Offenbarungen der Weltreligionen – ernst nehmen oder nicht?Lesezeit: 10 Min.

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Sind die Offenbarungen der Weltreligionen im jeweiligen religiösen Schrifttum ernst zu nehmen oder handelt es sich um Fiktion? Eine spannende Frage. Die Antwort hat in jedem Fall tiefgreifende Konsequenzen.

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Grobes Inhaltsverzeichnis

Das Konzept zweier Existenzräume, des intrauniversalen und des extrauniversalen Existenzraums, erschließt sich ausschließlich aus dem religiösen Schrifttum der Weltreligionen (Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam). Die Naturwissenschaft muss sich, wie bereits erwähnt, auf das beobachtbare Universum, den intrauniversalen Existenzraum, beschränken. Zu einem nicht beobachtbaren Universum kann sie, wenn überhaupt, lediglich Vermutungen anstellen.

Das religiöse Schrifttum konzentriert sich in erster Linie auf moralisch/ethische Themen. Ihm ist im Allgemeinen nur sehr untergeordnet an der Erläuterung naturwissenschaftlicher Phänomene und Zusammenhänge gelegen. Die Existenz zweier Existenzräume wird als gegeben vorausgesetzt. Einen Schwerpunkt bildet deshalb die Thematik, wie das Leben im intrauniversalen Existenzraum, dem Diesseits, zu gestalten ist, um die Existenz im extrauniversalen Existenzraum, dem Jenseits, in einer Art Paradies weiterführen zu können. Die Frage, ob das individuelle Selbst zum Zeitpunkt des biologischen Todes in das Jenseits migriert oder nicht, stellt sich nicht. Das individuelle Selbst hat keine Wahlmöglichkeit, kann sich der Migration nicht verweigern.

Selbst vor dem Hintergrund der Fokussierung auf moralisch/ethische Themen ist der Aspekt der Verifizierbarkeit von Aussagen im religiösen Schrifttum keineswegs bedeutungslos. Wenn sich Aussagen verifizieren lassen, untermauert dies die Glaubwürdigkeit religiöser Schriften.

Aussagen im religiösen Schrifttum können sich auf Ereignisse beziehen, die zum Zeitpunkt der Niederschrift bereits in der Vergangenheit lagen und somit nicht nur dem bzw. den Autoren bekannt sind. Des Weiteren können sich Aussagen auf Ereignisse beziehen, die Autoren religiöser Schriften entweder persönlich erlebten oder von anderen Menschen gleichzeitig lebenden Menschen mitgeteilt wurden. Schließlich können zukünftige Ereignisse prognostiziert werden, wobei der Autor einer religiösen Schrift vom Eintreffen eines vorhergesagten Ereignisses objektiv gesehen noch nicht wissen kann.

Im religiösen Schrifttum der Erfahrungsreligionen (Hinduismus, Buddhismus) finden sich so gut wie keine Bezüge zu welt- und menschheitsgeschichtlichen Ereignissen. Anders verhält es sich bei den Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam). Im Alten und Neuen Testament der Bibel finden sich Aussagen zu Ereignissen in Vergangenheit, Gegenwart (das vom Autor bzw. den Autoren Erlebte) und Zukunft. Auch der Koran enthält vergangenheits-, gegenwarts- und zukunftsbezogene Aussagen jedoch, gemessen an deren Quantität, in weitaus geringerem Umfang als in den biblischen Schriften.

Von besonderem Interesse im Schrifttum der Offenbarungsreligionen sind Aussagen zur Vergangenheit und Zukunft. Derartige Aussagen sind verifizierbar, lassen sich bestätigen oder auch widerlegen.

Aussagen zur Vergangenheit

Alle drei Offenbarungsreligionen gehen von einer Schöpfung aus, der Erschaffung des beobachtbaren Universums durch einen omnipotenten Gott. Während der Koran keine konkreten Anhaltspunkte benennt, aus denen sich der Erschaffungszeitraum des beobachtbaren Universums erschließen oder gar berechnen lässt, ist dies im Hinblick auf das Alte Testament der Bibel auf dem Weg über Geschlechtsregister indirekt möglich.

