Transzendenzerfahrungen – ein vergleichender ÜberblickLesezeit: 9 Min.

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Wie unterscheiden sich die wesentlichen Arten von Transzendenzerfahrungen voneinander? Der vergleichende Überblick beschreibt die wichtigsten gemeinsamen und differenzierenden Merkmale und hilft bei der Beantwortung dieser Frage.

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Was geschieht mit mir wenn ich sterbe - Gestaltung: privat

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was geschieht mit mir wenn ich sterbe?
Grobes Inhaltsverzeichnis

Der vergleichende Überblick umfasst Transzendenzerfahrungen, die nicht vom Erlebenden selbst initiiert werden (nichtintentionale Transzendenzerfahrungen). Zu diesen nichtintentionalen Transzendenzerfahrungen zählen Nahtoderfahrungen, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und Geistwesenkontakte (siehe „Taxonomie der Transzendenzerfahrungen“).

Im religiösen Schriftgut der Offenbarungsreligionen (insbesondere im Alten und Neuen Testament der Bibel) befinden sich mehrere Schilderungen von Transzendenzerfahrungen, die mit jenen aus der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart viele konzeptionelle Gemeinsamkeiten aufweisen. Dies erscheint durchaus als bemerkenswert. In der Konsequenz lassen sich die entsprechenden Schilderungen in der Bibel nicht einfach als „fromme Märchen“ oder reine Phantasieprodukte und auch nicht von Vornherein als unglaubwürdig disqualifizieren.

Neben den Berichten im religiösen Schrifttum der Offenbarungsreligionen finden sich mittlerweile anekdotische Schilderungen von Transzendenzerfahrungen in relativ großer Zahl in der Literatur. Durch Auswertung dieser Quellen lassen sich die bereits beschriebenen Arten von Transzendenzerfahrungen herauskristallisieren.

Unterschiedliche Erfahrungstypen

Im Hinblick auf die Hintergründe, den Erfahrungscharakter und die vorherrschenden Erfahrungsinhalte unterscheiden sich die Arten von Transzendenzerfahrungen. Darüber hinaus wird jede nichtintentionale Transzendenzerfahrung in einer für die erlebende Person individuellen Lebenssituation erlebt. Dennoch lassen sich einige allgemeine Erkenntnisse formulieren.

Nahtoderfahrungen treten plötzlich und unvorhergesehen aufgrund einer massiven Störung von Vitalfunktionen auf. Eine für eine erlebende Person typische Erfahrung ist die Zurückweisung an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits. Oft bekommt eine erlebende Person vermittelt, dass ihre Zeit noch nicht gekommen sei, um die Grenze zum Jenseits unwiderruflich zu überschreiten.

Ein Einblick in das Jenseits ist oft möglich, verbunden mit der Begegnung mit bereits Verstorbenen oder auch mit Geistwesen (z. B. Engel). Häufig wird auch die Erfahrung eines Lebensrückblicks geschildert. Bedingt durch den Erfolg von Wiederbelebungsmaßnahmen wird eine Rückkehr in den physischen Körper erlebt und das Leben im Diesseits wird fortgesetzt.

Sterbebettvisionen ereignen sich in zeitlicher Nähe des physischen Todes. Sterbende begegnen vornehmlich verstorbene Personen, die sie zu deren Lebzeiten kannten und zu denen eine positive emotionale Beziehung bestand. Begegnungen mit Geistwesen sind eher selten. Bereits Verstorbene oder auch Geistwesen werden typischerweise im Zimmer, an der Tür oder auch vor dem Fenster wahrgenommen.

Nachtodkontakte können sich jederzeit während des Lebens ereignen, sowohl im Schlaf- als auch im Wachzustand. Begegnungen geschehen typischerweise mit Verstorbenen, die zu deren Lebzeiten zum Familien- oder engeren Freundeskreis gehörten. Berichte von Kindern, die einen Nachtodkontakt erlebten, liegen nur in relativ geringer Zahl vor.

Auch Geistwesenkontakte können sich jederzeit ereignen. Geistwesen können sich Berichten zufolge durchaus materialisieren und Menschengestalt annehmen. Nicht immer wird ein Geistwesenkontakt als solcher von allen Beteiligten wahrgenommen. Beispielsweise nimmt eine gefährdende Person die Präsenz eines Menschen wahr, eine beschützte Person jedoch nicht. Dies legt den Schluss nahe, dass es sich bei dem nicht für alle sichtbaren Menschen um ein Geistwesen handelt, das sich materialisiert hat.

Darüber hinaus können Geistwesen auch Eingebungen bewirken und einem Erlebenden Wissen vermitteln, das dieser selbst nicht erlangen bzw. erlangt haben kann. Diese „Wissensvermittlung“ kann im Schlaf- oder Wachzustand geschehen.

Transzendenzerfahrungen schließen sich nicht gegenseitig aus. Ein Mensch kann theoretisch während seines irdischen Lebens auch alle vier Arten von Transzendenzerfahrungen erleben. Gleichwohl ist bis jetzt noch kein einziger derartiger Fall bekannt.

