte dem Drängen des Hundes folgte und nach draußen gelangte. Herr F. nahm schließlich das Verhalten des Hundes nicht als Warnung wahr, sondern vermutete Tollwut. Dies lässt vermuten, dass Herr F. nicht unmittelbar reagierte und nach draußen rannte.

Folgerungen

Es bleibt rätselhaft, wie Tiere etwas vorausahnen können, was sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit ihren Sinnesorganen erspüren können. Ebenso rätselhaft bleibt, woher sie wissen, wie sie handeln sollen, damit sie nicht nur überleben, sondern auch körperlich unversehrt bleiben.

Die Schilderung der Rettung des Pfarrers – und des Hundes – vor den Folgen einer Verschüttung mit Schnee weist auf eine erforderliche Fähigkeit zum logischen Folgern hin. Der „Gedankengang“ des Hundes lässt sich etwa so beschreiben: „Wenn eine Lawine abgeht, ist der Pfarrer gefährdet, und ich bin es auch. Ein Lawinenabgang bedeutet eine tödliche Gefahr. Wenn wir unser Leben retten wollen, müssen wir beide so schnell wie möglich fliehen. Vorher muss der Pfarrer aber noch Mantel und Schuhe anziehen. Deshalb muss ich den Pfarrer so schnell wie nur möglich dazu bringen, das zu tun. Dann muss ich zu einem einigermaßen sicheren Ort vorausrennen. Das dürfte die andere Seite des Dorfes sein.“

Sehr ähnlich muss der „Gedankengang“ des Hundes bei der geschilderten Warnung vor dem Hauseinsturz gewesen sein. Der Hund erkannte, dass Flucht die einzige Möglichkeit war und er seinen Herrn irgendwie dazu bringen musste, das Haus schnellstmöglich zu verlassen. Nur so konnte er seinen Herrn und sich selbst retten. Tragisch erscheint allerdings, dass diese Rettungsaktion vom Gewarnten nicht verstanden wurde und der Hund sein Leben verlor.

Auch der Umzug der Tauben an einen anderen Ort verlangte eine gewisse Denkleistung. Sie lässt sich etwa so skizzieren: „In ein paar Tagen wird hier ein Feuer ausbrechen. Wir müssen unbedingt von hier weg, wenn wir überleben wollen! Aber wir können nicht einfach im letzten Moment umziehen. Vorher brauchen wir Nester. Es bedeutet zwar Aufwand, neue Nester zu bauen, aber das ist immer noch besser als zu sterben. Weil das Bauen von Nestern nicht in fünf Minuten erledigt ist, sondern wir dafür einige Zeit brauchen, müssen wir jetzt umziehen und uns an das Nestbauen machen.“

Bei den kurz geschilderten Fällen wäre auch denkbar, dass das Tier nicht einem eigenen Antrieb folgte, sondern eine Art „innere Stimme“ oder „inneren Film“ erlebte und danach handelte. Diese Denkmöglichkeit lässt sich jedoch nicht belegen.

Vorahnung oder Wahrnehmung des Todes von Mensch oder Tier

Manche Tiere scheinen die Fähigkeit zu besitzen, den bald bevorstehenden Tod eines Menschen erahnen zu können. Ob diese Fähigkeit auch im Hinblick auf Artgenossen oder andere Tiere außerhalb der eigenen Art gegeben ist, muss unklar bleiben, da eine Korrelation zwischen Verhalten und Ereignis nicht zweifelsfrei abgeleitet werden kann.

Neben dem Phänomen der Vorahnung wird auch das der konkreten Wahrnehmung bei eingetretenem oder gerade eintretendem Tod eines Menschen oder Tieres berichtet. Wenn das wahrnehmende Tier und das sterbende Wesen (Mensch oder Tier) geografisch getrennt sind und eine Beobachtung durch eine einige Person nicht möglich ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob der Tod zum Zeitpunkt der Wahrnehmung bereits eingetreten ist oder nicht.

Schilderungen in öffentlichen Quellen

Rein zahlenmäßig betrachtet zählen diese Phänomene zu den eher selten geschilderten Ereignissen. Gleichwohl geben diese Schilderungen Einblick in einen Bereich der Wahrnehmung von Tieren, der zumindest teilweise völlig rätselhaft erscheint.

Therapiekater Oscar

Über die Medien gelangte im Jahr 2007 der Therapiekater Oscar (geboren 2005) zu Bekanntheit. Oscar wohnt zusammen mit einigen weiteren Katzen in einem amerikanischen Pflegeheim und leistet den dortigen Bewohnern Gesellschaft. Ihm wird die Fähigkeit zugesprochen, eine Art siebten Sinn zu besitzen und den Tod palliativmedizinischer Patienten anzeigen zu können.

