Der innere Kraftraum – wo nachhaltige Veränderung geschiehtLesezeit: 10 Min.

Home » Lebensqualität » Der innere Kraftraum – wo nachhaltige Veränderung geschieht

Der innere Kraftraum ist der Ort, wo nachhaltige Veränderung geschieht. Die positiven Auswirkungen im eigenen Leben sind nichts weniger als phänomenal! Doch was genau geschieht im inneren Kraftraum?

Inhalte:

Ein Blick in das imaginäre innere Kraftwerk

Wie bereits erwähnt, verfügt jeder Mensch über ein imaginäres inneres Kraftwerk. Dieses innere Kraftwerk – es lässt sich auch als Kraftwerk des individuellen Selbst bezeichnen – stellt gewissermaßen geistige und seelische Energie bereit, die sich durch Lebenskraft und Lebensfreude äußert. Innere Kraft bzw. innere Stärke sind weitere Begriffe, die die Auswirkungen seelischer Energie beschreiben. Zur „Produktion“ zählen außerdem u. a.: Hoffnung, Zuversicht, Fähigkeit zu vertrauen, Fähigkeit zu lieben, Fähigkeit zur schützenden Abgrenzung, innere Widerstandskraft bei Schwierigkeiten, und Kreativität zur Gestaltung von Neuem.

Das innere Kraftwerk ist mit keinem bildgebenden Verfahren (z. B. Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Ultraschall) zu erkennen. Es existiert nur in der Vorstellung. Es muss auch nicht erst geschaffen werden. Im Gegenteil: es ist bereits in jedem Menschen schon von Geburt an vorhanden. Jeder Mensch verfügt über ein inneres Kraftwerk.

Mit einem konventionellen Kraftwerk hat das innere Kraftwerk gemeinsam, dass es Energie umwandelt. Damit das imaginäre innere Kraftwerk diese Aufgabe erfüllen kann, sind eine Energiequelle, ein Kraftraum und ein Leitstand erforderlich.

Die Energiequelle

Wie das menschliche Gehirn, so benötigt auch das innere Kraftwerk eine Energiequelle. Unter Normalbedingungen verwendet das Gehirn, das gelegentlich ebenfalls sinnbildlich als Kraftwerk bezeichnet wird, für seinen Stoffwechsel fast ausschließlich Glukose und Sauerstoff. Es benötigt eine kontinuierliche Zufuhr dieser Nahrung, denn es beansprucht laufend etwa 20 Watt Leistung.

Das innere Kraftwerk kann mit Glukose und Sauerstoff nichts anfangen. Es benötigt eine andere Energiequelle. Glücklicherweise ist sie bereits vorhanden. Bei näherem Hinschauen sind es die drei bereits bekannten Faktoren, die diese Energiequelle ausmachen:

  • Bedingungslose Würde: das Bewusstsein, dass Würde weder erst erworben werden muss noch verloren werden kann, sondern immer besteht,
  • Soziale Wertigkeit und Bedeutung: das Bewusstsein, dass soziale Wertigkeit und Bedeutung während des gesamten Lebens gegeben sind,
  • Fähigkeiten und Kompetenzen: das Bewusstsein, dass mit dem individuellen Fähigkeiten- und Kompetenzenprofil eine aktive Lebensgestaltung möglich ist.

Die Energiequelle versiegt nie. Würde kann nicht genommen werden, soziale Wertigkeit und Bedeutung ebenso wenig. Man kann zwar durch sein Verhalten die Würde anderer und auch seine eigene verletzen, doch verlieren kann man sie nicht. Gleiches gilt sinngemäß auch für soziale Wertigkeit und Bedeutung. Durch sein Verhalten kann man darauf verzichten, seine soziale Wertigkeit und Bedeutung zu leben, verlieren kann man sie jedoch nicht. Man kann auch darauf verzichten, seine Fähigkeiten und Kompetenzen einzusetzen. Sie sind jedoch vorhanden.

