Kann jeder Mensch Transzendenzerfahrungen erleben?Lesezeit: 14 Min.

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Kann jeder Mensch Transzendenzerfahrungen erleben? Oder sind Transzendenzerfahrungen nur für bestimmte Menschen mit ganz bestimmten Eigenschaften möglich? Diese Frage stellt sich zwangsläufig, wenn von Phänomenen, wie beispielsweise Nahtoderfahrungen, die Rede ist.

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Was geschieht mit mir wenn ich sterbe - Gestaltung: privat

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?
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Wie bereits dargelegt, lassen sich unterschiedliche Arten von Transzendenzerfahrungen unterscheiden: Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und Geistwesenkontakte (siehe auch Taxonomie der Transzendenzerfahrungen). Im Kontext dieser Transzendenzerfahrungen sind interuniversale Kommunikationserfahrungen erlebbar (siehe auch Taxonomie der Kommunikationserfahrungen).

Während Nahtoderfahrungen und Sterbebettvisionen von einer im Diesseits lebenden Person nicht willentlich hervorgerufen werden können, zeigt sich bei Nachtodkontakten und Geistwesenkontakten ein differenziertes Bild. Schon seit Urzeiten versuchen Menschen, mit der „Geisterwelt“ Kontakt aufzunehmen, insbesondere um verstorbene Menschen (nach deren Tod allochthone Geistwesen) dazu zu bewegen, sich sinnlich wahrnehmbar mitzuteilen. Oft geschieht dies durch ein sogenanntes Medium. Diese Praxis wird im allgemeinen Sprachgebrauch als Spiritismus bezeichnet. Außerdem wird versucht, mit im extrauniversalen Existenzraum, dem Jenseits, „beheimateten“ Geistwesen (autochthone Geistwesen) in Kontakt zu kommen.

Die Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam) fordern geradezu die Kontaktaufnahme mit Gott als höchstes Wesen und Schöpfer des beobachtbaren Universums in Form des Gebets. Zur Kontaktaufnahme mit anderen autochthonen Geistwesen außer Gott (z. B. Engel) wird im autoritativen Schrifttum der Offenbarungsreligionen (Bibel, Koran) nicht aufgerufen. Dies ist in der Konsequenz auch unnötig, da sich jeder Mensch durch das Gebet direkt an Gott wenden kann. Die Kontaktaufnahme mit Verstorbenen (allochthone Geistwesen) wird demgegenüber strikt untersagt.

Intentionale Transzendenzerfahrungen

Intentionale, d. h. beabsichtigte und selbst initiierte interuniversale Kommunikationserfahrungen beziehen sich auf die Kommunikation mit Geistwesen (autochthone und allochthone Geistwesen). Sie setzen die Fähigkeit des Menschen voraus, mit Geistwesen willentlich Kontakt aufnehmen und kommunizieren zu können.

Rein „technisch“ betrachtet erfordern Kontaktaufnahme und Kommunikation mit einer verstorbenen Person (allochthones Geistwesen) das Wissen, wie genau Kontakt aufgenommen und kommuniziert werden kann. Über dieses Wissen verfügt der Mensch jedoch bei seiner Geburt nicht. Manche Menschen behaupten, sich dieses Wissen aus welchen Quellen auch immer angeeignet zu haben und somit die Fähigkeit zu besitzen, mit Geistwesen Kontakt aufnehmen und kommunizieren zu können. Sie fungieren als Medium (Mittler) für Menschen, die diese Fähigkeit nicht besitzen. Erfolgt ein Kontakt mit einer verstorbenen Person über ein Medium, wird die Transzendenzerfahrung lediglich vom Medium, nicht aber von der Person erlebt, die den Kontakt mit der verstorbenen Person sucht. In dieser Untersuchung werden derartige spiritistische Praktiken nicht weiter thematisiert.

Im Unterschied zur Kommunikation mit verstorbenen Personen werden für die Kommunikation mit Gott keinerlei spezielles Wissen oder mediale Fähigkeiten vorausgesetzt. Der Mensch kann Gott seine Gedanken telepathisch mitteilen. Ob diese Gedanken zusätzlich auch ausgesprochen werden ist für das Prinzip unerheblich. Das Schrifttum der Offenbarungsreligionen lässt darüber hinaus den Schluss zu, dass Gott die Gedanken der Menschen kennt.

In der Konsequenz kann jeder Mensch die Transzendenzerfahrung des Gebets und die entsprechende Kommunikationserfahrung erleben. Die Frage, welche Erlebnistiefe erreichbar ist, lässt sich jedoch nur individuell beantworten. Die Transzendenzerfahrung während eines Gebets kann sehr tief reichen oder auch sehr „flach“ ausfallen. Maßgeblich ist, wie intensiv sich der Mensch Gott zuwendet.

