Verifikation der EIS-Hypothese: NahtoderfahrungLesezeit: 8 Min.

Home » Lebensfragen » Verifikation der EIS-Hypothese: Nahtoderfahrung

Wie ist die Verifikation der EIS-Hypothese möglich? Welchen Beitrag kann die Analyse der Nahtoderfahrung bei der Verifikation leisten?

Inhalte:

Was geschieht mit mir wenn ich sterbe - Gestaltung: privat

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?
Grobes Inhaltsverzeichnis

Die Nahtoderfahrung eignet sich in besonderer Weise für die Verifikation der EIS-Hypothese (siehe „Hypothese: Das individuelle Selbst befindet sich nicht im Gehirn“). Eine Person, die eine typische Nahtoderfahrung erlebt, verlässt gewissermaßen vorübergehend ihren physischen Körper und auch das Diesseits. Sie bewegt sich in einen extrauniversalen Existenzraum, macht dabei Erfahrungen, die im intrauniversalen Existenzraum, dem Diesseits, nicht möglich sind. Dann kehrt sie wieder in ihren Körper zurück. Sie wechselt gewissermaßen zwischen Existenzräumen, vom Diesseits ins Jenseits und wieder zurück.

Nahtoderfahrungen geschehen stets unvorhergesehen und beinhalten meist eine außerkörperliche Erfahrung. Außerkörperliche Erfahrungen können jedoch, wie manche anekdotischen Schilderungen zeigen, auch bewusst und geplant herbeigeführt werden. Eine außerkörperliche Erfahrung ist deshalb nicht mit einer Nahtoderfahrung identisch und mit ihr zu verwechseln.

Aktives und waches Bewusstsein

Die Erfahrung eines aktiven und wachen Bewusstseins ist integraler Bestandteil einer jeden Nahtoderfahrung. Erkenntnisse aus der Untersuchung von Nahtoderfahrungen zeigen, dass das Bewusstsein auch dann noch aktiv sein kann, wenn keine Hirnströme mehr messbar sind (sog. Null-Linien-EEG). Eigentlich müsste das Bewusstsein in diesem Zustand völlig „außer Betrieb“ sein. Doch dies ist nicht der Fall. In der Konsequenz stellt sich die Frage, wie dies möglich sein kann.

Wäre das Bewusstsein nur im Gehirn lokalisiert und gewissermaßen ein Produkt des Gehirns, wären keine Nahtoderfahrungen möglich: keine Hirnströme, keine Wahrnehmungen. Folglich ist eine alternative Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Sie lautet: Das Bewusstsein ist als ein Aspekt des individuellen Selbst nicht – oder zumindest nicht ausschließlich – im Gehirn lokalisiert und es kann während der Zeit eines Null-Linien-EEG etwas wahrnehmen.

Szenario einer Nahtoderfahrung

Die verschiedenen Aspekte einer Nahtoderfahrung (siehe auch „Was sind Nahtoderfahrungen? Wie werden sie erlebt?“) lassen sich in geeigneter Weise mit einem fiktiven Szenario erkennen. In diesem Szenario erlebt ein Mensch – er sei Philipp genannt – einen Herzstillstand. Als Folge davon bricht der Blutkreislauf zusammen und dies führt unmittelbar zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn. Nach etwa 10-20 Sekunden kommt es zur Bewusstlosigkeit. Auf dem Elektroenzephalogramm (EEG) ist die Null-Linie erreicht, d. h. es sind keine Hirnströme mehr messbar (sog. Null-Linien-EEG).

Nun macht Philipp eine Nahtoderfahrung. Er nimmt sich unter der Decke des OP-Saals schwebend wahr und blickt auf seinen Körper nach unten. Während dieser außerkörperlichen Erfahrung verfolgt er mit, wie das medizinische Fachpersonal Wiederbelebungsversuch unternimmt. Er kann alles sehen und alles hören.

Dann nimmt er wahr, dass er durch eine Art „Tunnel“ hin zu einem Licht gezogen wird. In einer wunderschön anmutenden Umgebung begegnet er bereits verstorbenen Personen. Manche von ihnen kennt er aus seinem bisherigen Leben, manche kennt er noch nicht. Später wird es ihm gelingen, zumindest einige dieser bisher unbekannten Personen anhand von Fotos zu bestimmen.

Außerdem erlebt Philipp einen Lebensrückblick. Szenen aus seinem bisherigen Leben ziehen wie auf einer Filmleinwand vor ihm vorüber. Er nimmt auch wahr, wie er durch sein Reden und Handeln auf das Leben von Mitmenschen wirkte.