In der bildhaften Vorstellung erscheint die Energiequelle wie ein dickes Kabel, das den Kraftraum kontinuierlich mit Energie versorgt. Sie ist lebenslang unerschöpflich. Allerdings kann die Nutzbarkeit der Energiequelle eingeschränkt sein, beispielsweise bedingt durch physische oder psychische Erkrankung.

Der Kraftraum

In einem konventionellen Kraftwerk befindet sich ein Generatorraum, in dem die für die Energieumwandlung benötigten Generatoren stehen. Hier geht es keinesfalls geräuschlos zu. Das Brummen, Surren oder Summen ist deutlich zu hören. Völlig anders verhält es sich im inneren Kraftraum, dem sinnbildlichen Äquivalent des Generatorraums.

Der innere Kraftraum ist nur für das „ich selbst“ zugänglich. Für alles andere ist er verschlossen. Der ständig kritisierende Vorgesetzte, der mobbende Kollege, die launische Schwester oder der unfreundliche Nachbar – sie alle haben keinen Zutritt. Nur man selbst hat, bildlich ausgedrückt, einen Schlüssel zum Kraftraum.

Auf der Gefühlsebene kann man Ansprüchen, Erwartungen, Forderungen, Verletzungen, Anfeindungen, Ablehnung, Kritik usw. nicht ausweichen. Schließlich kann man sich seinen Mitmenschen nicht dauerhaft entziehen, sondern nur vorübergehend. Doch in diesen inneren Kraftraum kann niemand eindringen, weil in diesem Raum nur man selbst Macht hat.

Zitat des Tages

Wenn du deprimiert bist, Laotse - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum zugehörigen Text.

Der Kraftraum als innere Heimat

Vielleicht hatte man in der Kindheit einen Rückzugsort, an dem man ganz bei sich sein konnte. Man hatte sich vielleicht, als Beispiel, aus großen Kartons eine Art Hütte oder Höhle gebaut. Oder vielleicht hatte man Stühle in gewissem Abstand gegeneinandergestellt und eine große Decke darüber gezogen. An diesem Ort war man für niemand erreichbar und gewissermaßen unverletzlich. Niemand hatte während der Zeit an diesem Rückzugsort Macht über einen und konnte über einen bestimmen. Man erlebte Gefühle wie Freiheit, Freude, Geborgenheit oder Sicherheit.

Der innere Kraftraum ist ein solcher Ort, an dem man mit seinem wahren individuellen Selbst in Berührung kommen kann. Dort muss man niemand etwas vormachen, muss keine Rolle spielen. Man darf ganz „ich selbst“ sein. In dieser Schutzzone sind das individuelle Selbst und damit auch das Selbstwertgefühl, die Selbstwertschätzung, geschützt. Räumt man jedoch anderen Macht über sich ein, liefert man seine Selbstwertschätzung der Verletzlichkeit aus.

In dieser Schutzzone, dem inneren Kraftraum, kann die Selbstwertschätzung Raum einnehmen und sogar stärker werden. Gleichzeitig ist es möglich, die Abhängigkeit vom Urteil und Verhalten anderer Menschen nicht nur zu vermindern, sondern sogar vollständig zu lösen. Selbstwertschätzung wird nicht mehr von äußerer Bestätigung, von äußeren Erfolgen oder von äußerer Sicherheit abhängig gemacht.

Das Gehirn befindet sich gewissermaßen im Ruhezustand, seinem salutogenetischen zugänglichen Modus (engl.: responsive mode). Im Ruhezustand gibt es kein elementares Gefühl von Mangel oder Unruhe. Man fühlt sich auch nicht verunsichert oder unter Druck. Es ist auch nichts aus den Fugen geraten. Die Wahrnehmung des individuellen Selbst lässt sich mit sicher und zufrieden beschreiben. Der Ruhezustand ist die natürliche innere Heimat.

