Wenn wir an unsere Stärken glauben, werden wir täglich stärker.Lesezeit: 8 Min.

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„Wenn wir an unsere Stärken glauben, werden wir täglich stärker.“

Mahatma Gandhi
Wenn wir an unsere Stärken glauben, M. Gandhi - Gestaltung: privat
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Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi, (1869-1949) war ein indischer Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist. Er wurde zum geistigen und politischen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung.

Sein Gerechtigkeitssinn erwachte während seines Aufenthalts in Südafrika. Die dort lebenden Inder wurden wegen ihrer dunklen Haut als Menschen zweiter Klasse behandelt. Nach seiner Rückkehr nach Indien (1915) setzte er sich für die Unabhängigkeit seines Landes ein. Als Pazifist beschränkte er sich auf den Kampf mit friedlichen Mitteln.

An die eigenen Stärken glauben – geht es um Macht und Gewalt?

Während seiner Zeit in Südafrika, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, erlebte Mahatma Gandhi die Diskriminierung der dort lebenden Inder aufgrund ihrer Hautfarbe. Diese Erfahrung führte ihn dazu, Methoden des gewaltlosen, politischen Kampfes zu entwickeln. Die strikte Gewaltlosigkeit im Alltag ist eines der Merkmale des Vishnuismus, einer der drei wichtigsten Richtungen des Hinduismus, der in der Familie Gandhi praktiziert wurde. Gewaltlosigkeit war somit für Mahatma Gandhi eine schon in frühester Kindheit genährte Grundüberzeugung.

Für Mahatma Gandhi stand Stärke immer in einer Beziehung zu Gewaltlosigkeit. Eigentlich wäre zu erwarten, dass Stärke eher mit der Fähigkeit, notfalls etwas mit Gewalt aus einer Position der Macht heraus durchzusetzen, in Verbindung gebracht wird. Wenn jedoch Stärke und Gewaltlosigkeit zusammenpassen sollen, kann es nicht um körperliche Stärke oder um Macht gehen.

Mahatma Gandhi entwickelte sich zu einer Art Meister des gewaltlosen Widerstands gegen Unterdrückung und Diskriminierung. In seiner Rolle als geistiger und politischer Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung setzte er seine der Gewaltlosigkeit verpflichteten Stärken nachhaltig ein – und erreichte sein Ziel. Im August 1947 erlangte Indien die Unabhängigkeit. Die britische Kolonialherrschaft war beendet.

Welche Stärken sind gemeint?

Der Begriff „Stärke“ zählt zu den Homonymen, d. h. Worten, die für verschiedene Begriffe stehen. Stärke kann u. a. das Makromolekül Polysaccharid, eine physikalische Leistung oder eine besonders ausgeprägte Fertigkeit oder Fähigkeit bezeichnen.

Mahatma Gandhi ging es, wie bereits erwähnt, nicht um körperliche Stärken, sondern um Stärken von Geist und Seele. Doch welche Stärken lassen sich als geistig-seelische Stärken bezeichnen? Da es keine allgemein akzeptierte Taxonomie (Klassifikationsschema) geistig-seelischer Stärken gibt, kann eine Gliederung in Profile hilfreich sein. Beispiele für derartige Profile sind soziale Stärken, mentale Stärken, Charakterstärken usw. Einzelne Eigenschaften von Stärken können natürlich in mehreren Profilen vorkommen.

An dieser Stelle sollen zwei Profile herausgegriffen werden: das Profil mentaler Stärke und das Profil der Charakterstärke.

Profil mentaler Stärke

Mentale (geistige) Stärken werden insbesondere dann benötigt, wenn es um das Erreichen von Zielen, das Erbringen von Leistung, den Umgang mit Problemen, Sorgen und Stress usw. geht. So benötigt beispielsweise ein Sportler, der unmittelbar vor einem Wettkampf steht, mentale Stärke, um sich voll auf diesen konzentrieren zu können. Als weiteres Beispiel benötigt etwa ein Manager, der in einer wichtigen Besprechung eine weitreichende Entscheidung treffen muss, mentale Stärke, um überlegt handeln zu können.

