Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe …Lesezeit: 9 Min.

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„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“

Albert Schweitzer
Das einzig Wichtige im Leben, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
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Albert Schweitzer (1875-1965) war ein deutsch-französischer Arzt, Philosoph, evangelischer Theologe, Organist, Musikwissenschaftler und Pazifist. Schweitzer, der „Urwaldarzt“, gründete 1913 ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. Er veröffentlichte theologische und philosophische Schriften, Arbeiten zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, sowie autobiographische Schriften.

Lebensspuren – so oder so

Im Lauf der Geschichte haben unzählbar viele Menschen ihre Spuren im Leben ihrer Mitmenschen hinterlassen. Viele Menschen hinterließen positive Spuren. Doch leider hinterließen auch viele Menschen negative Lebensspuren. Manche Menschen erregten mit ihren Spuren breite Aufmerksamkeit, im positiven wie negativen Sinne. Die weitaus meisten schafften es jedoch mit ihrem Wirken und Sein nie in die Nachrichten.

Stellvertretend für die Vielen sei in aller Kürze das Leben zweier Menschen skizziert, die jeweils auf ihre Art in und mit ihrem Leben Spuren hinterließen: Albert Schweitzer und Peter Kürten. Es mag als unangemessen erscheinen, ausgerechnet diese beiden Menschen nebeneinander zu stellen. Doch andererseits wird durch den Gegensatz deutlich, wie unterschiedlich Menschen ihr Leben nach ihrem freien Willen gestalten können.

Albert Schweitzer

Albert Schweitzer hinterließ – und dies wird wohl niemand in Zweifel ziehen – positive Lebensspuren. Er setzte sich mit allem, was er hatte, dafür ein, Menschenleben zu retten bzw. zu erhalten.

Im Jahr 1913 gründete Albert Schweitzer, später auch der „Urwalddoktor“ genannt, eine Krankenstation in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. Damals gehörte das Gebiet zu Französisch-Äquatorialafrika. Seine kräftezehrende und viel Gutes bewirkende Arbeit in Lambaréné gewann im Lauf der Jahre internationale Aufmerksamkeit, ebenso seine humanistische Lehre. Nach dem zweiten Weltkrieg, den Albert Schweitzer in Afrika fast völlig isoliert überlebt hatte, wurden er und sein Wirken mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Im Jahr 1953 erhielt er mit dem Friedensnobelpreis seine höchste Anerkennung.

Zusammen mit seinem Team aus weiteren Ärzten und Pflegekräften konnte Albert Schweitzer vielen Menschen helfen. Viele Kranke, die sonst nie eine Möglichkeit zur Behandlung ihres Leidens gehabt hätten, konnten geheilt werden.

Albert Schweitzer starb 1965 in Lambaréné im Alter von 90 Jahren. Er wurde auf dem dortigen Friedhof neben seiner 1957 verstorbenen Frau begraben. Andere führten das Werk Albert Schweitzers – und auch seiner Frau – weiter. Das Hospital in Lambaréné besteht auch heute noch und nimmt jährlich Tausende von Patienten auf.

Heute sind in Deutschland eine ganze Reihe von Schulen nach Albert Schweitzer benannt. Auch mehrere Kinderdörfer tragen seinen Namen.

Peter Kürten

Im Gegensatz zu Albert Schweitzer hinterließ Peter Kürten (1883-1931) negative Lebensspuren. Er ging als erster Serienmörder – zuvor gab es diese Bezeichnung noch nicht – in die deutsche Kriminalgeschichte ein.

Im Schwurgerichtsprozess gegen Peter Kürten, der auch „Der Vampir von Düsseldorf“ genannt wurde, konnten ihm neun Morde und sieben Mordversuche nachgewiesen werden. Insgesamt beging er jedoch wohl mehr als 20 Überfälle, davon die meisten mit Mordabsicht.

Wegen Mordes in neun Fällen wurde er im April 1931 neunmal zum Tode verurteilt. Hinzu kamen 15 Jahre Zuchthaus für die nachgewiesenen sieben Mordversuche. Sein Leben endete 1931 (damals war er 48 Jahre alt) unter dem Fallbeil.

Die Brutalität seiner Morde und die Hysterie, die er damit auslöste, führten auch zu internationaler Aufmerksamkeit und gewisser Prominenz. Auch einige Bücher, Filme, Theater- und Musikstücke befassten sich mit den Verbrechen Peter Kürtens.

