Wenn ich meine Grenzen nicht achte, warum sollten es …Lesezeit: 4 Min.

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„Wenn ich meine Grenzen nicht achte, warum sollten es andere tun?“

Helga Schäferling
Wenn ich meine Grenzen nicht achte, H. Schäferling - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Helga Schäferling (geb. 1957) ist eine deutsche Sozialpädagogin, Autorin und Aphoristikerin.

Wo liegen meine Grenzen?

Wir alle haben unsere Grenzen. Wenn man über das hinausgeht, was Körper, Seele oder Geist verkraften können, schadet man sich selbst. Wer seinen Körper überlastet, insbesondere, wenn es über längere Zeit hinweg geschieht, wird irgendwann die Konsequenzen spüren. Wer Seele oder Geist zu viel zumutet, wird ebenfalls Auswirkungen wahrnehmen. Mit anderen Worten: wer über seine Belastungsgrenzen hinausgeht, schadet sich über kurz oder lang selbst.

Auch in Begegnungen mit anderen Menschen gibt es ein natürliches Empfinden für Grenzen. Wenn einem beispielsweise bei einer Veranstaltung eine fremde Person im Gespräch körperlich zu nahekommt, empfindet man zu viel Nähe schnell als unangenehm. Man fühlt sich bedrängt. Eine unsichtbare Grenze, eine „Wohlfühlgrenze“, ist überschritten. Ganz unwillkürlich versucht man einen Abstand wiederherzustellen, bei dem man sich wieder wohlfühlt.

Und wie steht es um Grenzen für Seele und Geist? Auch hier kann sinngemäß ein zu geringer Abstand entstehen. Da ist beispielsweise die Angestellte, von der ihr Vorgesetzter weiß, dass sie nur schwer Nein sagen kann. Er nutzt diese Schwäche immer wieder aus. Beispielsweise gibt er ihr häufig kurz vor Feierabend Aufgaben, die noch zu erledigen sind. Zwar gibt er ihr auch Bestätigung, wie sehr er ihren Einsatz schätze, aber sie leidet. Oft hat sie keine Zeit mehr für das, was sie sich eigentlich für den Abend vorgenommen hatte. Oder sie ist einfach zu müde dazu. Und sie ärgert sich über sich selbst, weil es ihr nicht gelingen will, sich abzugrenzen und Nein zu sagen.

Grenzen achten – was hat das Selbstwertgefühl damit zu tun?

Vielen Menschen fällt es schwer, Grenzen zu setzen und diese auch selbst zu achten. Wenn man seinen Selbstwert an der Sympathiebekundung, Anerkennung oder Zustimmung anderer Menschen orientiert, fällt es schwer, Nein sagen zu können. Sagt man Nein, dann schneidet man sich quasi von Sympathiebekundung, Anerkennung oder Zustimmung ab. Davor scheuen viele Menschen zurück und so lassen sie es zu, dass ihre Grenzen verletzt werden.

Ein gesundes Selbstwertgefühl ist wichtig, ein Selbstwertgefühl, das seine Quelle in einem selbst hat und sich nicht von Sympathiebekundung, Anerkennung oder Zustimmung des Umfelds abhängig macht. Wenn man sein Selbstwertgefühl nicht von außen bezieht, fällt es sehr viel leichter, zu sich selbst und zu dem zu stehen, was man möchte oder auch nicht möchte.

Selbstfürsorge ist wichtig

Wo liegen meine Grenzen? Was ist noch gut für mich und wo wird es für mich unangenehm? Diese Fragen lassen sich nur individuell beantworten. Aber im Interesse der Selbstfürsorge muss man eine Antwort für sich finden.

Wenn die eigenen Grenzen bestimmt sind, muss auch konsequent auf sie geachtet werden. Aber wer achtet auf diese Grenzen? Darf man erwarten, dass andere Menschen auf sie achten? Wohl kaum. Weshalb sollten sie es tun?

Die Fürsorge für sich selbst ist gefragt. Wenn man seine Grenzen nicht ernst nimmt und nicht selbst auf sie achtet, wird man ausgenutzt. „Passt es mir gerade zeitlich?“, „Habe ich die notwendige Energie?“ oder „Werde ich mich unwohl fühlen, wenn ich mich darauf einlasse?“ sind einige der Fragen, die man sich selbst stellen kann, um sich seiner Grenzen bewusst zu werden. Wenn man dann einer anderen Person gegenüber etwas ablehnt, wird dies vielleicht nicht gefallen. Aber ein Nein ist manchmal notwendig, wenn man für sich selbst sorgen will.

Im Interesse der Selbstfürsorge kann es nicht nur um die eigenen Grenzen gehen, sondern es geht im größeren Kontext um die eigenen Bedürfnisse. Man muss sie ernst nehmen, denn andere tun es nicht. Marshall B. Rosenberg drückte es so aus: „Wenn wir unsere Bedürfnisse nicht ernst nehmen, tun es andere auch nicht.

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.