Transzendenzerfahrungen und Evolution – ein Spannungsfeld! Lässt sich beides miteinander vereinbaren?
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Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?“
Grobes Inhaltsverzeichnis
Dem evolutionsbiologischen Ansatz zufolge ist der Mensch das Produkt einer sich über viele Millionen Jahre erstreckende Entwicklung. Während dieser Entwicklung formte sich der Körperbau und prägte sich das Verhalten. Im Gegensatz dazu postulieren die Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam), dass der Mensch das Ergebnis eines souveränen Schöpfungsaktes Gottes ist.
Seit mehreren hundert Jahren werden auch Denkmöglichkeiten diskutiert, wie diese sich diametral entgegenstehenden Positionen mehr miteinander in Einklang gebracht werden können. Der Oberbegriff „Theistische Evolution“ fasst einige dieser Denkmöglichkeiten zusammen. An dieser Stelle kann auf die damit verbundenen, teilweise tiefgreifenden Diskussionen nicht eingegangen werden. Vielmehr steht die phänomenologische Betrachtung im Vordergrund.
Hauptgedanken der Evolutionstheorie
Die von Charles Darwin begründete Theorie zur Entstehung der Arten, dargelegt in seinem im Jahr 1859 veröffentlichten Werk „On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life“ (Deutsch: „Von der Entstehung der Arten mit Hilfe der natürlichen Auslese (Zuchtwahl) oder Die Erhaltung von bevorzugten Rassen im Lebenskampf“), bricht mit der Vorstellung, dass die Natur durch einen einmaligen Schöpfungsakt entstand. Vielmehr folgerte er aus seinen Untersuchungen und Experimenten, dass sich alles Leben auf der Erde aus verschiedenen Urformen entwickelt habe.
Weitere Folgerungen führten zur These der kontinuierlichen Veränderung, wobei diese Veränderung das Ergebnis natürlicher Auslese, bedingt durch den Kampf ums Dasein, ist. Während einerseits alles Leben danach strebt sich zu vermehren, bietet andererseits jeder Lebensraum nur begrenzte Ressourcen. In diesem Kampf um das Dasein, um ihr Überleben zu sichern, produzieren die einzelnen Arten deutlich mehr Nachkommen als eigentlich erforderlich. Indem die Nachkommen – mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip – mit etwas unterschiedlichen Merkmalen (Eigenschaften und Verhalten) ausgestattet sind, sind einzelne Exemplare dadurch besser an ihre Umwelt angepasst als andere. Die am besten angepassten Exemplare überleben, können sich vermehren und ihre angepassten Merkmale an die nächste Generation vererben. Gewissermaßen nebenbei setzen sich die vorteilhaften Merkmale automatisch durch.
Mit seinen Erkenntnissen begründete Charles Darwin die Evolutionstheorie, die Beschreibung der Entstehung und Veränderung biologischer Einheiten. Durch Einbeziehung weiterer Erkenntnisse der Genetik, Ökologie und Paläontologie entwickelte sich die synthetische Evolutionstheorie, die heute die Grundlage für das Verständnis der Evolutionsmechanismen repräsentiert. Von den sechs Evolutionsfaktoren (Selektion, Mutation, Gendrift, Migration, Isolation und Rekombination) sind sicherlich die Evolutionsfaktoren „Selektion“ und „Mutation“ die bekanntesten.
Der Faktor „Selektion“ beschreibt, dass nur gut angepasste Exemplare (Individuen) überleben. Individuen, die nicht gut angepasst sind, sterben aus, da sie sich nicht fortpflanzen können. Im Rückblick lässt sich erkennen, dass Individuen, die als „überlebenstüchtiger“ erkennbar waren, sich stärker vermehren konnten. Neben dieser natürlichen Selektion werden auch die sexuelle Selektion als Sonderfall der natürlichen Selektion (sie ergibt sich aus der Konkurrenz der Geschlechter um Fortpflanzungspartner des anderen Geschlechts innerhalb einer Art) und die künstliche Selektion als Spezialfall der Selektion (die Selektion durch den Menschen) unterschieden.
