Seit wann weiß der Mensch vom Weiterleben nach dem Tod? Was waren die Quellen dieses Wissens? Spannende Fragen.
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Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?“
Grobes Inhaltsverzeichnis
Schon die ersten Menschen erlebten, wie neues Leben entstand und auch wie Leben durch den biologischen Tod endete. Sie nahmen die zeitliche Begrenzung eines Lebens wahr. Stellten sie sich schon die Frage nach einem Weiterleben nach dem biologischen Tod? Falls ja, wann begann dieses Fragen, ob es ein Weiterleben gibt, und wo und wie sie ggf. weiterleben werden oder auch nach dem Sinn des Lebens überhaupt?
Aus der Wahrnehmung des Todes heraus stellte sich konsequenterweise die Frage, wie mit Verstorbenen umzugehen ist. Im Tierreich sind es Aasfresser (beispielsweise Großkatzen, Ratten und Rabenvögel), die eine wichtige Aufgabe übernehmen: sie „räumen auf“ und sorgen dafür, dass sich Krankheiten nicht so schnell ausbreiten. Ansonsten würden überall tote Tiere verwesen. Während dieses Verwesungsprozesses geben viele Bakterien giftige Stoffe ab. Als Aasfresser gelten Tiere, deren Nahrung hauptsächlich oder teilweise aus Kadavern von Tieren besteht, die sie nicht selbst getötet haben. Menschen sind demgegenüber keine Aasfresser.
Eine Möglichkeit bestand im Verlauf der frühen Menschheitsgeschichte darin, die Toten an Orte zu bringen und dort abzulegen, an denen deren Körper verwesen konnte, ohne das Zusammenleben der Lebenden durch Verwesungsgeruch zu beeinträchtigen. Der Verwesungsgeruch gehört zu den Gerüchen, vor denen die meisten Menschen einen natürlichen Ekel empfinden. Bedingt durch die schon bald eintretende Leichenfäulnis aufgrund biologischer Zersetzungsprozesse entwickelt sich der typische Leichengeruch. Wenn man Tote an abgelegene Orte gebracht hätte, wäre dies jedoch mit dem Risiko verbunden gewesen, dass sie zur Nahrung von Aasfressern werden.
Alternativ galt es, Möglichkeiten zu finden, Verstorbene an geschützte Orte zu bringen, an denen sie für Tiere nicht erreichbar waren. Dies war sicherlich aus Gründen der Achtung und des Respekts gegenüber Toten ganz im Sinne der seinerzeit lebenden Menschen. Davon ausgehend entwickelten sich im Lauf der Zeit unterschiedliche Bestattungskulturen, deren Kern eine würdevolle Bestattung ist. Heute besteht in der Bundesrepublik Deutschland eine Bestattungspflicht, die es Angehörigen oder einer Kommune auferlegt, nach dem Tod einer Person dafür zu sorgen, dass deren Leichnam einer ordnungsgemäßen Bestattung zugeführt wird.
Bestattungsgewohnheiten in der Geschichte
Die ersten (vermutlich) bewusst vorgenommenen Bestattungen erfolgten vor etwa 90 000 bis 120 000 Jahren in Israel. Fundorte sind die Qafzeh-Höhle (am südlichen Stadtrand von Nazareth) und die Skhul-Höhle (knapp 20 Kilometer südlich von Haifa im Karmel-Gebirge). Auch an anderen Orten der Erde wurden sehr alte Gräber gefunden. Es mag durchaus sein, dass in der Zukunft gesicherte Forschungsergebnisse auf noch ältere Gräber als die in Israel gefundenen hinweisen.
Im Jahr 1913 wurde in der Klausenhöhle (Niederbayern) die bis dato älteste Grabstätte eines einzelnen Menschen in Deutschland entdeckt. Sie wurde etwa um das Jahr 20 000 v. Chr., also noch während der jüngeren eurasischen Altsteinzeit, angelegt. In dieser Grabstätte wurde ein relativ vollständiges männliches Skelett eines anatomisch modernen Menschen (Cro-Magnon-Mensch) gefunden. Der Tote war in eine dichte Packung aus rotem Ocker eingebettet.
Das früheste in Deutschland gefundene Gräberfeld, das nach gesicherten Erkenntnissen von einer Gemeinschaft angelegt wurde, konnten Archäologen im Jahr 1962 nördlich von Berlin entdecken. Der Bestattungsplatz in Groß Fredenwalde mit seinem Gräberfeld entstand etwa um 6400 v. Chr. und wurde bis etwa 4900 v. Chr. genutzt.
