Lebenswelt – was ist das genau?Lesezeit: 10 Min.

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Was genau ist eine Lebenswelt? Was kommt alles darin vor? Und was ist dann meine persönliche Lebenswelt? Lebe ich in meinem eigenen Universum? Wer erklärt die Lebenswelt bzw. wie kann man sie überhaupt erklären?

Langsam, ganz langsam formte sich für den kleinen Dieter seine Lebenswelt. Sie war zunächst auf das Haus mit seinen Bewohnern in dem kleinen Dorf am Fuß der Schwäbischen Alb begrenzt. Für ihn gab es seine Eltern, seine zwei Großelternpaare, einige Verwandte und Bekannte und die Obermieter. In seiner behüteten kleinen Welt wuchs er langsam heran. Sein Leben spielte sich fast vollständig in dem kleinen Dorf ab. Hin und wieder fuhr er mit der Mutter in die nahe Kreisstadt, wenn sie Besorgungen zu machen hatte oder ein Facharztbesuch notwendig war.

Kindergarten und Schule am Ort brachten ihn mit anderen Kindern in Berührung. Später wechselte er in eine andere Schule und fuhr fortan mit dem Bus zur Schule in die Kreisstadt. In diesen Kindheitsjahren streifte er mit Vorliebe mit Freunden und anderen Kindern durch die Felder und Wälder. Er kletterte auf Bäume, spielte sehr gerne Fußball, aber am Lernen in der Schule war er nicht so sehr interessiert. Kurzum, er war viel unterwegs. Die Natur war gewissermaßen sein zweites Spielzimmer.

In der Pubertät setzte das Abnabeln ein. Die Beziehung zu Eltern und Großeltern, überhaupt zu nahezu allen Bezugspersonen veränderte sich. Mit der Lehre begann so langsam der Ernst des Lebens. Jetzt war es nicht mehr möglich, stundenlang durch die Natur zu streifen. Nach und nach lernte er, Entscheidungen verantwortlich zu treffen und für sich selbst zu sorgen.

Eines Abends saß er mit Freunden auf einer Bank und sah hoch zum klaren Sternenhimmel. Er fragte sich nach der Herkunft des Universums und des Lebens. Durch seine Kirchenzugehörigkeit war ihm der Begriff „Gott“ schon längst vertraut. Aber an diesem Abend kamen ihm viele Fragen in den Sinn. Ihm eröffnete sich bewusst die spirituelle Dimension.

Nachthimmel
Quelle: Paul Volkmer, Unsplash

Wie entstand das Universum? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Gibt es eine unsichtbare Umwelt? Dies waren nur einige der vielen Fragen, die ihn sehr beschäftigten und auf die er Antworten suchte. Schon alleine durch seine Fragen drang er einen neuen Bereich seiner Lebenswelt vor. Seine Lebenswelt, so sieht er dies im Nachhinein, weitete sich im Nachdenken aus und führte zu einer anderen Weltsicht.

Aus dem kleinen Dieter wurde der erwachsene Dieter, der eine Familie gründete. Nach einer Zeit als Angestellter machte er sich selbständig und baute ein kleines Unternehmen auf. Während der vielen Jahre im Berufsleben erlebte er Höhen und Tiefen. Manche seiner Träume erfüllten sich, manche blieben unerfüllt.

Seine Lebenswelt erweiterte sich immer mehr. Er reiste und lernte andere Kontinente und Kulturen kennen. Er bildete sich weiter, entdeckte neue Hobbies. Seine Weltsicht und seine Prioritäten veränderten sich entsprechend. Was früher für ihn wichtig war, wurde im Lauf der Zeit weniger wichtig, und auch umgekehrt.

Es wurde ihm bewusst, dass seine Lebenswelt seine individuelle Lebenswelt mit subjektiver Sicht ist. Sie ist mit den Lebenswelten anderer Menschen keineswegs deckungsgleich, auch wenn alle Menschen auf derselben Erde leben. Es ist immer nur möglich, einen Ausschnitt des real Existierenden wahrzunehmen, selbst wenn man die ganze Welt bereisen würde. Es wäre allerdings hilfreich, das große Ganze zu erfassen, um einen Bezug zur individuellen Lebenswelt herstellen zu können.

Doch was ist überhaupt das große Ganze?

