Das DiskursuniversumLesezeit: 8 Min.

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Ein Diskursuniversum beschreibt im Allgemeinen einen Gegenstandsbereich mit der Gesamtheit aller Objekte, für die Aussagen gemacht werden. Hier sind es Objekte im Zusammenhang mit der Frage: Was kommt nach dem Tod?

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Was geschieht mit mir wenn ich sterbe - Gestaltung: privat

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?
Grobes Inhaltsverzeichnis

Anliegen dieser Untersuchung ist es, mehr Klarheit darüber zu gewinnen, ob der Mensch mit dem biologischen Tod aufhört zu existieren oder ob er auf irgendeine Art und Weise seine Existenz fortsetzt. Falls eine Weiterexistenz angenommen werden kann, folgen unmittelbar weitere Fragen, so etwa die Frage nach dem „wo“ und die nach dem „wie“.

Um Antworten näherzukommen, muss das Feld dieser Untersuchung breit angelegt werden. Erkenntnisse sowohl aus unterschiedlichen Zeitepochen als auch unterschiedlichen Disziplinen müssen in die Untersuchung einfließen, um ein möglichst stimmiges Gesamtbild entwerfen und schließlich zu belastbaren Schlussfolgerungen gelangen zu können.

Leitaspekte

Auf dieser Linie erscheinen drei Aspekte als wesentlich, um zu einer Bestimmung des Diskursuniversums für diese Untersuchung zu gelangen: Religion, Wissenschaft und ontologische Fragen. In ihrer Gesamtheit formen sie dieses Diskursuniversum.

Religion

Religion, als Glaubenssystem oder auch Weltanschauung verstanden, spielt in der Menschheitsgeschichte schon seit jeher und in allen Kulturen eine mehr oder weniger prägende Rolle. Zumindest seit Schriftbelege vorliegen, lassen sich Bezüge zu einem Glauben an bestimmte transzendente (übernatürliche, übersinnliche, überirdische) Wesen oder Kräfte finden.

Im Lauf der Geschichte entwickelten sich eine Vielzahl von Religionen. Sie lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: die Erfahrungs- und die Offenbarungsreligionen.

Erfahrungsreligionen basieren auf der Erwartung, dass Glaubenssätze im menschlichen Leben erfahrbar und bestätigbar sind. Ziel ist es, durch die dem Menschen bereits innewohnende Fähigkeit zur Erleuchtung den eigenen Geist zu entwickeln und Vollkommenheit zu erlangen. Dieses Konzept findet sich im Hinduismus und Buddhismus, die zu den wichtigsten Erfahrungsreligionen zählen. Beide Religionen postulieren, dass jede Seele viele Geburten und Tode erlebt, bevor sie dieses Ziel erreicht. In der Konsequenz muss jede Seele mehrmals wiedergeboren werden und sich in einem materiellen Wesen – nicht unbedingt ein Lebewesen – inkarnieren. Dieses Konzept des erneuten Übergangs der Seele in ein materielles Wesen wird als Reinkarnation bezeichnet.

Offenbarungsreligionen berufen sich im Gegensatz dazu auf eine von Gott als übernatürliches Wesen erhaltene Offenbarung. Sie kann durch prophetische Mitteilungen, Eingebungen, Weisungen oder Visionen ergänzt werden. Als die bedeutendsten Offenbarungsreligionen gelten Judentum, Christentum und Islam. Für jede dieser Religionen ist die Offenbarung schriftlich festgehalten, für das Judentum im Tanach (Sammlung heiliger Schriften des Judentums), für das Christentum in der Bibel (Altes und Neues Testament), und für den Islam im Koran.

Sowohl Erfahrungs- als auch Offenbarungsreligionen gehen von der Existenz eines nicht beobachtbaren Raums aus, in dem sich Seelen nach dem biologischen Tod aufhalten. Menschen legen demnach bei Eintritt des biologischen Todes lediglich ihren Körper als „Hülle“ ab, während die Seele weiterexistiert. Für Erfahrungsreligionen ist dieser Raum ein vorübergehender Aufenthaltsort, zumindest solange das Stadium der Vollkommenheit noch nicht erreicht ist. Für Offenbarungsreligionen ist dieser Raum endgültiger Aufenthaltsort.

Wissenschaft

Die Wissenschaft lässt sich als ein System der Erkenntnisse über die wesentlichen Eigenschaften, kausalen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Natur, Technik, Gesellschaft und des Denkens auffassen. Dieses System wird in Form von Begriffen, Kategorien, Maßbestimmungen, Gesetzen, Theorien und Hypothesen zum Ausdruck gebracht.

Aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet, bezeichnet Wissenschaft die Gesamtheit des bisher gewonnenen menschlichen Wissens, der Erkenntnisse und der Erfahrungen. Dieses Wissen wird nach anerkannten und gültigen Methoden durch neue Erkenntnisse und Erfahrungen systematisch erweitert, dauerhaft gespeichert, gelehrt und weitergegeben.

Die Wissenschaft umfasst eine weiterhin wachsende Anzahl an Disziplinen und Einzelwissenschaften. Zu den wissenschaftlichen Disziplinen zählen u. a. die Physik (widmet sich der unbelebten Natur), die Biologie (erforscht die belebte Natur), und die Psychologie (erforscht menschliches Erleben, Verhalten und Bewusstsein). Als Einzelwissenschaften gelten beispielsweise Astronomie (Einzelwissenschaft innerhalb der Physik, die sich auf die Erforschung von Sternen, Planeten und Galaxien konzentriert), Biotechnologie (Einzelwissenschaft innerhalb der Biologie mit Schwerpunkt auf der Anwendung von Technologie zur Verbesserung der Gesundheit und Umwelt) und die Mikrobiologie (Einzelwissenschaft innerhalb der Biologie mit Schwerpunkt auf der Erforschung von Mikroorganismen und ihrer Interaktion mit der Umwelt).

Unter den Gesichtspunkten der Tätigkeit und des Handelns bezeichnet Wissenschaft eine Wissen bzw. Erkenntnisgewinn hervorbringende forschende Tätigkeit, die sich auf bestimmte Werte gründet. Diese Werte, wie beispielsweise Objektivität und Überprüfbarkeit, sind darauf ausgerichtet, eine möglichst präzise und wertefreie Beschreibung des Analysierten zu erbringen.

Naturgemäß beschränkt sich Wissenschaft auf das beobachtbare Universum. Im Standardmodell der Kosmologie bezeichnet das beobachtbare Universum den Teil des Universums, der im Prinzip von der Erde durch Beobachtung zugänglich ist. Ein von den Religionen postulierter nicht-beobachtbarer Raum entzieht sich den Methoden der Wissenschaft. In der Konsequenz kann die Wissenschaft religiösen Erklärungsmodellen nicht folgen.

Ontologische Fragen

Ontologie lässt sich als Lehre davon was es in der Welt gibt bezeichnen. Sie befasst sich mit elementaren Fragen zu allem Seienden. Zum Seienden zählt auch, was nicht mit den Sinnen erfassbar ist. Beispielhafte ontologische Fragestellungen sind „Gibt es einen Gott?“ oder „Hat das Universum einen Anfang?“. Ontologische Fragen können nicht mit den Methoden der Wissenschaft beantwortet werden.

Mögliche Antworten auf ontologische Fragen sind stets von zusätzlichen Annahmen, Meinungen, Überzeugungen, Einstellungen, Theorien, Hypothesen o. ä. abhängig. So impliziert beispielsweise jede Aussage darüber, was Reinkarnation sei, einen ontologischen Standpunkt, der gleichzeitig stets auch ideologischer Standpunkt ist. Antworten lassen sich deshalb auch weder wissenschaftlich beweisen noch widerlegen.

Epistemologie (Erkenntnistheorie) ist demgegenüber die Lehre von der Art und Weise, wie die Welt erkannt werden kann. Beide, Ontologie und Epistemologie, ergänzen sich. Die Aussage „Reinkarnation gibt es“ ist eine ontologische Aussage, während es sich bei der Frage „Wie kann erkannt werden, dass ein Mensch eine Reinkarnation erlebt hat?“ um eine epistemologische (erkenntnistheoretische) Fragestellung handelt.

Ausmaß des Diskursuniversums

Die Frage, ob der Mensch nach dem biologischen Tod auf irgendeine Art und Weise seine Existenz fortsetzt, berührt sowohl Religion, Wissenschaft als auch Ontologie. In der Konsequenz muss das Diskursuniversum weit gefasst werden.

Die Untersuchung kann sich nicht allein auf die beobachtbare Welt beschränken, sondern muss auch eine nicht beobachtbare Welt als zumindest theoretisch existent annehmen und sie in die Betrachtung einbeziehen. Außerdem müssen neben relevanten Fakten zur Welt- und Menschheitsgeschichte auch die Narrative der großen Weltreligionen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Welt und Menschheit als Elemente in den Diskurs einfließen. Schließlich spielte Religion im weitesten Sinne vorliegenden schriftlichen Belegen zufolge schon vor Jahrtausenden eine Rolle.

In diesem so skizzierten Diskursuniversum traten und treten Ereignisse und Phänomene auf, die Anhaltspunkte, Hinweise und Nachweise für den Erkenntnisgewinn liefern. Eine geeignete Vorgehensweise und Methodik unterstützt dabei, das Diskursuniversum zu durchdringen und zu nachvollziehbaren Schlussfolgerungen zu gelangen.