In der Jungsteinzeit (10 000-2000 v. Chr.) wurden Verstorbene oft in Höhlen bestattet. Es kam aber auch zunehmend zu Brandbestattungen. Der Blick der Toten war oft nach Osten gerichtet, zur aufgehenden Sonne hin. Vermutlich sollte damit eine Art Wiedergeburt oder Neuanfang symbolisiert werden.
Manche Gräber aus der Jungsteinzeit besitzen ein sogenanntes „Seelenloch“. Diese Bezeichnung basiert auf der Vorstellung, dass die Seele des bzw. der Verstorbenen einen Ausgang aus der Kammer haben muss, um ins Jenseits zu gelangen. Die Platte mit dem „Seelenloch“, eine kreisrunde Öffnung mit einem Durchmesser von etwa 30 cm, ist oft nach Osten hin ausgerichtet, der aufgehenden Sonne entgegen. Seelenlöcher in Steinen kommen in mehreren europäischen Ländern vor, sind aber auch in Indien zu finden. Ob das „Seelenloch“ jedoch wirklich dazu gedacht war, der Seele einen Ausgang zu verschaffen, muss mangels schriftlicher Quellen aus jener Zeit offenbleiben.
Erwähnung verdient insbesondere die ägyptische Bestattungskultur. In der vordynastischen Zeit (ca. 4500-3000 v. Chr.). wurden die Toten zumeist in Hockerstellung in Gruben beigesetzt. Später, wohl ab der 4. Dynastie (etwa um 2700 v. Chr.), setzte sich die Mumifizierung durch. Auch die Erfindung des Sargs ist den Ägyptern zu verdanken.
Im Alten Ägypten wurde davon ausgegangen, dass sich die menschliche Existenz nicht auf den physischen Körper beschränkte, sondern dass der Mensch auch eine Seele besaß, die nach dem biologischen Tod weiterlebte. Dieser Gedanke manifestierte sich beispielsweise in der Mumifizierungspraxis.
Der Vorgang der Mumifizierung diente ursprünglich dem Erhalt des Körpers des verstorbenen Königs (Pharaos) als vergöttlichtes Abbild in Verbindung seiner mit dem Himmelsaufstieg erfolgenden Wiedergeburt. Sie war mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod verknüpft. Der Körper eines Toten musste erhalten werden, damit seine Seele ihre Ruhe finden und im Jenseits weiterleben konnte. Dort sollte die Mumifizierung eine Rückkehr der Seele in den Körper ermöglichen.
Die Mumifizierung war durchaus nicht nur den Pharaonen vorbehalten. Selbst einfache Bauern wurden nach ihrem Tod mumifiziert. Eine Mumifizierung war eine durchaus kostspielige Angelegenheit. Um sie auch für weniger Begüterte möglich zu machen, wurden unterschiedlich aufwändige Mumifizierungsprozeduren zu unterschiedlichen Preisen angeboten.
Im Alten Ägypten wurden nicht nur Menschen mumifiziert, sondern auch unzählige Tiere. Pharaonen wurden beispielsweise ihre geliebten Haustiere ins Jenseits mitgegeben. Darüber hinaus ist auch die Praxis bekannt, dass Tiere mumifiziert wurden, weil man sie für Wiedergeburten bestimmter altägytpischer Gottheiten hielt.
Rund um den Erdball entwickelten sich im Lauf der Geschichte kulturell, weltanschaulich und religiös bedingt sehr unterschiedliche Bestattungsformen und ‑rituale. Es würde den Rahmen sprengen, an dieser Stelle darauf näher einzugehen.
Grabbeigaben
Als Grabbeigaben werden Gegenstände verstanden, die einem Toten absichtlich mit ins Grab gelegt werden. Diese Praxis ist nicht auf die Vergangenheit beschränkt, sondern auch in der Gegenwart gebräuchlich. Heutige Grabbeigaben, insbesondere Erde und Blumen, werden als Symbole verstanden. Erde symbolisiert Sterblichkeit, während Blumen für das ewige Leben stehen.
