Die individuelle Lebenswelt gestalten – es ist spannendLesezeit: 8 Min.

Die individuelle Lebenswelt – sie ist ein Ergebnis meines Designs! Mit anderen Worten: Ich bin Designer meiner Lebenswelt. Was ist dann für das Design meiner individuellen Lebenswelt bedeutsam?

Design-Räume

Körper, Seele und Geist sind „Design-Räume“, die in enger Beziehung miteinander stehen.  Einen Geist, die Summe der kognitiven Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Kreativität, Wille usw.), zu haben ist Voraussetzung für Denken. Außerdem bezeichnet der Geist die Fähigkeiten, die unser Handeln steuern. Die Seele verleiht dem Menschen seine Persönlichkeit. Jeder Mensch hat Regungen, Empfindungen, Gefühle, Triebe usw. Der Körper ist sichtbarer Ausdruck des Willens. So ist z.B. das Auge Ausdruck des Willens zum Sehen, die Beine Ausdruck des Willens zur Bewegung usw. Alles hängt miteinander zusammen, wie auch die Erkenntnisse der Psychoneuroimmunologie eindrucksvoll zeigen.

Es geht an dieser Stelle nicht darum, die Beziehungen zwischen Körper, Seele und Geist zu sezieren. Dazu haben sich über die Jahrtausende viele Denker die Köpfe zerbrochen. Hier soll im Mittelpunkt stehen, wie ich meine individuelle Lebenswelt gestalte, wie ich heute mit meinem Leben umgehe.

Mein Körper

Mein Körper bestimmt meine Lebenswelt ganz wesentlich. Wenn ich beispielweise 200 kg wöge, könnte ich keine mehrstündige anstrengende Bergtour bewältigen.  Es wäre mir nicht möglich, auf einem Berggipfel zu stehen und bei strahlendem Sonnenschein und klarer Sicht das herrliche Panorama zu genießen oder Gemsen zu beobachten, wie sie leichtfüßig und sicher auch steilste Hänge bewältigen.

Ich kann aber mein Gewicht kontrollieren – wenn ich wirklich will, wenn es mir wichtig ist. Wenn ich etwas wirklich möchte, werde ich Wege finden. Vielleicht schaffe ich es ohne externe Unterstützung nicht. Aber es gibt Angebote, vor allem Angebote der Krankenkassen, die ich wahrnehmen kann. Mit anderen Worten: ich kann mein Gewicht designen.

Allein dieses eine, willkürlich herausgegriffene, Beispiel zeigt, dass ich designen kann, wenn auch in Grenzen. Ich kann mir keinen dritten Arm, kein drittes Auge hinzu designen. Ich könnte höchstens etwas entfernen, mir beispielsweise einen Finger abschneiden. Aber ich kann meinen Körper in gewissen Grenzen optimieren. Die Schönheitschirurgie hilft mir dabei, etwas an mir zu verändern, beispielsweise meiner Nase eine etwas andere Form zu geben.

Meine Seele

Was ich an meinem Körper verändere wird sich auch auf meine Seele auswirken. Die gewonnene Bewegungsfreiheit bei geringerem Körpergewicht gibt mir unter anderem ein Gefühl der Zufriedenheit. Die veränderte Nase trägt zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein bei.

Umwelteinflüsse verschiedenster Art wirken sich auf die Gene aus. Im Buch „Wie das Gehirn die Seele macht“ erläutert der Neurobiologe Gerhard Roth, dass sich Umwelteinflüsse auf Gene auswirken. Diese Umwelteinflüsse reichen bis vor die Geburt und bis in die frühe Kindheit. Frühkindliche Bindungserfahrungen und die frühe Sozialisation spielen wichtige Rollen.

Bei traumatisierenden Erlebnissen, beispielsweise durch Naturkatastrophen, Gewaltverbrechen, Misshandlung und Missbrauch, können psychische Erkrankungen auftreten. Diese Erkrankungen hinterlassen im Gehirn deutliche Spuren bis auf die zelluläre und molekulare Ebene. Bei diesen epigenetischen Veränderungen werden aber nicht die Gene selbst modifiziert, sondern nur der sogenannte Expressions-Apparat. DNA-Sequenzen können dadurch stillgelegt werden.