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Prototypische Exploration

Das mögliche Ausmaß des Diskursuniversums lässt sich durch prototypische Exploration schon recht gut ermessen. Für diese Exploration eignet sich im Grunde eine beliebige ontologische Frage, beispielsweise im Zusammenhang mit einem bestimmten Konzept, wie dem Reinkarnationskonzept.

Wenn der Wahrheitsgehalt der ontologischen Aussage „Reinkarnation gibt es“ ermittelt werden soll, greifen alle drei Aspekte (Religion, Wissenschaft und ontologische Fragen) ineinander. Bei Betrachtung eines jeden Aspekts ergibt sich ein mehr oder weniger bedeutender Erkenntnisgewinn, wobei die Summe aller Erkenntnisgewinne eine besser begründete Beurteilung zulässt, ob die ontologische Aussage zutrifft.

Erfahrungsreligionen postulieren, dass ein Mensch auf dem Weg zur Vollkommenheit mehrere Reinkarnationen (Wiedergeburten) erlebt. Zeiten in der beobachtbaren und in der nicht-beobachtbaren Welt wechseln einander ab. Jede Wiedergeburt ist gewissermaßen eine Lerneinheit, wobei ein Wiedergeborener sein Leben ohne Vorwissen früherer Existenzen, gewissermaßen als „leeres Blatt“, beginnt. Auf dieses Reinkarnationskonzept wird im weiteren Verlauf dieser Untersuchung ausführlich eingegangen.

Um zu einer Antwort zu finden, lassen sich erkenntnistheoretisch motivierte Fragen stellen, beispielsweise: „Wie kann erkannt werden, dass ein Mensch eine Reinkarnation erlebt hat?“ oder „Wie kann ein Zusammenhang zwischen der Existenz in der beobachtbaren und der nicht-beocbachtbaren Welt hergestellt werden?“.

Aus dem Blickwinkel der Wissenschaft stellt sich u. a. die Frage, ob es möglich ist, ein neues Leben als „leeres Blatt“ zu beginnen. Antworten können die Genetik (ein Fachgebiet der Biologie, die sich mit Vererbung beschäftigt) und die Epigentetik (ebenfalls ein Fachgebiet der Biologie, das sich mit der Frage befasst, welche Faktoren die Aktivität eines Gens und damit die Entwicklung der Zelle zeitweilig festlegen) beitragen.

Eine weitere Frage aus dem Blickwinkel der Wissenschaft wäre beispielsweise, welche Auswirkung sich durch das Reinkarnationskonzept auf die Weltbevölkerung ergibt. Die Demografie (Bevölkerungswissenschaft) kann Indizien liefern, die für oder gegen die ontologische Aussage „Reinkarnation gibt es“ sprechen.

Der Rahmen

Jede Untersuchung kann sich ins Uferlose verlieren, wenn kein Rahmen bestimmt wird, innerhalb dessen Grenzen sich die Untersuchung bewegt. Für diese Untersuchung werden unter dem Diskursuniversum als Rahmen die Gesamtheit der Gegenstände bzw. Objekte, aber unter pragmatischen Gesichtspunkten auch Konzepte und Begriffe verstanden, auf die sich Aussagen beziehen.

Wie sich bereits andeutete, muss das Diskursuniversum für diese Untersuchung weit gespannt werden. Fragestellungen unter unterschiedlichen Aspekten richten sich an ganz unterschiedliche Disziplinen, wobei jede dieser Disziplinen ein eigenes Diskursuniversum besitzt. Das Diskursuniversum der Physik, als Beispiel, reglementiert Sinngehalte. Sämtliche Aussagen und Gedanken werden im Kontext dieses Universums interpretiert.

Diese Untersuchung berührt eine Vielzahl voneinander unterscheidbarer Diskursuniversen. Diese lassen sich oft nicht exakt voneinander abgrenzen, sondern überlappen sich teilweise. Ein Beispiel dafür sind die Diskursuniversen „Religion“ und „Theologie“. Da sich die Semantiken der Objekte, Konzepte und Begriffe zwischen den Diskursuniversen unterscheiden, wird es in der Konsequenz für diese Untersuchung erforderlich, neue Konzepte und Begriffe mit jeweils definierter Semantik einzuführen.

Das Diskursuniversum dieser Untersuchung ließe sich als Ontologie (im informationstechnischen Sinne) repräsentieren. Die Semantik ergibt sich aus den Objekten und ihren Relationen, wobei Objekte und Relationen (Beziehungen) sowie auch einzuhaltende Restriktionen eindeutig zu beschreiben sind. Allerdings würde dies den Rahmen dieser Untersuchung bei weitem sprengen.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.