Reale Kontakte bei Transzendenzerfahrungen oder keine realen Kontakte und stattdessen Informationen aus einem Informationsnetzwerk?
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Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?“
Grobes Inhaltsverzeichnis
Reale Kontakte, vorgespiegelte Kontakte
Wie anekdotischen Schilderungen zu entnehmen ist, werden Transzendenzerfahrungen als real erlebt. Wenn beispielsweise ein Nachtodkontakt zwischen einer verstorbenen und einer lebenden Person geschildert wird, ist nie von Zweifeln die Rede, ob es sich wirklich um die verstorbene Person handelt. Die jeweilige Persönlichkeit mit ihren charakteristischen Eigenschaften wird mit den Sinnen wahrgenommen. Dennoch muss die Frage gestellt werden, ob es sich möglicherweise in Wirklichkeit doch nicht um einen realen Kontakt handelt. Es wäre denkbar, dass eine erlebende Person stattdessen Informationen aus dem bereits erwähnten Informationsnetz bezieht (siehe Beitrag „Ultimative Verwobenheit – wie zeigt sie sich?“).
Dieses postulierte Informationsnetz existiert unsichtbar zumindest im intrauniversalen Existenzraum. Denkbar wäre jedoch auch, dass es sich über beide Existenzräume, das Diesseits und das Jenseits, erstreckt.
Wenn davon ausgegangen wird, dass ein derartiges globales Informationsnetz existiert und Transzendenzerfahrungen gewissermaßen aus diesem Informationsnetz „gespeist“ werden, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Jeder lebende Mensch liefert von seiner Geburt an bis zu seinem Lebensende beständig und ununterbrochen Informationen an dieses Informationsnetz;
- Informationen umfassen nicht nur Ereignisse, sondern auch Gefühle, Erfahrungen, Wissen usw. Die Persönlichkeit eines Individuums lässt sich im Informationsnetz vollständig und uneingeschränkt abbilden;
- Die gelieferten Informationen werden in diesem Informationsnetz persistiert, d. h. der Zustand aller Informationen wird über längere Zeiträume hinweg bewahrt.
Das Informationsnetz ist, vergleichbar einem Speichermedium (z. B. Festplatte, SSD), nicht intelligent. Es dient lediglich der Speicherung. Bei einem Computersystem ist die „Intelligenz“, wie auf Informationen auf dem Speichermedium zugegriffen wird, in Computerprogrammen implementiert. Diese steuern den Zugriff, um Informationen zu lesen oder Zustände von Informationen zu speichern.
Sinnentsprechend muss davon ausgegangen werden, dass sich beim Menschen das „Programm“, das den Zugriff auf das globale Informationsnetz steuert, irgendwo im individuellen Selbst befindet. Dieses „Programm“ muss die Schnittstelle (Syntax) kennen, damit auf das Informationsnetz zugegriffen werden kann (analog zur Anwendungsprogramm-Schnittstelle (Application Programming Interface, API) bei einem Computer-Programm). Des Weiteren muss das „Programm“ kennen, wie Informationsempfang und ‑speicherung geregelt sind (analog zum Protokoll bei einem Computer-Programm). Schließlich muss auch eine Art Übersetzungsmechanismus implementiert sein, um Informationen in einer einheitlichen globalen Semantik bereitstellen zu können. Da Begriffe in der realen Welt sprachspezifisch und kulturspezifisch verstanden werden (z. B. der Begriff „Seele“), muss dieser Übersetzungsmechanismus im Informationsnetz gewissermaßen für eine einheitliche Sprache sorgen.
Es stellt sich die Frage, wie dieses Informationsnetz, technisch gesehen, realisiert ist. Es benötigt jedenfalls ein Speichermedium von wahrhaft gigantischen Ausmaßen, das Informationen aller Menschen und ggf. auch anderer Lebewesen (z. B. Tiere), die jemals im Diesseits lebten und leben, dauerhaft speichern kann. Als derartiges Speichermedium käme theoretisch Licht infrage.
