„Richten wir unsere Aufmerksamkeit lieber auf das, was wir tun wollen und nicht auf das was schiefgelaufen ist.“
Marshall B. Rosenberg
Marshall B. Rosenberg (1934-2015) war ein US-amerikanischer Psychologe. Er entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), englisch: Nonviolent Communication (NVC). Dieses soll Menschen ermöglichen, dergestalt miteinander umzugehen, dass der Kommunikationsfluss auf Grundlage wertschätzender Beziehung zu mehr Vertrauen und Freude am Leben führt. 1984 gründete Rosenberg das gemeinnützige Center for Nonviolent Communication. Als Mediator war er international tätig.
Wo liegt die Aufmerksamkeit?
In der Beziehung kriselt es. „Du hast …“, „Schon wieder fängst du damit an.“, oder „Immer …“, so und ähnlich hört es sich an, wenn Paare wieder ausgraben, was schiefgelaufen ist. Von der Gegenwart geht es schnurstracks in die Vergangenheit. Man erinnert sich gegenseitig, was in der Vergangenheit schon alles an Unschönem geschehen ist.
Der Schmerz unerfüllter Bedürfnisse wird (wieder) erlebt. Unsere Bedürfnisse spielen eine sehr bedeutende Rolle und stehen in engem Zusammenhang mit unseren Gefühlen. Liebe, Empathie und Einfühlung stehen in der Rangliste der Bedürfnisse ziemlich weit oben. Unsere Bedürfnisse drücken aus, was uns wichtig ist. Und sie sind auch mit unseren Werten verknüpft.
Was geschieht, wenn man sich im Schmerz unerfüllter Bedürfnisse wiederfindet? Man ist im Schmerz gewissermaßen gefangen. Gefühle, wie beispielsweise missachtet, geringgeschätzt oder ignoriert, finden ihren Ausdruck.
Wie kann die Aufmerksamkeit umgelenkt werden?
Wenn die Aufmerksamkeit nur auf Vergangenes gerichtet ist, bleibt der Blick auf einen Weg aus dem Konflikt versperrt. Es besteht sogar die Gefahr, dass das Gespräch abbricht und die Fronten sich verhärten. Das Misslingen der Beziehung durch Sprachlosigkeit würde nicht mehr verwundern.
Um die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was man tun will, muss man im Gespräch bleiben. Das Sich-einander-mitteilen hält eine Beziehung am Leben, so drückte es der Psychotherapeut Michael Lukas Moeller in seinem Buch „Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch.“ aus.
Michael Lukas Moeller beschreibt eine Methode, das „Zwiegespräch“, in dem sich Gesprächspartner (in seiner Eigenschaft als Paartherapeut wendete er sich an Paare) bewusst Zeit füreinander nehmen, um in einer ungestörten Atmosphäre miteinander zu kommunizieren. Jeder spricht während seiner „Redezeit“ über das, was ihn bewegt, über seine Bedürfnisse, Gefühle, Wünsche usw. Jeder bleibt bei sich und spricht nur über sich. Ich-Botschaften (beispielsweise „Ich habe wahrgenommen, dass du …“, „Ich wünsche mir …“ oder „Ich habe vermisst, dass …“) verhindern weitgehend, dass der andere sich angegriffen fühlt. Nur Verständnisfragen sind erlaubt. Ratschläge an den anderen sind verboten.
Wenn man auf diese Weise miteinander kommuniziert, seine Bedürfnisse und Gefühle benennt, fällt es leichter, einen gemeinsamen Faden zu finden. Es fällt leichter, die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was man (gemeinsam) tun möchte. Die Vergangenheit muss dabei nicht „unter den Tisch gekehrt“ werden. Was schiefgelaufen ist, darf angesprochen werden, denn man kann ja daraus auch etwas lernen. Aber man bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen. Sie dient als Motivator, es in Zukunft besser zu machen. Und dann liegt die Aufmerksamkeit wieder darauf, was man tun möchte.
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