Du denkst, du bist nicht reich, aber du bist es doch! Sei dankbar!Lesezeit: 9 Min.

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„Du denkst, du bist nicht reich, aber du bist es doch! Sei dankbar dafür!“

Dieter Jenz
Du denkst du bist nicht reich, D. Jenz - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Reich sein – nur materieller Reichtum?

„Was??? Der soll reich sein? Der besitzt doch noch nicht einmal eine Wohnung oder ein Haus!“ – so könnte es klingen, wenn Menschen Reichtum einschätzen. Doch ist diese unwillkürliche Assoziation von „reich sein“ und Eigentum wirklich zutreffend?

Im Deutschen bedeutet „reich“, dem Duden zufolge: „viel Geld und materielle Güter besitzend, Überfluss daran habend“, aber auch „durch eine Fülle von etwas gekennzeichnet“, „durch Vielfalt gekennzeichnet“ und „durch großen Aufwand gekennzeichnet; prächtig“.

Wenn man jemand als reich einschätzt, denkt man zwar in erster Linie an materiellen Reichtum, an Vermögen, doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Dass man auch ohne materiellen Reichtum ein reiches (vieles enthaltendes und dadurch erfülltes) Leben führen kann, ist die andere Hälfte der Wahrheit.

Wann ist man wirklich reich?

Wenn „reich sein“ mehrere Bedeutungen hat, welcher Bedeutung ist dann der Vorzug zu geben? Oder sollten alle Bedeutungen gleich gewichtet werden? Um einer Antwort auf die Spur zu kommen ist es hilfreich, in materiellen und immateriellen Reichtum zu unterscheiden.

Materieller Reichtum

Was muss an Nettoeinkommen mindestens erwirtschaftet werden und wie viel Vermögen muss vorhanden sein, um als reich gelten zu können? Diese Frage ist alles andere als leicht zu beantworten. Es gibt keinen offiziellen Maßstab für materiellen Reichtum. Zwar werden verschiedentlich Einkommens- oder Vermögensuntergrenzen genannt, aber diese unterscheiden sich sehr stark. Etwas flapsig formuliert: es kommt darauf an, wen man fragt.

Davon abgesehen können sich Eigen- und Fremdwahrnehmung unterscheiden. Vielleicht hält man sich selbst nicht für reich, der Nachbar aber schon. Möglicherweise denkt man, dass man noch viel reicher sein könnte und schätzt deshalb den aktuellen Stand als (noch) unbefriedigend ein.

Immaterieller Reichtum

Etwas Immaterielles lässt sich nicht greifen, denn es ist unstofflich, unkörperlich, ungegenständlich. Es kann auch etwas Geistiges sein. Wie drückt sich vor diesem Hintergrund immaterieller Reichtum aus?

Wenn man auf sich selbst schaut, stößt man auf die Begabungen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die man besitzt. Sie sind durch genetische Veranlagung ins Leben mitgegeben worden. Man musste sie nicht erst erwerben. Man konnte und kann sie schulen und ausbauen. Im Lauf der Zeit sind vielleicht auch neue hinzugekommen. Dies alles sind Ressourcen. Um sie sich bewusst zu machen, lohnt es sich, sie zu benennen und aufzuschreiben.

Handwerkliches Geschick, sprachliche Begabung, Organisationstalent, Kreativität, Durchhaltevermögen, Sorgfalt, analytisches Denken … sind nur einige wenige aus der langen Liste möglicher Ressourcen. Jeder Mensch verfügt über Ressourcen, der eine mehr, der andere weniger – aber niemand besitzt keine einzige Ressource. Wenn man sich etwas Zeit nimmt und über die eigenen Ressourcen nachdenkt, wird die Liste sicherlich nicht kurz bleiben.

Blickt man etwas von sich selbst weg auf das soziale Umfeld, so wird bewusst, dass auch gute zwischenmenschliche Beziehungen (dazu zählen insbesondere Paarbeziehungen, Verwandtschaften, Freundschaften, Bekanntschaften und kooperative Beziehungen in Organisationen) immateriellen Reichtum ausmachen. Gute soziale Beziehungen bereichern das Leben.

Wie sind beispielsweise Gesundheit, körperliche Fitness, Lebenszeit, zu bewerten? Es lässt sich argumentieren, dass auch dies Ressourcen sind, die zum immateriellen Reichtum zählen.

Nicht zuletzt zählt auch zum immateriellen Reichtum, wenn man durch seine Tätigkeit erfüllt wird. Vielleicht hat man sogar die Möglichkeit, Beruf und Hobby miteinander zu verbinden. Darüber hinaus kann man vielleicht wahrnehmen, dass man in anderen Menschen etwas bewirkt. Man ist beispielsweise als Pädagogin oder Pädagoge tätig und nimmt seinen Anteil daran wahr, wie das vermittelte Wissen die Schülerinnen und Schüler anregt, das Gelernte ganz praktisch für sich nutzbar zu machen und sich zu entwickeln.