In diesem inneren Kraftraum, in dem man in Berührung mit seinem wahren Selbst kommt, hat man die Kontrolle. Dort ist man souverän. Dort herrscht keine Hektik. Man kann überlegt und ohne Einfluss anderer entscheiden, ob und gegebenenfalls wie man sein Denken und daraus folgend sein Verhalten und Handeln verändern möchte.

Sich selbst Raum geben

Im inneren Kraftraum, wenn man ganz bei sich selbst sein will und ist, wirken Störeinflüsse destruktiv. Deshalb sollten sich alle potenziellen Störquellen außer Reichweite befinden oder ausgeschaltet sein. Das Klingeln des Telefons, das „Bling“ des Smartphones oder ähnliche Geräusche lenken ab. Wenn man jedes Mal darauf reagieren und beispielsweise nebenher eingehende Nachrichten lesen würde, würde man sinnbildlich den geschützten Raum immer wieder verlassen.

Wenn man sich im inneren Kraftraum befindet ist es keineswegs ungewöhnlich, dass störende Gedanken eindringen. Vielleicht denkt man an eine dringende Aufgabe, die heute noch zu erledigen ist. Man hat aber die Macht, derartige Gedanken wieder wegzuschieben, etwa so: „Jetzt brauche ich Zeit für mich. Damit beschäftige ich mich später“.

Im inneren Kraftraum geschieht keineswegs nur eine mit dem Verstand gesteuerte Transformation. In diesem Raum ist die Gefühlswelt aufgeschlossen. Gefühle wie Zufriedenheit, Sicherheit, Dankbarkeit usw. wollen bewusst wahrgenommen werden. Die Zeit im inneren Kraftraum wird dadurch zu einer vollumfänglichen Erfahrung.

Die Zeit im inneren Kraftraum ist gut investierte Zeit. Wenn man sich diese Zeit zugesteht, drückt man damit auch aus: „Ich tue etwas Wertvolles für mich! Es ist eine Zeit positiver Transformation. Ich bin mir diese Zeit wert!“

Transformation erleben

Der geschützte innere Kraftraum ist Ort der Transformation. Hier geschieht eine Veränderung des Denkens auf der Ebene des Metadenkens: „Ich denke nach, wie ich über mich denke“. Konkreter ausgedrückt: „Ich denke nach – und entscheide -, wie ich ab jetzt über mich denke“. Im Hinblick auf Stärkung und Schutz des Selbstwertgefühls werden negative Gedanken durch positive Gedanken ersetzt.

Im übertragenen Sinne lässt sich ein über Jahre hinweg zur Gewohnheit gewordener negativer Gedanke (z. B. „Ich tauge zu nichts“) mit einem tief eingegrabenen Flussbett vergleichen. Ein Flussbett kann zugeschüttet werden, doch damit wäre noch nicht viel erreicht. Dem negativen Gedanken muss ein positiver Gedanke gegenübergestellt werden. Ein positiver Gedanke benötigt ein neues Flussbett, damit er sich im Lauf der Zeit darin „eingraben“ kann. Übertragen auf das Gehirn bedeutet dies, dass neue Nervenzellen entstehen und in neuronale Netze eingebunden werden. Die Gehirnstruktur verändert sich.

Im Rahmen eines 21-Tage-Zyklus werden im inneren Kraftraum täglich fünf Schritte ausgeführt, die ein konkretes Ziel verfolgen: das „Flussbett“ eines negativen Gedankens wird weiter zugeschüttet und das „Flussbett“ des gegenübergestellten positiven Gedankens wird weiter vertieft.

Der Leitstand

Ein konventionelles Kraftwerk verfügt über einen Kontrollraum mit einem Leitstand. Im Leitstand laufen alle für den Betrieb des Kraftwerks notwendigen Messwerte zusammen. Und von diesem aus werden die Anlagenteile des Kraftwerks wie Armaturen, Pumpen und diverse Hilfsantriebe gesteuert und geregelt sowie die Sicherheitseinrichtungen überwacht.

