„Wenn ein Mensch seine eigene Berufung entdeckt, dann wirkt sich das klärend auf alle seine Lebensbereiche aus. Seine Lebensaufgabe hilft ihm, weise zu werden, und hilft ihm, das, was die Entfaltung des Menschen behindert, zurückzudrängen.“
Jean Monbourquette

Jean Monbourquette (1933-2011) war ein kanadischer Tiefenpsychologe, klinischer Psychologe und Theologe. Außerdem war er Autor mehrerer Bücher, von denen einige in andere Sprachen übersetzt wurden.
Fokussierungen des Lebens
Wer würde sich nicht wünschen, in wunderschöner Umgebung den lieben langen Tag tun und lassen zu können, was man möchte? Und das Ganze bei bester Gesundheit, in bester Gesellschaft und ohne materielle Sorgen.
Ein solches Leben würde sicherlich eine Zeit lang als sehr angenehm empfunden. Aber nach einiger Zeit würde ein Gewöhnungseffekt eintreten und das schöne Leben würde langsam seinen Reiz verlieren. Das anfangs Besondere wäre nichts Besonderes mehr.
Wie ließe sich ein solches Leben beschreiben? Es wäre lustfokussiert. Man würde einfach in den Tag hinein leben und es sich gut gehen lassen. Man würde schlicht das tun, worauf man gerade Lust hat.
Der Gegenpol wäre ein abhängigkeitsfokussiertes Leben, wie es typischerweise bei Abhängigen und Süchtigen zu beobachten ist. Eine Sucht verlangt nach Nachschub des Suchtmittels (z. B. Alkohol, Droge). Es muss immer wieder beschafft werden. Die Anstrengungen zur Wiederbeschaffung führen ebenfalls zu einer Fokussierung des Lebens. Man muss immer wieder überlegen, wie man die finanziellen Mittel aufbringt und wie man das Suchtmittel beschafft. Ein erheblicher Teil der Lebenszeit wird dafür eingesetzt.
Hat man seine Lebensaufgabe gefunden, werden neue Horizonte eröffnet. Eine Fokussierung des Lebens auf die Lebensaufgabe hin setzt positive Energien frei. Der Grund dafür: die Lebensaufgabe wird als so wertvoll erachtet, dass es sich lohnt, seine Lebensenergie dafür einzusetzen und gegebenenfalls auch dafür zu kämpfen. Und es wird als lohnend angesehen, alles, was der Lebensaufgabe im Weg steht, aufzugeben oder dem zumindest eine geringere Priorität zu geben. Die Lebensbereiche werden geklärt.
Wenn die Lebensaufgabe konsequent verfolgt wird, entfaltet man sich ganz automatisch. Dies geschieht aber nicht in Form von Wildwuchs, sondern die Lebensaufgabe wirkt gewissermaßen als Leitstrahl.
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