Philipp möchte gerne in dieser wunderschönen Umgebung bleiben. Doch es wird ihm klargemacht, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei. Philipp kehrt mehr oder weniger widerwillig wieder in seinen Körper zurück.

An das, was er während seiner Nahtoderfahrung wahrgenommen hat, kann sich Philipp nach der Rückkehr in seinen physischen Körper erinnern. Er kann beispielsweise einem Mediziner wirklichkeitsgetreu wiedergeben, was während der Wiederbelebungsmaßnahmen besprochen und unternommen wurde. Ebenso kann er sich an das im extrauniversalen Existenzraum Erlebte erinnern. Philipp kann Verstorbene beschreiben, denen er dort begegnete. Aufgrund seiner Beschreibung können ihm andere Menschen dabei helfen, diese Verstorbenen zu „identifizieren“, beispielsweise beim Blättern in einem Fotoalbum.

Während seiner Nahtoderfahrung ist sich Philipp stets bewusst, dass er es ist, der dies alles erlebt. Mit anderen Worten: Während seines „Ausflugs“ in den extrauniversalen Existenzraum schlüpft er nicht in ein anderes „Ich“. Er erlebt sich nicht als zwei voneinander getrennte Wesen.

„Technische“ Betrachtung

Rein „technisch“ gesehen ist anzunehmen, dass ein „Umschalten“ auf ein bereits existentes externes individuelles Selbst nicht erforderlich ist. Dies liegt darin begründet, dass das physische Gehirn der EIS-Hypothese entsprechend lediglich eine Dienstleisterfunktion für das individuelle Selbst übernimmt. Während der Nahtoderfahrung kann es, da es stillgelegt ist, keine Signale des individuellen Selbst mehr empfangen. Gleichzeitig ist die Filterfunktion des Gehirns deaktiviert.

Wo dieses externe individuelle Selbst verortet und wie es implementiert ist (das Gehirn als „Träger“ scheidet schließlich aus), bleiben zunächst unbeantwortete Fragen. Es kann angenommen werden, dass sich das individuelle Selbst in einem extrauniversalen Existenzraum befindet. Wie die Kommunikation zwischen externem individuellem Selbst und dem physischen Gehirn erfolgt, ist unbekannt. Dass jedoch eine interuniversale Kommunikation möglich ist, lässt sich aus zahlreichen anekdotischen Schilderungen erschließen, u. a. im Zusammenhang mit Nachtodkontakten.

Unbeeinträchtigtes individuelles Selbst

Das individuelle Selbst ist von der Nahtoderfahrung nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Es kann wesentlich mehr wahrnehmen (akustisch, visuell usw.) als das menschliche Gehirn verarbeiten kann. Wie bereits erwähnt, übernimmt das physische Gehirn eine Filterfunktion, doch diese ist jetzt nicht mehr aktiv.

Es werden sogar Fälle berichtet, bei denen Blinde während einer Nahtoderfahrung ein gewisses Sehvermögen erlangten. In ihrem Beitrag „Near-Death and Out-of-Body Experiences in the Blind: A Study of Apparent Eyeless Vision” beschreiben Kenneth Ring und Sharon Cooper Fälle von Blinden, die eine Nahtoderfahrung erlebten. Das Sehvermögen entspricht nicht dem eines Menschen mit normalem Sehvermögen, sondern wird als „transzendentales Bewusstsein“ beschrieben, das unabhängig vom Gehirn funktioniert.

Die Begegnung mit bereits Verstorbenen und auch der Lebensrückblick werden als vollkommen real erlebt. Das individuelle Selbst hat durch den Zugang zum Gedächtnis gewissermaßen Einblick in das lückenlose Protokoll des bisherigen Lebens. Dazu zählen auch Begebenheiten, an die sich Philipp in seinem diesseitigen Leben nicht (mehr) erinnern kann oder diese Erinnerungen vielleicht auch bewusst ausblendet.

Das individuelle Selbst kann alles während der Nahtoderfahrung Wahrgenommene und Erlebte speichern, denn das Gedächtnis ist ein Element des individuellen Selbst. Wäre dem nicht so, könnten Erlebnisinhalte später nicht in das Langzeitgedächtnis in Philipps Gehirn übernommen werden. Schließlich kann sich Philipp ja nach erfolgreicher Wiederbelebung, und nachdem sein Gehirn wieder mit Sauerstoff versorgt wird, auch noch Jahre später an das während seiner Nahtoderfahrung Erlebte erinnern – zumindest an das meiste davon.

