„Was du denkst, das bist und fühlst du.
Was du bist und fühlst, das strahlst du aus.
Was du ausstrahlst, ziehst du an.
Was du denkst, widerfährt dir also.
Achte deshalb gut auf deine Gedanken.
Sie sind der Samen, aus dem die Erfahrungen deines Lebens hervorgehen.“
Verfasser unbekannt
Ein kleines Experiment
Lust auf ein kleines Experiment? Es geht um Imagination. Man denkt etwas und erlebt, was man denkt. Für dieses kleine Experiment kann man sich einen Ort suchen, an dem man völlig ungestört ist und sich ungehindert ausdrücken kann.
Zunächst zur Körperhaltung: Man steht aufrecht und gerade. Der Kopf ist erhoben und man schaut geradeaus. Man steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Die Füße stehen etwa hüftbreit auseinander. Die Hände sind an die Hüften gelegt.
Jetzt stellt man sich Folgendes vor: „Ich bin ein kräftiger und starker Bär. Wenn ich mich aufrichte und mich auf meine mächtigen Hinterbeine stelle, sehe ich riesengroß und bärenstark aus. So kann ich mir gut den Überblick verschaffen und Witterung aufnehmen. Oder ich kann einem Rivalen meine imposante Größe zeigen, wenn es notwendig ist.“.
Um sich in die immense Kraft und Stärke dieses fantastischen Tiers einzufühlen, gönnt man sich etwa zwei Minuten. Während dieser Zeit ist man ein kraftvoller Bär.
Was hat diese kleine Imagination mit einem gemacht? Was hat man gefühlt? Sehr wahrscheinlich hat sich das, was man gefühlt hat, auch auf die Körperhaltung ausgewirkt. Wahrscheinlich wurde die Körperhaltung sogar noch straffer. Und im Körper kam es zu hormonellen Veränderungen.
Die Verbindung zwischen Gefühl und Körpersprache ist sehr eng. Eine bestimmte Körperhaltung oder Gesichtsausdruck können die entsprechenden Empfindungen hervorrufen. Psychologen der Harvard und Columbia University konnten in Untersuchungen mit Versuchspersonen zeigen, dass eine Körperhaltung, die Stärke ausstrahlt, eine biochemische Reaktion in Gang setzt. Der Cortisolspiegel sinkt und das Stressgefühl lässt nach.
Angenommen, man hätte diese kleine Imagination gerade abgeschlossen und ganz plötzlich käme jemand und würde einen zu einer kleinen Rede auffordern. Welche Haltung würde man bei dieser Rede einnehmen? Sehr wahrscheinlich würde es eine starke, selbstsichere Haltung sein und man würde mit kräftiger Stimme sprechen. So erging es jedenfalls den Versuchspersonen. Sie nahmen eine starke, selbstsichere Haltung ein, sprachen mit kräftiger Stimme und untermalten ihre Worte mit gebieterischen Gesten. Das gesteigerte Selbstbewusstsein signalisierten sie unwillkürlich ihrer Umgebung.
Vom Denken zum Sein – eine „Kopfsache“
Unser Denken hat maßgeblichen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen und wie es uns geht. Unzählige wissenschaftliche Studien belegen diesen Zusammenhang. Und unser Denken und unser seelisches Befinden haben weitreichende Auswirkungen. Wenn es uns nicht gut geht, kann sich dies auch auf den Körper auswirken (z. B. Rückenbeschwerden). Und es wirkt sich auf unsere Ausstrahlung aus, das, was andere Menschen von uns über unseren Körper hinaus wahrnehmen.
Vielleicht geht es einem gerade seelisch nicht so gut. Das würde dann im Rückschluss bedeuten, dass man anders denken sollte. Dies wiederum löst die Frage aus: „Was sollte man anders denken, damit es einem seelisch gut geht?“
Instinktiv bietet sich eine allgemeine Antwort an. „Ich müsste positiver denken“, lautet sie, wenn man sie auf sich bezieht. Doch wie kann man den Weg finden, positiver du denken? Manchmal fällt dies alles andere als leicht, insbesondere dann, wenn man sich in einer Spirale negativer Gedanken verfangen hat.
