Taktile Kommunikation – was verbirgt sich dahinter?Lesezeit: 9 Min.

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Taktile Kommunikation – was verbirgt sich dahinter? Können sich Verstorbene über körperliche Empfindungen mitteilen?

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Was geschieht mit mir wenn ich sterbe - Gestaltung: privat

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Der taktilen Kommunikation, in der Wissenschaft synonym mit haptischer Kommunikation verwendet, liegen der Tastsinn, die haptische Wahrnehmung und körperliche Empfindungen wie Kitzel, Berührung, Bewegung, Vibration, Temperatur, Druck und Spannung zugrunde. Die sensorischen Informationen stammen im Wesentlichen von der Haut.

Zeichen der Verbundenheit

Mit dieser Art der nonverbalen Kommunikation übermittelt ein Mensch als „Sender“ eine Botschaft an einen anderen Menschen als „Empfänger“. Händeschütteln, Umarmung, oder Küssen sind im Diesseits typische Beispiele für derartige Botschaften. Wenn sich Menschen nicht gerade bei völliger Dunkelheit begegnen, werden auch visuelle Eindrücke wahrgenommen. Die Mimik, die Veränderungen im Gesicht beschreibt, beispielsweise im Bereich der Augen oder des Mundes, befindet sich im Einklang mit der Berührung. Ein Kuss und ein vor Wut verzerrtes Gesicht, mit zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn, wären demgegenüber und offensichtlich nicht miteinander in Einklang.

Wenn eine verstorbene Person ausschließlich taktil kommuniziert, fehlt der unterstützende visuelle Eindruck und damit die Möglichkeit zur Interpretation der Mimik. Doch selbst wenn sich zwei Personen nicht visuell wahrnehmen können, lassen sich Gefühle, wie beispielsweise Angst, Wut, Liebe und Dankbarkeit, gut durch Berührungen vermitteln. Untersuchungen, bei denen Menschen berührt wurden, deren Augen verbunden waren, konnten zeigen, dass die von der berührenden Person als „Sender“ beabsichtigten Gefühle in etwa drei Viertel aller Fälle vom „Empfänger“ korrekt erkannt wurden. Liebe und Mitgefühl waren am ehesten zu erkennen.

Die Motivation einer verstorbenen Person, die mit einer im Diesseits lebenden Person taktil kommuniziert, besteht erkennbar darin, dem „Empfänger“ Zuneigung zu zeigen, zu trösten und Mut zu machen. Gleichzeitig wird ein Zeichen der Verbundenheit, die über den physischen Tod hinausreicht, vermittelt. Die Botschaft ließe sich im Allgemeinen in etwa so ausdrücken: „Ich bin nicht wirklich tot. Ich bin nach wie vor mit dir verbunden.“

Damit der „Empfänger“ die verstorbene Person eindeutig erkennen kann, nutzt die verstorbene Person Verhaltens- bzw. Berührungsmuster, die der lebenden Person durch vielmalige Wiederholung im Lauf der Zeit bereits bekannt und vertraut sind. Beispiele sind ein zarter Kuss auf den Hals und das Streicheln der Haare.

Da das charakteristische Verhaltensmuster dem „Empfänger“ vertraut ist, kann die taktile Kommunikation auch längere Zeit – Wochen, Monate oder sogar Jahre – nach dem physischen Tod des „Senders“ erfolgen. Die verstorbene Person scheint über die Stimmungslage des beabsichtigten „Empfängers“ informiert zu sein und scheint diese Form der Kommunikation zu nutzen, wenn der „Empfänger“ Trost und Aufmunterung besonders nötig hat. Derartige Kommunikationsereignisse scheinen jedoch im Allgemeinen für den „Empfänger“ eher einmalige Erlebnisse zu sein und nicht wiederholt aufzutreten.

Ereignisse taktiler Kommunikation werden im Zusammenhang mit Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen und Nachtodkontakten geschildert. Wäre ein autochthones Geistwesen (z. B. Engel) im Kontext eines Geistwesenkontakts Quelle der taktilen Kommunikation, würde diese Art der Kommunikation irritieren, da eine Zuordnung nicht möglich ist. In letzterem Fall wäre eher von einer Art Spukereignis auszugehen.

Berichte in der Literatur

Erfahrungen taktiler Kommunikation werden relativ selten berichtet. Bei den entsprechenden anekdotischen Schilderungen handelt es sich ausschließlich um Nachtodkontakte. Zudem werden Ereignisse taktiler Kommunikation oft in Verbindung mit anderen Arten von Kommunikationserfahrungen (z. B. telepathische Kommunikation) berichtet.