Unter einer Mutation wird eine dauerhafte Veränderung der genetischen Ausstattung eines Lebewesens verstanden. Für ein Individuum kann eine Mutation nachteilig, vorteilhaft oder auch unbedeutend sein. Nachteilig wäre eine Mutation zum Beispiel dann, wenn sie eine Erkrankung auslöst, wie etwa Mukoviszidose, eine Stoffwechselerkrankung. Von Vorteil wäre eine Mutation beispielsweise bei einer erhöhten Laktosetoleranz, d. h., vereinfacht ausgedrückt, der Verträglichkeit von Milchprodukten im Erwachsenenalter. Natürlicherweise kommen Säugetiere, zu denen auch Menschen zählen, nur durch die Muttermilch in Kontakt mit Milch, danach nicht mehr. Grob zwei Drittel der Menschen haben, gewissermaßen dem Normalzustand entsprechend, eine Laktoseunverträglichkeit. Das restliche Drittel verträgt Milch auch im Erwachsenenalter. Zwischen den Weltregionen zeigen sich große Unterschiede. In Nordeuropa sind, als Beispiel, etwa 90 % aller Menschen laktosetolerant, in Asien hingegen nur etwa 10 %.
Bei einer vorteilhaften Mutation ist ein Individuum gegenüber anderen Individuen, bei denen diese Mutation nicht stattfand, im Vorteil. Normalerweise wird sich diese Mutation innerhalb der Population durch Vererbung verbreiten und dadurch die Überlebensfähigkeit verbessern.
Vererbung von Genen
Aus dem Blickwinkel der Evolutionstheorie endet die menschliche Existenz mit dem biologischen Tod. Eine Weiterexistenz ist nicht denkbar.
Menschen können ihre Gene, solange sie fortpflanzungsfähig sind, an ihre gezeugten Kinder weitergeben. Bei Frauen bestimmen biologische Vorgänge den Zeitraum der Fortpflanzungsfähigkeit. Nach der letzten Regelblutung, dem Eintreten der Menopause, können Frauen nicht mehr schwanger werden. Im Durchschnitt haben Frauen ihre letzte Regelblutung mit etwa 51 Jahren. Bei Männern gibt es keine vergleichbaren biologischen Vorgänge, die der Zeugungsfähigkeit ein Ende setzen. Mit zunehmendem Alter, ab etwa dem 50. Lebensjahr, steigt allerdings bei Männern das Risiko von Chromosomenstörungen in den Samenzellen. Das Risiko für genetische Defekte ist erhöht. Diese gelten als Ursache für einige seltene, genetisch bedingte Entwicklungsstörungen des Kindes.
Während der Fortpflanzungsfähigkeit kann der Mensch durch seine Denk- und Verhaltensweisen Einfluss auf seine Gene nehmen. Nachdem jedoch die Gene durch Zeugung und Empfängnis an ein Kind weitergegeben wurden, wirken sich weitere Genveränderungen bei den Eltern nicht mehr auf das Kind aus. Aus dem Blickwinkel der Evolutionsbiologie sind die Eltern bei rein biologischer Betrachtung nach der Weitergabe ihrer Gene praktisch nutzlos geworden. Dieser Linie folgend wären alle nicht mehr fortpflanzungsfähigen oder ‑willigen Menschen nutzlos.
Wenn Menschen eine genetische Disposition für Transzendenzerfahrungen aufweisen würden, könnten sie in der Konsequenz die entsprechenden Gene während der Zeit ihrer Fortpflanzungsfähigkeit weitergeben. Bis heute konnten jedoch keine mit Transzendenzerfahrungen in direkter Beziehung stehende Gene nachgewiesen werden. Dies bedeutet nach der Logik des „Open World Reasoning“ allerdings nicht, dass keine für Transzendenzerfahrungen zuständigen Gene existieren, sondern dass sie möglicherweise existieren, jedoch noch nicht entdeckt wurden.
Fragestellungen im Kontext von Transzendenzerfahrungen
Erlebte Transzendenzerfahrungen, wie insbesondere Nahtoderfahrungen, Nachtodkontakte und Sterbebettvisionen, werfen die Frage auf, ob und gegebenenfalls wie sich diese mit evolutionsbiologischen Prozessen vereinbaren lassen. Im Positivfall stellt sich die weitere Frage, wie sich derartige Phänomene auf evolutionsbiologische Prozesse auswirken und ob sie möglicherweise für die Evolution von Vorteil sind.