Dankbarkeit – als „Aufwärmtraining“
Gewissermaßen als „Aufwärmtraining“ für das veränderte Denken bietet sich eine kurze Dankbarkeitsbesinnung an. Wofür kann man gerade dankbar sein? Allgemein ausgedrückt kann man für alles dankbar sein, worauf man keinen Anspruch hat. Etwas worauf man keinen Anspruch hat, ist nicht selbstverständlich und ist letztlich ein Geschenk. Dazu zählt beispielsweise die Gesundheit. Niemand hat einen Anspruch auf Gesundheit. Folglich kann man dankbar sein, wenn man gesund ist.
Im Besonderen kann man für das dankbar sein, was man persönlich an Schönem oder Gutem gerade erlebt oder kürzlich erlebt hat. Vielleicht war da die Kollegin, die einem eine Gefälligkeit erwiesen hat. Oder da war vielleicht die Nachbarin, die einem Blumen aus ihrem Garten geschenkt hat. Immer wieder gibt es einen Grund zur Dankbarkeit.
Dankbarkeit bereichert das Leben. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer drückte es so aus: „Dankbarkeit macht das Leben erst reich.“. Und Friedrich von Bodelschwingh, ebenfalls Theologe, betonte einen anderen Aspekt: „Da wird es hell in unserem Leben, wo man für das Kleinste danken lernt.“.
Wenn man sich etwas Zeit für eine Dankbarkeitsbesinnung nimmt, macht man es sich leichter, sein Denken in eine positive Richtung zu lenken. Dankbarkeit übernimmt dabei gewissermaßen eine Katalysatorfunktion.
Darüber hinaus wirkt ein tief empfundenes Gefühl der Dankbarkeit als Schutzmechanismus gegen Enttäuschungen und Verbitterung. Probleme und Schwierigkeiten im Leben lassen sich leichter aushalten und überwinden.
Wie steht es um die Selbstwertschätzung?
Wenn das, was man denkt, direkt bestimmt, was man ist und fühlt – ist dann nicht zuallererst wichtig, was man über sich selbst denkt? Wie ist es um das Selbstwertgefühl bestellt? Schätzt man sich selbst wert?
Die Selbstwertschätzung kann im Denken beispielsweise in Leistung verankert sein. In der Konsequenz wird die Selbstwertschätzung nur dann gut ausgeprägt sein, wenn man bisher das geleistet oder erreicht hat, was man sich vorgenommen hat. Ist man deutlich hinter seinen Zielen zurückgeblieben, wird die Selbstwertschätzung leiden. Man kann sich leicht als Versager fühlen, wenn man den eigenen Ansprüchen nicht genügt.
Davon abgesehen, könnten sich Menschen mit einer Körperbehinderung oder einer geistigen Behinderung selbst wertschätzen, wenn sie nicht das Leistungsniveau eines nicht behinderten Menschen erbringen können? Von daher ist eine leistungsbezogene Selbstwertschätzung grundsätzlich äußerst fraglich und im Grunde sogar menschenverachtend.
Im Gegensatz dazu kann im Denken die Selbstwertschätzung in der Würde des Menschen an sich gründen. Dann ist sie nicht leistungsbezogen und bemisst sich auch nicht nach den Begabungen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die man hat. Als Mensch hat man unverlierbare Würde und als Mensch ist man grundsätzlich wertvoll. Und man kann etwas geben, was und wie viel auch immer es sei. „Du bist wertvoll! Du hast etwas, das du geben kannst.“, entlastet vom Leistungsdenken.
Worin gründet man seinen Selbstwert? Wenn man sich selbst wertschätzt, von seiner Würde als Mensch vollkommen überzeugt ist, tritt man völlig ganz anders auf als jemand, der sich selbst nur wenig Wertschätzung zumisst. Wenn man sagen kann: „Ich bin wertvoll!“ strahlt man das auch aus.
Was denkt man über sich selbst?
Die Selbstwertschätzung schwingt im Denken über sich selbst immer mit und sie zeigt sich auch im Wesen. Wenn man sich beispielsweise minderwertig fühlt, kann eine Neigung zu Überempfindlichkeit oder auch zu Machtstreben bestehen. Man ist überempfindlich oder strebt nach Macht und strahlt es auch aus.
