- Das Selbstwertgefühl stärken und schützen – Wirkung erzeugen
- Bedingungslose Würde bewusstmachen
- Soziale Wertigkeit und Bedeutung bewusstmachen
- Fähigkeiten und Kompetenzen bewusstmachen
- Einstellungen und Verhalten ändern – im inneren Kraftraum
- Glaubenssätze ausmisten – Ballast abwerfen
- Aufhören zu vergleichen – sich nicht selbst klein machen
- Macht entziehen – dem inneren Kritiker
- Unvollkommenheit akzeptieren – authentisch werden
- Freundschaft mit sich selbst pflegen – lebenslang
- Schädliche Beziehungen erkennen – Grenzen setzenLesezeit: 9 Min.
- Erfolge feiern, zelebrieren – gerne auch mit anderen
- Dranbleiben und den Lohn sehen und erleben
Schädliche Beziehungen erkennen und Grenzen setzen – weshalb ist dies so wichtig und immer wieder notwendig? Und wie kann dies geschehen?
Inhalte:
Lena (Name geändert) wünscht sich sehr, dass vieles in ihrem Leben anders ist oder wird. Es gibt Erlebnisse, Erfahrungen, Wahrnehmungen, Probleme, Ängste, Sorgen und Befürchtungen in ihrem Leben, über die sie gerne mit ihrer Freundin Sandra (Name geändert) sprechen möchte. Leider findet Lena bei Sandra nicht das Gehör, das sie sich wünscht. Im Gegenteil: Wenn sie miteinander sprechen, hat Lena den Eindruck, dass Sandra die erstbeste Gelegenheit dazu nutzt, von und über sich zu reden. Sandra kapert gewissermaßen schon gewohnheitsmäßig jedes Gespräch und dann geht es in erster Linie um sie. Am Ende eines Gesprächs bleibt bei Lena meist Enttäuschung zurück. In gewisser Weise fühlt sie sich sogar „ausgesaugt“.
Pflegen Lena und Sandra eine freundschaftliche Beziehung? Würden beide befragt, ob sie ihre Beziehung als Freundschaft oder doch eher als Bekanntschaft sehen, könnten die beiden durchaus zu unterschiedlichen Einschätzungen gelangen. Jedenfalls fühlt sich Lena in der Beziehung zu kurz gekommen und unwohl. Gleichzeitig möchte sie die Beziehung nicht einfach aufgeben, denn viele Freundinnen hat sie nicht gerade.
Bedürfnisse und Motive klären
Ist für Lena die Zeit gekommen, die Beziehung mit Sandra auf den Prüfstand zu stellen? Ob und wann dieser Punkt gekommen ist, muss sie selbst entscheiden. In jedem Fall hilft es Lena, wenn sie ihre Bedürfnisse und Motive klärt. Was hat sie bisher in der Beziehung gehalten?
Menschen haben psychische Grundbedürfnisse, natürlich auch Lena. Dazu zählen im Hinblick auf Beziehungen insbesondere das Bedürfnis nach
- Bindung, das allgemein als Bedürfnis nach Zugehörigkeit verstanden werden kann,
- Schutz des Selbstwertgefühls bzw. der Selbstwertschätzung,
- einer positiven Gefühlsbilanz, d. h. gute Gefühle sollen schlechte Gefühle überwiegen.
Wenn Lena eine Beziehung aufrechterhält, in der sie sich nicht wirklich wohlfühlt, stellt sich für die die Frage: welches Motiv lässt mich an der Beziehung festhalten? Mögliche Antworten sind:
- Sie will von anderen Menschen geliebt werden, gewissermaßen von außen. Von innen, aus ihr selbst heraus, fehlt Liebe. Lena kann sich diese Liebe selbst entweder überhaupt nicht oder nicht ausreichend geben. Deshalb investiert sie Zeit und Energie, um Liebe von außen zu erhalten;
- Sie sucht nach Anerkennung und Bestätigung, weil ihr die innere Sicherheit fehlt und es ihr an Selbstbewusstsein mangelt.
Das Selbstwertgefühl stärken und schützen
Lena leidet an inneren Defiziten. Ihr Selbstwertgefühl, ihre Selbstwertschätzung sind schwach ausgeprägt. Deshalb neigt sie dazu, sich in Beziehungen unterzuordnen. Sie fordert von Sandra nicht ein, dass Geben und Nehmen in ihrer Beziehung ausgewogen sind.
Möglicherweise hätte Sandra die Beziehung ihrerseits schon beendet, denn Lenas empfundene Abhängigkeit von ihr belastet die Beziehung und könnte sie emotional überfordern. Doch es gibt ein Gegengewicht: Sandra kann die Gespräche dominieren. Dies ist gewissermaßen ihr „Gewinn“ in der Beziehung.
Offenkundig werden Lenas Bedürfnisse nicht befriedigt. Doch um nicht verlassen zu werden, hält Lena an der Beziehung fest. Aus diesem Motiv heraus vermeidet Lena auch Konflikte und Auseinandersetzungen. Lenas Themen bleiben deshalb unausgesprochen.