Beziehungen zwischen Diesseits und Jenseits

Da Menschen beim biologischen Tod und dem darauffolgenden Übergang in den extrauniversalen Existenzraum ihren physischen Körper zurücklassen, ändert sich ihr Zustand vom Lebewesen (besitzt einen physischen Körper) zum Geistwesen (besitzt keinen physischen Körper). Aus der Perspektive des Jenseits sind sie nach der Migration als allochthone Geistwesen („eingewanderte“ Geistwesen) zu betrachten, während aus der Perspektive des Diesseits der Begriff „Verstorbener“ zutreffend ist. Der Begriff „Verstorbener“ impliziert nicht, dass eine verstorbene Person gewissermaßen „ausgelöscht“ wäre. Im extrauniversalen Existenzraum existieren Verstorbene sodann als allochthone Geistwesen gemeinsam mit den autochthonen Geistwesen („einheimische“ Geistwesen).

© Dieter Jenz

Wie zu erkennen ist, geschieht ein typischer Nachtodkontakt stets in der Beziehung zwischen einer lebenden Person und einer verstorbenen Person (allochthones Geistwesen). Autochthone Geistwesen sind nicht beteiligt. Anders verhält es sich bei einem typischen Geistwesenkontakt, bei dem ein Kontakt stets in der Beziehung zwischen einer lebenden Person und einem autochthonen Geistwesen geschieht.

Gemeinsame und differenzierende Merkmale bei Transzendenzerfahrungen

Die genannten Arten von Transzendenzerfahrungen weisen gemeinsame und differenzierende Merkmale auf. Jede Art von Transzendenzerfahrung hat ihr unverwechselbares Profil.

Gemeinsame Merkmale

Die gemeinsamen Merkmale beziehen sich auf den Rahmen, in dem sich Transzendenzerfahrungen ereignen und auf die Verifizierbarkeit:

  • Fremdinitiierte Erfahrung: Erlebende haben keine Kontrolle darüber, wann eine Transzendenzerfahrung durch ein im extrauniversalen Existenzraum, dem Jenseits, existierendes Wesen initiiert wird. Transzendenzerfahrungen können jederzeit während des Tages auftreten, sowohl während der Wach- als auch der Schlafphasen;
  • Kein übliches Traumerleben: Erlebende schildern ihre Erfahrung nicht als typischen Traum, sondern eher als Klartraum (luzider Traum). Oft wird von Erlebenden beschrieben, dass ihre Erfahrungen sogar „realer als real“ empfunden werden;
  • Verifizierbarkeit: Transzendenzerfahrungen lassen sich verifizieren, wenn der Erlebende etwas Zutreffendes schildert, das ihm jedoch zum Zeitpunkt seines Erlebens objektiv noch nicht bekannt sein kann (beispielsweise der Tod einer dem Erlebenden bekannten Person). Dieses auch als „Peak in Darien“ bekannte Phänomen macht Transzendenzerfahrungen verifizierbar.

Differenzierende Merkmale

Wie bereits deutlich wurde, weist jede Art einer nichtintentionalen Transzendenzerfahrung eine Reihe differenzierender Merkmale auf, die sie von den anderen Transzendenzerfahrungen unterscheiden. Die wichtigsten dieser Merkmale sind in der folgenden Tabelle kurz dargestellt.

MerkmalNahtod-erfahrungSterbe-bettvisionNachtod-kontaktGeistwesen-kontakt
AuslöserTypischerweise vorübergehendes Versagen von VitalfunktionenVerstorbener oder GeistwesenVerstorbener (allochthones Geistwesen)Geistwesen (autochthones Geistwesen)
Typische MotiveTrost, UnterstützungTrost, Unterstützung, Mitteilung, WarnungSchutz, Warnung, Eingebung
Häufigkeit während des LebensTypischerweise einmalEinmal, jedoch mehrere Visionen möglichMehrmals möglichMehrmals möglich
ErlebendeEine PersonEine PersonEine oder mehrere PersonenEine oder mehrere Personen
ZeugenMöglicherweise medizinisches oder pflegerisches FachpersonalMöglicherweise medizinisches oder pflegerisches Fachpersonal,
Angehörige
Typischerweise keineMöglich
Supranaturale Kommunikations-erfahrungNicht unbedingtImmerImmerNicht unbedingt
© Dieter Jenz
Auslöser

Mit Ausnahme der Nahtoderfahrung werden die Transzendenzerfahrungen von Geistwesen (Verstorbene als allochthone Geistwesen oder autochthone Geistwesen) ausgelöst. Die Frage, ob ein Auslöser eigeninitiativ oder im Auftrag handelt, muss offenbleiben.