Vielleicht wird einem bewusst, dass man sich selbst bisher nicht hinreichend wertgeschätzt hat. Weshalb sollte man dann nicht seinem Denken eine neue Richtung geben? Schließlich hat man hinsichtlich seines Denkens alle Freiheiten. Man ist „Designer“ seines Lebens. Was möchte man bzw. ich denken?
„Was möchte ich denken?“ ist mit der Frage „Wie möchte ich sein?“ verknüpft. Vielleicht möchte man eine Person sein, die Dinge optimistisch betrachtet und Optimismus ausstrahlt. Vielleicht möchte man eine Person sein, die auch in aller Hektik einen klaren Kopf behalten und völlige Ruhe ausstrahlen kann.
Es mag sein, dass man aktuell eine große Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit wahrnimmt. Wenn man beispielsweise bisher Dinge eher pessimistisch betrachtet, mag es zunächst schwer vorstellbar sein, ins Lager der Optimisten zu wechseln. Um sich bei der Änderung des Denkens zu unterstützen, könnte man beispielsweise zu sich selbst sagen: „Wenn es objektiv nicht unmöglich ist, sehe ich eine Chance und bin optimistisch.“.
„Was möchte ich jetzt denken?“. Mit dieser Frage hilft man sich selbst, eine Veränderung des Denkens konkret anzugehen. Vielleicht ist man noch etwas unsicher, ob man es wirklich schaffen kann, sein Denken zu verändern. Und vielleicht neigt man dazu, es auf später zu verschieben: „Ja, eigentlich schon, aber nicht jetzt“. Aber was gewinnt man, wenn man es aufschiebt? Ist es nicht besser, gleich damit zu beginnen?
Warum ist Nachhaltigkeit wichtig?
Da sind vielleicht immer wieder die alten Erfahrungen, die begrenzenden bzw. einschränkenden Muster. Sie wollen einem sagen: es hat sowieso alles keinen Sinn. Aber darauf darf man nicht hören!
Immer wieder wird der Blick auf Probleme und Schwierigkeiten gelenkt. Das hat man schließlich schon früh im Leben gelernt und ist somit sehr menschlich. Aber es ist möglich, immer wieder die Perspektive zu wechseln, die Erfahrung von Neuem zu machen. Dafür sind jedoch Zeit, Geduld und Einübung notwendig. Und man braucht Durchhaltevermögen.
Eine Erkenntnis der Hirnforschung schreibt dem menschlichen Gehirn die Möglichkeit zu, sich bis ins hohe Alter weiterzuentwickeln, sich zu verändern und seinen Umgebungsbedingungen entsprechend sich immer wieder neu zu strukturieren. Diese sogenannte Neuroplastizität lässt sich beispielsweise bei Patienten nachweisen, die einen Schlaganfall erlitten haben und Dinge wieder neu erlernen.
Wenn man seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bereich fokussiert, wird dadurch einem anderen Bereich Aufmerksamkeit entzogen. Somit kann man in gewisser Weise lenken, in welche Richtung sich sein Gehirn entwickelt. Und wohin sich sein Gehirn entwickelt, entwickeln man sich natürlich auch selbst.
Wenn unangenehme und belastende Gefühle einem zusetzen, dann haben diese ihre Wurzel in den eigenen Vorerfahrungen. Sie sind allerdings Momentaufnahmen. Man kann sie durch Achtsamkeit besser wahrnehmen und dadurch den Anstoß empfangen, innerlich „Stopp“ zu sagen. In der Konsequenz kann man seinen Gefühlen etwas entgegensetzen. Man kann immer wieder seine Denkrichtung ändern, sich gewissermaßen neu programmieren.
Zur Änderung der Denkrichtung ist Nachhaltigkeit erforderlich. Es genügt nicht, sich einmalig in einer stillen Minute zurückzuziehen und seinem Gehirn einen neuen Impuls zu vermitteln. Die Hoffnung oder gar Erwartung, dass sich schon dann etwas dauerhaft zum Positiven ändert, wird mit Sicherheit enttäuscht. Es ist notwendig, die tägliche Routine zu ändern.
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