Die Datierung zweier historisch entscheidender Ereignisse, der Schöpfung und der Sintflut, führt auf Basis des Alten Testaments der Bibel in die Irre. Weder die Schöpfung noch die Sintflut können nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Zeiträumen stattgefunden haben, die sich aus den biblischen Geschlechtsregistern errechnen lassen (siehe „Schöpfung – plausibel oder nicht?“ und „Sintflut – plausibel oder nicht?“). Dies bedeutet jedoch nicht, dass Schöpfung oder Sintflut nicht stattgefunden haben können, sondern lediglich, dass sie nicht zu den erschließbaren Zeiten stattgefunden haben können. Naturwissenschaftler können jedenfalls keinen eindeutigen Beweis dafür erbringen, dass das beobachtbare Universum nicht Ergebnis von Schöpfung ist.tbare Universum nicht Ergebnis von Schöpfung ist.

Wie bereits erwähnt, liegt der Schwerpunkt des religiösen Schrifttums auf ethisch/moralischen Themen. Präzise Geschichtsschreibung war nicht das primäre Anliegen. Von daher ist verständlich, dass beispielsweise der biblische Schöpfungsbericht den Anforderungen der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung (z. B. Sachlichkeit) nicht genügt.

Davon abgesehen könnten schriftliche Aufzeichnungen frühestens im 4. Jahrtausend v. Chr. entstanden sein. Voraussetzung dafür waren ein Schriftsystem (sumerische Keilschrift, entstanden etwa um 3300 v. Chr. in Mesopotamien, oder ägyptische Hieroglyphen, entstanden etwa 3200 v. Chr.) und natürlich geeignete Materialien zur persistenten Speicherung von Informationen (zunächst Tontafeln). Die Informationsdichte von Tontafeln war sehr gering, was dazu führen musste, dass sich Aufzeichnungen auf das unbedingt Mitteilenswerte beschränkten. Autoren religiöser Schriften konnten nur auf derartige Aufzeichnungen zurückgreifen, es sei denn, sie konnten auf verlässliche mündliche Überlieferungen vertrauen oder ihnen wurden Offenbarungen auf übernatürliche Weise übermittelt.

Aussagen zur Zukunft

In den Schriften des Alten und des Neuen Testaments der Bibel finden sich zahlreiche Aussagen mit Zukunftsbezug. Diese Vorhersagen (Prophezeiungen) wurden nach Aussagen der Bibel Menschen verbal oder telepathisch direkt von einem Geistwesen (Gott oder Engel) mitgeteilt.

Viele Texte wurden nach Erkenntnissen der Bibelwissenschaft jahrhundertelang mündlich weitergegeben. Erst etwa ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. wurden Texte schriftlich fixiert. Die über lange Zeit hinweg, bis etwa 100 n. Chr., entstandenen Schriften des Alten wie Neuen Testaments enthalten insgesamt weit über 3000 Vorhersagen. Diese Zahl kann jedoch nur ein grober Anhaltspunkt sein, da anhand von Kriterien, wie beispielsweise Konkretheit, durchaus unterschiedlich bewertet werden kann, ob es sich bei einer Prophezeiung wirklich um eine Prophezeiung handelt. Insofern ist die Zahl von 3000 Prophezeiungen durchaus angreifbar.

Kriterien für Prophezeiungen

Eine Prophezeiung muss mehrere Kriterien erfüllen, um als solche gelten zu können. Als erste Anforderung gilt, dass sie hinreichend konkret sein muss, um Fehlinterpretationen möglichst ausschließen zu können. Eine vage formulierte Prophezeiung lässt Interpretationsspielraum, der von interessierter Seite genutzt werden kann, mit einer Art „Geschichtsklitterung“ ihre Erfüllung zu postulieren.