Zunächst lässt sich festhalten, dass evolutionsbiologische Prozesse auf das beobachtbare Universum, das Diesseits, beschränkt sind. Auswirkungen auf evolutionäre Prozesse auf der Erde durch galaktische Dynamiken (z. B. Dynamik schwarzer Löcher) sind hierin eingeschlossen. Eine wie auch immer geartete interuniversale Interaktion zwischen einem beobachtbaren Universum (intrauniversaler Existenzraum bzw. Diesseits) und einem nicht beobachtbaren Universum (extrauniversaler Existenzraum bzw. Jenseits) wird von der Evolutionsbiologie nicht thematisiert.
Telepathische Kommunikation
Viele, jedoch durchaus nicht alle, Erlebenden von Nahtoderfahrungen, Nachtodkontakten und Sterbebettvisionen berichten von der Fähigkeit zur telepathischen Kommunikation. Sie seien in der Lage gewesen, sich mit im Jenseits existierenden Wesen (bereits Verstorbenen, Engeln, Gott bzw. göttlichen Wesen) über Telepathie zu verständigen.
Kommunikation muss erlernt werden. Jeder Mensch durchläuft im frühen Kindesalter einen Lernprozess, der im Idealfall zum Beherrschen verbaler Kommunikation führt. Die im Gehirn angelegten Sprachzentren (insbesondere das Wernicke- und das Broca-Areal) übernehmen hierbei wichtige Funktionen.
Im Unterschied zur verbalen Kommunikation kann die telepathische Kommunikation nicht erlernt werden. Zumindest lässt sich die Erlernbarkeit nicht durch in der Vergangenheit durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen belegen. Telepathische Kommunikation scheint, wie einschlägige Versuche zeigten, lediglich ansatzweise möglich zu sein. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Menschen „vollwertig“ telepathisch kommunizieren können. Unterschiedliche Sprachen, die bei verbaler Kommunikation oft die Verständigung erschweren (beispielsweise spricht ein Kommunikationspartner Englisch, der andere Deutsch), sind bei telepathischer Kommunikation offenbar nicht mehr von Bedeutung.
Die telepathische Kommunikation erfordert, wie auch die Kommunikation über Verbalsprache, bei Sender und Empfänger jeweils eine „Sende“- und eine „Empfangseinrichtung“. „Sende“- und „Empfangseinrichtung“ kommunizieren über eine Schnittstelle und ein Protokoll. Ein Protokoll definiert, wie bereits erwähnt, eine Menge von Regeln, die Syntax, Semantik und Synchronisation der Kommunikation. Eine „Empfangseinrichtung“ wird benötigt, um telepathisch übermittelte Botschaften erkennen und deren Sinn und Bedeutung verstehen zu können. Eine „Sendeeinrichtung“ wird benötigt, um Kommunikationspartnern telepathische Botschaften zu übermitteln.
Wie jedoch kann eine telepathische Kommunikation zustande kommen, wenn sich die Voraussetzungen dafür, die „Sende“- und „Empfangseinrichtung“, im Lauf der Menschheitsgeschichte überhaupt nicht entwickeln konnten? Wenn ein extrauniversaler Existenzraum als nicht vorhanden angenommen wird, kann schließlich auch kein Kommunikationspartner existieren. Zumindest der interuniversalen telepathischen Kommunikation zwischen Diesseits und Jenseits fehlt dauerhaft jegliche Grundlage.
Selbst im intrauniversalen Existenzraum, dem Diesseits, wäre die Fähigkeit zur telepathischen Kommunikation durchaus vorteilhaft. Wenn beispielsweise zwischen Kommunikationspartner große Entfernungen liegen, könnte telepathische Kommunikation die Nutzung technischer Einrichtungen und Hilfsmittel (z. B. Telefon, E-Mail) sowie Dienstleistungen (z. B. Übersetzung) überflüssig machen. Im Verlauf der bisherigen Menschheitsgeschichte ist jedoch nicht erkennbar, dass sich die Fähigkeit zur telepathischen Kommunikation beim Menschen entwickelt.
