Die persönliche Berufung entdecken: spannend und bereichernd!Lesezeit: 10 Min.

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Die persönliche Berufung entdecken – spannend und bereichernd. Dem Leben eine Richtung geben, sich kraftvoll entfalten, Zufriedenheit und Erfüllung finden.

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„Ich bin zum Arzt berufen“, „Ich bin zum … berufen“ oder ähnliche Aussagen sind mir schon einige Male begegnet. Doch wie verhält es sich, wenn ein Arzt aus irgendeinem Grund seinen Beruf nicht mehr ausübt oder ausüben kann? Ist er dann nicht mehr zum Arzt berufen? Ist eine Berufung an einen bestimmten Beruf gebunden oder ist sie davon völlig unabhängig?

Das Thema „Berufung“ wirft viele Fragen auf. Welche sollte zuerst beantwortet werden? Sicherlich eignet sich die Frage „Was ist unter Berufung zu verstehen?“ für den Einstieg am besten.

Was ist unter Berufung zu verstehen?

Der Begriff „Berufung“ hat mehrere, fest umrissene Bedeutungen. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Berufung – in diesem Begriff steckt „Ruf“ – eine Art innerer Antrieb, der einen Menschen zur Übernahme einer bestimmten Aufgabe bewegt. Wenn etwas von der Berufung motiviert getan wird, dann wird es mit Begeisterung und Leidenschaft getan und nicht, weil es halt getan werden muss.

Jeder Mensch hat Gaben, Fähigkeiten, Interessen und Visionen, die er mittels seines Antriebs entwickeln und ausleben kann. Gaben, Fähigkeiten, Interessen und Visionen formen so ein einzigartiges Profil, das in der persönlichen Berufung zur Wirkung kommen kann.

Die Berufung steht auch in engem Zusammenhang mit dem individuellen Lebenssinn. Neuerdings wird gelegentlich auch der englische Begriff „purpose“ benutzt, um Sinn und Zweck des eigenen Daseins zu bezeichnen. Selbstredend können Berufung (z. B. Forscher) und Lebenssinn (z. B. „die Welt besser machen“) nie zueinander im Gegensatz stehen.

Auch das eigene Wertesystem steht in einer engen Beziehung zur Berufung. Individuelle Werte, wie beispielsweise Vertrauen, Professionalität oder Genauigkeit, müssen natürlich stets mit der Berufung vereinbar sein. Für einen Forscher wäre beispielsweise der Wert „Traditionsbewusstsein“ ein Anlass, nochmals nachzudenken.

Die Berufung kann, muss sich aber nicht auf einen bestimmten Beruf beziehen. Ein Beruf wird schließlich nur während einer bestimmten Lebensspanne ausgeübt. Davon abgesehen kann es aus im Moment noch nicht absehbaren Gründen erforderlich werden, den Beruf zu wechseln – doch die Berufung bleibt. Der Beruf ist in erster Linie Mittel zum Zweck.

Hat jeder Mensch eine Berufung?

Die Antwort auf diese Frage ist umstritten. Manche sind der Meinung, dass ein Mensch eine Berufung haben kann, aber nicht muss. Andere wiederum sind überzeugt, dass jeder Mensch eine Berufung hat bzw. in seinem Leben zu etwas berufen ist.

Allgemeine Berufung

Ein Ansatz zur Klärung liegt in der Trennung von allgemeiner und spezieller Berufung. Die Frage wäre also zunächst: Hat jeder Mensch eine allgemeine Berufung? Diese kann darin bestehen, die schon „in die Wiege gelegten“ Begabungen und Fähigkeiten im Leben zur Wirkung zu bringen, sie produktiv einzusetzen. Dies gilt auch dann, wenn Einschränkungen körperlicher und/oder psychischer Art vorhanden sind, nur eben im individuell möglichen Umfang.

Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: Begabungen und Fähigkeiten helfen dabei, etwas aus dem Leben zu machen. Sie entsprechen praktisch der Berufung. Insofern lautet die Antwort: Jeder Mensch hat eine allgemeine Berufung.

Spezielle Berufung

Die Frage bleibt, ob jeder Mensch auch eine spezielle Berufung hat. Um einer Antwort näher zu kommen, bietet sich das Nachdenken über zwei Szenarien an. Das eine Szenario geht davon aus, dass der Mensch eine spezielle Berufung hat, das andere Szenario vom Gegenteil. Was sind mögliche Auswirkungen auf das Leben?

