Das erste Gesetz der Freundschaft lautet, dass sie gepflegt werden muss.Lesezeit: 9 Min.

Home » Ermutigung und Inspiration » Das erste Gesetz der Freundschaft lautet, dass sie gepflegt werden muss.

„Das erste Gesetz der Freundschaft lautet, dass sie gepflegt werden muss. Das zweite lautet: Sei nachsichtig, wenn das erste verletzt wurde.“

Voltaire
Das erste Gesetz der Freundschaft, Voltaire - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Voltaire, eigentlich François-Marie Arouet, (1694-1778), war ein französischer Philosoph und Schriftsteller. Er gilt als ein Vordenker der Aufklärung und ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution. Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie am weltanschaulichen Monopol der katholischen Kirche eckte er an. Weder Gefängnisaufenthalte noch Jahre im englischen Exil konnten ihn davon abhalten, seine Überzeugungen zu verbreiten.

Wie viel ist eine Freundschaft wert?

Angenommen, man hat gerade seine Arbeitsstelle verloren. Das Unternehmen hat Stellen abgebaut und man war unter den von der betriebsbedingten Kündigung Betroffenen. Man ist gerade dabei, den Schock zu verarbeiten.

Viele Fragen stellen sich: Werde ich schnell wieder eine adäquate Stelle finden können? Werde ich die Anforderungen in einem neuen Unternehmen erfüllen können? Wo kann ich eine neue Stelle finden? Muss ich umziehen? Werde ich mein bisheriges Gehaltsniveau beibehalten können? …

Bei alledem meldet sich der sogenannte innere Kritiker als abwertende Stimme zu Wort: „Hättest du eine bessere Leistung gebracht, wäre dir die Kündigung erspart geblieben.“, „Du hast es nicht besser verdient“, „Du bist nicht gut genug“, „Du wirst es nicht schaffen, wieder eine gute Stelle zu bekommen“, …, so oder ähnlich will er sich Gehör verschaffen.

Vielleicht ist man gerade dabei, dem inneren Kritiker auf den Leim zu gehen. Depressive Gedanken schleichen sich ein. Man macht sich große Sorgen und hat Zukunfts- und Existenzängste, denn man ist nicht mehr der bzw. die Jüngste. Man fühlt sich überwältigt und steht in Versuchung, sich in sein Schneckenhaus oder in seine Höhle zurückzuziehen. Wer wünscht sich nicht in einer solchen Situation eine Freundin, einen Freund, die bzw. der einen stärkt und aus dem Loch herausholt?

„Freunde in der Not gehen 1000 auf ein Lot“

Dieses bekannte alte Sprichwort drückt aus, dass man in der Not nur wenige Freunde hat und man sich auf Freunde nicht verlassen kann. Und erst in einer Notsituation zeigt sich wirklich, wer die wahren Freunde sind.

Wie würde man sich fühlen, wenn man von einem Freund oder einer Freundin zu hören bekommt: „Damit musst du selbst zurechtkommen!“ oder „Lass mich mit deinem Problem in Ruhe!“? Sicherlich wäre man zutiefst enttäuscht.

Wie fühlt man sich andererseits, wenn der Freund bzw. die Freundin so reagiert, wie man es erwartet? Die Freundin, der Freund, setzt dem inneren Kritiker eine wertschätzende Sichtweise entgegen. Sie bzw. er macht Mut. In der Freundschaft hat man sich schon gegenseitig wertschätzen gelernt. Man hat Vertrauen zueinander entwickelt und man steht einander bei. Und man hält sich auch gegenseitig aus. Sicherlich wird man sich ermutigt fühlen, auch wenn der Andere an der Situation nicht direkt etwas ändern kann.

Wie viel ist eine solche Freundschaft wert, die einem in einer schwierigen Zeit Halt gibt? In einer Situation, wie der kurz skizzierten, ist sie Gold wert. Ja, noch mehr als das: sie ist sogar unbezahlbar. Sie erweist ihre Kraft in der Not und ist von daher etwas überaus Kostbares.

„Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als …“

Obwohl es gerade die schwierigen Zeiten sind, in denen sich eine Freundschaft bewährt und ihre Kostbarkeit und Unbezahlbarkeit vor Augen führt, erweist sie diese auch in den eher ruhigen Zeiten. Man kann vertrauensvoll miteinander reden, laut voreinander denken. Man muss sich nicht verstellen, darf so sein, wie man eben ist: vollkommen authentisch.