In seinem Schlusswort bat Peter Kürten die Angehörigen der Opfer um Verzeihung. Nach der Verkündung des Todesurteils ließ er durch seinen Anwalt ein Gnadengesuch einreichen. Dieses wurde abgelehnt und die bevorstehende Hinrichtung mitgeteilt. Peter Kürten erbat geistlichen Beistand, schrieb Briefe an seine Frau, an überlebende Opfer seiner Taten sowie an Hinterbliebene.

Sein Bedauern, wie tief es auch gereicht haben mag, konnte die von ihm Ermordeten nicht mehr ins Leben zurückholen. Er hatte den bestialisch Getöteten ihre Zukunft genommen, ihr Leben zerstört, und tief in das Leben der Verletzten eingegriffen. Die von ihm Verletzten mussten mit den erlittenen Traumata leben. Seine Lebensspuren waren bereits eingegraben.

Heute erinnert sich niemand mehr gerne an Peter Kürten. Die Erinnerung an ihn ist mit Abscheu verbunden. Wahrscheinlich würde sich heute sogar überhaupt niemand mehr an ihn erinnern, wäre er mit seinen entsetzlichen Taten nicht in die deutsche Kriminalgeschichte eingegangen.

Gehen geschieht immer wieder

Jeder Mensch hinterlässt mit seinem Leben unweigerlich Spuren. Besonders ins Bewusstsein drängen sich diese Spuren beim „Gehen“.

Wie oft gehen wir im Leben? Sicher, es gibt das eine „große Gehen“, wenn ein Leben zu Ende geht und ein Mensch stirbt. Aber vorher gibt es viele „kleine Gehen“, viele kleine Abschiede, wenn wir Menschen begegnen und sie auch wieder verlassen. Während einer typischen Lebensspanne kommen und gehen wir sehr oft, gewiss mehrere tausend Male. Bei jedem Ankommen, bei jedem da sein, und auch bei jedem Weggehen, hinterlassen wir Spuren. Doch welche Spuren hinterlassen wir?

Da gab es vor dem Gehen vielleicht die scharfe und hässliche Auseinandersetzung im Familienkreis. Vielleicht ging es um Besitz oder Geld und man konnte sich nicht einigen. Niemand wollte nachgeben. So ging man im Streit auseinander.

Im Gegensatz dazu erlebte man vielleicht im Familienkreis gerade Unterstützung in einer schwierigen und herausfordernden Situation. Man hat einen Fehler mit negativen finanziellen Folgen gemacht. Es gab jemand, der zwar nicht finanziell unterstützen konnte, einen aber verstehen und einen Weg zeigen konnte, um mit der Situation fertig zu werden.

Zitat des Tages

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Was bleibt wirklich in Erinnerung?

Was behält man nach dem Gehen in Erinnerung? Wird man sich noch daran erinnern, was jemand genau gesagt oder getan hat, solange man zusammen war? Falls ja, wie lange wird diese Erinnerung anhalten? Würde man sich auch nach Jahrzehnten noch genau an den Wortlaut oder an das, was jemand in welcher Reihenfolge getan hat, erinnern können? Oder kann man sich eher an die Atmosphäre erinnern, die während einer Begegnung herrschte, an das, was man gefühlt hat?

Sicherlich wird man zustimmen, dass es in erster Linie die erlebten Gefühle sind, die sich am stärksten im Gedächtnis einprägen. Maya Angelou, Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin, drückte es so aus: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen vergessen, was du gesagt und was du getan hast. Sie vergessen aber nie, wie sie sich bei dir gefühlt haben.“.

Welche Spuren hat man selbst schon hinterlassen?

Es liegt völlig in unserer Hand, welche Spuren wir bei einem Gehen hinterlassen. Jeder ist für sich alleine verantwortlich. Die Spuren beim Weggehen hinterlassen den letzten Eindruck, und dies im doppelten Sinn. Man kann einfach nicht wissen, ob einer Begegnung noch eine weitere folgen wird.

Niemand zwingt einen beispielsweise, nach einer Auseinandersetzung laut brüllend zu gehen und die Tür hinter sich zuzuwerfen. Es gibt Möglichkeiten, die Kontrolle zu bewahren. Dies bedeutet nicht, bei einer Auseinandersetzung nachzugeben oder immer „auf gute Stimmung zu machen“. Wie wir auf etwas reagieren und wie wir unser Weggehen gestalten, liegt völlig in unserer Hand.

