Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.Lesezeit: 9 Min.

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„Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“

Albert Schweitzer
Das Glück ist das einzige, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

Albert Schweitzer (1875-1965) war ein deutsch-französischer Arzt, Philosoph, evangelischer Theologe, Organist, Musikwissenschaftler und Pazifist. Schweitzer, der „Urwaldarzt“, gründete 1913 ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. Er veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften.

Die Lebensplanung wird geändert

Albert Schweitzers Lebensweg ist äußerst ungewöhnlich. Er befand sich bereits in einer erfolgreichen beruflichen Karriere, als er sich entschloss, Medizin zu studieren. Von 1905 bis 1913 studierte er also Medizin mit dem Ziel, in Französisch-Äquatorialafrika als Missionsarzt tätig zu werden.

Seit 1902 war er Dozent für Theologie an der Universität Straßburg, außerdem Buchautor. Es hätte also aus Fremdsicht für ihn keinerlei Anlass gegeben, ein jahrelanges Medizinstudium zu beginnen. Er hätte seine Karriere fortsetzen und sich irgendwann in einen finanziell sorglosen Ruhestand verabschieden können. Sehr wahrscheinlich hätte er ein großzügiges Eigenheim finanzieren und mit seiner Familie ein standesgemäßes Leben führen können.

Was trieb Albert Schweitzer dazu, als 30-jähriger die bisherige berufliche Laufbahn aufzugeben und ein acht Jahre dauerndes Medizinstudium zu beginnen? In seinem Buch „Selbstzeugnisse“ erläuterte er seine Motivation. Er nahm wahr, dass die französische Kolonialmacht in Äquatorialafrika (offiziell von 1910 bis 1958 eine französische Kolonie) ihrer humanitären Aufgabe nicht gerecht wurde und sah für sich eine persönliche Verantwortung und Aufgabe.

Welchen Stellenwert hat Glück?

Für Albert Schweitzer spielte das Thema „Glück“ offenkundig eine wichtige Rolle in seinem Leben. Oftmals äußerte er sich dazu, insbesondere vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen.

Im Hinblick auf „Glück“ ging es ihm sicherlich nicht um Glück im Sinn glücklicher Zufälle oder glücklicher Schicksalswendungen. Es ging ihm wohl in erster Linie um Glück als innerlich empfundener Zustand, als subjektives seelisches Wohlbefinden. Er betrachtete Glück nicht als Ergebnis oder Folge von etwas, beispielsweise seiner Arbeit. Im Gegenteil: Glück war für ihn wohl eine wichtige prägende Empfindung, die auf alle Bereiche seines Lebens ausstrahlte. So kleidete er, als Beispiel, einen Aspekt, die Beziehung zwischen Glück und Erfolg, in folgende Worte: „Erfolg ist nicht der Schlüssel zum Glück. Glück ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du liebst, was du tust, wirst du erfolgreich sein.“.

Albert Schweitzer, mittlerweile 38 Jahre alt, führte der Weg nach Afrika, nach Gabun. Dort errichtete er unter vielen Mühen und begleitet von mancherlei Rückschlägen in Lambaréné ein Krankenhaus. Vielen Kranken konnte er dort helfen. Sein Wirken unter der einheimischen Bevölkerung erfüllte ihn und half ihm dabei, sich von Entbehrungen, Enttäuschungen Widrigkeiten usw. nicht entmutigen zu lassen. Viele der von ihm und seinem Team behandelten Menschen konnten wieder gesund werden oder doch zumindest ein besseres Leben führen. So hatte Albert Schweitzer, um in seinem Bild zu bleiben, Glück geteilt und gleichzeitig verdoppelt.

Für „sein“ Glücksempfinden war Albert Schweitzer bereit, einiges auf sich zu nehmen und einzusetzen. Im Klima Äquatorialafrikas setzte er sich gesundheitlichen Risiken aus. Er stellte sich der Herausforderung, sich in eine völlig andere Kultur hineinzufinden. Und er setzte seine eigenen finanziellen Mittel ein, verschuldete sich sogar, um sein Vorhaben umsetzen zu können. Vielleicht fragten sich damals sogar viele Menschen, die ihn kannten: „Warum tut er sich das nur an?“. Doch er sah den Weg, den er ging, als seinen Weg, der ihn erfüllte.