Verwundert es, wenn Otto von Bismarck, Politiker und Staatsmann, von der Freundschaft so sprach: „Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.“?

Was geschieht, wenn eine Freundschaft nicht gepflegt wird?

In guten Zeiten, wenn alles blendend läuft, ist einem der Wert einer Freundschaft oft nicht wirklich bewusst. Man denkt nicht so daran, die Freundschaft bewusst zu pflegen. Sie erscheint als fast selbstverständlich.

Eine Freundschaft hat im übertragenen Sinn durchaus vieles mit Pflanzen gemeinsam. Jede Pflanze ist zum Wachstum und zum Überleben auf eine kontinuierliche Nährstoffzufuhr angewiesen. Über die Wurzeln nimmt sie Wasser und Mineralstoffe aus dem Boden auf. Wenn diese Versorgung dauerhaft unterbrochen wird, leidet die Pflanze und verdorrt unweigerlich.

Auch eine Freundschaft benötigt eine ständige Nährstoffzufuhr. Gemeinsame Unternehmungen, vertrauensvoller Gedankenaustauch und die gegenseitige Bestätigung, wie gut einem die Freundschaft tut, sind wichtige Nährstoffe einer Freundschaft. Wenn es an diesen Nährstoffen mangelt, wird die Freundschaft über kurz oder lang verflachen und schließlich vielleicht sogar still und leise zu Ende gehen.

Zitat des Tages

Erfolg ist nicht der Schlüssel, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum zugehörigen Text.

Wie kann man eine Freundschaft gut pflegen?

Wenn man an unterschiedlichen Orten lebt, ist es wichtig, die Kommunikation miteinander aufrecht zu erhalten. Heute gibt es dazu ganz andere Möglichkeiten als zu Voltaires Zeiten. Zu seiner Zeit brauchten Briefe sehr lange bis zu ihrem Ziel, denn sie mussten mit Postkutschen transportiert werden. Neben persönlichen Treffen waren Briefe die einzige Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Die seit dem Ausgang des 20. Jahrhunderts sich vollziehende Digitale Revolution brachte ein breites Spektrum an Kommunikationsmöglichkeiten mit sich. Während der klassische Brief manchmal mehrere Tage benötigt, bis er im Briefkasten des Adressaten liegt, ist eine über einen Instant-Messaging-Dienst, wie beispielsweise WhatsApp oder Threema, verschickte Nachricht quasi schon in der nächsten Sekunde beim Empfänger.

Wie auch immer – ob es zum Freund, der Freundin, nur ein „Katzensprung“ ist oder ob weite Strecken zu überwinden sind –, Kommunikation ist eine Lebensader der Freundschaft. Sie transportiert, bildlich gesprochen, Nährstoffe, damit die Freundschaft nicht verflacht.

Zum Wesen einer Freundschaft gehört, dass beide die Freundschaft wollen und am Ergehen des jeweils Anderen Anteil nehmen. Man möchte, dass es dem Anderen gut geht. Weshalb sollte man dies nicht kommunizieren?

Der Philologe und Philosoph Friedrich Nietzsche regte folgendes an: „Das beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tage eine Freude machen könne.“. Weshalb sollte man den Freund, die Freundin, nicht in diese Gedanken zu Tagesbeginn einbeziehen? Wenn einem nichts einfällt, muss man auch nichts „übers Knie brechen“. Man hat aber zumindest an den Anderen gedacht.

Mangelnde Pflege – Wie kann man Nachsicht ausdrücken?

Wenn man wahrnimmt, dass die Vitalität einer Freundschaft verlorenzugehen droht oder gar schon verloren gegangen ist, ist es an der Zeit, die Nährstoffzufuhr wieder zu intensivieren. Vielleicht hat die Freundin, der Freund, wenig in die Beziehung investiert und man fühlt sich etwas zu kurz gekommen. Oder man hat vielleicht selbst die Freundschaft etwas „schleifen lassen“.

In der Freundschaft ist sprichwörtlich „Sand ins Getriebe“ geraten. Wie soll man reagieren? Gegenseitige Nachsicht ist wohl der beste Weg. Unter diesem Vorzeichen kann man sich (wieder) auf das besinnen, was einen miteinander verbindet, und dann die Freundschaft wieder mit Nährstoffen versorgen. Die Chancen, dass man eine Freundschaft wieder mit neuem Leben erfüllen kann, stehen gut. Schließlich ist ja das Verbindende nicht einfach „weggeblasen“.

