Realität, nicht mehr nur reine Hypothese. Starke Indizien sprechen dafür, dass sich das individuelle Selbst nicht im Gehirn befindet.
Inhalte:
Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?“
Grobes Inhaltsverzeichnis
Wie die etwas eingehendere Analyse zweier Arten von Transzendenzerfahrungen (Nahtoderfahrung (siehe „Was sind Nahtoderfahrungen? Wie werden sie erlebt?“ und terminale Geistesklarheit (siehe „Terminale Geistesklarheit – Was verbirgt sich dahinter?“) und des Phänomens ungewöhnlicher Erinnerungen (siehe „Verifikation der EIS-Hypothese: Ungewöhnliche Erinnerungen“) zeigen konnte, sprechen Indizien eindeutig für die Existenz eines externen individuellen Selbst. In der Konsequenz übernimmt das physische Gehirn eine Dienstleisterfunktion.
Weitere Phänomene zur Stützung der EIS-Hypothese
Nicht nur diese Phänomene legen die Existenz eines externen individuellen Selbst nahe. Auch die folgenden Phänomene, bei denen es sich um ungewöhnliche Eingebungen handelt, lassen sich plausibel erklären, wenn von einem externen individuellen Selbst ausgegangen wird:
- die innere Stimme (siehe „Die innere Stimme – nur eine Intuition oder mehr?“),
- der innere Film (siehe „Der innere Film – Traum- oder Wachzustand?“),
- intensive Gewissheit (siehe „Intensive Gewissheit – aus dem Nichts?“).
Verifizierte anekdotische Schilderungen werfen die Frage auf, wie es zu diesen Eingebungen hätte kommen können. Wie konnte die erlebende Person von einem bevorstehenden Ereignis wissen, in die Zukunft blicken? Im intrauniversalen Existenzraum, dem Diesseits, ist ein Blick in die Zukunft nicht möglich. Der extrauniversale Existenzraum, das Jenseits, ist demgegenüber nicht an das Raum-Zeit-Kontinuum gebunden. Deshalb kann ein externes individuelles Selbst durchaus die Zukunft im Diesseits überblicken.
Die innere Stimme
Die innere Stimme, auch als Intuition betrachtet, wird gemeinhin als eine Regung des Unterbewusstseins verstanden. Sie will auf etwas hinweisen oder auch vor etwas warnen. Gedanken tauchen plötzlich auf, die die Aufmerksamkeit binden und nicht gleich wieder verschwinden.
Wie die anekdotische Schilderung des vermiedenen Unfalls („Eine Geschichte aus dem Cockpit“), als Beispiel, zeigt, meldete sich plötzlich die innere Stimme der Ausbildungsleiterin. Der Flugschüler, der – falls es zum Unfall gekommen wäre – ebenfalls direkt betroffen gewesen wäre, nahm demgegenüber keine innere Stimme wahr. Jedenfalls wurde nicht berichtet, dass er eine innere Stimme wahrnahm.
Als Erklärung wäre vorstellbar, dass das externe individuelle Selbst die Gefahr entweder aus seiner Perspektive selbst erkannte oder von einem Geistwesen darauf aufmerksam gemacht wurde. Daraufhin formte das externe individuelle Selbst den Gedanken und leitete ihn rechtzeitig an das physische Gehirn weiter.
Der innere Film
Der innere Film läuft gewissermaßen vor dem „inneren“ Auge ab. Wie in einem wirklichen Film wird ein dynamisches Geschehen erlebt. Dabei handelt es sich um ein aktuelles oder zukünftiges Geschehen der erlebenden oder einer nahestehenden Person. Oft erschließt sich nicht sofort, welche Botschaft der innere Film vermitteln will.
Das Beispiel der unspezifischen Warnung des Kunsthändlers zeigt, dass dieser sich im Wachzustand selbst als Doppelgänger sah. Diese Wahrnehmung wirkte der Schilderung zufolge sehr verstörend. Jedenfalls hielt sie ihn davon ab, das Haus zu betreten. Später stellte sich heraus, dass er richtig gehandelt hatte.
Die Warnung hätte auch durch eine innere Stimme vermittelt werden können. Weshalb der Kunsthändler stattdessen einen inneren Film sah, lässt sich nicht erklären. Möglicherweise erachtete das externe individuelle Selbst dies als die geeignetere Methode, ihn vom Betreten des Hauses abzuhalten. Vorstellbar ist jedenfalls auch hier, dass das nicht an Raum und Zeit gebundene externe individuelle Selbst die Gefahr erkannte oder von einem Geistwesen darauf aufmerksam gemacht wurde.
Intensive Gewissheit
Das Phänomen der intensiven Gewissheit verschafft plötzliche Klarheit, die keinen Zweifel mehr lässt. Sie kann sich völlig ohne Wahrnehmungen der Sinnesorgane einstellen.