Wie viel muss man haben, um teilen zu können?

Teilen oder etwas abgeben kann man nur, wenn man etwas hat – eine Binsenweisheit. Bevor man etwas teilen kann muss man es erst einmal haben bzw. es empfinden. Albert Schweitzer setzt dies unausgesprochen voraus.

In der Konsequenz stellt sich die Frage: Wie viel muss man haben, bevor man davon etwas abgeben kann? Oder aus einem etwas anderen Blickwinkel und konkreter formuliert: Wie stark muss das subjektive Glücksempfinden mindestens sein, damit man Glück teilen kann?

Nicht wenige Menschen empfinden sich als unglücklich. In der Partnerschaft ist man unglücklich, die Partnersuche verläuft frustrierend, man hat einen geliebten Menschen verloren, den man schmerzlich vermisst, die berufliche Tätigkeit wird als unbefriedigend empfunden … – es gibt so viele Gründe, sich unglücklich zu fühlen. In der Tat kann das Schwere im Leben immer wieder den Blick auf das vernebeln, was gut ist. Vielleicht hat man sogar den Eindruck, dass der „Glücks-Akku“, bildlich ausgedrückt, vollkommen leer ist. Ist es dann nicht viel zu viel verlangt, Glück zu teilen?

Hat man dann überhaupt keine Chance, das Glück zu verdoppeln, weil man unglücklich ist und nichts teilen kann? Wenn dies so wäre, dann wäre dies in der Tat frustrierend. Die Frage lautet dann: Wie könnte man erst einmal dahin kommen, Glück durch Teilen verdoppeln zu können? Oder, um im Bild zu bleiben: Wie kann man den „Glücks-Akku“ soweit aufladen, dass man überhaupt etwas teilen kann?

Wenn der „Ladestand“ gleich Null ist, führt nichts am Aufladen vorbei. Doch selbst wenn der „Glücks-Akku“ auch nur ein wenig geladen ist, kann man Glück teilen. Auf die Menge kommt es nicht an. Wichtig ist das Teilen können.

Zitat des Tages

Dankbarkeit beinhaltet Demut, R. Emmons - Gestaltung: privat
Gestaltung: privat

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Wie kann man den „Glücks-Akku“ aufladen?

Eine einfache und bewährte Methode zum Aufladen des „Glücks-Akku“ besteht darin, sich all das bewusst zu machen, wofür man dankbar sein kann. Dabei kann es sich um Menschen, Dinge, Erlebnisse oder Ereignisse handeln. Worüber kann man gerade jetzt, in diesem Moment, dankbar sein?

David Steindl-Rast, Mönch und spiritueller Lehrer, stellt einen Bezug zwischen Glücklichsein und Dankbarkeit her. Er drückte es so aus: „Schau genau hin und du wirst feststellen, dass die Menschen glücklich sind, weil sie dankbar sind. Das Gegenteil von Dankbarkeit ist alles selbstverständlich nehmen.“ Dankbarkeit ist gewissermaßen Auslöser für Glücksempfinden.

Eine einfache Übung hilft dabei, herauszufinden, wofür man gerade jetzt, in diesem Moment, dankbar sein kann. Da sind zum einen Dinge, die keineswegs selbstverständlich sind, die man aber zuweilen für selbstverständlich hält: das Dach über dem Kopf, genügend zu essen, frisches Wasser, ein warmes Bett … – und noch so vieles mehr. Dann gibt es Menschen, die einen schon in irgendeiner Weise und mehr oder weniger ausgeprägt unterstützt haben: Eltern, Freunde, der Partner bzw. die Partnerin, Arbeitskollegen … Es gibt Erlebnisse und Erfahrungen, die man mit diesen Menschen verbindet. Und nicht zuletzt ist da der eigene immaterielle Reichtum: die Begabungen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die einem ins Leben mitgegeben wurden und die man selbst weiterentwickeln konnte und weiterhin kann.