Virtuelle Wiederherstellung der Persönlichkeit
Wie bereits erwähnt, werden bei nichtintentionalen Transzendenzerfahrungen (insbesondere Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen und Nachtodkontakte) real anmutende Kontakte erlebt. Erlebende Personen empfinden häufig eine Grundstimmung von Liebe und nehmen einen derartigen Kontakt meist als tröstlich und unterstützend wahr.
Liebe drückt stärkste Zuneigung und Wertschätzung aus. Sie ist ein starkes Gefühl, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer oder mehreren Personen, und sie drückt sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen aus.
Wenn eine erlebende Person einen Kontakt als real erlebt, setzt dies voraus, dass die Persönlichkeit einer kontaktierenden Person (bereits verstorbene Person) vollumfänglich im globalen Informationsnetz gespeichert ist. Nur was gespeichert ist, lässt sich virtuell wiederherstellen. Hierbei würde es sich jedoch immer noch um ein Abbild der Vergangenheit handeln, das nur bis zum Tod reicht. Trotz dieser Einschränkung wäre denkbar, dass eine lebende Person während einer Transzendenzerfahrung nicht, wie wahrgenommen, einen Kontakt zu einer verstorbenen Person erlebt, sondern in Wirklichkeit auf die im Informationsnetz gespeicherten Informationen zu diesem Individuum zugreift. Insofern wird gewissermaßen eine virtuelle Persönlichkeit wahrgenommen.
Erinnerungen an ein früheres Existenzstadium
Einige verifizierbare Schilderungen von Reinkarnationserfahrungen legen den Schluss nahe, dass eine Erinnerung an frühere Existenzphasen im Diesseits möglich ist. Eine Erinnerung ist nur dann möglich, wenn ein globales Informationsnetz tatsächlich existiert und alle Informationen zu einem früheren Existenzstadium bereits dort gespeichert sind. Dann stellt sich allerdings die Frage, wie diese Informationen abgerufen werden und dem Gedächtnis der lebenden Person verfügbar gemacht werden können.
Eine alternative Möglichkeit besteht darin, dass eine Erinnerung an eine frühere Existenzphase nicht möglich ist. Wird dennoch eine Erinnerung behauptet, würde es sich in Wirklichkeit um ein früheres Existenzstadium einer anderen Person handeln. Die Ursache wäre gewissermaßen ein Zugriffsfehler, d. h. im globalen Informationsnetz würde auf die Informationen einer anderen Person zugegriffen und diese „Erinnerungen“ würden fälschlicherweise als Erinnerungen an ein eigenes früheres Existenzstadium im Diesseits interpretiert.
Gegenargumente
Wenn im Informationsnetz auf die statischen Informationen von verstorbenen Menschen zugegriffen werden kann, ist es nicht erforderlich, dass Verstorbene mit ihrem individuellen Selbst im Jenseits weiterhin existieren. Selbst die Existenz eines extrauniversalen Existenzraums wäre nicht zwingend erforderlich. Einige Argumente sprechen jedoch gegen die Hypothese, dass ein globales Informationsnetz an die Stelle eines extrauniversalen Existenzraums tritt.
Keine nichtintentionalen Transzendenzerfahrungen
Da das globale Informationsnetz selbst nicht intelligent ist, kann es nicht von sich aus Kontakt zu lebenden Menschen aufnehmen. In der Konsequenz sind nichtintentionale – nicht vom Menschen beabsichtigte – Transzendenzerfahrungen nicht möglich.
Vor diesem Hintergrund wäre nicht erklärbar, wie sich Sterbebettvisionen tendenziell häufen können, je näher der Todeszeitpunkt kommt. Ein Sterbender müsste hinreichend genau wissen, wann er sterben wird, um Sterbebettvisionen selbst auslösen zu können. Und er müsste auch wissen, wie er Kontakt mit dem Informationsnetz aufnehmen kann und darüber hinaus, wie er eine bestimmte verstorbenen Person „adressieren“ kann, um an deren Informationen zu gelangen.
