„Wenn eine Person erfährt, dass sie geliebt wird, weil sie so ist, wie sie ist, und nicht für das, was sie vorgibt zu sein, wird sie spüren, dass sie Respekt und Liebe verdient.“
Carl Rogers
Carl Rogers (1902-1987) war ein US-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut. Er gilt als wichtiger Vertreter der humanistischen Psychologie. Darüber hinaus ist auf ihn die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie (Personenzentrierter Ansatz) zurückzuführen. Hier wird der Mensch nicht als Objekt, sondern als gleichberechtigte Person betrachtet, die in ihrer gegenwärtigen Lebensphase Hilfe benötigt.
Echtheit, Aufrichtigkeit, Originalität gewinnen
Vanessa (nicht der richtige Name) achtet sehr auf ihr Äußeres. Sie pflegt sich, achtet auf ihre Figur, sieht sehr attraktiv aus. Aber das ist eine Fassade, hinter der sich eine zarte, verletzliche, wenig selbstbewusste Person verbirgt.
In gewisser Weise folgt sie dem Trend der Selbstoptimierung. Wobei sich Selbstoptimierung bei ihr auf ihren Körper und ihr Aussehen konzentriert. Ihr Seelenleben, Selbstbewusstsein und innere Ausgeglichenheit sind ihr weniger wichtig.
Wünscht sie sich Anerkennung und Komplimente für ihr Aussehen? Natürlich! Aber es gibt eine andere tiefe Sehnsucht in ihr: gesucht und gefunden zu werden, so wie sie ist. Angenommen und geliebt zu werden, so wie sie ist. Sie selbst sein zu dürfen und trotzdem angenommen und geliebt werden. Nicht (mehr) auf die Fassade achten müssen und etwas vorgeben müssen, das sie in Wirklichkeit nicht ist.
Angenommen und geliebt werden mit allen ihren „Ecken und Kanten“, wertgeschätzt zu werden, ohne irgendetwas leisten zu müssen. Und weil es so ist, zu spüren, dass sie Respekt und Liebe verdient. „Verdient“ nicht im Sinne von sich Respekt und Liebe durch Leistung erwerben, sondern „verdient“ im Sinne von etwas Kostbarem kommt Wertschätzung zu, ausgedrückt in Respekt und Liebe. Sollte sich Vanessa mit weniger zufrieden geben?
Erfahren, geliebt zu werden, setzt ein oder mehrere Personen voraus, die dieses Gefühl, diese Erfahrung des Geliebtwerdens in Vanessa bewusstmachen. Eine Freundin, ein Freund, eine Lebenspartnerin, ein Lebenspartner oder jemand anderes mag ihr dieses Gefühl, diese Erfahrung vermitteln.
Und wenn es ihr niemand sagen kann?
Und wenn in Vanessas Umfeld niemand ihr dieses Gefühl, geliebt zu werden, vermitteln kann? Dann bleibt ihr nur, sich selbst darauf zu besinnen, dass sie wertvoll ist. Es wird nicht einfach sein, denn bisher hat sie Anerkennung und Bestätigung über ihr Äußeres gewonnen.
Sie muss sich von Maßstäben, Urteilen und Bewertungen anderer Menschen lösen und lernen, sich selbst als wertvoll und liebenswert zu empfinden. Der Psychiater Jorge Bucay drückt es treffend aus: „Nur wenn ich mich selbst wertvoll fühle, kann ich mich akzeptieren, kann ich authentisch sein, kann ich ICH sein.“.
Wenn Vanessa zutiefst verinnerlicht, dass sie liebenswert ist, so wie sie ist, verändert sich ihre Ausstrahlung. Ihr Selbstwertgefühl ist stärker geworden. Wird Vanessa beispielsweise gefährdet sein, aus Selbstabwertung oder gar Selbsthass heraus in die Liebe zu einem anderen Menschen zu fliehen? Wohl kaum. Wird sich ihr Ideal von Liebe nur in Erwartungen an einen anderen Menschen ausdrücken? Wohl kaum. Dazu ist sie viel zu selbstbewusst.
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