Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten …Lesezeit: 4 Min.

„Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“

André Gide
Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, A. Gide - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

André Paul Guillaume Gide (1869-1951) war ein französischer Schriftsteller. 1909 begründete er als Herausgeber die „Nouvelle Revue Française“, eine französische Literaturzeitschrift, mit. Er gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch das Theater übte seine Anziehung auf ihn aus. Er schuf mehrere Theaterstücke. 1947 erhielt er den Literaturnobelpreis.

Neues entdecken – geht es ohne Mut?

André Gide hatte wohl das Bild eines Seefahrers vor Augen. Seefahrer vergangener Jahrhunderte, wie beispielsweise Christoph Kolumbus, Marco Polo, Vasco da Gama, Ferdinand Magellan und James Cook, brauchten in der Tat großen Mut für ihre Unternehmungen.

Die damaligen technischen Hilfsmittel zur Positions- und Routenbestimmung waren im Vergleich mit den heutigen noch relativ primitiv. Und Seekarten, wie man sie heute kennt, gab es damals noch nicht.

Im 15. Jahrhundert war bereits der Kompass bekannt. In den ersten Ausführungen schwamm die Magnetnadel noch in einer Wasserschale. Später wurde sie auf einen Stift aufgesetzt und schließlich in das Zentrum der Kompassrose gesetzt. Somit wurde eine Gradeinteilung möglich. Und es war möglich, die Fahrtrichtung des Schiffes oder die Position eines Ortes im Verhältnis zur geographischen Nordrichtung zu bestimmen.

Außerdem waren Berechnungsverfahren bekannt, mit denen der Winkelabstand zwischen Horizont und Sonne oder einem festen Himmelskörper berechnet werden konnte. Als Himmelskörper wurde vor allem der Polarstern gewählt, da seine Helligkeit relativ hoch ist und er nahe dem Nordpol des Himmels steht.

Zur Winkelmessung und zur mittelbaren Streckenmessung nutzte man den Jakobsstab, ein astronomisches Instrument. Mit ihm ließ sich der Winkelabstand auf einfache Art und Weise darstellen. Sein Nachfolger, der Sextant, ein optisches Messinstrument, mit dem der Winkelabstand zwischen Fixstern und Horizont gemessen wird, funktioniert nach ähnlichem Prinzip.

Ein Schritt ins Ungewisse

Für die damaligen Seefahrer war in gewisser Weise jede Seereise ein Schritt ins Ungewisse. Sie hatten zwar eine Vorstellung, welches Ziel sie ansteuern wollten, aber sie wussten noch nicht, wie es aussah.

Christoph Kolumbus hatte eine Hafenstadt in China, das im damaligen Sprachgebrauch zu Indien gezählt wurde, als Ziel seiner ersten Entdeckungsreise. Dorthin gelangte er jedoch nicht, sondern steuerte stattdessen die Großen Antillen an. Er entdeckte Amerika, wobei er nicht bemerkte, dass es sich um einen bis dahin unbekannten Kontinent handelte.

Die Ungewissheit fuhr auf jeder Seereise mit. Seefahrer verbrachten manchmal Wochen auf hoher See. Rundum war nur Wasser und weit und breit kein Land in Sicht. Und sie wussten auch nicht, welchen Gefahren sie auf dem Weg ausgesetzt waren. Stürme und hoher Seegang konnten damaligen Schiffen schwer zusetzen. Was mag den Menschen auf einem Schiff damals durch den Kopf gegangen sein, als die heimatliche Küste langsam am Horizont verschwand?

Bekanntes zurücklassen

Mut gehörte unbedingt dazu, um etwas Neues zu entdecken. Hätte man die alten Küsten nicht hinter sich gelassen, hätte man keine neuen Erfahrungen machen können. Man hätte nichts entdeckt. Für einen persönlich wäre alles so geblieben, wie es war.

Als man sich jedoch auf die Reise machte, wusste man, worauf man sich einließ: auf Ungewissheit, Mangel und Entbehrungen, und auf das Risiko, an Krankheit oder Unfall zu sterben. Aber man machte sich trotzdem auf die Reise. Es gab schließlich auch eine gewisse Hoffnung, mit reicher Beute zurückzukehren und für den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben.

Immer wieder machen sich Menschen im übertragenen Sinn auf den Weg, neue Erdteile zu entdecken. Das Vorhaben, das man unbedingt realisieren möchte, steht sinnbildlich für einen Erdteil. Man hat eine mehr oder weniger genaue Vorstellung davon, was man erreichen möchte und wie alles sein soll. Man kennt seine eigenen Kräfte, seine Fähigkeiten und Kompetenzen und verlässt sich auf sie.

Schließlich hat man auch eine mehr oder weniger genaue Vorstellung davon, womit man auf dem Weg zum Ziel zu kämpfen haben wird. Vielleicht sind es finanzielle Engpässe, lange Arbeitstage oder technische Misserfolge. Gleichzeitig ist die starke Hoffnung, wenn nicht sogar die persönliche Überzeugung, präsent, dass man es schaffen wird. Aber die Gewissheit gibt es nicht.

Hat man den Mut, ein Wagnis einzugehen, sich auf den Weg zu machen und das Bisherige zurückzulassen?

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