Die berührten Haare

In „Trost aus dem Jenseits“ wird die Erfahrung von Barbara geschildert. Ihr half ein Erlebnis taktiler Kommunikation dabei, ein psychisches Tief zu überwinden (S. 53). Ihr Freund Brian war im Alter von 19 Jahren bei einem Autounfall gestorben. „Eines Abends, ungefähr zwei Wochen nach Brians Tod, war ich sehr traurig und dachte an ihn. Er war mir nahegestanden wie ein Bruder. Urplötzlich fühlte ich, wie eine Hand mir die Haare verwuschelte, genau wie Brian das früher immer getan hatte. Ich fuhr richtig zusammen, denn es hielt sich sonst niemand in der Wohnung auf – ich war allein. Ich spürte, dass Brian mich trösten und aus meinem Schmerz herauslocken wollte. Ich lächelte und sagte: »Okay, Brian. Ich versuche es ich gebe mir MüheUnd das tat ich auch.“

An der Schilderung fällt Folgendes besonders auf:

  • Zu dem Zeitpunkt, als Barbara das Verwuscheln ihrer Haare wahrnahm, dachte sie an Brian,
  • Keine andere sichtbar anwesende Person konnte die Haare berühren,
  • Das Verwuscheln der Haare ließ sich offenkundig Brian eindeutig zuordnen (es war gewissermaßen eine seiner Gewohnheiten),
  • Der Verstorbene wusste offensichtlich, wo sich seine Freundin befand.

Auch in „Die Kunst des Sterbens“ wird eine Begebenheit erwähnt, bei der eine Frau eine Berührung ihrer Haare wahrnahm (S. 166): „… und eines Nachts, als ich die Zeitung las, spürte ich, wie er meinen Pony hochschnipste; das hatte er manchmal getan, als Zeichen seiner Zuneigung.“

Berührung durch die verstorbene Tochter

Ebenfalls in „Trost aus dem Jenseits“ findet sich die Schilderung von Joyce, deren Tochter Megan im Alter von vier Jahren nach einer Operation verstarb (S. 53): „Einige Wochen nach Megans Beerdigung war ich eines Abends sehr bedrückt und ging früh ins Bett. Ich lag da und weinte.  Plötzlich spürte ich, wie eine kleine Hand sachte meine Wange berührte. Ich dachte: »Mein Gott, das ist Megan!« Ihre kleinen Finger fühlten sich weih und glatt an. Ein überwältigendes Gefühl von Frieden und Ruhe überkam mich. Ich spürte, Megan wollte mir zeigen, dass es ihr gutging.“

Die Schilderung lenkt die Aufmerksamkeit auf Folgendes:

  • Megans Hand fühlte sich altersentsprechend klein an,
  • Die Berührung geschah, als die Mutter sehr bedrückt war und trauerte,
  • Es befand sich keine andere Person im Raum, die diese Berührung hätte hervorrufen können.

Berührung durch den verstorbenen Ehemann

Auch die Erfahrung von Evelyn, deren Ehemann Charles im Alter von 35 Jahren verstorben war, wird in „Trost aus dem Jenseits“ geschildert (S. 55): „Ein Jahr nach dem Tod meines Mannes ging ich auf den Friedhof. Es ging mir nicht gut, ich weinte und war ganz mit mir und meinen Gefühlen beschäftigt. Ich fühlte mich so verlassen mit meinen drei Kindern, die ichallein aufziehen musste. Plötzlich spürte ich Charles links neben mir stehen. Ich spürte seine Gegenwart, seine Nähe. Ich war völlig verblüfft, weil er seinen Arm um mich gelegt hatte und seine Hand auf meiner rechten Schulter lag. Ich spürte, dass er mich tröstete. Das dauerte höchstens fünf Sekunden, aber danach fühlte ich mich viel besser. Ich fasste wieder Mut und konnte nach Hause gehen.“

An der Schilderung ist Folgendes bemerkenswert:

  • Die taktile Kommunikation erfolgt erst nach einem Jahr,
  • Charles wusste, wo sich Evelyn zum Zeitpunkt seiner Botschaft aufhielt,
  • Die Berührung dauerte nicht lange, aber dennoch lange genug, um die Botschaft (Trost) zu vermitteln,
  • Mit der taktilen Kommunikation war bei Evelyn auch ein Gefühl der Gegenwart ihres verstorbenen Ehemanns verbunden.

