Die Dinge sind dazu da, dass man sie benutzt, um das Leben …Lesezeit: 8 Min.

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„Die Dinge sind dazu da, dass man sie benutzt, um das Leben zu gewinnen, und nicht, dass man das Leben benutzt, um die Dinge zu gewinnen.“

Laotse
Die Dinge sind dazu da, das Leben zu gewinnen Laotse - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Laotse (auch andere Schreibweisen, wie z. B. Laozi, sind bekannt) war ein legendärer chinesischer Philosoph und gilt als Begründer des Daoismus. Er soll im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben, jedoch wird grundsätzlich infrage gestellt, ob er wirklich existiert hat.

Der Daoismus ist eine chinesische Philosophie und Weltanschauung. Ein zentrales Thema des Daoismus ist die Suche nach Unsterblichkeit.

Das Leben gewinnen – was bedeutet das?

„Das Leben gewinnen“, was könnte damit gemeint sein? Diese Frage stellte sich Thilo (nicht der richtige Name). Es müsste eine Vorstellung geben, was das Leben überhaupt ausmacht. Schließlich wäre es wichtig, zu wissen, was man gewinnt, wenn man das Leben gewinnt.

Kann es überhaupt eine für die gesamte Menschheit geltende Vorstellung und eine Art objektiven Maßstab geben, was das Leben ausmacht? Wohl kaum. Dazu sind die kulturellen Unterschiede über die Kontinente hinweg viel zu groß und die Lebensumstände viel zu unterschiedlich. Und auch der Bereich der Spiritualität spielt eine entscheidende Rolle. In den Weltreligionen kommen ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Leben zum Ausdruck. Davon abgesehen haben auch Denker und Philosophen von der Frühzeit bis heute eine Vielzahl von unterschiedlichen Vorstellungen entwickelt.

Kein Mensch ist in der Lage, alle bisher zusammengetragenen Erkenntnisse, Ansichten und Meinungen auszuwerten. Wenn man es denn überhaupt schaffen könnte, wäre man wohl schon zu alt, um die gewonnene Erkenntnis für sich lange und nachhaltig fruchtbar werden zu lassen.

Jedem Menschen bleibt letztlich die Aufgabe, schon möglichst früh im Leben selbst nachzudenken, für sich selbst eine Vorstellung zu entwickeln, was das Leben für ihn persönlich ausmacht und was es also zu gewinnen gilt. An dieser individuellen Vorstellung kann man sich dann im Leben orientieren.

Wird man vorgeprägt – falls ja, wie?

Die eigenen Vorstellungen vom Leben werden schon früh von anderen Menschen maßgeblich geprägt. Kein Baby, das gerade auf die Welt kommt, ist ein unbeschriebenes Blatt. Von seinen Eltern wurden ihm Erbanlagen (Gene) weitergegeben. Es erhielt je die Hälfte seines Genoms (d. h. die Gesamtheit der in der DNA eines Organismus enthaltenen Erbinformationen) von einem der Eltern. Genauso wie die DNA wurde ihm auch die sogenannte „epigenetische Signatur“ (sehr vereinfacht ausgedrückt das, was ein Mensch erlebte) weitergegeben.

Prof. Dr. Alon Chen vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie konnte in einer Studie zeigen, dass Traumata zu epigenetischen Veränderungen führen können. Epigenetische Spuren von Traumata lassen sich derzeit bis in die dritte Generation nachverfolgen. Beispielsweise sind bei Enkelkindern von Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg epigenetische Spuren von Traumata zu erkennen. Diese Spuren schlagen sich im Verhalten nieder. Diese Menschen sind ängstlicher oder anfälliger für stressbedingte Krankheiten.

Wie diese epigenetischen Veränderungen genau vererbt werden ist derzeit noch nicht vollständig erforscht. Viele Faktoren spielen eine Rolle und manifestieren sich im täglichen Leben. Wenn beispielsweise eine Mutter intensiven Stress erlebt oder die epigenetische Signatur von ihren Eltern geerbt hat, wirkt sich dies auf ihr tägliches Leben aus. Es beeinflusst die Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern umgeht.