Als zweite Anforderung gilt, dass eine Prophezeiung nachweisbar zeitlich vor ihrer Erfüllung erfolgt sein muss. Als Beispiel muss eine schriftliche oder mündliche Prophezeiung, dass der Tempel von Jerusalem zerstört wird, in jedem Fall vor dem 30. August 70 n. Chr. nachgewiesen werden können. Ansonsten wäre es lediglich eine Aussage zur Historie. Die Vorhersage Jesu Christi, dass der Tempel in Jerusalem zerstört werden würde (Matthäus-Evangelium, Kap. 24, 1-2, Markus-Evangelium, Kap. 13, 1-2), erfüllt dieses Kriterium. Die mündliche Prophezeiung geschah zu Lebzeiten Jesu Christi, als der Tempel noch rituelles Zentrum des Judentums war. Da das Markus-Evangelium, in dem diese Aussage dokumentiert ist, möglicherweise jedoch erst kurz nach der Zerstörung des Tempels niedergeschrieben wurde, lässt sich argumentieren, dass die Prophezeiung gewissermaßen nach der Erfüllung geschah. Somit wäre dieses Kriterium nicht erfüllt. Vonseiten der Bibelwissenschaft bestehen jedoch keine Zweifel daran, dass es sich bei der gut bezeugten Aussage Jesu Christi um eine Prophezeiung handelt.

Natürlich muss als dritte Anforderung die Erfüllung der Prophezeiung auch historisch belegbar sein. Im Fall der Zerstörung des Tempels ist dies seit dem Jahr 70 n. Chr. durch Augenschein erkennbar. Darüber hinaus gibt es genügend außerbiblische Quellen, die dieses Ereignis als geschichtliche Tatsache dokumentieren.

Als viertes wesentliches Kriterium gilt, dass die Erfüllung einer Prophezeiung nicht willkürlich herbeigeführt werden kann. Wiederum als Beispiel wäre theoretisch denkbar, dass Anhänger des Christentums die Zerstörung des Tempels bewerkstelligten, um die Erfüllung herbeizuführen. Dies lag jedoch nachweislich außerhalb deren Möglichkeiten.

Übergreifende Prophezeiungen

Altes und Neues Testament der Bibel sind keineswegs strikt voneinander getrennt. Vielmehr verbindet die Geschichte Gottes mit den Menschen beide Hauptteile der Bibel miteinander. Vor diesem Hintergrund erscheinen erfüllte Prophezeiungen als bedeutsam, die sich über Altes und Neues Testament erstrecken.

Ein Beispiel für eine derartige erfüllte konkrete Prophezeiung ist in Psalm 22, 19 zu finden. Dort heißt es: „Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.“ Diese Prophezeiung wird mit der Kreuzigung Jesu Christi korreliert: „Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich.“ (Matthäus-Evangelium, Kap. 27, 35, aber auch Markus-Evangelium, Kap. 15, 24, Lukas-Evangelium, Kap. 23, 34, Johannes-Evangelium Kap. 19, 23-24).

Die Entstehung von Psalm 22 (mit zumindest den Versen 1–22/23) wird von der Bibelwissenschaft auf die Zeit um oder vor 600 v. Chr. datiert. Zwischen Prophezeiung und Erfüllung lagen somit mindestens etwa 600 Jahre. Darüber hinaus existiert auch ein außerbiblischer Beleg in Form eines Briefes von Justus Martyr an Kaiser Antonius Pius (86-161 n. Chr.), der ca. 150 n. Chr. entstand. In diesem Brief (Apologie I, 35, 7-9) heißt es: „Die Worte aber: »Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt« deuten auf Nägel hin, die am Kreuze durch Hände und Füße getrieben wurden. Und nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen die, welche ihn gekreuzigt hatten, über seine Kleidung das Los und teilten sie untereinander. Dass das so geschehen ist, könnt ihr aus Pontius Pilatus‘ angefertigten Akten ersehen.

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Wahrscheinlichkeitsberechnungen

Wenn sich eine einzelne Vorhersage mit ihrer Erfüllung in Korrelation bringen lässt, wird die Glaubwürdigkeit einer bestimmten Schrift untermauert. Je mehr Korrelationen über das gesamte Buch der Bibel hinweg möglich sind, desto stärker wird deren Glaubwürdigkeit insgesamt gestützt. Das Maß der Glaubwürdigkeit steigt nicht linear, sondern weitaus mehr als exponentiell.