Die allgemeine Lebenswelt – das große Ganze

Ein Versuch, das große Ganze zu beschreiben, führt zu drei konzentrisch angeordneten Kreisen. Jeder Kreis steht für ein Grundelement: ich selbst, meine sichtbare Umwelt und meine unsichtbare Umwelt. Ich lebe in meiner sichtbaren Umwelt, kann sie wahrnehmen und erfahren. Die sichtbare Umwelt ist in dieser Vorstellung in eine unsichtbare Umwelt „eingehüllt“, die parallel existiert bzw. existieren kann.

Lebenswelt - Quelle: privat
Lebenswelt – Quelle: privat

Ich

Meine Lebenswelt besteht zunächst einmal aus mir selbst, Körper, Seele und Geist. Ich bin eine individuelle Persönlichkeit mit Einstellungen, Vorstellungen, Überzeugungen, Erfahrungen, Wünschen, Träumen, Verletzungen, Vorlieben, Abneigungen und was mich sonst noch alles ausmacht. Auch meine Beziehungen gehören dazu, Beziehungen zu meinem Partner, meiner Partnerin, Verwandten, Freunden, Bekannten, meinen Mitmenschen.

Die sichtbare Umwelt

Die sichtbare Umwelt bedarf keiner weiteren Erläuterung. Sie umfasst alles, was ich mit meinen vorhandenen Sinnen wahrnehmen kann. Bei weitem nicht alle in der sichtbaren Umwelt vorhandenen Elemente sind mit allen Sinnen wahrnehmbar. Beispielsweise ist der elektrische Strom selbst weder sichtbar noch hörbar.

Die unsichtbare Umwelt

Gibt es überhaupt eine unsichtbare Welt mit unsichtbaren, dennoch real existierenden Wesen? Schon allein die im 21. Jahrhundert gestellte Frage deutet an, dass die Existenz oder Nichtexistenz dieser unsichtbaren Welt nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden kann.

Gibt es Gott überhaupt? Oder gibt es gar mehrere Götter? Zumindest die Sichtweisen der drei Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, führen zu der Schlussfolgerung, dass sich die Gottesbilder gegenseitig ausschließen. Das Christentum geht davon aus, dass Gott einen Sohn hat. Im Islam hat Allah keinen Sohn. Entweder hat Gott einen Sohn oder er hat keinen Sohn. Im Christentum und Islam kann Gott also nicht dieselbe Person sein.

Wenn es Gott gibt, wie ist Gott? Auch diese Frage wird von den Religionen sehr unterschiedlich beantwortet. Somit stellt sich die Frage: Wenn es Gott gibt, welcher ist dann der Richtige?

Des Weiteren können zur unsichtbaren Umwelt auch Geistwesen gehören, Zu den Geistwesen zählen Engel und Dämonen, aber im weiteren Sinn auch Geister von Verstorbenen.

Lässt sich beweisen, dass es Geistwesen gibt oder dass es sie nicht gibt? Nein, ein formaler Beweis der Existenz bzw. Nichtexistenz war bisher nicht möglich. Im Lauf der Geschichte gaben übernatürliche Phänomene immer wieder Rätsel auf. Übernatürliche Phänomene sind ein weites Feld. Dazu zählen Wunder (z.B. Spontanheilungen mit ärztlicher Bestätigung, die sich medizinisch nicht erklären lassen) unerklärliche Manifestationen (z.B. Spuk) oder plötzliche Todesfälle nach einer Verfluchung.

Ein weiteres Phänomen ist die wie auch immer geartete Kommunikation zwischen lebenden Menschen und Geistwesen, bei denen es sich um bereits verstorbene Menschen handeln kann. Es gibt beispielsweise Berichte zu Warnungen vor akuter Gefahr, aufgrund derer sich lebende Menschen vor Schaden bewahren konnten.

Im Lauf der Jahrhunderte haben sich in praktisch allen Regionen und Kulturen der Erde eine Vielzahl von Berichten zu unerklärlichen Phänomenen angesammelt. Diese Berichte legen die Schlussfolgerung nahe, dass es eine unsichtbare Umwelt gibt und dass eine Kommunikation zwischen lebenden Menschen und Geistwesen möglich ist. Jedenfalls fällt es schwer, alle diese Berichte als Unfug abzukanzeln und tausende Menschen zu Phantasten und/oder Wichtigtuern zu erklären.

Auch die Kommunikation mit Gott ist möglich. Im Christentum ist die Kommunikation zwischen Gott und Mensch ein Kernelement des Glaubens. Der Mensch redet mit Gott im Gebet, während Gott in seiner Antwort verschiedene Kanäle nutzen kann. Kanäle können beispielsweise der Heiligen Geist sein, der starke Eindrücke oder Eingebungen vermittelt, oder andere Menschen, die in einer bestimmten Situation unvermittelt eine Antwort oder Lösung beitragen, möglicherweise ohne dass sie dies selbst wissen.

