Zwischen Person und Sache unterscheidenLesezeit: 2 Min.

Dieser Beitrag ist Teil 8 von 13 der Reihe Der Weg zur gesunden Selbstwertschätzung

Zwischen Person und Sache unterscheiden – oder präziser ausgedrückt: Zwischen mir als Person und der Sache unterscheiden. Beziehen sich negative Urteile oder Wertungen auf mich, bin ich gemeint, oder geht es um eine Sache?

Wir stehen immer in der Gefahr, negative Urteile oder Wertungen auf uns selbst anstatt auf die Sache bzw. Tätigkeit zu beziehen. Schnell führt dies zu Unzufriedenheit mit sich selbst und ruft den inneren Kritiker auf den Plan.

Markus hatte bei einer geschäftlichen Besprechung einen kurzen Vortrag zu halten. Leider kam sein Vortrag nicht gut an. Die anderen Besprechungsteilnehmer waren unzufrieden und gaben ihm entsprechende Rückmeldungen. Markus war enttäuscht und fühlte sich als Versager.

Markus bezog die Kritik auf sich selbst und nicht auf die Tätigkeit, seinen Vortrag. Dabei meinten die Kritiker überhaupt nicht ihn als Person, sondern es war der Vortrag der ihren Erwartungen nicht genügte. Die Bezugspunkte unterschieden sich: hier Person, dort Tätigkeit. Indem Markus die Kritik ungefiltert auf sich bezog, geriet er auf eine Spur, auf der er sich zum Versager stempelte, sich selbst abwertete und sich letzten Endes selbst schadete.

„Ich bin ein Versager“, „Ich habe versagt“ oder mit ähnlichen Worten macht Markus seinen inneren Kritiker stark. Erinnerungen an ähnliche Vorkommnisse in der Vergangenheit drängen wieder in das Bewusstsein und wirken abwertungsverstärkend. Seine Selbstwertschätzung leidet. Hätte Markus jedoch die Kritik auf seine Tätigkeit bezogen, wäre er zu einem anderen Schluss gekommen. „Ich habe mich nicht gut genug vorbreitet“ oder so ähnlich hätte sein Fazit gelautet.

Wenn Markus auf der sachlichen Ebene bleibt, fällt es ihm leichter, Kritik zu akzeptieren und auf sie einzugehen. Er kann sich beispielsweise vornehmen, sich künftig besser vorzubereiten. Darüber hinaus kann er sich vornehmen, seine Rhetorik gezielt zu verbessern. So vermeidet er, seine Selbstwertschätzung von anderen abhängig zu machen. Auf den Gedanken, sich selbst abzuwerten, kommt er nicht, denn seine Person ist ja nicht gemeint.

Weiterführende Fragen:

  • Welche Auslöser gibt es bei mir, die mich dazu bringen, negative Urteile oder Wertungen auf mich selbst anstatt auf die Sache bzw. Tätigkeit zu beziehen?
  • Bei welchen Themen bin ich besonders empfindlich?
  • Was kann ich für mich tun, um besser zwischen mir als Person und der Sache zu unterscheiden?
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Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.