Jede einzelne Begegnung hinterlässt unweigerlich eine Spur. Im Lauf eines Lebens ergibt sich aus den vielen einzelnen Spuren eine „große“ Spur des Lebens.

Gutes und Sinnvolles tun – ganz praktisch

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Weshalb sind die Spuren der Liebe das einzig Wichtige?

Es stellt sich die Frage, weshalb die Spuren der Liebe das Wichtigste sein sollen. Man kann ja auch andere Spuren legen: Spuren der Leistung, des Erfolgs, der Popularität, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Zwei beispielhafte fiktive „ehrliche“ Nachrufe können als Beispiele bei der Klärung dieser Frage hilfreich sein.

Beispiel 1: Der selbstbezogene Mensch

Max (Name frei gewählt) war ein Mensch, der es im Leben zu etwas brachte. Er verstand es, Menschen und Situationen zu seinem Vorteil zu nutzen. Auch gelegentliche Intrigen zum Nachteil anderer gehörten zu seinem Repertoire.

Wirklich tiefe Freundschaften konnte er nie erleben. Seine Mitmenschen waren ihm im Grunde gleichgültig. Deshalb kam es ihm auch nicht in den Sinn, sich für andere, beispielsweise ehrenamtlich, zu engagieren. Spätestens nach dem Eintritt in den Ruhestand hätte er die Zeit dafür gehabt, doch ein ehrenamtliches Engagement interessierte ihn nicht. Er verbrachte seine Zeit lieber mit häufigen Reisen an die schönsten Plätze der Erde und gönnte sich selbst einen schönen Ruhestand.

Beispiel 2: Der gemeinschaftsorientierte Mensch

Katharina (Name frei gewählt) erreichte in ihrer beruflichen Laufbahn eine Leitungsposition mit Personalverantwortung. Sie hätte noch mehr erreichen können, wenn sie wirklich gewollt hätte, doch der Beruf war für sie nicht alles. Gute zwischenmenschliche Beziehungen, seien es Beziehungen im Familien- und Verwandtenkreis, Freundschaften oder auch nachbarschaftliche Beziehungen, waren ihr immer wichtig.

Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand war es für sie undenkbar, sich einfach auf die „faule Haut“ zu legen. Sie engagierte sich ehrenamtlich für eine Sache, die ihr schon immer am Herzen lag.

Was ist der Gegensatz von Liebe? Ist es, wie wohl instinktiv auf der Zunge liegt, der Hass? Oder ist es die Gleichgültigkeit? Beim Nachdenken erschließt sich, dass beides zutreffen kann.

Wenn man Liebe, Hass und Gleichgültigkeit einander gegenüberstellt, besteht wohl kein Zweifel daran: Wenn man positive Lebensspuren hinterlassen möchte, sind die Spuren der Liebe das einzig Wichtige im Leben. Mit Hass und Gleichgültigkeit können nur negative Spuren zurückbleiben.

Beide, Albert Schweitzer und Peter Kürten, hinterließen ihrer Nachwelt etwas, das nicht vergessen wird. Beide sind Personen, die in die Geschichte eingingen. Albert Schweitzer bleibt in positiver Erinnerung, Peter Kürten in Negativer. Wären ihm seine Opfer nicht gleichgültig gewesen, hätte er sie schließlich nicht umgebracht oder verletzt.

Auch der im Beispiel genannte Max bleibt eher in negativer Erinnerung. Er wollte seinen Mitmenschen nur wenig geben. Auch wenn sein Name in die Geschichte des Unternehmens einging, für das er zuletzt so erfolgreich tätig war, ändert dies nichts am Gesamteindruck. Die ebenfalls im Beispiel genannte Katharina hat sich jedenfalls selbst ein Denkmal in den Herzen vieler Mitmenschen gesetzt – das schönste Denkmal. Albert Schweitzer kleidete es in folgende Worte: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.“.

Alle Zitate von Albert Schweitzer
Mit den Jahren runzelt die Haut, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
Wir alle müssen darauf vorbereitet, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
Ich glaube, dass wir alle, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
Der moderne Mensch wird, A. Schweitzer - Gestaltung: privat
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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.