Der Schaden am Expressions-Apparat der Gene kann an die nächste Generation vererbt werden. In ihrem Buch „Kriegsenkel“ zeigt Sabine Bode, welche Folgen die Erfahrungen von Verfolgung im Nationalsozialismus, Krieg, Flucht und Vertreibung noch für die nachfolgenden Generationen haben. Kinder mit einer angeborenen Neigung zu psychischen Problemen kamen zur Welt.

Umwelteinflüsse gestalten mich. Nicht gegen alles kann ich mich zur Wehr setzen. Manches geschieht und ich muss damit fertig werden. Es gibt jedoch Angebote professioneller Unterstützung auf unterschiedlichen Ebenen, um der Seele zu helfen, Geschehenes zu bearbeiten bzw. zu verarbeiten.

Ich bin jedoch nicht nur ein den Umwelteinflüssen mehr oder weniger hilflos ausgelieferter Mensch, sondern ich bin auch aktiver Gestalter, Designer meiner Seele. Wer und was auf meine Seele einwirkt, bestimme zu einem großen Teil ich selbst. Wer zwingt mich beispielsweise, einen gewaltverherrlichenden Film anzusehen? Wer zwingt mich, mich freiwillig mit Menschen einzulassen, die mir nicht guttun?

Wie jeder Mensch bin ich tagtäglich vielen schädlichen und negativen Einflüssen ausgesetzt. Aber ich selbst lasse es zu, dass meine seelische Gesundheit aus dem Gleichgewicht gerät. Wenn Angst, Sorgen, Zweifel, Stress, negative Emotionen, mir zusetzen und mich stark belasten, muss ich an eine Gegenwehr denken und meine Seele „aufräumen“. Mit anderen Worten: ich tue gut daran, Psychohygiene zu betreiben. Unterlasse ich Psychohygiene, laufe ich Gefahr, dass sich meine Belastungen verstetigen. Betreibe ich aktiv Psychohygiene, arbeite ich daran, dass meine Seele gesund bleibt bzw. wieder gesund wird.

Mein Geist

Schließlich ist es auch mein Geist, der meine individuelle Lebenswelt ganz wesentlich prägt. Aber mein Geist mit seinen sämtlichen kognitiven Fähigkeiten und Formen des Denkens wie Überlegen, Auswählen, Entscheiden, Beabsichtigen und Planen, Strategien verfolgen, Vorher- oder Voraussehen, Einschätzen, Gewichten, Bewerten, Kontrollieren, Beobachten und Überwachen, arbeitet nicht unabhängig. Er interagiert mit der Seele. Mein Fühlen bestimmt mein Denken.

Ich als Designer

Der Neurobiologe Gerhard Roth beschreibt, dass das Gehirn eine psychische Welt produziert. Darin gibt es Zustände wie das Ich-Gefühl oder die gezielte Aufmerksamkeit. Wenn ich mich beispielsweise Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen intensiv hingebe, verändert sich auch etwas in meinem neuronalen Netzwerk.

Wenn ich also etwas in meinem neuronalen Netzwerk verändern kann, bin ich nicht (mehr) machtlos! Dann kann ich Psychohygiene betreiben, um meine psychische Gesundheit zu bewahren oder wiederzuerlangen. Dann kann ich aktiv meine individuelle Lebenswelt gestalten.

Ich kann intensiv darüber nachdenken, was für mein Leben bedeutsam ist, was mir für mein Leben wirklich und zutiefst wichtig ist. Folgende Punkte und Fragen können mich beim intensiven Nachdenken leiten:

  • Was ist meine Berufung, meine Lebensaufgabe?
  • Was bereitet mir zutiefst Freude und treibt mich an?
  • Welche Bedeutung hat die spirituelle Dimension für mich und gehört sie zu meiner Lebenswelt?
  • Welche Beziehungen tun mir gut und sind mir wichtig?
  • Welche Art von Beziehungen möchte ich knüpfen und kultivieren?
  • Wie sieht Psychohygiene für mich persönlich aus?
  • Was möchte ich konkret gegen „Inweltverschmutzung“ unternehmen?