Immaterieller Reichtum ist nicht käuflich. Aufbauend auf dem Ererbten, dem ins Leben Mitgegebenen, muss man ihn sich selbst erarbeiten. Ohne ein gewisses Maß an Anstrengung geht es nicht. Doch was man schließlich erarbeitet hat, ist nicht steuerpflichtig, denn es entzieht sich jeglicher monetären Bewertung. Und immaterieller Reichtum kann auch nicht beschlagnahmt werden.

Hinsichtlich des immateriellen Reichtums ist ein Vergleich mit Mitmenschen nicht möglich. Schließlich gibt es keine Maßeinheit für immateriellen Reichtum, denn immaterieller Reichtum ist innerer Reichtum. Jeder Versuch eines Vergleichs entspräche dem Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Wie wollte man inneren Reichtum objektiv vergleichen?

Zitat des Tages

Erfolg ist nicht der Schlüssel, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
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Adolph Kolping – arm und gleichzeitig reich

In der Vergangenheit gab es Menschen – und es gibt sie auch in der Gegenwart -, die einen immensen immateriellen Reichtum angehäuft haben. Wenn man aber auf den Stand ihres materiellen Reichtums blickt, wird man feststellen, dass bei ihnen sprichwörtlich „nicht viel zu holen“ wäre. Einer aus der Reihe der Vielen, auf die das Gegensatzpaar „immaterieller Reichtum – materielle Armut“ zutrifft, ist Adolph Kolping.

Adolph Kolping wurde 1813 als das vierte von fünf Kindern des Ehepaars Kolping, das in bescheidenen Verhältnissen lebte, geboren. Nach sechs Jahren Volksschule begann er als 12-jähriger auf Wunsch der Eltern, das Schuhmacherhandwerk zu erlernen. Im Anschluss an die erfolgreich abgelegte Gesellenprüfung arbeitete er insgesamt zehn Jahre lang in seinem Beruf.

Wie damals üblich, ging Kolping auf Wanderschaft. Von den oft menschenunwürdigen Lebensbedingungen und Lebensweisen der meisten Handwerksgesellen, die er während seiner Wanderschaft kennenlernte, war er entsetzt. Eine Erkrankung zwang ihn schließlich, seine Tätigkeit als Handwerker vorübergehend aufzugeben.

Adolph Kolping entschied sich dazu, sich weiterzubilden und Priester zu werden. Als 24-jähriger besuchte er das Gymnasium und konnte nach nicht einmal vier Jahren das Abitur ablegen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch Nachhilfeunterricht und andere Arbeiten.

Nach dem Abitur folgte das Studium. Dass er ohne wirtschaftliche Not studieren konnte, verdankte er dem Stipendium einer Tochter des Gutsbesitzers, dessen Schafe sein Vater hütete, und auch der finanziellen Unterstützung weiterer Menschen.

Berührung mit sozialer Not

Mit der Priesterweihe erreichte Adolph Kolping ein Ziel, das er sich gesetzt hatte. Seine erste Stelle als Kaplan und Religionslehrer in Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wuppertal), die er 1845 antrat, brachte ihn wieder direkt mit der sozialen Not in Berührung. Die von England ausgehende industrielle Entwicklung brachte einen schnellen technologischen und sozialen Wandel mit sich. Fabriken und verarmte Arbeiter prägten das Stadtbild Elberfelds.

In Elberfeld lernte Adolph Kolping den Lehrer Johann Gregor Breuer kennen, der 1846 den Elberfelder Gesellenverein, den ersten katholischen Gesellenverein in Deutschland, gründete. Aufgabe des Vereins war es, „einheimischen und fremden Jünglingen und namentlich Handwerksgesellen in einem Alter von 18 bis 25 Jahren und darüber durch Vortrag und passende Lektüre Belehrung, Erbauung, Fortbildung und angenehme Unterhaltung und Erheiterung zu verschaffen“.

Adolph Kolping war von der Idee, jungen Menschen eine „Heimat“ zu geben, begeistert. Er sah darin ein geeignetes Mittel zur Bewältigung der sozialen Probleme. Nunmehr war er bestrebt, die Idee, jungen Handwerkern eine Zufluchtsstätte zu gewähren, über Elberfeld hinauszutragen. 1849 ließ er sich nach Köln versetzen und gründete dort den Kölner Gesellenverein nach dem Elberfelder Modell.

Eine Bewegung entsteht und entwickelt sich

Der Kölner Verein erfuhr regen Zulauf. Die wandernden Gesellen trugen die Vereinsidee von Kolping in die Welt hinaus. Wie in Köln entstanden schnell auch in anderen Städten Gesellenvereine. Bis zu Adolph Kolpings Tod im Jahr 1865 waren es insgesamt 418 Vereine mit etwa 24 000 Mitgliedern.