Lena sorgt gut für sich, wenn sie ihr Selbstwertgefühl stärkt. Das Selbstwertgefühl und damit auch die Selbstwertschätzung prägen die Beziehungsfähigkeit. Je stärker das Selbstwertgefühl ausgeprägt ist, desto eher wird es ihr gelingen, Beziehungen mit hoher Beziehungsqualität aufzubauen. Eine hohe Beziehungsqualität ist in der Regel auch mit einer Zufriedenheit in der Beziehung verbunden. Außerdem kommt es in derartigen Beziehungen weniger häufig zu Konflikten und auch die Intensität von Konflikten ist niedriger.
Andererseits führt ein geringes Selbstwertgefühl im Allgemeinen zu einer verminderten Beziehungsqualität. Dies erlebt Lena in ihrer Beziehung mit Sandra. Zwischen Beziehungsqualität und Selbstwertgefühl besteht eine Wechselwirkung.
Angenommen, Lena hat schon gut für sich gesorgt und ihr Selbstwertgefühl gestärkt. Dann besteht die Aufgabe darin, es auch zu schützen. Schließlich können negative Erfahrungen in Beziehungen ihr Selbstwertgefühl wieder beeinträchtigen.
Eine Schutzmöglichkeit besteht darin, in einer Beziehung Grenzen zu setzen. „Was tut mir in der Beziehung nicht gut?“, mag sich Lena fragen. In Lenas Beziehung mit Sandra ist es das Ungleichgewicht: es ist keine Beziehung auf Augenhöhe. Lena gibt mehr als sie nehmen kann.
Lena kann Grenzen setzen, beispielsweise zeitliche Grenzen in ihren Gesprächen mit Sandra oder auch im Hinblick auf deren Häufigkeit. Sie kann sich dafür entscheiden, die Beziehung mit Sandra fortzusetzen, dann jedoch für sich auch mehr Raum einzufordern. Wenn Sandra darauf nicht eingeht, wird sich Lena fragen, ob sie sich mit dem wenigen, was ihr diese Beziehung noch bietet, zufriedengeben möchte. Möchte sie dies nicht, steht es in ihrer Hand, die Beziehung zu beenden. Mit einem gesunden Selbstwettgefühl „im Rücken“ wird Lena die Qualität ihrer Lebenszeit über die Beziehung mit Sandra stellen können. Lena ordnet sich nicht mehr unter, ist nicht mehr abhängig.
Abwägen und entscheiden
Nicht nur Lena leidet unter letztlich schädlichen Beziehungen. Jeder Mensch ist in ein Beziehungsnetz eingebunden. Beziehungen können sehr bereichernd, aber auch sehr schädlich sein.
Damit man entscheiden kann, wie man mit bestehenden Beziehungen umgeht, ist eine Art Bestandsaufnahme hilfreich. Welche Beziehungen und Kontakte gibt es aktuell? Anschließend stellt sich die Frage, wie man zu einer Einschätzung gelangen kann, ob man sich aus bestehenden Beziehungen lösen, sie beibehalten oder intensivieren sollte?
Es empfiehlt sich, Beziehungen schriftlich auf einer Liste festzuhalten. Für jeden Eintrag wird zudem eine Einschätzung notiert, wie eng eine Beziehung ist (von „sehr eng“ bis hin zu „lose“) und wie wichtig sie empfunden wird (von „unverzichtbar“ bis hin zu „weniger wichtig“).
Im nächsten Schritt werden Vergangenheit und Zukunft in den Blick genommen. Eine Rückschau auf die Vergangenheit und eine Projektion in die Zukunft helfen dabei, sich Klarheit zu verschaffen. Dann ist auch eine fundierte Entscheidung möglich, ob die Beziehung beibehalten oder gar intensiviert werden sollte.
Der Blick zurück
Der Blick in die Vergangenheit konzentriert sich auf die Muster, die eine Beziehung prägen. Verliefen Begegnungen immer oder meistens auf eine bestimmte Art und Weise? Kam es beispielsweise regelmäßig und vorhersehbar zu Streit, zu Herabwürdigungen usw.?
Im größeren Rahmen stellt sich die Frage: Gab es ein Ungleichgewicht, eine Unwucht in der Beziehung in der Weise, dass ausschließlich oder hauptsächlich eine beteiligte Person über den Rahmen entschied, Themen bestimmte und die Konversation sowie deren Tiefe dominierte? Etwas allgemeiner ausgedrückt: War es bisher eine Beziehung auf Augenhöhe, in der die Beteiligten nicht nur nehmen, sondern auch geben?
Jede Beziehung erlebt ihre Höhen und Tiefen. Es gibt Zeiten, in denen die Beziehung als intensiver erlebt wird und man sich nahe fühlt. Und es gibt Zeiten, in denen eine Beziehung verflacht und eine gewisse emotionale Distanz wahrgenommen wird. Es ist der Gesamteindruck der zählt.
