„Einen kritischen Freund an der Seite, kommt man immer schneller vom Fleck.“
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war ein deutscher Dichter, Naturforscher und Politiker. Nicht nur in Deutschland gilt er als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.
Was ist ein kritischer Freund?
Vorbemerkung: Goethe bezieht sich auf den Freund als männliche Person. Selbstverständlich lässt sich die Aussage auch auf die Freundin übertragen. Dieser Text bleibt jedoch im Interesse der besseren Lesbarkeit bei der männlichen Form.
Ist ein kritischer Freund einer, der an allem etwas auszusetzen hat und einen gleich und bei jeder Gelegenheit „niedermacht“? Wenn es so wäre, dann wäre es sicherlich kein Freund. Es wäre keine Beziehung auf Augenhöhe. Aber gerade das macht eine Freundschaft aus: dass sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, dass nicht einer nur gibt und der Andere nur nimmt. Eine gute Freundschaft kann sich nur dann entwickeln, wenn es kein Abhängigkeitsverhältnis gibt.
Ein kritischer Freund ist einer, der einen wohlwollend begleitet, der aber stets bei der Wahrheit bleibt. Eigentlich ist es seine subjektive Wahrheit, wie er etwas wahrnimmt und welche Schlüsse er daraus zieht. Diese subjektive Wahrheit muss er äußern können, ohne Angst zu haben, gleich zurückgewiesen zu werden.
Wie kann man selbst mit Kritik umgehen?
Wahrheit kann unangenehm sein, insbesondere wenn man sie selbst nicht sehen will. Ein echter Freund wird seine subjektive Wahrheit so darlegen, dass man sie annehmen kann. Und er wird deutlich machen, dass es eben seine subjektive Sicht ist, die er wiedergibt, beispielsweise so: „Ich habe wahrgenommen, dass du etwas Vertrauliches über XY weitererzählt hast. Das hat XY in meinen Augen in ein schlechtes Licht gerückt. Ich finde das nicht in Ordnung.“.
Eine Ich-Botschaft wie diese greift den Freund nicht an. Dieses Beispiel würde jedoch genau dies bewirken: „Du hast etwas Vertrauliches über XY weitererzählt. Da hast du aber etwas angerichtet! Das war richtig blöd von dir! Wie konntest du nur?“.
Wohl niemand fällt es leicht, Kritik anzunehmen. Aber wenn sie so vorgetragen wird, dass deutlich spürbar ist, dass der Freund einem wohlgesonnen ist, wird die Hürde genommen. Man nimmt wahr, dass die Kritik, so wie sie ausgedrückt wird, unterschwellig von Ermutigung begleitet ist. Der Freund möchte Mut machen, zu den eigenen Unvollkommenheiten und Schwächen zu stehen.
Bei alledem soll nicht „unter den Tisch gekehrt“ oder gar gerechtfertigt werden, was nicht in Ordnung ist. Man muss sich mit der Kritik auseinandersetzen. Aber von Wohlwollen getragene Kritik macht es leicht, dem kritischen Freund für seine kritische Begleitung dankbar zu sein. Und man kann leichter das angehen, was zu ändern ist.
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