Wenn einem in jeder der drei groben Kategorien (Dinge, Menschen, eigener immaterieller Reichtum) auch nur mindestens drei dankbarkeitswerte Punkte einfallen, wird man feststellen, dass man davon nicht unberührt bleiben kann. Ein Gefühl der Dankbarkeit stellt sich ein. Und löst es nicht auch ein Glücksempfinden aus?

Um nicht schnell wieder zu vergessen, wofür man dankbar sein kann, empfiehlt es sich, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Ein- oder mehrmals pro Woche trägt man ein, wofür man an diesem Tag bzw. an den vergangenen Tagen dankbar war. Wenn man dann später Einträge aus der Vergangenheit noch einmal liest, stellt sich dann nicht auch ein Glücksempfinden ein?

Wie kann man den Ladestand des „Glücks-Akkus“ auf hohem Niveau halten?

Vielleicht hat man den Eindruck, dass der „Glücks-Akku“ schon (wieder) ganz gut geladen ist. Jetzt stellt sich die Frage: Wie kann man den Ladestand auf möglichst hohem Niveau halten?

Eine Möglichkeit besteht darin, sich in Bereichen zu engagieren, die für das seelische Wohlbefinden förderlich sind. Beispielhaft seien drei Bereiche genannt: persönliches Wachstum, soziale Beziehungen und Beiträge für die Gesellschaft. Durch das Engagement in diesen Bereichen werden auch psychische Grundbedürfnisse befriedigt: insbesondere Bindung und Zugehörigkeit, Selbstwerterhöhung und eine positive Gefühlsbilanz (d. h. das Bedürfnis, mehr gute als schlechte Gefühle zu haben, indem schlechte Gefühle so gut es geht vermieden werden). Zur positiven Gefühlsbilanz trägt auch bei, das bereits erwähnte Dankbarkeitstagebuch zu führen.

Letztlich lassen sich die genannten Bereiche nicht isoliert voneinander betrachten. Ehrenamtliches Engagement – und dazu ließe sich auch das Engagement Albert Schweitzers zählen – ist nicht nur ein Beitrag für die Gesellschaft, sondern geschieht immer auch im Kontext sozialer Beziehungen und bleibt auch nicht ohne Einfluss auf das persönliche Wachstum. Dass ehrenamtliches Engagement für andere wesentlich zum Glücksempfinden beiträgt, lässt sich durch wissenschaftliche Untersuchungen belegen. Die Ergebnisse zeigen, dass ehrenamtliches Engagement mit einer höheren Lebenszufriedenheit und einer positiven Gefühlsbilanz verbunden ist.

In der Gesamtschau entsteht eine Win-Win-Situation. Das Engagement in Beiträge für die Gesellschaft wirkt auf beide: den Helfer und auf die Person(en), der bzw. denen geholfen wird. Und es wird klar erkennbar: Wer sich für andere engagiert, engagiert sich in der Konsequenz auch gleichzeitig für sich selbst. Johann Wolfgang von Goethe formulierte den Umkehrschluss: „Wer nichts für andere tut, der tut nichts für sich.“.

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

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Den Startpunkt finden

Möchte man sich auf eine Win-Win-Situation einlassen? Wenn ja, geht es darum, für sich persönlich einen passenden Startpunkt für ein sinnstiftendes Engagement zu finden. Ausgangspunkt können diese Fragen sein:

  • Was erfüllt mein Herz wirklich?
  • Was gibt meinem Leben einen tiefen Sinn?
  • Wann erlebe ich Glück als innerlich empfundenen Zustand?

Hinweise darauf kann – wenn man es führt -, das bereits erwähnte Dankbarkeitstagebuch geben. Was sind die Glücksmomente, die mit den Dankbarkeitserfahrungen verknüpft sind? Welche stechen besonders hervor?

Wie auch immer man sich engagiert und sein Glück teilt: die Auswirkungen werden sich im persönlichen Leben zeigen. Albert Schweitzer und viele andere Menschen in Vergangenheit und Gegenwart haben es schon erfahren.

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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.