Zitat des Tages

Wenn du etwas nicht magst, M. Angelou - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

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Was jetzt?

Wenn die Existenz einer unsichtbaren Umwelt weder zu beweisen noch zu widerlegen ist, dann bin letztlich ich es, der die Grenzen der Lebenswelt absteckt. Dann formt sich meine individuelle Lebenswelt mit meiner subjektiven Sicht.

Ist dann nicht die erste Aufgabe die, mir selbst darüber klar zu werden, was zu meiner Lebenswelt gehört? Wie steht es um die spirituelle Dimension?

Die zentrale Frage ist wohl die, ob es Gott gibt, und, falls ja, wie Gott ist. Ist Kommunikation mit Gott möglich, und falls ja, nur in einer Richtung oder in beiden Richtungen? Die Antwort kann nur lauten: ernsthaft ausprobieren! Ich könnte also zu Gott beten und ihn bitten, dass er auf mein Gebet antwortet und sich mir in einer Weise zu erkennen gibt, die ich verstehen kann.

Falls ich zur Überzeugung gelange, dass Gott existiert und eine Kommunikation mit ihm möglich ist, wird die spirituelle Dimension zum Teil meiner Lebenswelt. Aber selbst dann, wenn ich nicht von der Existenz Gottes ausgehe, kann die unsichtbare Umwelt Teil meiner Lebenswelt sein. Bin ich beispielsweise Buddhist, hat Gott in meiner Lebenswelt keinen Platz, Religion aber sehr wohl. Dann gehe ich davon aus, dass ich in anderer Existenzform wiedergeboren werde (oder auch nicht, wenn ich aus dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten ausgetreten bin).

Wenn ich als strenger Agnostiker von der prinzipiellen Begrenztheit des menschlichen Wissens überzeugt bin, spielen Gott und in der Konsequenz auch alle weiteren Elemente der unsichtbaren Umwelt keine Rolle. Dann ist meine Lebenswelt auf mich und die sichtbare Umwelt, auf das wissenschaftlich Erklärbare, beschränkt.

Zu welchem Ergebnis meines intensiven Nachdenkens ich auch immer komme: die spirituelle Dimension prägt meine Lebenswelt. Sie bestimmt meine Sichtweise auf meine sichtbare Umwelt und auf mich selbst ganz maßgeblich. Ich schließe also nicht vom Sichtbaren auf das Unsichtbare. Vielmehr bestimmt die spirituelle Dimension, vor allem meine Sichtweise auf Gott, meine Weltsicht.

Worauf wirkt sich meine Weltsicht aus?

Wie auch immer meine Lebenswelt ausgestaltet ist: meine Weltsicht bestimmt maßgeblich, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Sie bestimmt, ob und wie ich andere Menschen wertschätze und mit ihnen umgehe, wie ich mich in Beziehungen verhalte und sie pflege.

Meine persönliche Weltsicht bestimmt außerdem, wie ich mit meiner sichtbaren Umwelt umgehe. Sie bestimmt aber auch darüber, wie ich mit mir selbst umgehe. In Bezug auf die sichtbare Umwelt wird beispielsweise angestrebt, Umweltverschmutzung auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Wie wichtig ist es dann, Inweltverschmutzung (die „Verschmutzung“ der Seele) zu vermeiden, auf meine Integrität zu achten?

Was bedeuten für mich Glück, Zufriedenheit, innerer Friede, Lebensqualität und Lebensfreude? Auch darauf wirkt meine Weltsicht. Deshalb lohnt es sich, über meine Lebenswelt und meine Weltsicht sehr intensiv nachzudenken.

Was kommt nach dem Sterben?

Dieser Frage kann ich natürlich ausweichen. Oder ich kann sie auf die sprichwörtliche lange Bank schieben. Dadurch ändere ich aber nichts daran, was nach dem Sterben geschieht.

Will ich mich einfach überraschen lassen oder will ich mir schon jetzt Gedanken machen? Dann kann ich meine Einstellung zu meinem Leben im Jetzt ändern – oder auch nicht, falls es mir nicht als notwendig erscheint.

Ich bin Gestalter meines Lebens

Ich habe Gestaltungsmacht! Wie möchte ich meine individuelle Lebenswelt gestalten?

Und wenn ich sie umgestalte, was bedeutet dies dann für den Kurs meines Lebens? Vielleicht möchte ich meinem Leben eine neue Richtung geben.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.