Wahrnehmung durch mehrere Personen

Die gleichzeitige Erfahrung taktiler Kommunikation durch mehrere Personen scheint die Ausnahme zu sein. In „Trost aus dem Jenseits“ wird eine derartige Erfahrung von Sarah geschildert, deren Sohn Andrew im Alter von 24 Jahren mit dem Motorrad tödlich verunglückte (S. 59): „Vor Andrews Beerdigung stand ich in der Küche Kyle, unser zweiter Sohn, kam zu mir herüber und legte den Arm um mich. Dann kam auch Doug, mein Mann, dazu, und wir nahmen ihn in unsere Umarmung auf. Während wir schweigend zusammenstanden und uns die Tränen über das Gesicht liefen, spürten wir einen leichten Druck, eine zärtliche Berührung auf unseren Schultern. In meinem Herzen wusste ich, das war Andrew – und Doug und Kyle ging es ebenso! Wir spürten alle die Wärme seiner Umarmung und seine Liebe. Und in Gedanken hörte ich Andrew sagen: »He, Leute, alles okay.« Es dauerte nicht länger als dreißig Sekunden, und dann waren die Wärme und der Druck nicht mehr da. Aber Andrews Umarmung hatte uns zum letzten Mal zu einer vollständigen Familie gemacht.“

An der Schilderung fällt Folgendes besonders auf:

  • Die taktile Kommunikation wurde von drei Personen gleichzeitig wahrgenommen,
  • Alle drei lebenden Personen hatten dieselbe Wahrnehmung (eine Halluzination scheidet dadurch als Erklärungsmöglichkeit aus),
  • Die Wahrnehmung taktiler Kommunikation umfasste auch eine Empfindung von Körperwärme,
  • Die Mutter war zusätzlich Empfängerin einer telepathischen Botschaft.

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Folgerungen

Die taktile Kommunikation setzt voraus, dass eine verstorbene Person als Geistwesen in der Lage ist, bei einer im Diesseits lebenden Person körperliche Empfindungen hervorzurufen, die diese auch dem „Sender“ eindeutig zuordnen kann. Dies impliziert, dass zu Lebzeiten der verstorbenen Person eine persönliche Beziehung bestanden haben muss. Diese muss zumindest so lange bestanden haben, bis es möglich ist, dieser Person bestimmte Verhaltensmuster eindeutig und verlässlich zuzuordnen (z. B. Verwuscheln der Haare, liebevolles Kneifen eines Ohrs usw.). Dies wird insbesondere in einer Familie, einer Paarbeziehung oder in einer längeren und innigen freundschaftlichen Beziehung der Fall sein.

Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, ist es einer erlebenden Person als „Empfänger“ nicht möglich, die verstorbene Person anhand der ihr schon zu deren Lebzeiten bekannten, charakteristischen und vertrauten Verhaltensmuster eindeutig zu erkennen. Sind sie gegeben, bietet die taktile Kommunikation ein hohes Identifikationspotenzial, auch wenn die verstorbene Person als Geistwesen für eine oder mehrere erlebende Personen nicht sichtbar ist. In der Konsequenz ist zu folgern, dass eine taktile Kommunikation, die nicht einem bekannten Verhaltensmuster entspricht, nicht von einer verstorbenen Person stammt.

Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass während einer taktilen Kommunikation oft auch die Gegenwart der verstorbenen Person empfunden wird. Auffallend viele anekdotischen Schilderungen berichten davon, dass verstorbene Kinder mithilfe taktiler Kommunikation versuchen, ihre Eltern zu trösten. Aufgrund der insgesamt doch eher geringen Zahl von Schilderungen taktiler Kommunikation haben diese keine statistische Relevanz.

„Technisch“ gesehen ist ein gewisses Maß an Kraft erforderlich, um bei einer oder mehreren Personen im Diesseits eine taktile Empfindung hervorzurufen. Die verstorbene Person muss dazu in der Lage sein. Dass die Fähigkeit hierzu prinzipiell besteht, lässt sich auch an der anders gelagerten Fähigkeit zur kinetischen Kommunikation erkennen.

Sofern der „Empfänger“ den „Sender“ bei ausschließlich taktiler Kommunikation nicht visuell wahrnehmen kann, ist auch denkbar, dass anstelle der verstorbenen Person (allochthones Geistwesen) ein autochthones Geistwesen als „Sender“ fungiert. Das Geistwesen muss dann jedoch die charakteristischen Verhaltensweisen der verstorbenen Person kennen.

Prinzipiell ist nicht auszuschließen, dass es sich bei einer Wahrnehmung taktiler Kommunikation um eine Halluzination handelt. Von einer Halluzination kann jedoch keine Rede sein, wenn die taktile Kommunikation von mehreren Personen gleichzeitig erlebt wird. Eine Halluzination wird nur subjektiv erlebt, nicht gemeinschaftlich.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.