Diese Fragen sind Einstiegsfragen, die weitere Fragen auslösen. Beispielsweise führt die Frage zur spirituellen Dimension auch zur Frage „Gibt es einen Gott?“ Diese zieht wiederum weitere Fragen nach sich, über die ich intensiv nachdenken und für mich beantworten muss. Wenn ich beispielsweise überzeugt bin, dass es Gott gibt und ihm für mein Leben Bedeutung beimesse, wird sich meine individuelle Lebenswelt von der eines Agnostikers unterscheiden.

Beim Design meiner individuellen Lebenswelt sind Körper, Seele und Geist eng miteinander verwoben. Das bedeutet aber auch: das Design meiner Lebenswelt ist immer ganzheitliches Design. Wenn es kein ganzheitliches Design ist, gerät etwas aus der Balance und ich beginne zu leiden.

Die individuelle Lebenswelt: Design ist spannend

Jeden Tag treffe ich Designentscheidungen. Jedes Ich, und damit auch mein Ich, verändert sich im Sekundentakt, da im Gehirn ständig unfassbar viel geschieht. Wie und wohin ich mich verändere, das kann ich in praktisch jeder Sekunde selbst gestalten!

Einwände gegen diese Gestaltungskompetenz und -freiheit sind nur zu natürlich. Der Job, die Familie, die verschiedensten Verpflichtungen halten mich auf Trab. Ich fühle mich eher durch das Leben gezogen, habe Mühe, alles unter einen Hut zu bringen. Viel freie Zeit bleibt nicht, um überhaupt etwas zu gestalten.

Vielleicht muss ich viel Energie dafür einsetzen, wirtschaftlich „über die Runden“ zu kommen. Oder ich muss in Projekt erfolgreich zum Ende bringen. Oder … Vielleicht scheint mir mein Leben sogar fremdbestimmt zu sein.

Aber ich werde nie ganz von Aktivitäten aufgesogen. Für mich bleibt immer noch Gestaltungsraum, den ich aktuell habe und den ich nach und nach erweitern kann.

Warum nicht einfach mit einer Bestandsaufnahme der aktuellen individuellen Lebenswelt anfangen? Wie ist sie beschaffen? Welche Defizite beschäftigen mich immer wieder? Wie stelle ich mir meine zukünftige individuelle Lebenswelt vor? Wie soll sie konkret aussehen?

Wenn klar ist, wohin ich möchte, kann ich Maßnahmen und Aktivitäten für Körper, Seele und Geist ableiten. Wenn ich weiß, wo ich gerade bin und wohin ich möchte, fällt es leichter, die Route zu bestimmen.

Was ist erforderlich, damit mein Körper zu meiner gewünschten individuellen Lebenswelt passt? Muss ich beispielsweise mein Gewicht reduzieren, meine Fitness verbessern? Wie gehe ich dabei vor?

Was ist erforderlich, damit meine Seele zu meiner gewünschten individuellen Lebenswelt passt? Muss ich beispielsweise Beziehungen, die mir nicht guttun, abbrechen? Muss ich an meiner Mediennutzung, meinem Medienkonsum, etwas ändern? Muss ich meine Seele mit mehr positiven Gedanken füttern? Wie gehe ich vor?

Was ist erforderlich, damit mein Geist zu meiner gewünschten individuellen Lebenswelt passt? Welche Auswirkungen ergeben sich auf meine kognitiven Fähigkeiten und Formen des Denkens wie Überlegen, Auswählen, Entscheiden, Beabsichtigen und Planen, Strategien verfolgen, Vorher- oder Voraussehen, Einschätzen, Gewichten, Bewerten, Kontrollieren, Beobachten und Überwachen? Was nehme ich mir vor und wie gehe ich vor?

Das Gestalten meiner individuellen Lebenswelt ist eine spannende Angelegenheit. Wenn ich den Weg konsequent gehe, werde ich reichen Lohn ernten: mehr Lebensqualität, mehr Lebenszufriedenheit, mehr Lebensfreude.

 

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.