In der frühen Kindheitsphase sind es in erster Linie die Eltern, die ihrem Kind ihre Vorstellungen vom Leben vermitteln. Dies geschieht noch nicht einmal bewusst. Das Kind erlebt beispielsweise mit, wie die Eltern über das Leben sprechen und was ihnen wichtig ist. Es erlebt auch, wie seine Eltern über materielle Dinge sprechen, über deren Wert, wie sie über andere Menschen sprechen, die vermeintlich mehr haben als sie, oder wie sie mit materiellen Dingen ganz praktisch umgehen.

Was gibt es zu gewinnen?

Das Kind zieht Schlüsse und entwickelt instinktiv eine Vorstellung. Vielleicht lautet eine solche Vorstellung: „Das Leben ist Arbeit“, „das Leben ist eine Tretmühle“, oder „das Leben ist ein einziger Kampf“. Und vielleicht führt das zur Erwartung „eigentlich gibt es nichts zu gewinnen“. Diese übernommene Vorstellung prägt die ersten Lebensjahre des Kindes.

Spätestens im Teenageralter ist die Zeit gekommen, die elterlichen Vorstellungen kritisch zu hinterfragen. Das heranwachsende Kind entwickelt seine eigenen Vorstellungen vom Leben. Die Frage spitzt sich auf der persönlichen Ebene zu: „Worauf kommt es für mich im Leben an und was kann ich gewinnen?“.

Was könnte es gewinnen? Zum einen gibt es den Bereich der materiellen Dinge. Viele davon kann man mit Geld kaufen. Also braucht man Geld, und zwar möglichst viel Geld. Viel Geld zu haben bedeutet Wohlstand, materielle Sicherheit und eine gewisse Sorglosigkeit.

Den materiellen Dingen stehen die ideellen Dinge gegenüber. Leben, Liebe, Freundschaft, Frieden und Gerechtigkeit, um nur einige Beispiele zu nennen, kann man mit keinem Geld der Welt kaufen. Sie sind gewissermaßen Geschenke des Himmels.

Die materiellen Dinge – welchen Stellenwert haben sie?

Kein Menschenleben dauert ewig. Irgendwann kommt für jeden der Zeitpunkt des Abschieds von dieser Erde. Diese harte Wahrheit hat zur Konsequenz, dass man alle Dinge, die man im Leben besitzt, eben nur auf Zeit besitzt. Man kann sie nicht mitnehmen, sondern muss sie zurücklassen. Wenn sie materiell oder ideell werthaltig sind, gehen sie in andere Hände über. Anderenfalls werden sie entsorgt.

Materielle Dinge gehören nicht zu einem selbst. Man kann sich nicht über materielle Dinge definieren, wie es das Filmzitat aus „Fight Club“ etwas umfassender und treffend ausdrückt: „Du bist nicht Dein Job! Du bist nicht das Geld auf Deinem Konto! Nicht das Auto, das Du fährst! Nicht der Inhalt Deiner Brieftasche! Und nicht Deine blöde Cargo-Hose!“.

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Lohnt es sich, das Leben zu benutzen, um die Dinge zu gewinnen?

Entfernt man sich nicht im Grunde von sich selbst, je mehr man sich auf materielle Dinge konzentriert? Man baut eine Fassade auf, die man mühsam aufrechterhalten muss. Für sich selbst bräuchte man dir Fassade ja nicht, aber für andere. Auch dies wird in einem Filmzitat aus „Fight Club“ überspitzt, aber dennoch treffend, illustriert: „Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen.“

Wenn eine schwere Krise kommt, hat man nicht mehr die Kraft, den Einsturz der Fassade zu verhindern. Und wenn es dann geschehen ist, kann man in eine schwere Lebenskrise, eigentlich eine Sinnkrise, geraten. Oft kommt es dann zu Suizidgedanken und manchmal sogar zu Suizidabsichten – wegen einer Fassade.

Materielle Dinge können sehr schön und wertvoll sein. Und es kann sehr befriedigend sein, sie zu besitzen. Gegen den Besitz materieller Dinge spricht nichts. Die Frage ist, welchen Stellenwert man ihnen gibt und was man bereit ist, zu investieren, um sie zu erlangen. Will man das Leben dazu benutzen?