Die anekdotische Schilderung der Vorahnung eines noch rüstigen früheren Bäckers zeigt, wiederum als Beispiel, dass die intensive Gewissheit derartig stark sein kann, dass sie die Furcht vor einer Blamage überlagern kann. Hätte sich die intensive Gewissheit als trügerisch und unzutreffend herausgestellt, hätte sich der Bäcker unweigerlich kritischen Fragen seiner Angehörigen und auch des Pfarrers stellen müssen.
Auch beim Phänomen der intensiven Gewissheit wäre vorstellbar, dass das externe individuelle Selbst den genauen Todeszeitpunkt kannte oder dieser von einem Geistwesen mitgeteilt wurde. Das externe individuelle Selbst formte den entsprechenden Gedanken und leitete ihn rechtzeitig an das physische Gehirn weiter.
Verbindung zwischen externem individuellem Selbst und physischem Gehirn
Wenn sich das individuelle Selbst nicht im physischen Gehirn befindet, stellt sich unweigerlich die Frage, wie das externe individuelle Selbst und das physische Gehirn miteinander in Verbindung stehen. Für das externe individuelle Selbst muss es zumindest eine Möglichkeit geben, Informationen an das physische Gehirn zu übertragen.
Zum einen besteht die bereits diskutierte Möglichkeit, sich eine konventionelle Kommunikation über definierte Schnittstellen und Protokolle vorzustellen. Diese Möglichkeit setzt, wie bereits erwähnt, voraus, dass diese im menschlichen Gehirn implementiert sind. Hinweise darauf konnten jedoch bisher nicht gefunden werden.
Zum anderen bietet die Quantentheorie einen Erklärungsansatz. Auf hoher Abstraktionsebene besagt die Quantentheorie, dass alles mit allem verbunden ist. Diesem Ansatz folgend sind externes individuelles Selbst und physisches Gehirn miteinander verschränkt. Alles was im physischen Gehirn eine Entsprechung des externen individuellen Selbst aufweist, spiegelt, bildlich ausgedrückt, den Zustand des externen individuellen Selbst wider. Während das physische Gehirn an Raum und Zeit gebunden ist, trifft dies auf das externe individuelle Selbst jedoch nicht zu.
Physisches Gehirn als Dienstleister
Das physische Gehirn übernimmt in seiner Dienstleistungsfunktion alle Aufgaben, die zur Bewältigung des täglichen Lebens erforderlich sind. Die Aufgaben, die das Gehirn zu bewältigen hat, schlagen sich in einem täglichen Energiebedarf von rund 500 Kilokalorien nieder, was in etwa 20 Prozent des gesamten täglichen Energiebedarfs entspricht. Wäre das Gehirn noch leistungsfähiger, hätte dies selbstredend auch einen höheren Energiebedarf zur Folge.
Im Vergleich zum physischen Gehirn braucht das externe individuelle Selbst beispielsweise nicht zu wissen, wie die Gliedmaßen beim schnellen Rennen zu steuern und zu kontrollieren sind. Auch die biochemischen Prozesse, die für die Erhaltung der Vitalfunktionen erforderlich sind, können vom Gehirn selbst gesteuert und kontrolliert werden.
Wie bereits erwähnt, übernimmt das Gehirn außerdem eine Filterfunktion. In grober Betrachtung filtert es alles aus, was für das Leben des Menschen im intrauniversalen Existenzraum, dem Diesseits, nicht erforderlich ist.
Langzeitgedächtnis mit Filterfunktion
Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage, weshalb im physischen Gehirn ein Langzeitgedächtnis angesiedelt ist. Theoretisch wäre vorstellbar, dass ein direkter Zugriff auf das Gedächtnis als Element des externen individuellen Selbst möglich ist. Dies hätte allerdings zur Folge, dass jederzeit die detaillierte Erinnerung an das gesamte Leben möglich ist.
Bei einigen wenigen Menschen wurde das hyperthymestische Syndrom (HSAM-Syndrom) diagnostiziert. Diese Menschen besitzen tatsächlich die außergewöhnliche Fähigkeit, auch zeitlich lange zurückliegende Ereignisse noch einmal zu durchleben. Die damit verknüpften Gefühle und Stimmungen sind in ihrer ursprünglichen Intensität wahrnehmbar. Dieses außergewöhnliche Erinnerungsvermögen, das eine signifikante Vergrößerung von Hirnbereichen bedingt, kann auf Betroffene sehr belastend wirken.
Die menschliche Psyche verfügt auch über die Fähigkeit, sich durch dissoziative Amnesie gewissermaßen zu schützen. Dies kann insbesondere bei traumatischen Ereignissen, wie beispielsweise schwerem sexuellem Missbrauch, erlebten Gewalttaten usw., geschehen. Das Gehirn versperrt dann, bildlich ausgedrückt, vorübergehend die Tür zu im Gedächtnis gespeicherten besonders belastenden Erlebnissen und Erfahrungen.
Der Grund dafür, dass sich im physischen Gehirn ein Langzeitgedächtnis befindet, dürfte darin liegen, dass es auf die Bedürfnisse des Lebens im intrauniversalen Existenzraum, dem Diesseits, ausgerichtet ist. Wenn eine Erinnerung an alle Details des bisherigen Lebens möglich sein sollte, wäre dies zwingend mit einer Vergrößerung der Großhirnrinde verbunden.