Szenario 1: Der Mensch hat eine spezielle Berufung

Die Berufung steckt nicht in den Erbanlagen, d. h. es gibt kein „Berufungs-Gen“. In der Konsequenz bleibt nur, die spezielle Berufung selbst zu finden – und dies bedeutet im weitesten Sinne Arbeit. Es erfordert eine Art Bestandsaufnahme der Begabungen und Fähigkeiten. Manche wurden schon „in die Wiege gelegt“ und im Lauf des Lebens schon weiterentwickelt. Manche Fähigkeiten wurden erworben. Auch die Interessen und Visionen gilt es anzuschauen. Sie vermitteln ein Bild, was man richtig gerne macht oder in Zukunft machen würde. Sehr wahrscheinlich gibt es etwas, wofür das Herz schlägt, wofür man sich richtig begeistern kann, wofür man sich einsetzen möchte. Es gibt etwas, was antreibt. Jetzt kommt Leidenschaft hinzu. Die Seele „spricht“.

So verstanden ist die Berufung die Entdeckung dessen, was man mit seinem ganz individuellen und einzigartigen Profil sein kann und gerne sein will. Sie ist, wie bereits angedeutet, nicht gleichbedeutend mit der Entscheidung für einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Aufgabe, die das Leben prägen soll. Aber sie gibt dem Leben eine klare Ausrichtung. Man weiß, was man im Leben möchte und womit man es füllen möchte. Und man kann auch klar benennen, was man nicht (mehr) möchte, weil es mit der Berufung nichts zu tun hat und im Endeffekt nur wertvolle Zeit stiehlt.

Wenn man seine spezielle Berufung kennt, hat man die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, seine Potenziale im Leben zu nutzen und ein authentisches Leben zu führen. Es wird relativ leichtfallen, die für sich geeignete Aufgabe oder gar Lebensaufgabe zu finden, wenn man eine finden möchte.

Szenario 2: Der Mensch hat keine spezielle Berufung

Wenn der Mensch keine spezielle Berufung hat, braucht er nicht in sich hineinzuhören und kann gewissermaßen jeden Tag auf sich zukommen lassen. Wenn er ohnehin schon intuitiv sein individuelles und einzigartiges Profil im Leben zur Wirkung bringt, hat das Leben auch Richtung. Ansonsten ist es wesentlich anfälliger im Hinblick auf Einflüsse von außen. Man ist beispielsweise anfälliger für Parolen von „Rattenfängern“ oder windige Geschäftsideen.

Muss man seine spezielle Berufung entdecken?

Diese Frage setzt voraus, dass jeder Mensch eine spezielle Berufung hat, sie sich jedoch nicht einfach, wie auf dem „Präsentierteller“, erschließt. Es gibt keinerlei Pflicht, seine spezielle Berufung zu entdecken. Man muss es selbst wollen und sich dafür auch die notwendige Zeit nehmen. Sich dabei selbst unter Druck zu setzen ist nicht förderlich. Doch alle Mühe lohnt sich. Es besteht schließlich die Aussicht, Jahre im Einklang mit seiner Berufung zufrieden und glücklich zu leben.

Die Erwartung mag bestehen, dass andere Menschen (z. B. ein Berater oder Coach) beim Entdecken helfen können. Dies ist auch möglich, jedoch nur sehr begrenzt. Ein Berater oder Coach kann zwar mit geschickten Fragen unterstützen und hinführen, doch die Berufung muss selbst gefunden werden. Kein Berater oder Coach darf sich erdreisten, einem Klienten seine Berufung zu suggerieren.

Gibt es ein „zu spät“, um die spezielle Berufung zu entdecken?

Karsten (Name geändert) ist mittlerweile im Rentenalter. Wenn er auf sein bisheriges Leben zurückblickt, kommt es ihm so vor als sei er, bildlich ausgedrückt, in seinem Leben längere Zeit Schlangenlinien gefahren.

Im Kindesalter war Karsten eine richtige „Leseratte“. Geschichten von Forschern, die bahnbrechende Entdeckungen machten, aber auch von Seefahrern, wie Christopher Kolumbus, Marco Polo oder Vasco da Gama, die als Entdecker in die Geschichte eingingen, faszinierten ihn besonders. Er dachte daran, selbst einmal Seefahrer zu werden. Die Seewege waren zwar schon alle bekannt, aber zumindest könnte er für sich Neues entdecken, dachte er. Andere Kontinente, Länder, Städte, das weite Meer … Als Kapitän würde er ein Schiff unter seiner Kontrolle haben.

Als Jugendlicher hatte Karsten für sein Leben noch keine konkreten Vorstellungen und Pläne. Als die Zeit der Berufswahl gekommen war, spukten verschiedene Ideen in seinem Kopf herum. Es ergab sich, dass er nach der Realschule eine kaufmännische Lehre begann, einfach deshalb, weil ihm die Lehrstelle angeboten wurde. Er brauchte keine Lehrstelle zu suchen und außerdem konnte er schon etwas Geld verdienen (etwa 130 DM, entsprechend etwa 65 Euro, waren es im ersten Lehrjahr). Daran schloss sich ein BWL-Studium an und danach begann das Berufsleben. Nicht viel später lernte Karsten seine spätere Frau kennen. Die beiden heirateten und gründeten eine Familie. Nach einigen Jahren machte sich Karsten selbstständig und gründete ein Unternehmen.