Das Leben gewinnen – mit Dingen?

Was das Leben gewinnen ausmacht, muss jeder Mensch, wie bereits erwähnt, für sich persönlich herausfinden. Die jeweils eigene Vorprägung, die Lebensgeschichte und die Lebensumstände sind schließlich völlig unterschiedlich.

Zufriedenheit im Leben, eine glückliche Familie, vertrauensvolle freundschaftliche Beziehungen, physische und psychische Gesundheit, sind einige Beispiele, die dafür stehen können, was „das Leben gewinnen“ bedeuten kann. Es geht um Zustände, weniger um Ziele.

Und der lebensdynamische Aspekt? Ein Denkansatz könnte lauten: Das Leben gewinnen bedeutet, seine Begabungen und Kompetenzen sinnvoll einsetzen und seine Potenziale ausschöpfen zu können. Der individuelle Lebenssinn und, wenn man sie für sich gefunden hat, die persönliche Lebensaufgabe leiten auf dem Weg, das Leben zu gewinnen.

Wenn dies gelingt, wird man in seinem Leben Zufriedenheit erleben. Man erlebt, dass man sein Leben sinnvoll einsetzt. Man vergeudet es nicht.

Materielle Dinge haben in diesem Kontext natürlich ihre Bedeutung. Wenn man beispielsweise weitestmöglich mobil sein muss, wird man dafür ein Auto als materielles Gut benötigen. Das Auto kostet Geld und dieses muss erwirtschaftet werden. Aber es ist Mittel zu einem übergeordneten Zweck. Man arbeitet zwar dafür, zu einem Auto zu kommen, aber man setzt nicht das Leben dafür ein.

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

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Und wenn es nicht so läuft wie erhofft?

Das Leben ist nicht planbar. Ereignisse, wie beispielsweise Naturkatastrophen, Finanz- und Wirtschaftskrisen oder Pandemien, können Pläne ganz plötzlich zunichtemachen. Nichts ist mehr wie vorher. Wege sind auf einmal versperrt. Vielleicht hat man viel verloren, die Gesundheit, den Arbeitsplatz, Geld oder sonst etwas Essenzielles. Man muss sich einer neuen Situation stellen und sich mit ihr auseinandersetzen, ob man will oder nicht.

Welcher Ansatz hilft eher, durch eine schwierige Zeit zu kommen – das Leben benutzen, um Dinge zu gewinnen oder Dinge benutzen, um das Leben zu gewinnen?

Die persönliche Resilienz, die psychische Widerstandskraft, ist deutlich stärker ausgeprägt, wenn das Leben im Mittelpunkt steht und man Dinge benutzt, um das Leben zu gewinnen. Der Lebenssinn ist selbst durch ein schwerwiegendes Ereignis nicht infrage gestellt.

Natürlich kann es ungemein schmerzen, Ideen, Träume und Pläne aufgeben zu müssen. Aber die Gefahr, daran zu zerbrechen, ist relativ gering. Die Prioritäten ruhten schließlich schon bisher nicht auf Materiellem, sondern auf Ideellem. Solange man Hoffnung hat, fällt es leichter, sich neue Wege zu suchen.

Wenn man demgegenüber das Leben benutzt hat, um Dinge zu gewinnen, wenn Dinge im Mittelpunkt stehen, und diese Dinge sind mit einem Mal weg, war alle Mühe umsonst. Man hat gewissermaßen einen Teil seines Lebens vergebens eingesetzt. Der Weg ist nicht weit, am Sinn seines Lebens zu (ver)zweifeln.

Und Thilo? Er stellte sich diese Frage, was „das Leben gewinnen“ für ihn bedeuten kann, erst spät in seinem Leben. Er wünschte, er hätte früher darüber nachgedacht. Aus seiner heutigen Sicht hätte er einen Teil seiner Lebenszeit sinnvoller einsetzen können. Aber es war nicht zu spät. Er konnte seine persönliche Antwort finden und seinem Leben eine andere Richtung geben.

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.