Auch die Meditation zählt zur Kategorie der intentionalen Transzendenzerfahrungen. Durch die Konzentration auf den Atem oder das Beobachten der eigenen Gedanken kann der Geist beruhigt werden. Dadurch kann ein Gefühl der Einheit und Transzendenz erlebt werden.

Nichtintentionale Transzendenzerfahrungen

Von besonderem Interesse ist die Frage, ob jeder Mensch nichtintentionale Transzendenzerfahrungen erleben kann. Nicht beabsichtigte Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und Geistwesenkontakte haben auf den ersten Blick den Charakter absoluter Ausnahmeerscheinungen. Auf den zweiten Blick ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild. Während Nahtoderfahrungen aus nachvollziehbaren Gründen relativ selten vorkommen (grob geschätzt etwa 4 % der Bevölkerung), zeigt sich bei Sterbebettvisionen ein völlig anderes Bild. Der Hospizarzt Christopher Kerr, der mit einem Team methodische Befragungen von Patienten durchführte, konnte darlegen, dass fast 90 % der Patienten im Hospiz mindestens eine Sterbebettvision erlebten. Etwa 60 % der Patienten erlebten eine Sterbebettvision als „beruhigend“ oder „tröstlich“. Zwischen diesen Werten liegen die von Bill und Judy Guggenheim ermittelten Befragungsergebnisse. Ihren Schätzungen zufolge („Trost aus dem Jenseits“, S. 25) erlebten etwa 20 % der US-Amerikaner (in absoluten Zahlen ausgedrückt: rund 50 Mio.) ein- oder mehrmals einen Nachtodkontakt.

Diese aus dem westlichen Kulturkreis stammenden Zahlen können nur einen groben Eindruck vermitteln und eine ebenso grobe Orientierung ermöglichen. Einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Qualität der Angaben von Erlebenden ist die Art der Fragestellung, ein weiterer die Offenheit der Befragten. Sind sie bereit, auch auf den ersten Blick ungewöhnliche und unglaubhafte Erfahrungen zu schildern oder haben sie Sorge, sie könnten für verrückt gehalten werden? Vor diesem Hintergrund bilden Befragungsergebnisse nicht unbedingt das Erlebte wirklichkeitsgetreu ab. Es mag sein, dass Erfahrungen vollständig oder zum Teil verschwiegen werden.

Vor dem Hintergrund dieser Einschränkungen hinsichtlich der Aussagekraft von Befragungsergebnissen bleibt dennoch die Feststellung, dass es sich nicht um ausgesprochen seltene Phänomene handelt. Auch wenn es sich in manchen Fällen durchaus um Halluzinationen der Befragten bzw. Berichtenden handeln mag, bleiben immer noch genügend Erfahrungen, die als echt zu bezeichnen sind. Insofern lässt sich die Frage „Gibt es ein Weiterleben nach dem Tod?“ in der Gesamtschau mit einem „Ja“ beantworten, auch wenn diese Antwort nicht auf einem formalen Beweis basiert. Wird die klare Antwort mangels Beweises gescheut, bleibt der Rückgriff auf die Wahrscheinlichkeit. Aufgrund der Indizien ist ein „Ja“ sehr viel wahrscheinlicher als ein „Nein“.

Wenn Kontakte mit bereits Verstorbenen sowohl bei Nahtoderfahrungen als auch bei Sterbebettvisionen und Nachtodkontakten möglich sind, stellt sich nahezu zwingend die Frage: „Kann prinzipiell jeder Mensch eine derartige Transzendenzerfahrung erleben?“ Falls das Potenzial hierzu tatsächlich besteht, aber viele Menschen nie eine solche Transzendenzerfahrung erleben, entsteht aus dieser Diskrepanz die Notwendigkeit einer Klärung. Weshalb erlebt nicht jeder Mensch eine Transzendenzerfahrung?

Bei dieser Klärung erscheint die Vorstellung einer Informationsübertragung zwischen einem Sender und einem Empfänger hilfreich. Der Sender benötigt eine Sendeeinrichtung, der Empfänger eine Empfangseinrichtung. Der Empfänger muss sich zudem auf Sendekanal und ‑frequenz des Senders einstellen.