Oscar macht sich täglich auf seine Runde durch die Zimmer der Palliativabteilung. An die Bewohner geht er nahe heran, um an ihnen zu schnuppern, und beobachtet sie. Dann verlässt er das Zimmer wieder und geht in das nächste. Wenn er jedoch liegen bleibt, gilt dies für das Pflegepersonal als ein Zeichen: der Bewohner wird wahrscheinlich in den nächsten vier Stunden sterben. Die Angehörigen werden informiert, damit sie sich verabschieden können.

Der Kater bleibt bei einem Bewohner, dessen baldigen Tod er vorausahnt, bis dieser verstirbt. Anschließend entfernt er sich lautlos aus dem Zimmer. Wenn er aufgrund des Wunsches von Angehörigen aus dem Zimmer gebeten wird, läuft er vor der Tür auf und ab und miaut aus „Protest“ laut.

Die „Trefferrate“ des Katers liegt nicht bei 100 Prozent. Dennoch übertrifft er mit seinen Fähigkeiten die Prognosegenauigkeit des Pflegepersonals. Wie nicht anders zu erwarten wurde versucht, die Fähigkeiten des Katers rational zu erklären. Biochemische Reaktionen gelten als die wahrscheinlichste Erklärung, jedoch ohne diese biochemischen Reaktionen genauer spezifizieren zu können.

Vorahnung und Wahrnehmung des Todes

Im Buch „Botschaft von Drüben?“ findet sich die Schilderung (S. 46) eines Erlebnisses des dänischen Dichters Hans Christian Andersen (1805-1875): „Sein Freund, der nach Italien reisen musste, überließ dem Dichter während seiner Reisezeit den geliebten Pudel. Eines Tages ließ das sonst muntere Tier den Kopf hängen, kroch nachts grundlos ängstlich auf das Bett des Dichters, zitterte am ganzen Körper, stieß einen Schrei aus, der in langes Geheul überging und streckte sich dann, alle Viere von sich, auf dem Boden wie tot aus. »In dem Augenblick wusste ich genau, dass mein Freund in Italien gestorben sei. Tatsächlich stimmte das Benehmen des Hundes mit der Todesminute meines Freundes genau überein.«“

Der Hund scheint über Stunden hinweg eine Vorahnung des Todes gehabt zu haben. Schließlich wurde die Vorahnung zur Gewissheit. Der Hund zeigte zwei Mal eine Verhaltensänderung: als die Vorahnung begann und als der Tod eintrat oder kurz zuvor eingetreten war. Wie dies über die geografische Distanz hinweg möglich sein konnte, ist unerklärbar.

Wahrnehmung des Todes nach längerer Trennung

Ebenfalls im Buch „Botschaft von Drüben?“ findet sich eine weitere Schilderung einer außergewöhnlichen Wahrnehmung eines Hundes (S. 152): „Herr H. L. in W. war mit seinem Hund besonders innig verbunden. In jedem Brief fragte er nach ihm, als er tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt war. Eines Nachts um 1 Uhr brach der Hund in ein jammervolles Klagen und lautes Heulen aus, das durch niemanden und nichts besänftigt werden konnte. Man suchte das Haus und die Umgebung gründlich ab, fand aber nichts. Wie sich später nachprüfen ließ, war diese Stunde die letzte, die seinem geliebten Herrn auf Erden gegönnt war.“

Diese Schilderung weist eine gewisse Ähnlichkeit mit der Vorhergehenden auf. Hier erscheint auffällig, dass der Hund von seinem Herrn offensichtlich längere Zeit geografisch getrennt war. Der Hund schien die enge Beziehung zu seinem Herrn nicht vergessen zu haben.

Außergewöhnliches Heulen eines Hundes

Im Buch „Die Kunst des Sterbens“ findet sich eine weitere Schilderung (S. 191) der Wahrnehmung eines Hundes: „Solange ich lebe, werde ich das NIE vergessen. Am 12. November 1995 um 22 Uhr 45 begann der Hund zu heulen wie ein Wolf. Es war gruselig. Ich wusste einfach, dass er das machte, weil Mama gestorben war. Fünf Minuten lang heulte er unkontrollierbar und ging dann zum Schlafen in sein Körbchen. Dieser Hund war ein Cavalier-King-Charles-Spaniel, und in den 12 Jahren, die er damals alt war, hatte er noch nie so tiefe, wilde und raue Töne von sich gegeben. Als mein Vater und eine Schwester rund eine Stunde später zurückkamen bestätigten sie, was ich gedacht hatte: Mama war um 22 Uhr 45 gestorben.“

Auch hier besteht eine prinzipielle Ähnlichkeit mit den vorhergehenden Schilderungen. Auffällig ist hier insbesondere die Einmaligkeit, wie der Hund seine Wahrnehmung äußerte.