Die Fähigkeit zur telepathischen Kommunikation ist allerdings essentiell, wenn von der Existenz eines mit kommunikationsfähigen und ‑willigen Wesen bevölkerten extrauniversalen Existenzraums, dem Jenseits, ausgegangen wird. Als Kommunikationspartner kommen bereits Verstorbene, im Jenseits beheimatete Geistwesen (z. B. Engel) und Gott infrage.
Eine von vielen Millionen, wenn nicht sogar Milliarden von Menschen geübte Praxis der telepathischen Kommunikation ist das in Gedanken gesprochene und an Gott gerichtete Gebet. Die Kommunikation basiert auf der Voraussetzung, dass Gott in der Lage ist, zumindest die Sprache des Betenden zu verstehen. Gott steht es sodann frei, auf das Gebet zu antworten. Dies kann wiederum durch telepathische Kommunikation und/oder auf andere Art und Weise, beispielsweise durch Veränderung einer bedrohlichen Situation, geschehen. Im Hinblick auf Judentum und Christentum enthält die Bibel sowohl im Alten Testament wie auch im Neuen Testament Aussagen, dass Gott dazu in der Lage ist, durch seinen Geist mit Menschen zu kommunizieren.
Dass von Menschen telepathisch kommunizierte Gebete von Gott empfangen, verstanden und auch beantwortet werden, wurde im Lauf der Menschheitsgeschichte immer wieder bezeugt. Die Vielzahl an Schilderungen zu beantworteten Gebeten ist durchaus beachtlich.
Beziehung zu einem Ereignis
Die wohl meisten Transzendenzerfahrungen und die damit oft einhergehenden Kommunikationserfahrungen geschehen unbeabsichtigt. Typische Beispiele sind Nahtoderfahrungen mit medizinischer Ursache (z. B. Herzstillstand), Nachtodkontakte und Sterbebettvisionen. Manche Kommunikationserfahrungen weisen eine direkte Beziehung zu einem Ereignis auf.
Bei Sterbebettvisionen lässt sich ein gehäuftes Auftreten ab etwa zwei Wochen vor dem Tod des Erlebenden feststellen. Die zahlenmäßig meisten Visionen ereignen sich innerhalb von etwa 24 Stunden vor dem Tod.
Unweigerlich stellt sich die Frage, wie es zu diesem Phänomen kommen kann. Der Mensch, dessen Tod bevorsteht, müsste seinen Todeszeitpunkt kennen, wenn er selbst in Todesnähe Sterbebettvisionen hervorrufen wollte. Gleichzeitig würde damit auch ein häufig vorgebrachtes Argument, bei Sterbebettvisionen handele es sich um Delirzustände oder Halluzinationen, hinfällig. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Sterbender während eines Delirzustands eine Sterbebettvision initiiert. Ist der Zeitpunkt des eigenen Todes dem Sterbenden nicht bekannt, ist davon auszugehen, dass er keine Möglichkeiten besitzt, Zeitpunkt und Häufigkeit von Sterbebettvisionen aktiv zu steuern und deren Häufigkeit noch zu intensivieren, je näher der Todeszeitpunkt rückt. Die Hypothese, dass es im extrauniversalen Existenzraum existierende Individuen sind, die eine Sterbebettvision initiieren und die „Empfangseinrichtung“ des Sterbenden aktivieren, wie auch immer dies geschehen mag, liegt näher.
Im Hinblick auf das Wesen der Evolution, Anpassung an externe Gegebenheiten zu bewerkstelligen, ist durch das Erleben von Sterbebettvisionen kein evolutionärer Vorteil erkennbar. Zudem gab ein Sterbender seine Gene an seine Nachkommen bereits eine mehr oder weniger lange Zeit vor seinem Tod weiter. Sterbebettvisionen haben somit, evolutionsbiologisch betrachtet, keinerlei Auswirkungen.
Nahtoderfahrungen treffen einen Erlebenden unvorbereitet. Damit während einer Nahtoderfahrung eine Kommunikationserfahrung mit im Jenseits existierenden Individuen möglich sind, muss die „Empfangseinrichtung“ des Erlebenden aktiviert werden. Erst dann kann eine Kommunikationserfahrung erfolgen. Wie diese Aktivierung erfolgt, lässt sich nicht erschließen.
