„Wenn du gestern schon gebangt hast, das Heute nicht gut zu überstehen … dann lebst du auch heute nicht mehr, weil du schon um morgen fürchtest.“
Kristiane Allert-Wybranietz
Kristiane Allert-Wybranietz (1955-2017) war eine deutsche Schriftstellerin. Erlebnisse, Erfahrungen, Begegnungen und Probleme verarbeitete sie anfangs in kurzen Texten, die sie als sogenannte „Verschenktexte“ veröffentlichte und auf unterschiedliche Art und Weise auch tatsächlich verschenkte. Später wurden ihre Werke von Verlagen veröffentlicht.
Vorausschauend bangen – hilfreich oder nicht?
Wohl jeder Mensch muss im Lauf seines Lebens um etwas bangen. Vielleicht ist es der Arbeitsplatz, der auf der Kippe steht. Das Unternehmen, bei dem man beschäftigt ist, hat einen drastischen Arbeitsplatzabbau angekündigt, und man befürchtet die betriebsbedingte Kündigung. Oder man war beim Arzt und hat sich untersuchen lassen. Man befürchtet eine Erkrankung und hofft, dass sich die Befürchtung nicht bestätigt. Oder man hofft inständig, dass die Kita geöffnet bleibt, weil man berufstätig ist und das Kind betreut werden muss.
Wie schön wäre es, wie ein Kind zu sein, das nicht um morgen bangt? Doch die Realität sieht anders aus. Man ist für sein Leben selbst verantwortlich und kann nicht davon ausgehen, dass jemand für einen sorgt.
Dennoch: Wer sagt denn, dass man durch sein vorauslaufendes Bangen an der Situation irgendetwas ändern kann? Wenn man etwas ändern kann, kann man seine Energie darauf verwenden, die Veränderung herbeizuführen. Für das Bangen ist dann kein Raum mehr, denn es wird von der Hoffnung überlagert, dass die Veränderung gelingt. Wenn es jedoch keine Möglichkeit zum Eingreifen gibt, beispielsweise nach einer abgelegten Prüfung, nützt das Bangen nichts. Das Bangen wird schließlich nichts am Prüfungsergebnis ändern. Und davon abgesehen: Wer sagt denn, dass die Befürchtungen wirklich eintreffen?
Das Leben wieder an sich ziehen
Wenn man unnütz bangt, nimmt man sich selbst ein Stück Lebensfreude. Wäre es dann nicht vernünftiger, im Hier und Jetzt zu leben? Im Hier und Jetzt zu leben, bedeutet das Leben, sein Leben, im Hier und Jetzt gestalten zu können. Und wenn man gestalten kann, ist man nicht mehr im Bangen gefangen.
Gestalten bedeutet zu bestimmen, wohin man seine Gedanken lenkt. Man kann seine Gedanken darauf lenken, was jetzt gerade ist und wie es jetzt gerade ist. Vielleicht erlebt man gerade einen schönen Moment, vielleicht auch nicht. Wenn es ein schöner Moment ist, möchte man ihn achtsam erleben.
Vielleicht ist man gerade dabei, ein gutes Essen zu genießen. Man genießt ganz bewusst und mit allen Sinnen. Man bleibt dabei und denkt gerade nicht an den Müll, der noch in die Mülltonne soll oder an die Rechnung, die noch zu bezahlen ist.
Unabhängig davon, ob es einem im Moment gerade gut geht oder nicht, bringen Gedanken der Dankbarkeit wieder Licht in das Leben. Dankbar sein für das, was man hat, bereichert das Leben. Dietrich Bonhoeffer drückte es so aus: „Dankbarkeit macht das Leben erst reich.“ Und Friedrich von Bodelschwingh lenkt den Blick darauf, selbst für das Kleinste dankbar zu sein: „Da wird es hell in unserem Leben, wo man für das Kleinste danken lernt.“
Das Leben wieder an sich ziehen – im Hier und Jetzt leben und selbst für das Kleinste dankbar sein sind dafür bestens geeignete Rezepte.
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