Gesellenhospize, christlich ausgerichtete Herbergen und Bildungsstätten zur Betreuung der Wandergesellen, sollten neben Unterkunft und Essen die seelische und geistige Betreuung von Handwerksgesellen sichern, die sich auf Wanderschaft befanden. Gleichzeitig sollten sie auch der Fort- und Weiterbildung dienen. Somit waren sie auch Schule, die es den jungen Handwerkern ermöglichte, sich politisch, fachlich und religiös zu bilden.

Die Förderung der Gesellenvereine war für Adolph Kolping zur Lebensaufgabe geworden. Unermüdlich setzte er sich auch als Publizist dafür ein, die christliche Sozialarbeit voranzubringen, um die wirtschaftliche und auch seelische Not vieler Menschen zu lindern.

Kurz vor seinem Tod im Jahr 1865 im Alter von 52 Jahren konnte Adolph Kolping noch die Gründung eines Gesellenvereins in Amerika erleben. In nicht einmal zwanzig Jahren schuf er über die Grenzen der damaligen deutschen Staatenwelt hinaus ein Netzwerk von Gesellenvereinen und gab Tausenden Orientierung und Hilfe. Mit den Gesellenvereinen entwickelte er neue Formen des Zusammenlebens und Lernens.

In materieller Hinsicht war Adolph Kolping arm. Was er an Einkünften aus seiner publizistischen Tätigkeit erzielte, floss in sein Lebenswerk. Über den immateriellen Reichtum dürften ebenso wenige Zweifel bestehen. Er erlebte, dass er seine vielfältigen Ressourcen einsetzen konnte, wie sein Wirken Früchte trug und die Lebenssituation vieler Menschen positiv veränderte.

Immaterieller Reichtum – Grund für Dankbarkeit

Jeder Mensch verfügt über Ressourcen. Das „Startkapital“ – die von den Eltern mitgegebenen Veranlagungen – wurde einem, wie bereits erwähnt, ins Leben mitgegeben und, bildlich ausgedrückt, „in die Wiege gelegt“. Jetzt kann man die „kostenlos“ erhaltenen Ressourcen nutzen und entwickeln. Auch neue Ressourcen kann man erschließen. Das immaterielle Vermögen kann wachsen.

Unabhängig davon, wie hoch der „Kontostand“ ist, kann man von diesem Vermögen etwas abgeben. Jeder Mensch kann geben und ist dadurch gleichzeitig auch wertvoll: „Du bist wertvoll! Du hast etwas, das du geben kannst.“. Interessanterweise wird man nicht ärmer, wenn man gibt.

Auch Adolph Kolping wurde durch seinen Einsatz für die Gesellenvereine nicht ärmer. Es darf angenommen werden, dass er im Gegenteil sogar reicher wurde. Mit seinem Wirken bewegte er etwas und sah die Früchte seines Wirkens. Nebenbei: Für ihn war es eine Lebenserkenntnis, dass das Glück der Menschen nicht in materiellem Reichtum liegt. Er drückte es so aus: „Das Glück der Menschen liegt nicht in Geld und Gut, sondern es liegt in einem Herzen, das eine wahrhafte Liebe und Zufriedenheit hat.“.

Wenn man sich seine Ressourcen bewusstmacht und erkennt, welchen immateriellen Reichtum man besitzt und was man damit bewirken kann, nimmt man dann nicht ein Gefühl von Dankbarkeit wahr?

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

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Kann immaterieller Reichtum verlorengehen?

Materieller Reichtum kann verlorengehen. Massive Geldentwertung, Fehlspekulationen, Naturereignisse, Kriege oder persönliche Schicksalsschläge können dazu führen, dass sich materieller Reichtum, bildlich ausgedrückt, in Luft auflöst. Für den Verlust von immateriellem Reichtum besteht demgegenüber keinerlei Gefahr. Er kann nicht verlorengehen.

Für Menschen, die von einer Weiterexistenz, einem Weiterleben nach dem Tod ausgehen – und dafür sprechen starke Indizien (siehe „Was geschieht mit mir, wenn ich sterbe? Eine existenzielle Frage?“) – eröffnet sich noch eine weitere Perspektive. Wenn das Leben mit dem physischen Tod nicht endet, sondern in einer anderen Existenzform in einem Jenseits weitergeführt wird, bedeutet dies, dass das individuelle Selbst (Sammelbegriff für Geist, Seele, Bewusstsein, Gedächtnis) erhalten bleibt. Demgegenüber ist der physische Körper bekanntermaßen der Verwesung preisgegeben.

Der materielle Reichtum muss mit dem physischen Tod losgelassen werden und bleibt zurück. Im Unterschied dazu bleibt der immaterielle Reichtum erhalten, wird in das Jenseits mitgenommen, denn er ist Teil des individuellen Selbst.

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.