„Du kannst Dich jederzeit entscheiden, wie Du die Worte Deines Gegenübers aufnimmst, die Macht liegt bei Dir.“
Marshall B. Rosenberg
Marshall B. Rosenberg (1934-2015) war ein US-amerikanischer Psychologe. Er entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), englisch: Nonviolent Communication (NVC). Dieses soll Menschen ermöglichen, dergestalt miteinander umzugehen, dass der Kommunikationsfluss auf Grundlage wertschätzender Beziehung zu mehr Vertrauen und Freude am Leben führt. 1984 gründete Rosenberg das gemeinnützige Center for Nonviolent Communication. Als Mediator war er international tätig.
Der eigenen Macht bewusst werden
Corinna (nicht der richtige Name) wurde von einer Bekannten als faul bezeichnet. Dadurch fühlte sich Corinna sehr getroffen und verletzt. Doch wahrscheinlich wusste die Bekannte nicht, dass es Corinna gerade psychisch nicht so gut ging. Corinna nahm Medikamente, die sie psychisch stabilisieren sollten. Jedoch haben solche Medikamente auch Nebenwirkungen. Manche Patienten, die Psychopharmaka einnehmen, fühlen sich wie in Watte gepackt und in ihrem Antrieb gehemmt.
Jedenfalls fiel es Corinna in dieser Lebensphase nicht leicht, wie früher gewohnt alles Notwendige in ihrem gewohnten Arbeitstempo zu erledigen. Corinna reagierte jedoch genau richtig. Anstatt den Vorwurf einfach hinunterzuschlucken sprach sie mit einer Person, der sie vertraute, über ihre Verletzung.
Was wäre passiert, wenn Corinna den Vorwurf einfach hinuntergeschluckt hätte? Dann hätte sie ein Fremdurteil akzeptiert, das für sie als Mensch überhaupt nicht zutraf. Corinna hat in ihrem Leben durchaus schon einiges geschafft, was ein von Grund auf fauler Mensch nicht geschafft hätte oder schaffen würde. Ja, in ihrer derzeitigen Lebenssituation waren ihre Antriebskräfte schwächer, aber auch eben nur derzeit. Corinna hätte Macht über sich abgegeben und ein dazu noch unzutreffendes pauschales Fremdurteil für sich akzeptiert.
Und was geschieht, wenn sich Corinna ihre Macht bewusst macht, dass nur sie darüber entscheidet, wie sie die Worte der Bekannten aufnimmt? Sie kann jederzeit entscheiden, wie sie darauf reagiert. „Aua, dieses Pauschalurteil hat mir gerade wehgetan. Ich akzeptiere es aber nicht“, wäre eine Möglichkeit, darauf zu reagieren. Corinna kann außerdem entscheiden, ob und wieviel sie von sich hinsichtlich ihrer derzeitigen psychischen Situation preisgeben möchte.
Wenn sie sich dazu entschließen würde, ihrer Bekannten mehr von sich preiszugeben, könnte sie auch offen sagen: „Ja, im Moment bin ich tatsächlich etwas faul. Ich nehme ein Medikament, das meinem Antrieb etwa hemmt. Aber dieses Medikament nehme ich nur vorübergehend. Dass ich generell faul sein soll, diesen Schuh ziehe ich mir nicht an.“.
Und die Selbstwertschätzung?
Wie steht es um die Selbstwertschätzung? Betrachtet man sich als jemand, dem kein Urteil über sich selbst zusteht und der gewissermaßen widerspruchslos ein Fremdurteil über sich annehmen muss? Dann wäre dies ein Anzeichen für geringe Selbstwertschätzung. Und dann wäre es hilfreich, das Selbstwertgefühl zu stärken.
Oder sieht man sich als eine Person, die nicht in einem bestimmten Reaktionsmuster gefangen ist und individuell entscheidet, wie sie die Worte eines Gegenübers aufnimmt? Und die dann überlegt darauf reagieren kann? Dazu ist ein gesundes Selbstwertgefühl notwendig. Es verleiht die Souveränität, nicht impulsiv zu reagieren, sondern überlegt und außerdem klar, ohne die andere Person zu verletzen.
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Dieter Jenz
Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.