Zumindest wird dies so sein, wenn kein unausgeräumter Verdacht eines Vertrauensbruchs oder ein sonstiges schwerwiegendes Gefährdungspotenzial im Raum steht. Auch ein Pflanzenliebhaber wird eine geschädigte Pflanze nie wegwerfen, solange er noch eine Chance sieht, sie retten zu können. Sinngemäß gilt dies auch für die Freundschaft. Weil eine echte Freundschaft wertvoll ist, ist sie auch den Versuch wert, gerettet und wieder besser gepflegt zu werden.

Nachsichtig mit dem Anderen sein

Vielleicht geht es einem gerade nicht so gut. Man wünscht sich mehr Aufmerksamkeit vom Freund, der Freundin, doch man bekommt sie nicht in dem Maß, wie man es sich wünscht. Eine Vernachlässigung durch einen Freund oder eine Freundin schmerzt mehr als von anderen Menschen. Schließlich ist eine Freundschaft etwas Besonderes. Voltaire brachte es so zum Ausdruck: „Freundschaft ist die Ehe der Seelen.“.

Wie kann man kommunizieren, dass man sich mehr Freundschaftspflege und Aufmerksamkeit wünscht? Eine sehr gut geeignete Möglichkeit besteht darin, seinen Wunsch in einer „Ich-Botschaft“ auszudrücken. „Ich hätte mir gewünscht, von dir etwas zu hören“, klingt anders als beispielsweise „Du hättest dich auch mal melden können. Warum hast du es nicht getan? Ich dachte immer, ich wäre dir wichtig.“. „Ich-Botschaften“ können frei von Bewertungen oder gar Verurteilungen gehalten werden, kommunizieren aber trotzdem das Anliegen.

Vielleicht ist der Freund, die Freundin, gerade sehr beschäftigt, möglicherweise auch mit sich selbst. Wie könnte man das Verhalten des Anderen bewerten, wenn man die Beweggründe für die ausgebliebene Kommunikation nicht kennt? Eine Bewertung in Unkenntnis und auf reinen Vermutungen beruhend könnte sich als vollkommen falsch und als für die Freundschaft schädlich herausstellen.

Das Verhalten des Freundes, der Freundin, nicht bewerten, es stehen zu lassen, ist eine Form von Nachsicht. Dem Anderen wird Freiraum gelassen. Er wird seinerseits und aus seiner Initiative heraus die Freundschaft wieder besser pflegen, wenn ihm der Wert der Freundschaft wieder bewusster wird.

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

Geschenk mit Text - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum zugehörigen Text.

Nachsichtig mit sich selbst sein

Möglicherweise hat man es sich selbst zuzuschreiben, dass eine Freundschaft verflacht ist. Man hat den Freund, die Freundin, vernachlässigt. Vielleicht geschah es keineswegs böswillig. Man hatte einfach sehr viel zu tun, steckte „über beide Ohren“ in der Arbeit.

Würde es weiterhelfen, mit sich selbst ins Gericht zu gehen? Die Vergangenheit lässt sich schließlich nicht mehr ändern. Alles Hadern mit sich selbst würde an der Situation nichts verbessern, eher sogar noch Schuldgefühle verstärken. Wäre es nicht besser, mit sich selbst nachsichtig zu sein? Man kann schließlich nach vorne schauen und versuchen, die Freundschaft wieder zu vertiefen. „Es tut mir leid, dass ich mich um unsere Freundschaft nicht so gekümmert habe, wie sie es verdient. Ich schätze dich sehr und würde gerne unsere Freundschaft wieder vertiefen“, wäre ein Signal.

Pflege der Freundschaft – ein Muss!

Jede Pflanze braucht Nährstoffe, jede Freundschaft im übertragenen Sinne auch. Die Frage, ob „kann“, „soll“ oder „muss“ stellt sich nicht. Doch wird nicht bei einer wahren Freundschaft das „muss“ zum „will“ und „gerne“?

Zitate nach Quellen
Zitate-Suche *

* Sie können nach Text suchen, der in Zitaten vorkommt (Beispiele: „Glück“, „hoff“)

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.