Die Psychologie kennt eine Vielzahl von Eigenschaften, die gewissermaßen Bausteine mentaler Stärke darstellen. Die wichtigsten sind: Disziplin, Willensstärke, Zielstrebigkeit, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen, Selbstverantwortung, Unabhängigkeit von Meinungen und Einschätzungen anderer, Selbstvertrauen, Zuversicht, realistischer Optimismus, Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen, gesunde Selbsteinschätzung, Selbstannahme und Selbstliebe, Authentizität, Toleranz gegenüber Veränderungen.

Mentale Stärken kommen in erster Linie einem selbst zugute. Sie helfen einem dabei, Ziele zu erreichen und auf dem Weg zum Ziel seine Kompetenzen auszubauen, mit äußeren Störfaktoren gut zurechtkommen zu können, aus Rückschlägen lernen zu können usw. Mitmenschen profitieren nur indirekt.

Profil der Charakterstärke

Das Profil der Charakterstärke ist naturgemäß weitreichender und umfassender als das Profil mentaler Stärke. Einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte das aus der Positiven Psychologie stammende VIA-IS-Modell (Values in Action Inventory of Strengths), entwickelt unter der Leitung der beiden Gründungsväter der Positiven Psychologie, Christopher Peterson und Martin Seligman. Es handelt sich um eine Klassifikation, gegliedert in kulturübergreifende Stärkenfamilien (Tugenden) und Stärken. Insgesamt gibt es 24 weltweit zutreffende, kulturunabhängige Stärken.

Die sechs Stärkenfamilien mit ihren Charakterstärken sind:

  1. Weisheit und Wissen: Kreativität, Neugier, Urteilsvermögen, Liebe zum Lernen, Weisheit;
  2. Mut: Authentizität, Tapferkeit, Ausdauer, Enthusiasmus;
  3. Liebe und Menschlichkeit: Freundlichkeit, Bindungsfähigkeit, soziale Intelligenz;
  4. Gerechtigkeit: Fairness, Führungsvermögen, Teamwork;
  5. Mäßigung: Vergebungsbereitschaft, Bescheidenheit, Umsicht, Selbstregulation;
  6. Spiritualität und Transzendenz: Sinn für das Gute und Schöne, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor, Spiritualität.

Charakterstärken wirken nicht nur auf einen und für einen selbst, sondern mehr oder weniger stark auch auf die Mitmenschen. Mit anderen Worten: Mitmenschen profitieren von Charakterstärken.

Kennt man seine persönlichen Stärken?

Kein Mensch verfügt über alle denkbaren Stärken. Typischerweise sind für einen Menschen zwischen drei und sieben Stärken besonders bedeutsam. Manche dieser sogenannten „Signaturstärken“ zeigen sich auch nur in ganz bestimmten Situationen. Sie sind auch nicht für das restliche Leben festgelegt und statisch. Obwohl sie im Grundsatz stabil sind, können sie sich über einen längeren Zeitraum hinweg auch ändern. Sie werden auch durch die Rahmenbedingungen, wie beispielsweise Werte einer kulturellen Gemeinschaft, beeinflusst. Auf diese Weise weist jeder Mensch aktuell ein ganz individuelles Stärkenprofil auf.

Wenn man an seine Stärken glaubt, setzt dies gleichzeitig voraus, dass man seine Stärken kennt. Man kann schlechterdings nicht an etwas glauben bzw. darauf vertrauen, was man nicht kennt. Doch viele Menschen haben sich mit ihren Stärken noch nie wirklich intensiv beschäftigt. Sie haben zwar eine gewisse Ahnung, aber sie können das „Das macht mich aus“ nicht beschreiben.

Kennt man seine Stärken (schon)? Angenommen, man würde morgens um drei Uhr aus dem Schlaf gerissen. Könnte man „wie aus der Pistole geschossen“ seine momentanen Signaturstärken benennen?

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Wie kann man seinen persönlichen Stärken auf die Spur kommen?

Angenommen, man hat sich noch keine intensiven Gedanken um seine momentanen persönlichen Stärken gemacht. Wie könnte man sie am besten herausfinden?

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, so lautet ein bekanntes Sprichwort. Mit anderen Worten: die Stärken der Eltern sind ein möglicher Ausgangspunkt, um seine Stärken herauszufinden. Schließlich wird die Persönlichkeit eines Menschen etwa zur Hälfte durch das biochemische Erbe seiner Eltern festgelegt. Die andere Hälfte wird durch äußere Einflüsse bestimmt. Dazu zählen insbesondere die Erziehung, tiefgreifende Lebensereignisse und ‑erfahrungen (z. B. Missbrauch, Flucht, schwere Krankheit), Alltagserfahrungen (z. B. Erfolge, Rückschläge), Partner bzw. Partnerin, Freunde und Beruf.