Auch Nachtodkontakte lassen sich aus Sicht des Erlebenden nicht planen. Ein bereits Verstorbener scheint die Möglichkeit zu haben, die „Empfangseinrichtung“ des Erlebenden entweder selbst zu aktivieren oder diese von einer dazu befähigten Instanz aktivieren zu lassen. Wiederum lässt sich nicht erschließen, wie diese Aktivierung erfolgt.
Folgerungen
Wenn Menschen zur telepathischen Kommunikation in der Lage sind, sich diese Fähigkeit im Verlauf der Menschheitsgeschichte jedoch nicht entwickeln konnte, muss eine plausible Erklärung dafür gefunden werden, wie telepathische Kommunikation dennoch möglich werden konnte. Es handelt sich durchaus nicht um ein zu vernachlässigendes Phänomen, denn die telepathische Kommunikation zur Verständigung über die Grenzen von Diesseits und Jenseits hinweg ist keineswegs eine Ausnahmeerscheinung. In absoluten Zahlen ausgedrückt dürften im Lauf der Menschheit viele Millionen derartiger Kommunikationserfahrungen (insbesondere im Kontext von Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen und Nachtodkontakten) erlebt worden sein.
Da die Entwicklung telepathischer Kommunikation durch Fortpflanzung über Selektion und Mutation nicht nachvollziehbar ist, bleibt nur die Möglichkeit, dass diese Fähigkeit durch eine extrauniversale Instanz verliehen wurde. Diese Instanz muss in der Lage sein, entweder den Menschen als Ganzes zu erschaffen (inklusive dieser Fähigkeit) oder ihm diese Fähigkeit im Verlauf der menschlichen Entwicklungsgeschichte, bildlich ausgedrückt, zu „implantieren“.
Bei beiden Denkmöglichkeiten wäre in erster Linie bei dieser Instanz an Gott zu denken. Im religiösen Schrifttum der Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam) wird Gott als Schöpfer des beobachtbaren Universums und allen Lebens beschrieben. Gott wird als zugänglich dargestellt, dem das weitere Schicksal der Schöpfung nicht gleichgültig ist. Die Möglichkeit zur Kommunikation zwischen Mensch und Gott, beispielsweise durch das Gebet, gehört zum innersten Wesen der Offenbarungsreligionen.
Besonders ausgeprägt ist die Möglichkeit der Mensch-Gott-Kommunikation im Christentum, das auch als Beziehungsreligion bezeichnet wird. Die Fähigkeit zur telepathischen Kommunikation ist unbedingt erforderlich, wenn Gebete in Gedanken an Gott gerichtet werden und auch, wenn Gott entweder direkt oder über von ihm beauftragte Geistwesen (z. B. Engel) akustisch nicht vernehmbar mit Menschen kommuniziert. Insofern wäre naheliegend, dass die Fähigkeit zur telepathischen Kommunikation durch göttliche Intervention bei der Erschaffung des Menschen vermittelt wurde.
In der Gesamtschau lässt sich festhalten, dass Vorstellungen einer evolutionären Entwicklung einer interuniversalen Kommunikationsfähigkeit des Menschen jegliche Grundlage fehlt. Wenn trotzdem interuniversale Kommunikationserfahrungen im Kontext von Transzendenzerfahrungen möglich sind – wie in unzähligen anekdotischen Schilderungen dokumentiert -, spricht dies eindeutig für einen Schöpfungsakt. Gleichzeitig wird auch die Existenz einer Instanz postuliert, die zum Schöpfungsakt in der Lage ist.
Die Voraussetzung eines Schöpfungsakts schließt eine evolutionäre Entwicklung des Menschen nicht aus. Allerdings schließt sie evolutionsbiologische Prozesse als alleinige Erklärung aus. Darüber hinaus ergibt sich in der Konsequenz, dass der „Schöpfungsanteil“ nicht unbeträchtlich ist. In jedem Fall sind jedoch Materialismus und Naturalismus der Boden entzogen.