Typische Motive

Bei Sterbebettvisionen stehen Verbundenheit und Kommunikation im Vordergrund. Erlebende nehmen einen deutlichen Unterschied gegenüber Träumen wahr, die sie zuvor hatten. Sterbebettvisionen werden als intensiver, sinnlicher, gefühls- und lebensechter beschrieben. Liebe und Unterstützung sind prägende Erfahrungen. Das Hauptmotiv besteht darin, dem Sterbenden den Übergang in den extrauniversalen Existenzraum zu erleichtern. In einer letzten Sterbebettvision vor dem biologischen Tod werden bereits Verstorbene oder auch Geistwesen oft als „Abholer“ erlebt.

Bei Nachtodkontakten kristallisiert sich als häufigstes Motiv heraus, einem oder mehreren nahestehenden Hinterbliebenen Trost zu spenden und Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits zu geben. Daneben sind auch weitere mögliche Motive erkennbar, so beispielsweise das Motiv, Personen davor zu warnen, Suizid zu begehen.

Bei Geistwesenkontakten ist ein klar dominierendes Hauptmotiv nicht zu erkennen. Es wird davon berichtet, dass sich Geistwesen materialisieren, um lebende Personen vor einer Gefahr zu beschützen oder ihnen in einer Gefahrensituation zu Hilfe zu kommen.

Häufigkeit

Im Hinblick auf die Häufigkeit von Transzendenzerfahrungen zeigen sich deutliche Unterschiede. Eine Nahtoderfahrung ist typischerweise ein einmaliges Ereignis im Leben. Gleichwohl ist ein mehrmaliges Erleben mit gewissem zeitlichem Abstand nicht völlig ausgeschlossen. Andere Arten von Transzendenzerfahrungen können durchaus mehrmals, ebenfalls mit zeitlichem Abstand, erlebt werden. Dies ist insbesondere bei Sterbebettvisionen der Fall, deren Häufigkeit mit abnehmender zeitlicher Nähe zum Eintritt des Todes zunehmen kann. Dass von einer lebenden Person mehrere Nachtodkontakte mit einer bestimmten verstorbenen Person erlebt werden ist zwar möglich, kommt jedoch selten vor. Schließlich konnte die verstorbene Person ihr Anliegen bereits beim ersten Kontakt kommunizieren. Auch der Kontakt mit einem bestimmten Geistwesen erfolgt typischerweise nur einmal.

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Erlebende und Zeugen

Bei Nahtoderfahrungen und Sterbebettvisionen nimmt nur eine Person den Kontakt wahr. Weitere Personen mögen durchaus anwesend sein, jedoch können sie am Erleben nicht direkt teilhaben. Sie sind darauf angewiesen, dass der Erlebende sie nachträglich über den Inhalt seiner Transzendenzerfahrung informiert. Bei Nachtodkontakten ist es durchaus möglich, dass mehrere Personen gleichzeitig oder auch kurz nacheinander einen inhaltsgleichen Nachtodkontakt erleben (beispielsweise, wenn eine verstorbene Person von einem Zimmer zum nächsten geht und sich bemerkbar macht oder wenn zwei Personen dasselbe sehen, hören oder riechen). Geistwesenkontakte können je nach Art des Kontakts von ein oder mehreren Menschen gleichzeitig erlebt werden. Während dies häufiger der Fall ist, wenn das Geistwesen den Schutz vor einem lebensbedrohlichen Ereignis oder die Rettung aus einer Gefahrensituation beabsichtigt, geschieht eine Eingebung typischerweise ohne Zeugen.

Supranaturale Kommunikationserfahrungen

Was supranaturale Kommunikationserfahrungen anbelangt, ist es durchaus möglich, dass während einer Nahtoderfahrung eine außerkörperliche Erfahrung erlebt wird, jedoch keinerlei Kontakt mit einer oder mehreren bereits verstorbenen Personen oder Geistwesen zustande kommt. Demzufolge kommt es auch zu keiner Kommunikation. Auch bei Geistwesenkontakten kommt es zu keiner Kommunikation, wenn die Präsenz eines Geistwesens unbemerkt bleibt. Dies ist in Situationen der Fall, in denen ein oder mehrere Geistwesen einen oder mehrere Menschen in bedrohlichen Situationen schützen. Geistwesen sind nur für Bedrohende bzw. Gefährdende sichtbar.

Die beiden anderen Arten von Transzendenzerfahrungen sind ohne supranaturale Kommunikationserfahrung nicht vorstellbar. Die Art und Weise der Kommunikationserfahrung kann je nach Art der Transzendenzerfahrung und des konkreten Ereignisses sehr unterschiedlich ausfallen. Bei Nachtodkontakten, als Beispiel, kommunizieren Verstorbene über nonverbale oder auch verbale Kommunikation. Zur nonverbalen Kommunikation zählen u. a. die taktile (Berührungswahrnehmung), die olfaktorische (Geruchswahrnehmung) und die telepathische Kommunikation (Gedankenübertragung). Bei verbaler Kommunikation ist die Stimme hörbar oder die verstorbene Person schreibt etwas.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.