Wenn ein Sender nicht sendet, wird der Empfänger nichts empfangen. Ist der Empfänger nicht empfangsbereit, mag der Sender zwar senden, aber die Information wird den Empfänger nicht erreichen. Schließlich mag es sein, dass der Empfänger, bildlich ausgedrückt, nicht auf Sendekanal und ‑frequenz des Senders eingestellt ist, weil er diese Informationen nicht kennt. Liegt es nun am Sender oder am Empfänger, wenn ein Empfang nicht möglich ist?

Nahtoderfahrungen

Bei einer Nahtoderfahrung kann ein Betroffener eine außerkörperliche Erfahrung erleben. Er kann sich in den extrauniversalen Existenzraum, das Jenseits, hineinversetzt erleben, in dem er gewissermaßen ohne eigenes Zutun Teil der dortigen „Bevölkerung“ wird. Die dortige Verständigung erfolgt verbal oder telepathisch. Verständigungsprobleme scheint es nicht zu geben. Die Problematik einer fehlschlagenden Kommunikation zwischen Sender und Empfänger stellt sich nicht.

Sterbebettvisionen

Einem Sterbenden begegnen Verstorbene, zu denen schon zu Lebzeiten eine emotionale Beziehung bestand. Eine Sterbebettvision wird nicht vom Sterbenden selbst ausgelöst, sondern von einem bereits Verstorbenen oder von Geistwesen (z. B. Engel). Auch die Beendigung einer Sterbebettvision liegt nicht in der Kontrolle des Sterbenden.

Da mit bereits Verstorbenen schon im Diesseits eine Verständigung möglich war, besteht diese Möglichkeit weiterhin, auch über die Grenzen von Diesseits und Jenseits hinweg. Auch mit Geistwesen scheint eine Verständigung problemlos möglich zu sein. Geistwesen scheinen Sprache und sonstige Ausdrucksmöglichkeiten des Sterbenden zu verstehen. Auch hier stellt sich die Problematik einer fehlschlagenden Kommunikation offensichtlich nicht.

Über mögliche Gründe, weshalb zwar viele, jedoch längst nicht alle Menschen vor ihrem biologischen Tod Sterbebettvisionen erleben, kann nur spekuliert werden. Jedenfalls scheinen individuelle Überzeugungen (beispielsweise die Überzeugung, dass es ein Weiterleben nach dem Tod nicht gebe) einer Sterbebettvision nicht im Wege zu stehen.

Nachtodkontakte

Bei einem Nachtodkontakt schaltet sich ein Verstorbener, zu dem schon zu Lebzeiten eine emotionale Beziehung bestand, bildlich ausgedrückt, in das Traum- oder Wacherleben eines Lebenden ein. Der Nachtodkontakt wird vom Verstorbenen initiiert und auch wieder beendet. Die erlebende Person hat keine Kontrolle über Beginn und Dauer des Kontakts.

Nachtodkontakte wirken häufig tröstlich. Oft vermitteln sie, dass es dem Verstorbenen gut geht und dass sich der Lebende als Kontaktpartner keine Sorgen zu machen braucht. Doch Nachtodkontakte werden nur von einer Minderheit erlebt.

Trauernde Eltern, die ein geliebtes Kind verloren haben, vielleicht ihr einziges, mögen überzeugt sein, dass ihr Kind im extrauniversalen Existenzraum, im Jenseits, weiterlebt. Wenn sie auch einen Nachtodkontakt für möglich halten, dieser aber nicht geschieht, fragen sie sich vielleicht, weshalb sie keinen Nachtodkontakt mit ihrem verstorbenen Kind erleben. Ein solcher Nachtodkontakt würde trösten können.

Trauernde Kinder, die einen geliebten Elternteil oder vielleicht sogar beide Eltern verloren haben, oder auch trauernde Ehepartner mögen sich sinnentsprechend eine solche Frage stellen. Bedeutet dies, dass sich ein verstorbenes Kind, ein verstorbener Elternteil oder ein verstorbener Ehepartner für den bzw. die Zurückgebliebenen nicht (mehr) interessiert? Oder bedeutet dies, dass der bzw. die im diesseitigen Leben Zurückgebliebenen eines Nachtodkontakts nicht würdig sind?

Wie schon bei Sterbebettvisionen scheint auch Skeptizismus gegenüber Transzendenzerfahrungen kein Hinderungsgrund zu sein, einen Nachtodkontakt zu erleben. Über mögliche Gründe lässt sich nur spekulieren.