Es wäre keineswegs ungewöhnlich, wenn man einige der Stärken der Eltern in seinem eigenen Stärkenprofil wiederfindet. Sie haben schließlich nicht nur ihr biochemisches Erbe hinterlassen, sondern auch während Kindheit und Jugendzeit durch ihre Erziehung eingewirkt.

Als weitere Möglichkeit bietet es sich an, das VIA-IS-Modell mit seinen sechs Stärkenfamilien mit den zugeordneten Charakterstärken als Ausgangspunkt zu wählen. Dann kann man jede Charakterstärke durchgehen und sich fragen, ob die Aussage „Das macht mich aus“ zutrifft. Hat man am Ende mehr als sieben Charakterstärken gefunden, sollte man die Liste nochmals überprüfen und sich auf die sieben wichtigsten konzentrieren.

Kann man seine Stärken bejahen?

Wäre es nicht seltsam, wenn man seine aktuellen Stärken kennt, sie aber nicht aus vollem Herzen bejahen kann oder will? Es wäre ein eklatanter Widerspruch!

Jede Charakterstärke ist mit einem oder mehreren persönlichen Werten verknüpft. Persönliche Werte beschreiben Eigenschaften und Verhaltensweisen, die einem persönlich wichtig sind und das eigene Verhalten motivieren und leiten. Zu den persönlichen Werten zählen beispielsweise: Offenheit, Kreativität, Optimismus, Familienorientierung, Mitgefühl, Freundlichkeit, Vertrauen und Bescheidenheit.

Charakterstärken und persönliche Werte sollten möglichst gut zueinander passen. Ideal ist es beispielsweise, wenn die Charakterstärke „Freundlichkeit“ mit dem persönlichen Wert „Freundlichkeit“ gepaart ist. Charakterstärken sind dann gleichzeitig gelebte Werte. Persönliche Werte bejahen Charakterstärken und schlagen sich im Denken, Fühlen und Handeln nieder.

Geistig-seelische Stärken haben positive Auswirkungen im Leben. Sie machen einen aber gegenüber anderen nicht unbedingt überlegen. Welche Messgröße gäbe es beispielsweise für Dankbarkeit? Könnte man einem anderen gegenüber in punkto Dankbarkeit überlegen sein?

Die Anwendung der persönlichen Stärken vermittelt unweigerlich Zufriedenheit und Freude. Wird nicht Freude spürbar, wird man nicht geradezu mit Freude erfüllt, wenn man beispielsweise Kreativität aus vollem Herzen bejahen und sie ausleben kann?

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

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Was bedeutet es, an seine Stärken zu glauben?

„Wenn wir an unsere Stärken glauben, dann können wir … schlagen“. So oder ähnlich äußert sich mancher Trainer, wenn ein Wettkampf oder ein Spiel gegen einen starken oder gar vermeintlich übermächtigen Gegner bevorsteht. „Glauben“ bedeutet dann mehr als etwas für wahr halten: es bedeutet „Vertrauen“. Wenn es dem Trainer gelingt, das in den Spielern bereits vorhandene Vertrauen in ihre Stärken an die Oberfläche des Bewusstseins zu holen, kann auch ein vermeintlicher „David“ einen „Goliath“ besiegen.

Hat man eine bestimmte Stärke, dann kann man auch auf sie vertrauen. Man weiß schließlich, dass man diese Stärke besitzt und vermutet es nicht nur. Weshalb dann zurückhaltend sein?

Manchen Menschen fällt es jedoch nicht leicht, auf ihre Stärken zu vertrauen. Ihre Selbstwertschätzung ist gering ausgeprägt. Wäre es dann sinnvoll, die Symptome, wie beispielsweise mangelnde Ausdauer, zu „behandeln“? Oder ist es nicht besser, sich um eine Art „Wurzelbehandlung“ zu kümmern und der mangelnden Selbstwertschätzung auf den Grund zu gehen?

Wenn man auf seine Stärken vertraut, wird man versuchen, sie weiterzuentwickeln. Man möchte schließlich nicht die Person bleiben, die man gerade ist. Und wenn man seine Stärken weiterentwickelt, wird man auch täglich stärker.

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.