Zeitlich längeres ungewöhnliches Verhalten

Ebenfalls im Buch „Die Kunst des Sterbens“ findet sich eine Schilderung (S. 193) eines Erlebnisses mit einer Katze, das von einem Paar, beide Biochemiker, berichtet wurde: „Sie [das Paar] erhielten regelmäßig den Besuch von Brians betagter Tante, jedenfalls in den letzten Jahren vor ihrem Tod. Die Tante saß die meiste Zeit in einem bestimmten Sessel, und die Katze (die wie praktisch alle Katzen froh war, ein Mitglied des Haushalts zu finden, das lange Zeit ruhig an einem Platz saß) ließ sich auf ihren Knien nieder. Die Tante hatte Brian darauf eingeschworen, dafür zu sorgen, dass sie neben ihrem Mann bestattet wurde. Ansonsten, sagte sie, würde sie als Geist zurückkommen und herumspuken. Ein paar Monate später starb die Tante. Und von ihrem Todestag bis zum Tag der Bestattung verhielt die Katze sich merkwürdig. Wenn sie ins Wohnzimmer kam sträubte sich ihr Nackenfell und das Fell insgesamt plusterte sich auf. Sie mied den Sessel der Tante und versteckte sich hinter dem Sofa. Nach der Beisetzung, als die Tante tatsächlich neben ihrem Mann bestattet worden war, verhielt die Katze sich wieder normal.“

Das ungewöhnliche Verhalten der Katze schien sich über längere Zeit zu erstrecken: vom Todestag bis zum Tag der Bestattung. Sie kam zwar in das Zimmer, in dem sich die Verstorbene oft aufhielt, jedoch zeigten sich an ihrem Fell während dieser Zeit Auffälligigkeiten.

Aus der Schilderung lässt sich nicht erschließen, ob sich die Katze zum Todeszeitpunkt der Tante bei dieser aufhielt. Ebenso wenig wird berichtet, ob die Katze bei der Bestattung anwesend war. Dies dürfte unwahrscheinlich sein, lässt sich jedoch nicht ausschließen. Wie sollte die Katze von der Bestattung gewusst haben, wenn sie nicht zugegen war? Anschließend verhielt sie sich der Schilderung zufolge wieder normal.

Wahrnehmung des Todes eines Artgenossen

Wiederum im Buch „Botschaft von Drüben?“ findet sich die Schilderung einer außergewöhnlichen Wahrnehmung eines Hundes (S. 86): „Zwei Hunde, die miteinander aufwuchsen, wertvolle Airdale-Terrier, waren so lange beisammen, bis einer in einen entfernten Stadtteil verkauft wurde. Eines Vormittags erhob der andere Terrier plötzlich ohne erkennbare Ursache ein qualvolles Geheul, das stundenlang andauerte. Alles gute Zureden half nichts. Einige Zeit später erfuhr der Hundehalter, dass zur selben Stunde, in der der eine Terrier sein unbegreifliches Benehmen zeigte, das andere Tier von einem Lastwagen tödlich verletzt wurde.“

Tiere scheinen nicht nur den Tod eines mit ihnen in Beziehung stehenden Menschen wahrnehmen zu können, sonderen auch den Tod eines Tieres, mit dem eine Beziehung besteht bzw. bestand. Auch hier schien die geografische Distanz bedeutungslos zu sein.

Folgerungen

Neben den bekannten fünf Sinnen wird mit der Tiefensensibilität, auch als Propriozeption bezeichnet, ein weiterer Sinn, ein sechster Sinn beschrieben. Die Tiefensensibilität vermittelt einem Lebewesen Eindrücke über seinen Körper im Raum. Ohne hinzusehen und sich dessen besonders bewusst zu sein, weiß beispielsweise ein Mensch, wie er momentan sitzt oder steht, ob und wie ein Bein angewinkelt ist, usw. Tiere besitzen diesen Sinn der Wahrnehmung im Jetzt ebenfalls und darüber hinaus noch eine weitere Empfindsamkeit für Erschütterungen, Magnetfelder und Polarisationsmuster. Auf diese Weise können sich Tiere besser orientieren.

Mit diesen sechs Sinnen und stärkeren Ausprägungen dieser Sinne (beispielsweise des Geruchssinns) lassen sich die außergewöhnlichen Wahrnehmungen von Tieren nicht hinreichend erklären. Während Vorahnung oder Wahrnehmung des Todes eines Menschen in unmittelbarer Nähe möglicherweise mit dem Erspüren biochemischer Reaktionen erklärbar ist, greift der Versuch einer derart gelagerten Erklärung bei geografischer Distanz ins Leere. Bei geografischer Distanz bleibt nur eine Art „innere Stimme“ oder „innerer Film“, die bzw. den das Tier wahrnahm, als denkbare Erklärung. Wie ein Tier eines der zuvor kurz skizzierten Phänomene jedoch tatsächlich erlebte lässt sich mangels Möglichkeit von Tieren, ihre Wahrnehmungen für Menschen verständlich zu erklären, nicht eindeutig erschließen. Immerhin lässt sich folgern, dass zumindest manche Tiere einen siebten Sinn, der sich auf außersinnliche oder übersinnliche Wahrnehmung bezieht, besitzen müssen.

Die vielerlei Fragen, die sich zum Komplex der nicht erklärbaren Wahrnehmungen von Tieren stellen, werden im Teil „Queranalyse“ wieder aufgegriffen.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.