Abschiedsbesuche

In „Trost aus dem Jenseits“ geben Bill und Judy Guggenheim aus den gesammelten Erfahrungsberichten ihren Eindruck wieder, dass es gar nicht so ungewöhnlich sei, dass Verstorbene „die Runde machen“, um sich von verschiedenen Angehörigen und Freunden zu verabschieden (S. 207). Auch Erlendur Haraldson kommt auf Basis einer in Island durchgeführten Untersuchung zu einer ähnlichen Folgerung.

In „The Departed Among the Living. An Investigative Study of Afterlife Encounters“ wird die Schilderung eines Seemanns wiedergegeben (S. 48). Ihm sei ein ehemaliger Schulkamerad erschienen, von dem ihm bekannt gewesen sei, dass dieser an einer Krebserkrankung litt. Als er diesen Nachtodkontakt erlebt habe, sei er überrascht gewesen und habe seinen früheren Schulkameraden gefragt, wie es ihm ginge. Dieser habe ihm geantwortet: „Okay, jetzt ist alles erledigt, alles ist vorbei, und ich fühle mich gut, aber ich habe noch eine Menge zu tun. Ich muss noch mehr Orte besuchen. Ich wollte dir nur »Tschüss« sagen, lass es dir gut gehen und sei gesegnet.“

In derselben Studie wird dargelegt, dass Kontaktversuche durchaus auch unbemerkt bleiben können (S. 44). Eine an einem Ort namens Hjorsey lebende Frau erwachte und sah einen älteren Mann, einen Bauern aus der Gegend. Er habe sich nicht bewegt und sei gerade in dem Moment verschwunden als sie ihn habe ansprechen wollen. Morgens habe sie den anderen Mitgliedern des Haushalts von ihrem Erlebnis erzählt und auch ihre Vermutung geäußert, dass er wahrscheinlich tot sei. Abend erreichte sie dann die Nachricht von seinem Tod. Etwa zwei Monate später sei sie seiner Witwe begegnet. Diese habe ihr erzählt, dass sie nach seinem Tod einen Traum gehabt habe. In diesem habe er zu ihr gesagt: »Ich war schon auf Hjorsey. Aber niemand nahm mich wahr außer Gisli (die Informantin).«

Nachtodkontakt über Dritte

In „Trost aus dem Jenseits“ findet sich die anekdotische Schilderung einer Frau, Kitty, die sich auf einen tödlich verunglückten Freund und dessen Familie bezieht (S. 228): „Leland war unser Freund. Wir hatten unser Haus von ihm gekauft. Er war Paketbote und verunglückte eines Morgens mit seinem Lieferwagen.

Am nächsten Morgen erschien er in meinem Schlafzimmer! Während er dastand, bat er mich, Frances, seiner Frau, zu sagen, dass er eine Lebensversicherung abgeschlossen habe, von der sie nichts wisse. Er sagte: »Sie liegt in unserem Schlafzimmer, in der obersten Kommodenschublade unter den Papieren. Sag Frances, wo sie istDann verschwand er. Cliff, mein Mann, kam ins Zimmer, und ich erzählte ihm, was passiert war. Er sagte: »Na gut, dann rufen wir Frances an und sagen es ihrIch antwortete: »Sie wird denken, ich bin übergeschnappt

Deshalb gingen mein Mann und ich zu Lelands Bruder Reed und baten ihn, in der obersten Kommodenschublade nachzusehen – er würde dort vielleicht eine Versicherungspolice finden. Aber woher wir das wussten, erklärte Cliff ihm nicht. Sie schauten nach, und da lag tatsächlich eine Versicherungspolice, genau wie Leland es mir anvertraut hatte. Reed rief an und dankte meinem Mann, aber wir erzählten ihnen nie, wie wir es erfahren hatten. Sie hätten es sicher nicht verstanden.“

Der verstorbene Leland hätte theoretisch auch mit seiner Frau Frances einen direkten Nachtodkontakt herstellen können. Doch aus irgendwelchen Gründen schien ihm dies nicht möglich gewesen zu sein. Auch mehrmalige Kontaktversuche an unterschiedlichen Tagen in der Zukunft schienen für den Verstorbenen keine Option gewesen zu sein. Kittys Einschätzung, dass ihr Bruder Reed und sie nicht verstanden hätten, wie sie zu der Information kam, deutet darauf hin, dass Frances nicht „empfangsbereit“ war.

