Wenn du verbittert bist, frisst es dich auf …Lesezeit: 3 Min.

„Wenn du verbittert bist, frisst es dich auf und richtet bei dir sehr viel größeren Schaden an als die Menschen, die dich verletzt haben.“

Terry Waite
Wenn du verbittert bist, T. Waite - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Terence (Terry) Hardy Waite (geb. 1939), war in den 1980er Jahren Assistent des damaligen Erzbischofs von Canterbury, Robert Runcie, und war für Anglikanische Gemeinschaftsangelegenheiten zuständig. Im Auftrag der Church of England reiste er als Gesandter in den Libanon, um über die Freilassung von vier Geiseln zu verhandeln und diese zu erwirken. Er wurde unter Bruch der Zusage freien Geleits selbst entführt und von Januar 1987 bis November 1991 gefangen gehalten. Die ersten vier Jahre verbrachte er in Einzelhaft.

Sich selbst von Verbitterung auffressen lassen?

Vier Jahre lang war Terry Waite im Libanon alleine in einer fensterlosen kleinen Zelle an eine Wand gekettet. Vier Jahre lang sah er kein menschliches Gesicht, da er sich jedes Mal die Augen verbinden musste, bevor ein Wärter in seine Zelle kam. Er hatte keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Und er bekam keinen Lesestoff und auch keine Schreibutensilien.

Wie hält man jahrelang ein Leben in totaler Isolation aus? Ungerechte Behandlung, ständige Demütigungen, Hilflosigkeit, dagegen etwas unternehmen zu können – wie kann man damit fertigwerden? Muss das nicht geradezu in einer Verbitterung enden? Wenn man verbittert ist, dann ist man von ständigem Groll gegen eine als ungerecht empfundene Behandlung erfüllt oder der Groll richtet sich gegen das eigene Schicksal, das als viel zu hart empfunden wird. Verbittert sein bedeutet dann stets auch, sich in eine Opferhaltung zu ergeben und sich einer Opferrolle zu sehen.

Reaktionen, wie etwa ohnmächtige Wut, Hass, Rachegefühle und Depression, sind nur zu verständlich. Aber dadurch schadet man nur sich selbst. Man lässt es zu, dass man sich gewissermaßen von seiner Verbitterung auffressen lässt. Wenn man sich immer wieder mit dem Erlebnis, der Situation oder der bzw. den Personen beschäftigt, treibt man die Verbitterungsspirale immer weiter voran. Man traumatisiert sich gewissermaßen stets wieder aus Neue.

Wie kann man rechtzeitig reagieren?

Die Wärter, mit denen Terry Waite in Kontakt kam, scherten sich vermutlich nicht viel um sein Schicksal. War ihnen bewusst, welche seelischen Verletzungen sie anrichteten? Wohl kaum. Wahrscheinlich sahen sie sich als einfache Ausführende von Befehlen. Menschen, die anderen schlimme seelische Verletzungen zufügen, ist oft nicht bewusst, was sie mit ihrem Verhalten anrichten. Sie leiden nicht.

Man hat eine Wahl, wie man auf seelische Verletzungen reagiert, auch wenn es sehr schmerzhafte Verletzungen sind. Man ist nicht hilflos. Viktor Frankl, österreichischer Neurologe und Psychiater, der mehr als zwei Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern verbringen musste, drückte es so aus: „Es gibt etwas, was ihr mir nicht nehmen könnt: meine Freiheit, zu wählen, wie ich auf das, was ihr mir antut, reagiere.“.

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Buch-Cover Herzenswärme Dankbarkeit Dieter Jenz - Quelle: Butzon & Bercker
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Wäre dann nicht eine gesunde Reaktion, sich aus der Opferrolle zu lösen und zu sich selbst zu sagen: „Ich lasse mich nicht verbittern!“? Wenn man sich verbittern lässt, schädigt man sich selbst sehr viel mehr als es die verletzende Person bzw. die verletzenden Personen zu tun vermögen.

Ein wirksamer Schutz gegen die zerstörerische Wirkung von Verbitterung besteht zudem darin, das Selbstwertgefühl zu stärken. Je stärker das Selbstwertgefühl und die Selbstwertschätzung, desto besser kann man die üblen Wirkungen einer Verbitterung erkennen – und sich davor schützen, dass man sich von der Verbitterung auffressen lässt. Dann kann man sagen: „Ich lasse mich nicht verbittern!“.

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.