Der Mathematiker Peter W. Stoner führte über mehrere Jahre hinweg Untersuchungen zu Prophezeiungen im Alten und Neuen Testament der Bibel durch, dokumentiert in seinem Buch „Science Speaks“. Er errechnete eine Wahrscheinlichkeit des Eintreffens von acht Prophezeiungen in einer Person und kam auf eine Wahrscheinlichkeit von 1:1017 (oder als Prozentzahl: etwa 0,0000000000000001 %). Insgesamt ging er jedoch davon aus, dass Jesus Christus mehr als 300 Prophezeiungen in seiner Person erfüllte.

Ein bildhafter Vergleich Stoners veranschaulicht dieses Ergebnis. Wenn es einer Person mit verbundenen Augen beim ersten Versuch gelingt, eine rot markierte Silberdollar-Münze aus einem 60 cm hohen Stapel von Dollarmünzen, welche die gesamte Fläche des US-Bundesstaates Texas bedecken, beim ersten Versuch zufällig herauszufischen, entspricht dies in etwa einer Wahrscheinlichkeit von 1:1017. Texas ist mit 695 621 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie Deutschland.

Als Anhaltspunkt für eine Veranschaulichung eignet sich auch das Lottospiel. Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto 6aus49 sechs Richtige zu tippen, liegt bei rund 1:15 537 573. Bei sechs Richtigen plus Superzahl beträgt die Wahrscheinlichkeit bereits 1:139 838 160 (mit anderen Worten: rein statistisch gesehen sind fast 140 Millionen Tipps erforderlich, um einmal sechs Richtige mit Superzahl zu tippen). Demzufolge wäre es sehr viel wahrscheinlicher, sechs Richtige mit Superzahl zu tippen als die eine Silberdollar-Münze zu finden.

In seinem Beitrag „Biblische Prophezeiungen und mathematische Wahrscheinlichkeiten“ greift der Mathematiker Peter Zöller-Greer die Berechnungen Stoners auf und ergänzt weitere Aspekte. Auch er kommt zu dem Ergebnis, dass die biblischen Prophezeiungen und deren teilweise mehrere Jahrhunderte spätere Erfüllung kein reiner Zufall sein können.

Folgerungen

Bisher wurde ausschließlich auf biblische Prophezeiungen eingegangen. Wie bereits erwähnt, enthält auch der Koran Prophezeiungen, wenn auch in vergleichsweise deutlich geringerer Zahl. Der Prophet Mohammed, Begründer des Islam, empfing die Offenbarungen zum Koran zwischen 610 und 632 n. Chr. Infolgedessen ist auch der Zeitraum, auf den sich Prophezeiungen beziehen können, deutlich kürzer.

Die in der Welt- und Menschheitsgeschichte erkennbaren Korrelationen zwischen Prophezeiung und entsprechender Erfüllung legen den Schluss nahe, dass es sich bei der Bibel keineswegs um eine Art „Märchenbuch“ handelt. Sie ist vielmehr ernst zu nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass konkrete Prophezeiungen (wie auch die zuvor beispielhaft genannte), die sich erst Jahrhunderte später erfüllten, ohne Einwirkung von Geistwesen (Gott, Engel) zustande gekommen sein können, kann nur als äußerst gering eingeschätzt werden.

Vor dem Hintergrund der vielen in der Vergangenheit erfüllten Prophezeiungen besteht außerdem eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich auch bisher noch unerfüllte Prophezeiungen in der Zukunft erfüllen werden. Darüber hinaus lässt sich ableiten, dass auch den Aussagen der Bibel zu moralisch/ethischen Themen und nicht zuletzt den Aussagen zu einer Weiterexistenz nach dem biologischen Tod im Jenseits ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit beizumessen ist.

In der Gesamtschau betrachtet lassen sich viele Aussagen der Bibel objektiv verifizieren. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit einer Art Verifikation Gottes in der persönlichen Beziehung, insbesondere durch die Transzendenzerfahrung des Gebets. Judentum und Christentum werden vor diesem Hintergrund auch als Beziehungsreligionen bezeichnet.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.