Im Rückblick denkt Karsten, dass er einen anderen Weg gegangen wäre, wenn er spätestens nach seiner Lehre intensiv über seine Berufung nachgedacht hätte. Wenn er „das Rad der Zeit“ zurückdrehen könnte, würde er aus seiner heutigen Sicht nicht BWL, sondern Medizin, Chemie oder Biologie studieren. Er würde in die Forschung gehen und sich ein Fachgebiet aussuchen, in dem er etwas voranbringen kann, was den Menschen hilft.

Wie schon erwähnt, kam es anders. Doch Karsten erkannte im Rückblick auch in seiner selbstständigen unternehmerischen Tätigkeit Spuren seines Forscherdrangs. Er beriet Unternehmen und im Zuge dieser Beratungen war es seine Aufgabe, für seine Klienten neue und realisierbare Wege zu finden. Dies machte ihm viel Freude und erfüllte ihn durchaus. Auch dies ließe sich als eine Art Forschertätigkeit bezeichnen.

Dennoch war Karsten nicht ganz zufrieden. Oft ging es um Zahlen. Seine Arbeit brachte seine Klienten weiter, aber von seiner Arbeit würde mittel- und erste recht langfristig wenig bis nichts übrigbleiben. Andere Berater würden kommen und wieder andere Wege vorschlagen. Er hatte nichts wirklich Dauerhaftes geschaffen.

Wenn er seine Berufung zusammenfassen würde, würde er etwa so formulieren: „Ich habe Begabungen und Fähigkeiten, die mich zum Forscher qualifizieren. Ich interessiere mich brennend dafür, Neues zu entdecken. Ich habe die Vision, selbst etwas zu erfinden oder daran mitzuwirken, was den Menschen großen Nutzen bringt.“ Karsten entdeckte seine Berufung spät, aber immerhin. Eigentlich klärte er sie. Sie kann seinem weiteren Leben Richtung geben und er kann sie so auch fruchtbar werden lassen.

Welche Anzeichen gibt es, dass die individuelle Berufung gefunden wurde?

Die spezielle, individuelle Berufung erschließt sich nur in den seltensten Fällen in einem einzigen Moment durch eine Art Erkenntnisblitz. Es wäre zu schön, wenn es so wäre. Vielmehr ist es ein dynamischer Prozess des Entdeckens, des sich Vorantastens und des Überprüfens.

Anzeichen dafür, dass der Prozess zu seinem Ende kommt sind innere Klarheit und eine Art „innerer Friede“. Jetzt ist man überzeugt, dass man zu sich selbst gefunden hat und die spezielle Berufung mit einem authentischen Leben vereinbar sein wird.

Was geschieht, wenn man seiner Berufung nicht folgt?

Wenn man der allgemeinen Berufung nicht folgt, bedeutet dies, dass man seine Begabungen und Fähigkeiten nicht nutzbar macht. Man verfügt gewissermaßen über ein Kapital, setzt es aber nicht ein.

Kümmert man sich nicht um seine individuelle Berufung, hat dies ebenfalls Folgen. Die Chance, von seiner Begeisterung für etwas getragen etwas zu bewegen, die Welt zum Positiven hin zu verändern – wenn vielleicht auch nur ganz wenig -, bleibt ungenutzt. Man legt sich gewissermaßen selbst Fesseln an.

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Kann sich die individuelle Berufung im Lauf des Lebens ändern?

Man hat Zeit dafür investiert, die individuelle Berufung zu entdecken. Jetzt hat man sie gefunden und sie erscheint als stimmig. Doch ist sie jetzt für den Rest des Lebens gewissermaßen „in Stein gemeißelt“?

Das Leben steht nicht still. Im Lauf der Jahre eines Lebens können Ereignisse auftreten, die Bisheriges infrage stellen oder gar unmöglich machen. Ein Unfall, eine Erkrankung oder sonst ein schwerwiegendes Ereignis können in der Folge dazu zwingen, die bisherige individuelle Berufung zu überdenken. Es wäre schließlich nicht sinnvoll, an etwas festzuhalten, was sich letztlich nicht festhalten lässt.

Es mag sein, dass sich die eigenen Interessen nachhaltig verändern. Vielleicht ist man auf eine Initiative, ein Vorhaben o. ä. gestoßen, die bzw. das persönlich tief berührt. Man möchte sich vor Herzen dafür engagieren und sich einbringen. Weshalb sollte man sich selbst Fesseln anlegen? Wäre es nicht gerechtfertigt, seine individuelle Berufung (leicht) anzupassen?

Was kommt noch?

Ist die individuelle Berufung geklärt, wird Raum geschaffen für die Frage: Was soll die Lebensaufgabe sein? Die individuelle Berufung führt wie ein Leitstrahl zur Lebensaufgabe, sie ist aber nicht selbst Lebensaufgabe.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.