Der Blick zurück führt auf jeden Fall zu einem Erkenntnisgewinn. Die Erkenntnis kann darin bestehen, dass die bisherige Beziehung als bereichernd empfunden wird. Dann stellen sich auch Gefühle der Zufriedenheit und Dankbarkeit ein. Andererseits kann die Erkenntnis auch durchaus schmerzlich sein – die Beziehung wird als enttäuschend empfunden.
Gibt es ein „weder-noch“, d. h. weder bereichernd noch enttäuschend? Wohl kaum! Ein „unentschieden“ ließe die Frage aufkommen, weshalb man eine Beziehung gepflegt hat, die sich nicht als bereichernd erwiesen hat oder wenigstens das Potenzial dazu hat, noch bereichernd zu werden. In die Kategorie der „neutralen“ Beziehungen würden nur diejenigen fallen, von denen man sich einen persönlichen Vorteil erwartet, beispielsweise einen wirtschaftlichen Vorteil.
Der Blick nach vorne
Der Blick in die Zukunft beschäftigt sich mit der Frage: Wie wird die Beziehung in einem Jahr und in drei Jahren aussehen? Wie wird sich die Beziehung voraussichtlich entwickeln?
Die in einer Beziehung miteinander stehenden Personen verändern sich ständig. Natürlich kennt die niemand Zukunft. Ein Schicksalsschlag, als Beispiel, kann den Kurs eines Lebens von einem Tag auf den anderen völlig verändern. Dennoch lohnt es sich, die Frage zu stellen, wie sich die Beziehung unter normalen Umständen voraussichtlich entwickeln wird. Wird sie auch in einem und in drei Jahren subjektiv noch als so wie heute empfunden? Wird sie sich eher vertiefen oder eher verflachen?
Der Blick nach vorne bezieht sich nicht nur auf die andere Person. Er richtet sich auch auf sich selbst mit der Frage: „Was möchte ich selbst tun, um die Beziehung zu bereichern?“
Lösungen für schädliche Beziehungen finden
Die Liste der Beziehungen ermöglicht einen groben Überblick, wie die bestehenden Beziehungen eingeschätzt werden. Im nächsten Schritt geht es darum, dauerhaft schädliche Beziehungen zu erkennen. Dazu kann für jeden Eintrag in der Liste eine Art Wertung von „sehr bereichernd“ bis „sehr schädlich“ vergeben werden. Schädlich ist eine Beziehung dann, wenn sie destruktiv ist und das Selbstwertgefühl angreift.
Das Augenmerk liegt nunmehr auf den schädlichen Beziehungen. Wie möchte man mit ihnen jetzt und in Zukunft umgehen? Eine naheliegende Möglichkeit besteht darin, eine derartige Beziehung konsequent zu beenden. Alternativ kann man sich dazu entschließen, sich abzugrenzen und der Beziehung weniger Raum zu geben, zeitlich und/oder in der Häufigkeit der Kontakte.
Bei weitem nicht alle als schädlich empfundenen Beziehungen lassen sich beenden. Es gibt Beziehungen, beispielsweise im Familienkreis oder am Arbeitsplatz, von denen man sich nicht lösen kann. Dann stellt sich die Frage, wie man mit derartigen Beziehungen umgehen möchte. Eine Möglichkeit besteht darin, eine freundliche Distanz zu wahren. Man entzieht sich im Rahmen der Möglichkeiten.
Neue Beziehungen aufbauen
In den Veränderungsprozessen des Lebens werden Beziehungen nicht nur willentlich beendet. Beziehungen können aus den verschiedensten Gründen verflachen, etwa weil sich Interessen verändert haben oder weil durch Umzug bedingt eine geografische Distanz entstanden ist.
Menschen sind Beziehungswesen. Auch in Zeiten, in denen alles gut zu sein scheint, lohnt es sich, offen für neue Beziehungen zu sein – für Beziehungen auf Augenhöhe –, in denen die Beteiligten bereit zum ausgewogenen Geben und Nehmen sind.
In welchem Umfeld kann man am ehesten Menschen finden, mit denen potenziell Beziehungen auf Augenhöhe möglich sind? Eine spannende Frage! Ein guter Anknüpfungspunkt sind beispielsweise gemeinsame Hobbies oder eine ehrenamtliche Tätigkeit. Initiativen, in denen Menschen ihre Zeit einer gemeinsamen Sache oder einem guten Zweck widmen möchten, erweisen sich mit den persönlichen Begegnungen als guter Startpunkt.
Weiterführende Fragen
- Welche Beziehung(en) sollte ich überprüfen?
- Von welchen Menschen sollte ich mich so bald als möglich freundlich distanzieren oder den Kontakt mit ihnen auf das Notwendigste beschränken?
- Zu welchen Menschen, die mir guttun würden, könnte ich eine Beziehung aufbauen?