Zu früheren Zeiten hatten Grabbeigaben noch eine völlig andere Bedeutung. Typische Grabbeigaben waren das persönliche Hab und Gut des Verstorbenen oder auch gezielt für die Bestattung angefertigte oder benutzte Gegenstände, wie beispielsweise Totenschmuck oder Grabkeramik. In manchen Fällen wurden Verstorbene auch mit Beigaben bestattet, die als notwendig für die Reise ins Jenseits galten.
Schon vor der Jungsteinzeit, d. h. vor 10 000 v. Chr., wurden Toten Beigaben mit ins Grab gelegt. Hauptsächlich handelte es sich um damals im jeweiligen Lebensraum häufig genutzte Gegenstände, wie beispielsweise Becher, Schüsseln oder Kalksteinringe. Bei männlichen Toten wurden oft auch Waffen gefunden. Die Praxis der Grabbeigaben ist nicht nur in Europa nachweisbar, sondern auch in anderen Teilen der Erde, beispielsweise in den Gräbern der vordynastischen Zeit Ägyptens.
Manche der Bestatteten waren mit rotem Ocker bestreut oder darin eingebettet, vermutlich während einer rituellen Handlung. Das Pigment „Ocker rot“ besaß damals wahrscheinlich großen symbolischen Wert, verbunden mit der Wiederauferstehung des Verstorbenen und der Farbe des Blutes. Der roten Farbe wurden auch lebenserhaltende Kräfte zugesprochen. In manchen Gräbern finden sich bis zu 10 kg dieses Pigments, in welches eingebettet Skelette vorgefunden wurden.
Dies lässt darauf schließen, dass die damaligen Menschen von einer Weiterexistenz nach dem biologischen Tod in einem Jenseits ausgingen. Ansonsten hätten Grabbeigaben keinen Sinn ergeben. Wahrscheinlich stellten sich die Menschen das Leben im Jenseits ganz ähnlich dem Leben im Diesseits vor.
Im Alten Ägypten diente eine Mumie, d. h. der einbalsamierte und auf diese Weise vor dem Verfall geschützte Körper, der Seele eines Verstorbenen als „Wohnstätte“ im Jenseits. Es wurde ferner davon ausgegangen, dass auch die Seelen von Verstorbenen Essen und Getränke benötigen. Deshalb wurde ein Grab auch mit Vorräten an Nahrungsmitteln und Getränken ausgestattet. Archäologen entdeckten beispielsweise in der Grabkammer des Pharao Tutanchamun (Regierungszeit etwa von 1332 bis 1323 v. Chr.) 116 Obstkörbe, 40 Weinkrüge (davon 26 noch vollständig erhalten), sowie Behälter für gebratenes Fleisch und Brot. Im Unterschied zu anderen Pharaonengräbern entging das Grab Tutanchamuns der völligen Plünderung.
Rituelle Praktiken und Sinn von Grabbeigaben veränderten sich im Lauf der Geschichte und lassen sich nicht für alle Epochen eindeutig erschließen. Nach gängiger Ansicht wird davon ausgegangen, dass die Grabbeigaben als Ausrüstung der Toten für ein zukünftiges neues Leben im Jenseits gedacht waren. Manche Funde, wie beispielsweise die von Werkzeugen oder Tierknochen in einem sehr alten Kindergrab, werfen jedoch Zweifel an dieser Annahme auf. Ab der Jungsteinzeit dürfte die genannte Annahme eher zutreffen. Ein genaueres Bild lässt sich erst etwa ab der Zeit des Alten Reiches in Ägypten gewinnen (etwa ab 2700 v. Chr.), zumal auch schriftliche Aufzeichnungen existieren.
Quellen der Jenseitsvorstellungen
Vor dem Hintergrund der verschiedenen Bestattungsgewohnheiten drängt sich die Frage geradezu auf, wann sich erstmals Jenseitsvorstellungen entwickelten. Zumindest denkbar wäre, dass sich schon die ersten Menschen nicht mit der Endgültigkeit und Unumkehrbarkeit des Todes abfinden wollten. Schließlich will jedes Lebewesen das eigene Leben erhalten. Dazu ist jedoch ein Bewusstsein erforderlich, dass das Leben einmal enden wird. Dieses Bewusstsein hat vermutlich nur der Mensch.
Entwickelten sich Jenseitsvorstellungen als Kompensation des Wissens um das Ende des Lebens? Sind sie also menschliche Erfindungen oder Fantasien, gewissermaßen als eine Art Trotzreaktion zu verstehen? Oder wurde im Gegenteil das Jenseits schon den ersten Menschen von einer höheren Macht offenbart und in der Folge mündlich von Generation zu Generation weitergegeben? Oder waren es Menschen, die verifizierbare Transzendenzerfahrungen (insbesondere Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte) erlebten, die ihren Mitmenschen ihre Erfahrungen des Jenseits mitteilten?