Konsequenzen
Das Postulat des externen individuellen Selbst hat weitreichende Konsequenzen. Das externe individuelle Selbst verfügt, wie bereits erwähnt, über universelles Wissen. Darüber hinaus kann es mit autochthonen wie allochthonen Geistwesen interagieren.
Unabhängigkeit des externen individuellen Selbst vom biologischen Tod
Das externe individuelle Selbst ist nicht an die Lebenszeit eines Menschen gebunden. Es existiert auch nach dem biologischen Tod weiter. Ansonsten wären keine Sterbebettvisionen (siehe „Was sind Sterbebettvisionen und wie werden sie erlebt?“) und Nachtodkontakte (siehe „Können Verstorbene wieder erscheinen?“) möglich. Bei beiden Transzendenzerfahrungen können bereits verstorbene Menschen als Geistwesen erscheinen.
In der Konsequenz ist das externe individuelle Selbst außerdem unzerstörbar. Auch eine Kremation der Leiche kann keine Zerstörung bewerkstelligen, da mit dem biologischen Tod die Verbindung bereits gelöst wurde (siehe Loslösungsszenario („Das Loslösungsszenario – ist es plausibel?“)).
Keine Beeinträchtigung durch Funktionsstörungen des Gehirns
Das externe individuelle Selbst wird durch Funktionsstörungen des Gehirns (siehe „Funktionsstörungen im Gehirn – was geht verloren?“) nicht beeinträchtigt. Wie anekdotische Schilderungen glaubhaft zeigen, können auch von irreversiblen Funktionsstörungen des Gehirns betroffene Menschen Phasen terminaler Geistesklarheit erleben.
Informationen aus externen Quellen
Es ist vorstellbar, dass das externe individuelle Selbst Informationen von Quellen im extrauniversalen Existenzraum, insbesondere Gott, erhält. Dazu zählt beispielsweise die Vorstellung, dass das Leben mit dem biologischen Tod nicht zu Ende ist. Im biblischen Buch Kohelet (Prediger) kommt dies zum Ausdruck (Kohelet 3, 11): „Das alles hat er [Gott, Anm. d. Autors] schön gemacht zu seiner Zeit. Überdies hat er die Ewigkeit in ihr Herz [das Herz der Menschen, Anm. d. Autors] hineingelegt, doch ohne dass der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wiederfinden könnte.“ Eine andere Übersetzungsmöglichkeit lautet: „Überdies hat er den Menschen eine Vorstellung von der Ewigkeit eingegeben …“
Im Lauf der Geschichte der Menschheit entwickelten sich Bestattungskulturen (siehe auch „Weiterleben nach dem Tod – Seit wann weiß der Mensch davon?“). Manche Gräber aus der Jungsteinzeit, als Beispiel, besitzen ein sogenanntes „Seelenloch“. Sehr wahrscheinlich hatten damals lebende Menschen schon eine Vorstellung von einer Weiterexistenz nach dem biologischen Tod. Das „Seelenloch“ gab der Seele die Möglichkeit, so die Deutung, vom Grab ins Jenseits zu gelangen.
Des Weiteren ist vorstellbar, dass dem externen individuellen Selbst auch ein an den Ansprüchen Gottes orientiertes ethisches Grundgewissen, ein Grundgefühl für „richtig“ und „falsch“, für „gut“ und „böse“, vermittelt wird. Dieser innere Kompass könnte dann bereits vorhanden sein, bevor sich das Gewissen im Kindesalter entwickelt.
Fazit
In der Gesamtschau sprechen starke Indizien für die Hypothese, dass sich das individuelle Selbst nicht im physischen Gehirn befindet. Ein formaler Beweis ist jedoch nicht möglich.
Die Indizien gründen sich ausschließlich auf die Analyse von Transzendenzerfahrungen und den sich daraus ergebenden Folgerungen. Mit anderen Worten: Gäbe es keine Transzendenzerfahrungen, gäbe es keinen Anlass, die Existenz eines externen individuellen Selbst in Erwägung zu ziehen.
Bei weitem nicht jeder Mensch erlebt Transzendenzerfahrungen. Gleichwohl fällt die Gesamtzahl der verifizierbaren Transzendenzerfahrungen ins Gewicht. So erleben, als Beispiel, etwa vier Prozent der Menschen im Lauf ihres Lebens eine Nahtoderfahrung. Nicht alle dieser Nahtoderfahrungen sind verifizierbar, eine signifikante Anzahl jedoch schon.
Die Hypothese des externen individuellen Selbst lässt sich ohne Weiteres mit den bisherigen Erkenntnissen der Hirnforschung vereinbaren. Alle bisher gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse im Hinblick auf das physische Gehirn und dessen Funktionsweisen gelten im Allgemeinen unverändert weiter. Allerdings lässt sich die Aussage, dass das Gehirn gewissermaßen die Seele – und damit ein Element des individuellen Selbst – produziert, aufgrund der Dienstleisterfunktion des Gehirns nicht halten.