Gedächtnissynchronisation

Während seiner Nahtoderfahrung machte Philipp die Erfahrung einer Art „universellen Wissens“. Plötzlich schien er alles zu verstehen und selbst komplexeste Zusammenhänge des Universums, als Beispiel, waren auf einmal völlig klar und einleuchtend. Was ihm im diesseitigen Leben rätselhaft erschien, war auf einmal nicht mehr rätselhaft. Doch nach der Rückkehr in den physischen Körper kann er sich nur noch daran erinnern, dass er „universelles Wissen“ besessen hatte, kann aber dieses Wissen nicht mehr abrufen.

Der Grund dafür, dass Philipp keinen Zugang mehr zum „universellen Wissen“ hat, dürfte darin liegen, dass das menschliche Gehirn kapazitätsmäßig und verarbeitungstechnisch nicht dafür ausgelegt ist, die Menge dieses Wissens zu bewältigen. Davon abgesehen wird dieses „universelle Wissen“ für das Leben im Diesseits nicht benötigt.

Nachdem durch die erfolgreiche Wiederbelebung alle Vitalfunktionen wieder hergestellt sind, kann sich das externe individuelle Selbst gewissermaßen mit Philipps Gehirn synchronisieren. Dies trifft insbesondere auf das Gedächtnis zu. Vom Gedächtnis des externen individuellen Selbst werden, bildlich ausgedrückt, Inhalte in das physische Gehirn übertragen. Somit ist Philipps Nahtoderfahrung nahtlos in sein Leben integriert. Er kann sich an die Zeit davor, an die Zeit der Nahtoderfahrung und an die Zeit danach erinnern.

Mit dem Wiedererlangen der Vitalfunktionen wird auch die Filterfunktion des Gehirns wieder aktiv. Ab jetzt kann Philipp wieder nur das wahrnehmen, was er vor seiner Nahtoderfahrung wahrnehmen konnte.

Konsequenzen der Gegenposition

Wenn als Gegenposition davon ausgegangen wird, dass das individuelle Selbst nicht unabhängig vom physischen Gehirn existieren kann, müssen alle der folgenden Fragen überzeugend und plausibel beantwortet werden:

  • Wie ist es möglich, dass eine Person sich selbst und auch im Raum anwesende Personen (z. B. medizinisches Fachpersonal) von außerhalb ihres physischen Körpers beobachten kann? Gehirn und damit auch Sinneswahrnehmungen sind schließlich während einer Nahtoderfahrung gewissermaßen „deaktiviert“.
  • Wie kann während einer Nahtoderfahrung gehört und gesehen werden, was an dem Ort geschieht, an dem sich der physische Körper befindet?
  • Wie kann während einer Nahtoderfahrung wahrgenommen werden, was in einem extrauniversalen Existenzraum geschieht?
  • Wie ist es möglich, dass in ihrem diesseitigen Leben blinde Menschen während einer Nahtoderfahrung „sehen“ und das Gesehene nach deren Ende zutreffend schildern können?
  • Wie können in einem extrauniversalen Existenzraum wahrgenommene Ereignisse und Erlebnisse (beispielsweise Begegnung und Kommunikation mit bereits Verstorbenen oder auch ein Lebensrückblick) in das Gedächtnis im physischen Gehirn gelangen?

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

Geschenk mit Text - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum zugehörigen Text.

Folgerungen

Nahtoderfahrungen lassen sich vollumfänglich erklären, wenn von einem externen individuellen Selbst ausgegangen wird. Es gibt keine erkennbaren und offensichtlichen Gründe oder Widersprüche, die dazu führen müssten, die EIS-Hypothese im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit Nahtoderfahrungen als falsifiziert zu bewerten. In der Konsequenz kann die EIS-Hypothese als verifiziert gelten, obwohl nicht von einem formalen Beweis gesprochen werden kann.

Gleichwohl bleiben Fragen offen. Insbesondere die Frage, wie sich das Gedächtnis des individuellen Selbst nach der wahrgenommenen Rückkehr in den physischen Körper in „technischer“ Hinsicht mit dem Gedächtnis im physischen Gehirn synchronisiert, bleibt ungeklärt. Dass eine interuniversale Kommunikation geschehen kann, lässt sich anhand vieler Indizien erkennen, beispielsweise im Zusammenhang mit verifizierten Nachtodkontakten.

Andererseits haben Vertreter der Gegenposition die Aufgabe, schlüssig und überzeugend darzulegen, weshalb die EIS-Hypothese zu falsifizieren ist. Solange keine überzeugenden Argumente vorgebracht werden können, spricht nichts gegen diese Hypothese.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.