Wenn nichtintentionale Transzendenzerfahrungen möglich sind, muss ein intelligentes Wesen vorausgesetzt werden, das Informationen aus dem Informationsnetz gezielt an Menschen senden kann. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen transuniversalen Kommunikationsvorgang.
Keine Kommunikation
Ein Zugriff auf das globale Informationsnetz gewährt lediglich den Zugang zu Informationen. In vielen anekdotischen Schilderungen kommunizieren lebende Personen und Geistwesen (autochthone wie auch allochthone Geistwesen) miteinander. Eine Art Kommunikation mit dem globalen Informationsnetz im Sinne eines Informationsaustauschs wäre zwar denkbar, jedoch müsste sich diese „Kommunikation“ auf Informationen beschränken, die bis zum Tod eines Verstorbenen angefallen sind. Eine echte Kommunikation wäre nicht möglich.
Dass eine Kommunikation nach dem Tod durchaus möglich ist, zeigt stellvertretend für andere eine Schilderung von Valerie („Trost aus dem Jenseits“, S. 281 f.), deren Sohn John im Alter von 18 Jahren an Mukoviszidose verstarb. Sie schilderte, dass sie des Öfteren zum Friedhof ging, jedoch dort nie mit anderen Menschen Kontakt gehabt habe. Meistens sei sie ganz in Gedanken versunken gewesen. „Aber dieses eine Mal merkte ich, dass John mir etwas sagen wollte. Ich fühlte ihn plötzlich ganz in meiner Nähe und hörte ihn sagen: »Mama, jemand braucht dich.« Ich fühlte es auch ganz stark – irgendetwas zog mich von Johns Grab weg. Es war John, der immer wieder sagte: »Mama, hier kannst du nichts mehr tun. Ein anderer Mensch braucht dich.« Es ging alles ganz schnell und telepathisch, und ich merkte, wie ich von seinem Grab in eine Richtung gezogen wurde. Ich wandte mich also von Johns Grab ab und ließ mich von John zu einem Grab führen, vor dem ein Mann kniete.“ Valerie sprach den Mann an. „Immer noch fühlte ich die Gegenwart meines Sohnes. Ich spürte, dass noch eine andere Seele bei ihm war, aber ich wusste erst, wer sie war, als der Mann von seinem Sohn zu erzählen begann. Er sagte: »Troy, mein Sohn, wurde ermordet. Er hatte Muskelschwund und musste an Krücken gehen. Er war sehr klug und intelligent.« Der Vater erzählte mir, wie wütend und verletzt er sei und wie ihn der Tod seines Sohnes schmerze. […] Dann hörte ich John sagen: »Deshalb bist du hier, Mama! Sag ihm, dass Troy in dem Augenblick, als ihn die Männer erdrosselten, als sie ihn töteten, seinen Körper verließ. Er musste nicht leiden. Er fühlte keine Schmerzen mehr. Mama, die eigentlich Leidenden sind die Menschen, die noch leben. Troy ist jetzt bei uns, und es geht ihm gut. Er empfindet Mitleid für die Männer, die ihn getötet haben.« Ich gab alles, was John sagte, an den Mann weiter. Er sah mich nur an und fragte dann: »Woher wissen Sie das alles?« Ich antwortete: »Weil mein verstorbener Sohn es mir gerade gesagt hat.«
Keine Zukunftssicht
Im globalen Informationsnetz können nur Informationen verfügbar sein, die die Vergangenheit bis zur Gegenwart abbilden. Informationen über zukünftige Ereignisse können noch nicht vorhanden sein. Demzufolge wären Aussagen über zukünftige Ereignisse im Diesseits nicht möglich. Einige anekdotische Schilderungen von Nahtoderfahrungen und Nachtodkontakten lassen jedoch den Schluss zu, dass Wesen im extrauniversalen Existenzraum durchaus zukünftige Ereignisse vorausschauen können.