Eine weitere Schilderung, ebenfalls in „Trost aus dem Jenseits“, gründet auf einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Becky, einer Justizangestellten, und Amira, einem zehnjährigen afroamerikanischen Mädchen, das an unheilbarem Knochenkrebs litt (S. 229):

Zwei Monate nach Amiras Tod träumte ich, ich träfe sie in einem Park. Es war ein sehr schöner, sonniger Tag. Amira war in ein violett-weißes afrikanisches Festtagsgewand gekleidet, mit Turban und allem drumherum. Sie freute sich unbändig, mich zu sehen. Sie kicherte und zupfte an ihrem Kleid und sagte: »Schau mal, ich habe mein Bein wiederIhr rechtes Bein war kurz vor ihrem Tod amputiert worden. Amira strahlte regelrecht. Sie wollte der Welt zeigen, dass sie wieder geheilt war. Amira bat mich, ihrer Mutter auszurichten, dass sie glücklich war und viele neue Dinge lernte. Sie sagte, sie würde mich eines Tages wiedersehen. Zum Abschied winkte sie, und dann war der Traum zu Ende.

Ich rief ihre Mutter an und erzählte ihr von meinem Traum. Ich beschrieb ihr auch, was ihre Tochter angehabt hatte. Anscheinend besaß Amira ein Kleid, das genauso aussah – ich hatte es nur nie gesehen. Es war ein violett-weißes Festtagsgewand aus Afrika, das ihr jemand geschenkt hatte. Ihre Mutter sagte, Amira habe es besonders gerne gemocht.“

Amiras Mutter erwähnte keinen eigenen Nachtodkontakt mit ihrer verstorbenen Tochter. Dazu passt, dass Amira Becky hatte darum gebeten hatte, ihrer Mutter auszurichten, dass sie glücklich war und ihr damit eine tröstliche Nachricht zu überbringen.

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Mögliche Gründe für die Unerreichbarkeit des Empfängers

Aus Sicht der Evolutionsbiologie ist kein Selektionsvorteil erkennbar, wenn Verstorbene (noch) Lebenden über Sterbebettvisionen oder Nachtodkontakte erscheinen. Die Vermehrung oder das Überleben eines Individuums wird dadurch nicht beeinflusst. Dennoch scheinen Menschen eine Art „Empfangseinrichtung“ und auch „Sendeeinrichtung“ zu besitzen, um derartige Transzendenzerfahrungen erleben zu können. Diese werden schließlich nicht nur unidirektional – vom Verstorbenen zum Lebenden – erlebt, sondern bidirektional. Zumindest manche Menschen scheinen ihre „Empfangseinrichtung“ nutzen zu können, um die Kontaktaufnahme durch den Verstorbenen zu ermöglichen.

Bill und Judy Guggenheim benennen in ihrem Buch „Trost aus dem Jenseits“ mögliche Gründe, weshalb manche Menschen für Nachtodkontakte offener und empfänglicher zu sein scheinen als andere. Sicherlich lassen sich Erkenntnisse auch auf weitere, ähnlich gelagerte Transzendenzerfahrungen (Sterbebettvisionen, Kontakte mit Geistwesen (z. B. Engel) übertragen.

Möglicherweise wurden bereits in der Vergangenheit im familiären Umfeld derartige Phänomene miterlebt, es wurde über solche Phänomene gesprochen, oder es herrschte zumindest eine gewisse Offenheit gegenüber Transzendenzerfahrungen. Ein derartiger Hintergrund scheint ihren Untersuchungen zufolge das tatsächliche Erleben von Transzendenzerfahrungen zu erleichtern.

Andererseits scheinen starke negative Emotionen, wie etwa Wut, Angst, Ärger, Verbitterung, Neid und Eifersucht, Transzendenzerfahrungen eher – jedoch nicht generell – zu verhindern. Schließlich führen derartige negative Emotionen zu inneren Blockaden.

Die Autoren äußern die Vermutung, dass „Verstorbene in den Monaten und Jahren nach ihrem Tod wiederholt versuchen, mit uns Kontakt aufzunehmen. Es ist, als würden sie »an unsere Tür klopfen«. Aber wenn wir ihre Signale nicht hören, können wir nicht antworten und sie in unser Leben einlassen. Früher oder später werden sie weitergehen und das Wiedersehen mit uns abwarten, wenn wir selbst den Gang ins Licht antreten.“ (S. 302). Ob diese Vermutung zutrifft, muss unklar bleiben.

Eindeutige Klarheit, weshalb nicht alle Menschen derartige Transzendenzerfahrungen erleben können, wird sich nicht gewinnen lassen. Eine Art „Transzendenzerfahrungs-Gen“ wurde bisher beim Menschen nicht entdeckt. Mit breit angelegten systematischen Untersuchungen würde sich möglicherweise etwas Licht ins Dunkel bringen lassen. Allerdings wurden derartige Untersuchungen bis jetzt noch nicht durchgeführt.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.