Einer Antwort lässt sich nur über Spuren und Vermutungen näherkommen, da schriftliche Quellen aus der Frühzeit des Menschen mangels vorhandenem Schriftsystem fehlen. Über die erwähnten Funde von Gräbern aus der Frühzeit und die Art und Weise von Grabbeigaben – oder deren Fehlen – lassen sich jedoch vorsichtige Schlüsse ziehen. Es scheint rituelle Praktiken gegeben zu haben, sehr wahrscheinlich auch mit religiöser Bedeutung. Rituale sind demgegenüber im Tierreich völlig unbekannt und können als etwas charakteristisch Menschliches gelten.
Bestattungsrituale und auch Grabbeigaben lassen in den unterschiedlichen Kulturen durchaus Vermutungen zu, was über den Tod hinaus erwartet oder auch erhofft wurde. Gemeinsamer Nenner scheint zu sein, dass man Verstorbenen auch nach ihrem Tod eine Art Dasein zuschrieb. Damit wurde zugleich ausgedrückt, dass dem Menschen eine Bedeutung zukommt, die über seinen Tod hinausreicht.
Wann haben Menschen mit dem Fragen danach begonnen, ob es eine besondere Bestimmung des Menschen gibt? Um sich herum sahen sie Tiere, die starben, dann sichtbar verwesten – oder von anderen Tieren gefressen wurden. Sie sahen, wie Nahrungsmittel verfaulten, wenn keine Maßnahmen zur Konservierung ergriffen wurden. Wie also kamen sie darauf, dass ausgerechnet das Leben des Menschen in einem Jenseits eine Fortsetzung finden könnte?
Vor dem Hintergrund des praktischen Erlebens des Todes im Umfeld und seiner wahrnehmbaren Folgen bieten sich zwei Überlegungen an. Die erste Überlegung geht von einer Offenbarung aus: den Menschen wurde von einer extrauniversalen Instanz geoffenbart, dass die Existenz des Menschen in einem Jenseits fortgesetzt wird. Die zweite Überlegung geht davon aus, dass Transzendenzerfahrungen auf ein Weiterleben im Jenseits hinwiesen.
Offenbarung
Ein Jenseits kann nur von einer Instanz geoffenbart werden, die im Jenseits beheimatet ist. Mit den menschlichen Sinnen lässt sich ein Jenseits jedenfalls nicht erschließen. Es ist nicht beobachtbar, nicht hörbar, nicht riechbar usw.
Es ist vorstellbar, dass der Schöpfer des Jenseits, des extrauniversalen Existenzraums, – gleichzeitig auch als Schöpfer des beobachtbaren Universums zu denken – schon den ersten Menschen die Existenz eines nicht beobachtbaren Universums offenbarte, verbunden mit der Offenbarung einer Weiterexistenz in diesem Existenzraum nach dem physischen Tod. Dieses Wissen wurde dann mündlich von Generation zu Generation weitergegeben.
Als Konsequenz aus dieser Vorstellung ergibt sich zwingend, dass dem Menschen etwas Unsterbliches innewohnen muss, das beim biologischen Tod gewissermaßen überleben kann. Aus der Beobachtung von Verwesungsprozessen war schließlich zu erkennen, dass die Körper von Toten der Zersetzung preisgegeben waren. Somit musste also etwas existieren, das in den extrauniversalen Existenzraum migrieren und die Persönlichkeit eines Toten bewahren kann.
Alternativ ist vorstellbar, dass „Bewohner“ des Jenseits, des extrauniversalen Existenzraums, Menschen die Existenz des Jenseits offenbarten. Im alten Testament der Bibel findet sich im Buch Genesis (das erste Buch) ein Hinweis (Genesis 6, 1-4): „Als sich die Menschen auf Erden zu vermehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Gottessöhne, wie schön die Menschentöchter waren, und sie nahmen sich von ihnen allen Frauen, die sie auswählten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht für immer im Menschen bleiben, weil er eben Fleisch ist; daher soll seine Lebenszeit hundertzwanzig Jahre betragen. In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit, die namhaften Männer.“
Es stellt sich die Frage, wer mit dem Begriff „Gottessöhne“ gemeint ist. Sehr wahrscheinlich ist die Rede von himmlischen Wesen (z. B. Engel). Sie scheinen gewisse Befugnisse zu besitzen, die sie eigenständig ausüben können. Jedenfalls scheint ihr Handeln von Gott toleriert zu werden, denn er greift nicht in das Geschehen ein und sanktioniert dem Text zufolge auch nicht. Im Neuen Testament wird Engeln die Fähigkeit zugesprochen, in menschlicher, körperlicher Form zu erscheinen (Markus 16, 5).