Stellvertretend für andere sei eine anekdotische Schilderung wiedergegeben, die die Möglichkeit einer Vorausschau eines künftigen Ereignisses nahelegt. Wilma schildert die Intervention ihres einen Monat zuvor verstorbenen Vaters („Trost aus dem Jenseits“, S. 234): „Eines Abends fuhr ich nach dem Abendessen noch rasch in die Stadt zum Einkaufen. Ich war allein im Auto, und mir gingen tausend Dinge durch den Kopf. Als ich gerade ziemlich schnell von einer Anhöhe hinunterfuhr, sagte mein Vater: »Schnell, Wilma! Bieg hier ab.« Es war, als säße er neben mir, und seine Stimme war glasklar zu hören. Ich bog an der nächsten Ecke ab und fuhr fast zwei Kilometer nach Süden, dann zurück in Richtung Osten und wieder nach Norden, und die ganze Zeit über dachte ich: »Was tue ich denn bloß? Ich habe es eilig und mache trotzdem einen Umweg von vier Kilometern!« Es ging mir nicht in den Sinn, und ich kam mir ziemlich dumm vor. Später, auf dem Rückweg, traf ich eine meiner Nachbarinnen. Ich glaubte, sie hätte Probleme mit dem Wagen, und hielt an. Sie sagte: »Ich war so erleichtert, als ich sah, dass du abbiegst. Die Brücke ist eingestürzt!« Es ist eine Holzbrücke mit zwei großen Pappeln, die darüber hängen, und dichtem Gebüsch. Sie war eingestürzt, ohne dass Bretter nach oben ragten. Ich weiß, ich hätte es auf keinen Fall rechtzeitig gesehen! Ich war vielleicht vierhundert Meter von der Brücke entfernt, als mir mein Vater sagte, ich solle abbiegen. Ich wäre mit achtzig Stundenkilometern ins Leere gefahren! Hätte mich mein Vater nicht gewarnt, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.“
Geistwesenkontakte
Kontakte mit autochthonen Geistwesen (z. B. Engel) wären nicht möglich, es sei denn diese Geistwesen sind in das globale Informationsnetz eingebunden. Wenn dies der Fall ist, muss es sich zwingend um ein transuniversales Informationsnetz handeln, d. h. es verbindet den intrauniversalen und den extrauniversalen Existenzraum, Diesseits und Jenseits.
Folgerungen
Nichtintentionale Transzendenzerfahrungen sind keineswegs selten. Wenn ein Geistwesen (autochthon oder allochthon) mit einer lebenden Person Kontakt aufnimmt, muss dies auf eine andere Art und Weise als über ein globales Informationsnetz geschehen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein globales Informationsnetz nicht existiert.
Das aktuelle dynamische Verhalten eines Geistwesens, wie es sich beispielsweise in einem Dialog ausdrückt, lässt sich nicht aus dem Informationsnetz konstruieren. Ein Dialog, eine Wechselrede, erfordert Dialogpartner, die auf Mitgeteiltes nach eigenem Willen reagieren können. Jeder Dialogpartner müsste ständig das Informationsnetz abfragen und sich bei Vorliegen einer neuen Information entscheiden, ob und ggf. wie auf die letzte Information des Anderen reagiert werden soll.
Menschen, die auf das globale Informationsnetz zugreifen wollen, benötigen hierfür das Wissen, wie Informationen abgerufen werden können. Dieses Wissen müsste jedem Menschen angeboren sein. Während des Lebens kann dieses Wissen nicht erlernt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakten oder Geistwesenkontakten in Wirklichkeit um aus dem Informationsnetz erzeugte virtuelle Kontakte handelt, ist als eher gering einzustufen. Für die Hypothese, dass diese Transzendenzerfahrungen letztlich Täuschungen sind, sprechen keine gewichtigen Argumente. Der Versuch, Transzendenzerfahrungen gewissermaßen in den Erkenntnisraum der Naturwissenschaften zu pressen, überzeugt letztlich nicht.