Der Leitstand ist ständig mit qualifizierten Fachkräften besetzt. Sie steuern das Kraftwerk entsprechend dem Leistungsbedarf und überwachen die Sicherheitseinrichtungen. Im Bedarfsfall, wenn Soll- und Ist-Wert voneinander abweichen und eine Toleranzschwelle überschritten wird (beispielsweise bei plötzlichem Druckabfall in einer Leitung), ergreifen sie geeignete Maßnahmen, um einen möglichst unterbrechungsfreien Betrieb zu gewährleisten.

Auch das innere Kraftwerk verfügt über einen Leitstand. Dieser imaginäre Leitstand empfängt – sehr vereinfacht ausgedrückt – die verschiedensten Wahrnehmungen (Ist-Werte) und vergleicht sie unbewusst und automatisch mit den individuellen Soll-Werten. Wird eine negative Diskrepanz zwischen Soll und Ist festgestellt, löst dies unangenehme Gefühle (verbalisiert: „Mir geht es schlecht“) und möglicherweise auch eine negative Selbstbewertung aus. Diese negative Selbstbewertung kann auch das Selbstwertgefühl angreifen. Umgekehrt löst eine positive Diskrepanz angenehme Gefühle, wie beispielsweise Zufriedenheit, und eine positive Selbstbewertung aus.

Wahrnehmungen sind nicht neutral und ohne Werturteil. Vielmehr sind sie subjektiv durch Denk- und Gefühlsgewohnheiten beeinflusst. Insofern stößt die Analogie zum Leitstand eines konventionellen Kraftwerks, der objektive Messwerte erhält, an Grenzen.

Am imaginären Leitstand des inneren Kraftwerks sitzt man selbst. Insofern spielt man eine Doppelrolle. Zum einen lebt man sein tägliches Leben, interagiert mit anderen Menschen, nimmt wahr, agiert in und reagiert auf Situationen. Zum anderen steuert man sein tägliches Leben über sein Denken, das sich auf die Gefühle und das Verhalten auswirkt. Und man überwacht sich selbst.

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

Geschenk mit Text - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum zugehörigen Text.

Leitstand und Kraftraum im Zusammenwirken

Am Leitstand des imaginären inneren Kraftwerks sitzt man selbst, wie bereits erwähnt. Es bedarf der eigenen Initiative, um zum festen Entschluss zu gelangen, das Denken über sich selbst zu verändern. Im Hinblick auf Stärkung und Schutz des Selbstwertgefühls würde der entsprechende Entschluss aus der Ich-Perspektive lauten: „Ich denke so über mich selbst, dass mein Selbstwertgefühl gestärkt wird.“

Im Leitstand wird, bildlich ausgedrückt, ein 21-Tage-Zyklus gestartet. An den inneren Kraftraum wird jeden Tag während dieses Zyklus eine Art „Arbeitsauftrag“ übermittelt und dort ausgeführt. Der „Arbeitsauftrag“ besteht darin, fünf Schritte in bestimmter Reihenfolge auszuführen.

Im Rahmen der Überwachung wird während eines 21-Tage-Zyklus täglich überprüft, ob der „Arbeitsauftrag“ wie vorgesehen ausgeführt wurde. Diese konsequente Überprüfung ist gerechtfertigt, denn die F3S-Methode erfordert Beharrlichkeit und Disziplin. Gleichzeitig wird aber auch Freude erlebt, weil Fortschritte wahrnehmbar werden.

Ohne das enge und intensive Zusammenwirken von Leitstand und innerem Kraftraum wäre die Stärkung des Selbstwertgefühls mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Sich selbst steuern und auch überwachen führt zu einer nachhaltigen Veränderung des Denkens über sich selbst.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.