In der Konsequenz ist vorstellbar, dass das Wissen um ein Weiterleben nach dem Tod von derartigen himmlischen Wesen an die im Diesseits lebenden Menschen vermittelt wurde. Vermutlich konnten damals lebende Menschen „Gottessöhne“ von Mitmenschen unterscheiden.
Erlebte Transzendenzerfahrungen
In der heutigen Zeit liegen eine Vielzahl von Transzendenzerfahrungen (insbesondere Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen und Nachtodkontakte) vor. Es besteht Grund zu der Annahme, dass Transzendenzerfahrungen kein Phänomen der Neuzeit sind, sondern zu allen Zeiten erlebt wurden. Insofern ist vorstellbar, dass Transzendenzerfahrungen schon sehr früh von Menschen erlebt und auch ihren Mitmenschen glaubhaft berichtet wurden. Sehr wahrscheinlich gab es auch schon in der Frühzeit verifizierbare Transzendenzerfahrungen. Zumindest manche anekdotischen Schilderungen erwiesen sich nicht als Fantasien und Hirngespinste, sondern ließen sich beweisen und führten zu Staunen.
Vor diesem Hintergrund ist leicht vorstellbar, dass sich die Vorstellung von einem Weiterleben im Jenseits verbreiten konnte. Und es war auch für damals lebende Menschen leicht erschließbar, dass es „etwas“ geben musste, das in der Lage ist, in das Jenseits zu migrieren, während der physische Körper der Verwesung ausgesetzt ist.
Anekdotische Schilderungen von Transzendenzerfahrungen finden sich in allen Gebieten und Kulturen der Erde. Dieses Faktum stützt die Hypothese, dass erlebte Transzendenzerfahrungen eine Quelle von Jenseitsvorstellungen waren.
Der Glaube an ein Jenseits heute
Eine konkrete Antwort auf die Frage, wann und wie sich erstmals Jenseitsvorstellungen entwickelten, ist nicht möglich. Mangels schriftlicher Quellen lassen sich nur Vermutungen anstellen. Insofern ist nicht zu entscheiden, ob Offenbarung oder Transzendenzerfahrungen – oder beides – im Menschen die Vorstellung einer Weiterexistenz in einem Jenseits weckte.
Im Lauf der Geschichte spielte die Weiterexistenz nach dem biologischen Tod immer eine Rolle. Mit dem Entstehen von Religionen, Glaubenssystemen war die Vorstellung eines Individuums von einer Weiterexistenz meist an das bestimmte Glaubenssystem gebunden, zu dem sich der bestimmte Mensch bekannte.
Auch heute beschäftigt die Frage nach dem Weiterleben nach dem Tod die Menschen. In der Bundesrepublik wurde im Jahr 2015 eine YouGov-Umfrage durchgeführt (siehe „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“). Rund 20 % der Befragten gaben an, dass es nach ihrer Überzeugung auf keinen Fall ein Leben nach dem Tod gibt. Etwa 25 % meinten, dass dies unwahrscheinlich sei. Demgegenüber waren ebenfalls rund 25 % der Meinung, dass ein Leben nach dem Tod wahrscheinlich sei. Etwa 16 % gaben an, sich sicher zu sein.
Wenig verwunderlich glaubten die Mitglieder der beiden großen Kirchen eher an ein Leben nach dem Tod (Katholisch: 52 %, Evangelisch: 45 %). Demgegenüber glaubten dies nur rund 27 % der Befragten, die gar keiner Religion angehören.
In den USA, wo die Umfrage ebenfalls durchgeführt wurde, gaben etwa 64 % an, dass es „wahrscheinlich“ oder „auf jeden Fall“ ein Leben nach dem Tod gibt. In anderen Ländern würden wieder andere Ergebnisse erzielt, würde diese Umfrage dort durchgeführt.